Project 1: Strike Fighters22.04.2003, Marcel Kleffmann
Project 1: Strike Fighters

Im Test:

Die meisten Spieler scheinen nicht mehr auf Flugsimulationen zu fliegen, denn es gibt kaum noch Entwickler, die sich an das traditionelle, aber recht komplexe Genre wagen. Neben der Genre-Referenz IL2-Sturmovik Forgotten Battles versucht nun THQ mit dem Project 1: Strike Fighters zu neuen Höhenflügen anzusetzen. Ob der Wertungs-Flug gelungen ist, erfahrt Ihr in unserem Test.

Ode an die Vergangenheit

Die Flugsimulation Project 1: Strike Fighters verschlägt den Spieler zurück in die 60er Jahre. In diesen heißen Jahren hat es noch richtige Luftkämpfe gegeben, denn ein Pilot musste nicht einfach nur das Ziel einige Sekunden lang anvisieren und dann eine Rakete losschicken, sondern richtige Dogfights in der Luft austragen. Die Rolle eines solchen Piloten übernehmt Ihr und in Eurem Flugzeughangar erwarten Euch altbekannte "Oldies" wie der A-4 Skyhawk, die F-100 Super Sabre, die F-4 Phantom II oder die F-104 Starfighter.

Im Kampf gegen wen?

Obwohl Ihr genau zur Zeit des Kalten Krieges abhebt, wird dieses höchst interessante Szenario komplett verworfen und stattdessen müsst Ihr in einem fiktiven Krieg gegen irgendein obskures, kommunistisches Wüstenland antreten. In nur einer Kampagne tretet Ihr hauptsächlich im Luftkampf gegen zahlreiche feindliche Flieger an, dürft aber auch ab und an Geleitschutz geben oder Bodenziele zerbomben. Allerdings sind die Bombenabwurfmissionen ziemlich dürftig geraten, da praktisch keine HUD-Zielhilfe für Bodenziele existiert und Euch Eure KI-Kollegen bei diesen Angriffen alleine im Regen stehen lassen. Absolut unverständlich sind einige Nacht-Einsätze, die Ihr mit Flugzeugen bestreiten müsst, die überhaupt nicht für Nachteinsätze ausgelegt sind. Ausstatten dürft Ihr Euren stählernen Adler übrigens nur bedingt und an die wirklich wichtigen Einstellungen lassen Euch die Entwickler nicht ran - jedenfalls nicht in der Kampagne.

__NEWCOL__Luftiger Kampf

Der Luftkampf hingegen ist um Längen besser geworden, als der misslungene Bodenangriff. Das Raketensystem ist für die damalige Zeit wirklich schön umgesetzt und die Fehler des mittlerweile überholten Leitsystems spiegeln sich auch im Gameplay wieder, da manche Raketen überhaupt nicht treffen oder irgendwo anders hinfliegen, nur nicht zum Ziel.

Ansonsten sind die Luftkämpfe schon allein durch die fordernde Künstliche Intelligenz der Gegner und das durchgehend realistische Flugverhalten absolut überzeugend. Die Feinde fliegen Ausweichmanöver, schlagen Haken oder versuchen Euch mit Fassrollen aus dem Fadenkreuz zu entkommen. Ebenso schlau und zugleich höchst enthusiastisch stellen sich Eure Flügelmänner an, die gegnerische Flugzeuge sofort unter Beschuss nehmen. Regelmäßiger Funkverkehr zwischen Basis, Flügelmännern und Euch hält das Mittendrin-Gefühl halbwegs aufrecht.

Luftschlachten und Bodenangriffe wechseln sich in der Kampagne einigermaßen ab, dennoch sind die Missionsziele fast immer nach Schema F aufgebaut und richtige Abwechslung bleibt nahezu komplett auf der Strecke. Die Kampagne spielt sich daher wie ein loser zusammengewürfelter Haufen an Einzelspieler-Einsätzen, verbunden durch eine äußerst magere Story und ein simples Belohnungssystem mit Orden.

Flugmodell

Im Gegensatz zu den weniger gelungenen Missionen, ist das Flugmodell ungleich besser geraten. Die vier Maschinen steuern sich allesamt unterschiedlich und verhalten sich in virtuellen Lüften recht behäbig. Nach einiger Eingewöhnungszeit habt Ihr aber die Maschinen ganz gut im Griff. Zahlreiche Optionen beim Flugverhalten vereinfachen auf Wunsch des Spielers den Schwierigkeitsgrad, damit vor allem Anfänger nicht überfordert werden. Profis, die sich hingegen an der ganzen Optionspalette bedienen, finden schließlich ein durchweg reales Flugmodell vor, dass allerdings nicht ganz an die Komplexität von IL-2 Sturmovik Forgotten Battles rankommt. Richtig spaßig sind auch die Mehrspieler-Gefechte gegen oder mit menschlichen Kollegen/Gegnern.

Grafik & Sounds

Grafisch hervorstechend sind die schön gestalteten Flugzeugmodelle, die bis ins kleinste Detail nachgebildet wurden und ein hübscher Metallglanz-Effekt auf der Oberfläche zeugt von guter Polierarbeit des Bodenpersonals. Ansonsten bleibt die Optik hinter dem Konkurrenz-Überflieger IL-2 Sturmovik zurück, denn die gesamte Landschaft wirkt längst nicht so lebensecht und liebevoll ausgestattet.

__NEWCOL__Ebenso durchschnittlich präsentiert sich die gesamte Sound-Untermalung des Spiels, die nicht besonders auffällt und an manchen Stellen deutlich kraftvoller hätte sein können. Die englische Sprachausgabe ist aber durchaus passend.

Übersetzung

In den USA steht Project 1: Strike Fighters schon seit sechs Monaten in den Läden. Damit hatte THQ rund ein halbes Jahr lang Zeit für die Lokalisierung. Umso merkwürdiger ist es, dass nur die Menüs sowie die Einsatzbesprechung übersetzt wurden. Sämtliche Sprachsamples liegen unverändert in englischer Sprache vor.

Fazit


Project 1: Strike Fighters hinterlässt einen halbwegs passablen Gesamteindruck. Und dass, obwohl viele Elemente des Spiels unfertig erscheinen. Einige unnötige Abstürze des Spiel hätten vermieden werden können und auch die langweilige Story sowie das triste Missionsdesign lassen die Spielspaß-Wertung nach unten sausen. Schwach auf der Brust ist außerdem die Sound-Untermalung, die nur durchschnittliche Grafik und die magere Übersetzung. Aber es ist nicht alles schlecht an Project 1: Strike Fighters; allen voran kann die gute Künstliche Intelligenz in den Luftkämpfen überzeugen, ganz zu Schweigen von dem komplexen und zugleich anpassbaren Flugmodell. Im Vergleich zur hochkarätigen Konkurrenz mit IL-2 Sturmovik Forgotten Battles zieht jedoch Project 1: Strike Fighters ganz klar den Kürzeren. Wenn Ihr aber nicht auf Flugzeuge aus dem zweiten Weltkrieg steht, sondern lieber Luftkämpfe mit Düsenflugzeugen austragt, dann solltet Ihr Project 1 Strike Fighters eine Chance geben - obwohl mit Lock On: Modern Air Combat, ein wirklich heißer Konkurrent ins Haus steht.

Pro

<li>gute Flugphysik</li><li>zahlreiche Optionen für das Flugverhalten</li><li>prima KI der eigenen Kameraden</li><li>gelungene Steuerung</li><li>spannende Luftkämpfe</li><li>reger Funkverkehr</li><li>schöne Flugzeugmodelle</li><li>nette Raucheffekte</li><li>guter Mehrspieler-Modus</li>

Kontra

<li>schwaches Szenario</li><li>öde, abwechslungslose Kampagne</li><li>langweilige Missionen</li><li>schlechte Bodenangriffe</li><li>logische Fehler in der Kampagne</li><li>Umgebungsgrafik oft detailarm</li><li>kaum Wolken in der Luft</li><li>durchschnittlicher Sound</li><li>öfters auftretende Bugs & Crashes</li><li>magere Lokalisierung</li>

Wertung

PC

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