Kritischer Balanceakt
Statisch: Die Städte sind nicht nur extrem weichgezeichnet, sondern auch recht unbelebt.
Während das Kampfsystem aufgrund seiner konservativen Grundwerte nicht hervorsticht, tut es die Balance umso mehr – allerdings im negativen Sinne. So sind die meisten Gefechte relativ einfach, wenn man die Grundregel „nicht einkreisen lassen“ einigermaßen beherzigt. Also halte ich mit den schweren Kämpfern die Front und nutze die Magier und Hexen als Unterstützung. So weit so simpel. Es gibt aber einige Kämpfe, die extrem schwierig sind – ohne dass sich die grundlegende Taktik ändert.
So ist z.B. ein Kampf gegen Zombiehorden unverhältnismäßig nervig: Die Viecher schlagen hart zu, vergiften immer und kommen aus allen Richtungen. Es blieb mir nicht viel mehr, als Rücken an Rücken zu stehen und zu hoffen, dass alle Schläge treffen. Nach vier Versuchen habe ich diesen Abschnitt geschafft – ohne meine Taktik zu ändern. Einzig der Zufall, Treffer oder Fehlschlag, entschied den Kampf. Das ist unbefriedigend, denn hier liegt bei der Balance einiges im Argen.
Pen&Paper-Flair in statischer Kulisse
Auch die Dialog-Inszenierung besticht nicht gerade durch ihre Intensität.
Schön ist hingegen, dass Daedalic sehr gekonnt das ursprüngliche Pen&Paper-Flair der DSA-Lizenz einfängt. So gibt es keine offen begehbare 3D-Welt, sondern Einzelschauplätze und Dungeons, die auf der hübschen, zweidimensionalen Weltkarte angesteuert werden. Städte sind Einzelbilder, auf denen die jeweiligen Orte oder Personen angeklickt werden können. Auch Dungeon-Übersichten bestehen ausschließlich aus 2D-Karten. Nur im Kampf wird auf das 3D-Hexfeld umgeschaltet. Dieser Ansatz ist interessant und funktioniert im Kern gut, auch wenn viele der Einzelszenen, Dialoge und Stadtansichten viel zu statisch sind.
Dies liegt vor allem an der Kulisse, die bestenfalls Mittelmaß ist. Vor allem die Animationen im Kampf und in den Dialogen sind steif. Das Artdesign wirkt zwischen Übersichtskarte, Ladenbildschirmen und Kampfsequenzen zudem merkwürdig zersplittert und inkonsequent. Ganz so, als ob man sich nicht zwischen bunter oder finsterer Fantasy entscheiden konnte. Dazu kommt ein extremer Weichzeichnungseffekt, der alles unangenehm verschwimmen lässt.