Strike Vector04.02.2014, Eike Cramer
Strike Vector

Im Test:

In Strike Vector sollen die Essenzen von Crimson Skies und Quake 3 Arena in einem Mehrspieler-Shooter verschmelzen. Das so genannte „Aerial-FPS“ der Ragequit Corporation ist jetzt auf Steam erhältlich. Können die luftigen Gefechte im Test überzeugen?

Luftkampf der Zukunft

Verdammt nochmal, der Kerl ist gut! Schon wieder ist der feindliche Vector aus meinem Visier verschwunden. Ich folge ihm in einer engen Kurve, kippe mein Fluggerät auf den rechten Flügel und manövriere durch ein enges Geflecht aus Rohren, Streben und Gittern, um ihm den Weg abzuschneiden. Hier müsste er eigentlich vorbeikommen. Mit einem schnellen Tastendruck verwandelt sich mein Jet in einen auf der Stelle schwebenden Mech. Ich lauere. Als der Gegner nichtsahnend an meinem Versteck vorbeirast, schalte ich in den Jet-Modus zurück und eröffne mit Gatling und Carabine, einem großkalibrigen Geschütz, das Feuer. Er hat keine Chance.

Strike Vector ist schnell. Verdammt schnell. In den teils engen, teils ziemlich weitläufigen Arenen, beharken sich bis zu 18 Spieler in ihren schwer bewaffneten, „Vectors“ genannten Fliegern. Der Clou: Diese lassen sich jederzeit zu auf der Stelle schwebenden Mechas verwandeln. So kann nicht nur im Notfall schnell gebremst werden, um einen Crash zu verhindern. Die Transformation ermöglicht auch schnelle Wendungen und Haltemanöver, die den Gegner in den schnellen Gefechten auf dem falschen Fuß erwischen können. Dies kehrt die Rollen von Jäger und Gejagtem mitunter in Sekundenbruchteilen um, was zu spannenden Schusswechseln über den Wolken führt. Zudem kann man sich im Hover-Modus seitlich bewegen und genauer zielen. Die Steuerung mit Maus und Tastatur funktioniert erstaunlich gut und präzise: ich bin mit meinem Vector selbst verrückte Manöver relativ sicher geflogen.

Ab in die Werkstatt

Besonders die Frischluft-Arenen sind äußerst schön anzusehen.
Um im Gefecht die Oberhand zu behalten ist aber nicht nur fliegerisches Können, sondern auch die richtige Ausstattung gefragt. In der Werkstatt können dazu Cockpit, Rumpf und Bewaffnung des Fluggerätes selbst zusammengestellt werden. Jeder Vector trägt zwei Waffensysteme unter den Flügeln, die separat ausgewählt und abgefeuert werden können. Das Arsenal reicht von der Gatling über ungelenkte Raketen bis hin zu  Schwarmraketenwerfern sowie Plasmakanonen und kann von Anfang an frei kombiniert werden.

Zusätzlich hat jede Waffe zwei Modifikationsslots, über die ich z.B. die Feuerrate oder der Schaden erhöhen kann. Zudem gibt es eine Spezialwaffe, bei der ich u.a. aus EMP-Waffen, autonomen Stalker-Minen oder heilenden Nanobots auswähle. Dazu kommt die Schiff-Spezialisierung, die mir z.B. höhere Geschwindigkeit, mehr Strukturpunkte oder eine größere Radarreichweite verleiht.

Es gibt unzählige Möglichkeiten das eigene Schiff zusammenzustellen und ich muss mir gut überlegen, welchen Zweck mein Vector erfüllen soll. Will ich eher einen schnellen Kurzstrecken-Abfangjäger fliegen, oder am Steuer einer fliegenden Festung sitzen, die die Feinde mit schweren Kanonen vom Himmel pustet? Je nach Karte gibt es vor und Nachteile bestimmter Entwürfe.

Bleihaltiger Himmel

Es rummst ziemlich häufig: Das von den Entwicklern erfundene Genre "Aerial-FPS" trifft es ganz gut.
Die Arenen unterscheiden sich nämlich merklich im Stil. So wird z.B. in und um große schwebende Industrieplattformen mit weitläufigen Kampfzonen über den Wolken gekämpft, wo vor allem Langstreckenwaffen zum Tragen kommen. Es gibt aber auch enge Slums mit verwinkelten Rohrkonstruktionen und wenig Platz zum Manövrieren. In diesen Labyrinthen sind Schnellfeuerwaffen und Minen die Ausrüstung der Wahl. Acht Karten stehen zur Auswahl, diese sind allerdings auf wenige Schauplätze aufgeteilt, wodurch die Abwechslung etwas leidet. Vor allem die stählernen Innenräume sehen sich manchmal etwas zu ähnlich.

Während der Gefechte können u.a. Reparaturupgrades oder von Dronen gelieferte Schadensboni aufgesammelt werden. Hier wird die Inspiration durch klassische Arena-Shooter à la Quake 3 Arena besonders deutlich.

Leider sind die Spielmodi herkömmlich: Neben dem obligatorischen Deathmatch und Team-Deathmatch gibt es nur Domination und Headhunter. Hier wird pro Abschuss Geld gesammelt. Die ersten drei Spieler werden als wertvollste Ziele für jeden sichtbar markiert, was zu regelrechten Treibjagden führt. Das ist unterhaltsam, aber hier wäre mehr möglich gewesen. Zwar haben die Entwickler versprochen kontinuierlich Nachschub zu liefern, momentan hat man aber bereits nach wenigen Stunden das Gefühl alles gesehen zu haben.

Effektregen im Kugelhagel

Wer hat da gerade Descent gesagt? Tatsächlich gleichen sich die Innenräume der Karte stellenweise etwas zu sehr.
Genau wie der ähnlich schnelle Mech-Shooter Hawken wird Strike Vector von der Unreal-3-Engine angetrieben. Und genau wie bei seinem bodennahen Verwandten kann die Kulisse auf ganzer Linie überzeugen. Die Arenen glänzen mit vielen kleinen Details wie Leuchtreklamen, arbeitenden Industrieanlagen und Lavaseen. Zudem ist die Sichtweite hoch. Auch die Explosionen oder Waffeneffekte können sich sehen lassen, während man entweder im Cockpit oder in der dritten Person butterweich über die Schlachtfelder rast.

Allerdings zickt die Technik an anderer Stelle: Der eigensinnige Serverbrowser verbindet mich gerne mit irgendwelchen, meist leeren Schlachtfeldern, obwohl ich eigentlich einen anderen Server ausgewählt habe. Außerdem wird mir oft die Spielerzahl nicht korrekt angezeigt, was schnell nervt. Zudem gibt es kein Training mit Bots oder ein interaktives Tutorial, in dem man den Umgang mit seinem Vector lernt. Einzig ein Solo-Flug ist vorhanden, sodass man wenigstens die Arenen alleine abfliegen kann.

Fazit

Strike Vector ist schnell, schick und fies. Wenn man seinen Jet zum fünften Mal gegen eine Wand oder in ein Minenfeld gesetzt hat, ist der Biss in die Tischkante nicht fern. Die ungewöhnliche und unheimlich präzise Spielmechanik des luftigen Shooters hat mich aber immer wieder motiviert, aus allen Rohren feuernd durch verwinkelte Slums zu rasen oder im Schatten riesiger Industrieanlagen auf den richtigen Moment zum Angriff zu lauern. Allerdings fehlt es an Umfang: Schnell hat man das Gefühl alles gesehen zu haben und vermisst kreativere Spielmodi oder Gefechte mit mehr Spielern, die die Zusammenarbeit der Piloten fördern. So bleibt die Ballerei am Himmel ein hübsches Spiel für die schnelle Runde zwischendurch. 

Pro

hübsche Kulisse
spannende, schnelle Spielmechanik
umfangreiche Vector-Modifikationen
abwechslungsreiche Karten ...

Kontra

zu wenig Spielmodi
vohandene Modi sind zu herkömmlich
kein Bottraining
... allerdings etwas wenig Auswahl
zickiger Serverbrowser

Wertung

PC

Schnell, schick und fies: Strike Vector bietet spannende Gefechte und umfangreiche Modifikationen, kann aber durch zu herkömmlichen Modi und die geringe Kartenauswahl nicht in gute Regionen vorstoßen.

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