Im Test:
Spitzentreffen der besonderen Art
Zu Beginn stehen erst vier der acht Aufpasser zur Verfügung, mit denen man alles daran setzt, um die Haut seiner Schützlinge (und die eigene) vor den Bedrohungen zu retten. Das Spielprinzip bietet klassische Rundenstrategie mit einfachen Regeln: Jedem Betreuer steht eine begrenzte Anzahl von Zügen zur Verfügung, mit denen er Aktionen ausführen oder sich über die Karte bewegen kann, die in große Felder eingeteilt ist. Erreiche ich mit einem von ihnen das Feld eines Campers, wird dieser mir bei jedem weiteren Zug artig folgen, so dass ich ihn zumindest theoretisch sicher zum Camp zurückführen kann. Aber Vorsicht: Sobald ich alle Züge mit einem meiner vier Retter abgeschlossen habe, ist automatisch die Gegenseite an der Reihe. Entsprechend sollte man lieber in seiner aktiven Runde zwischen den Figuren wechseln, wodurch man seine Schritte aber noch besser vorausplanen muss.
Teamwork zahl sich aus
Bisher ist das Spiel nur über die Plattform Desura erhältlich. Dort gibt es auch eine kostenlose Demo-Version, mit der man in das anstrengende Leben als Aufpasser hineinschnuppern darf. Mehr Informationen gibt es hier . Und von diesen treiben sich einige auf den abwechslungsreichen und clever designten Karten mit ihrem 8-Bit-Retro-Charme umher: Der Maskenmann hat es im Stil von Michael Myers nur auf einen bestimmten Betreuer abgesehen und setzt alles daran, ihn zu erwischen. Weniger wählerisch sind die Axtmänner, denn sie attackieren einfach den Aufpasser, der sich am nächsten befindet. Werwölfe bevorzugen dagegen Camper-Fleisch und beißen erst dann zu, wenn sie die Fährte aufgenommen haben. Unberechenbarer agieren die grünen Schleimmonster, da sie sich ohne ein bestimmtes Jagdmuster über die Karte ziehen und daher eine Gefahr für alle darstellen. Ein kleiner Drecksack ist der Pixel-Clown: Zwar tötet er die Camper nicht, gabelt sie aber auf und führt sie anschließend gezielt zu Monstern, damit diese das Blutbad anrichten können. Wobei...hmmm...blutig geht es hier überhaupt nicht zur Sache – nicht einmal ein Pixel wird rot gefärbt, um den Lebenssaft darzustellen. Schade, denn ein bisschen Gore hätte hier nicht geschadet und sich thematisch angeboten. Im späteren Verlauf gesellen sich noch weitere Gefahren für die Camper hinzu, so z.B. Killer-Schwärme, See-Monster oder Irrlichter.
Zehn kleine Camperlein
Da zum Glück kein Zeitlimit für unnötige Hektik während der Züge sorgt und ständig neue Camper auf der Karte auftauchen, hört sich das alles doch nach einer machbaren Aufgabe an, oder? Ja, allerdings gibt es noch eine klitzekleine Kleinigkeit, die ich bisher noch verschwiegen habe: Fällt das Quartett den Killern zum Opfer, ist das Spiel vorbei! Gleiches gilt, falls zehn Camper abgeschlachtet werden sollten. Und das passiert oft schneller als einem lieb sein kann, denn egal wie viele clevere Strategien man sich überlegt, entscheidet zu oft der dumme Zufall über Leben oder Sterben. Das hat zwei Gründe: Zum einen bewegen sich die Camper genau wie die grünen Schleimmonster ohne ein bestimmtes Muster durch die Gegend und laufen den Monstern quasi ins offene Messer. Okay, das erleben wir in den Slasher-Filmen auch oft genug – ich erinnere nur an die Szene aus Scream, in der sich die Blondine mit ihren ausgeprägten sekundären Geschlechtsmerkmalen UNBEDINGT durch die kleine Hundeklappe im Garagentor quetschen wollte... sowas passiert!
Ärgerliche Zufälle
Schön dagegen die von Ironie und Sarkasmus nur so strotzenden Missionstexte, bei denen ich mir den einen oder anderen Lacher nicht verkneifen konnte. Die Retro-Aufmachung ist allerdings ein zweischneidiges Schwert: An den Pixeln kann ich mich zwar trotz der extrem simplen Darstellung nicht satt sehen und es kommen wohlige Erinnerungen an schöne C-64-Zeiten auf, doch den düdeligen Soundtrack musste ich nach einer Weile stummschalten – und das, obwohl ich die SID-Klänge eigentlich liebe. Hier gehen mir aber nicht nur die abrupten Übergänge zwischen den Stücken auf die Nerven, sondern die Kompositionen an sich.
Fazit
Mit etwas mehr Feinschliff hätte aus diesem Rohdiamanten ein echtes Schmuckstück für Freunde gepflegter Rundenstrategie werden können. Camp Keepalive ist mit seiner Thematik in Kombination mit dem Pixel-Charme eine herrliche Hommage an die Slasher-Filme und Computerspiele der Achtziger. Gerade auf den ersten Karten macht es eine Menge Spaß, die individuellen Fähigkeiten der Betreuer effektiv zu kombinieren, um möglichst viele der Camper vor all den Psychopathen und Monstern da draußen in Sicherheit zu bringen. Doch nicht nur aufgrund ihres unberechenbaren Verhaltens, sondern vor allem der willkürlichen (und oft fatalen) Spawnpunkte wird ihr Schicksal zu häufig vom Zufall abhängig gemacht – eine Erfahrung, die neben dem schwankenden Schwierigkeitsgrad mit steigendem Frustpegel einher geht. Schade zudem, dass man den Aufpassern keine ausbaubaren Fähigkeiten und den Campern nicht nur mehr Variationen, sondern auch mehr Persönlichkeit verpasst hat. Ich bin niemand, der unbedingt ein blutiges Pixel-Massaker im Stil von Hotline Miami braucht – hier hätte der eine oder andere Gore-Effekt aber nicht geschadet, um den filmischen Vorlagen gerecht zu werden. Trotzdem lohnt sich ein Ausflug ins Camp Keepalive, wenn man die Rettungsmissionen auf den mitunter hervorragend designten Karten in kleinen Dosen genießt, bei denen sich der Abnutzungseffekt nicht so schnell ausprägen kann.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Unterhaltsame und thematisch interessante Rundenstrategie, bei der (Über-)Leben oder Sterben zu oft vom Zufall abhängt.
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