Im Test:
Endlose Nacht
Vor der Tür lag zunächst nur ein endlos scheinender Wald im Dämmerlicht. Doch es dauerte nicht lange, da schlurfte ein zerzaustes Männchen mit Nachthemd, Schal und Kerze aus dem Unterholz, das wirres Zeug brabbelte. Es war wohl auf der Suche nach etwas - einem Tagebuch, wie sich später herausstellte. Ich entschloss mich, es zu begleiten und ihm zu helfen, wieder nach Hause zu finden. Es war nicht leicht, da der Wald bereits nach wenigen Schritten alles Vertraute hinter uns verschlungen hatte.
Irgendwann kamen wir hundemüde an einem Haus an, dessen Tür einladend offen stand. Wir gingen hinein, legten uns hin und schliefen sofort ein. Als wir am nächsten Tag aufwachten, war es schon wieder dunkel. Zudem hätte ich schwören können, dass die Räume des Hauses gestern noch anders angeordnet waren. Egal, das Tagebuch musste irgendwo hier sein und ich hatte versprochen, bei der Suche zu helfen.
Ein Kopf in Scherben
Keine Ahnung, ob er Schlafwandler, betrunken oder einfach nur verrückt war. Ich war jedenfalls gleichsam besorgt wie fasziniert, wollte mehr wissen und folgte ihm auf Schritt und Tritt. Das wurde mit der Zeit allerdings immer gefährlicher, denn irgendetwas anderes schien ihn ebenfalls zu verfolgen. Erst hörte man nur leises Knarzen und Knacken, dann lautes Poltern und Getrampel, Türen schlugen auf, Lichter gingen aus, sogar Stimmen und Wehklagen erklangen aus der Dunkelheit.
Kein Entrinnen
Das Haus präsentierte sich jedes Mal verändert, der Wald drum herum endlos. Wenigstens fanden wir immer wieder neue Buchseiten, die meinem Begleiter wie vieles andere kryptische Kommentare entlockten. Ich weiß nicht welche Gefahr größer schien - den nächtlichen Besuchern in die Hände zu fallen oder vorher den Verstand zu verlieren. Irgendwann spielte es aber keine Rolle mehr, da das Haus vom Käfig zum Grab wurde, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Wir waren gefangen in einer Endlosschleife, die uns jeden Morgen mit einer unabwendbaren "Game Over"-Ohrfeige weckte und enttäuscht zurückließ...
Fazit
Das russische Entwicklerstudio Ice-Pick Lodge hat bereits mit Pathologic oder The Void sehr spezielle Spielerfahrungen konzipiert. Auch bei Knock-Knock stellt man seine Vorliebe fürs Mysteriöse und Bizarre unter Beweis: Man begleitet einen geistig labilen Schlafwandler auf einem 2D-Psychotrip zwischen Amnesia, Slender und Limbo durch ein sich ständig veränderndes Zuhause. Man öffnet Türen, repariert Lampen und agiert im Verborgenen bis der rettende Morgen graut. Kryptische Kommentare und Tagebucheinträge machen neugierig, während ungebetene Gäste für Spannung sorgen. Das Versteckspiel nutzt sich mit der Zeit jedoch ab und kann gegen Ende sogar in eine spielerische Sackgasse führen, der man nur mit einem Neubeginn des gesamten Spiels entrinnen kann. Das ist einfach schlechtes Design und gehört eigentlich abgestraft. Auf der anderen Seite hat mich die eigensinnige Struktur und Inszenierung aber auch herrlich unterhalten, so dass am Ende die Faszination überwogen hat.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Herrlich bizarrer, aber wiederholungsanfälliger 2D-Psychotrip mit lauernder Sackgasse.
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