Tower of Guns07.03.2014, Eike Cramer

Im Test: Bleihaltige Turmbesteigung

„Ein Shooter für die Mittagspause“ – so bezeichnet Joe Mirabello sein Projekt Tower of Guns (ab 10,00€ bei kaufen), das er in den letzten 18 Monaten in Eigenregie entwickelt hat. Ob die fixen Turm-Schießereien auch am Wochenende überzeugen können, klärt der Test.

Ein Turm voller Waffen

Tower of Guns inszeniert eine Turmbesteigung als Hochgeschwindigkeits-Shooter. Ich muss mich durch sieben Areale ballern, um zu gewinnen. Verteidigt werden die Stockwerke von Robotern und automatischen Geschützen. Der Clou: die Level werden bei jedem Durchgang aus verschiedenen Räumen zufällig zusammengesetzt. Anders als bei prozedural generierten Levels ist deren Layout aber festgelegt. Trotzdem kann man nie genau wissen was einen hinter der nächsten Tür erwartet: Sich schnell drehende Zahnräder? Hunderte Kanonen? Flammenwerfer? Auch die in albernen Texteinblendungen präsentierte „Handlung“ ist zufallsgeneriert: Mal ist man ein Schrotthändler, mal wird man angeblich von Zombies verfolgt.

Am Ende jedes Areals wartet ein riesiger Boss. Vor allem diese haben es ganz schön in sich: Mal muss ich gegen einen großen, stierähnlichen Roboter antreten, mal ist der Raum voller Stachelwalzen und Sägen. Auch die Bosse werden zufällig zugeteilt, was jeden Spieldurchgang einzigartig macht. Dies ist auch nötig, denn das Spiel zelebriert den sogenannten Perma-Death – jeder Tod im Turm der Waffen ist endgültig und erzwingt einen Neustart. Auch gesammelte Powerups oder Waffenupgrades sind unwiederbringlich verloren, was mitunter frustriert. Einzig über Erfolge freigeschaltete Waffen und Perks bleiben erhalten und können beim nächsten Versuch eingesetzt werden. Der Schwierigkeitsgrad ist übrigens recht knackig, nach rund 10-15 Versuchen werden aber Verbesserungen freigeschaltet, die die Stärke der Gegner nachhaltig senken.

Überzeugender Cartoon-Charme

Die Roboter-Verteidiger können einen ganz schön unter Druck setzen.
Sehr gelungen ist das charmante Artdesign des auf der Unreal-3-Engine basierenden Shooters. Alles ist in cartoonigem  Steampunk-Look gehalten, der wunderbar zu den bizarren Robotern, Geschützen und Waffen passt, die sich im Turm stapeln. Auch Qualm und Feuer werden durch gezeichnete Effekte dargestellt. Zwar kann die Kulisse nicht mit aktueller Grafik-Prominenz wie Battlefield 4 mithalten, überzeugt mich aber durch ihr schlüssiges Gesamtkonzept.

Dazu kommt eine passende Architektur, die sich nicht vor der Triple-A-Konkurrenz verstecken muss. Mit riesigen Sälen, gefüllt mit wütend herumschwirrenden Flugrobotern, Lavaseen oder großen Zahnradkonstruktionen sind die Abschnitte auch ziemlich abwechslungsreich. Das gilt auch für die Knarren die man in den Turm mitnimmt. Ob Laserpistole, Rasierblattwerfer oder 609mm-Handkanone - unter den zehn freischaltbaren Waffen ist so manche Obskurität.

Vierfach-Sprünge im Powerup-Rausch

Artdesign und Levelarchitektur sind gelungen und abwechslungsreich.
Jede Wumme kann durch eingesammelte Erfahrungspunkte in fünf Stufen verbessert werden. Zudem finde ich in den Arealen ab und an Verkaufsstationen, an denen gegen gesammelte Münzen ein Waffenupgrade erstanden werden kann. Von diesen kann aber immer nur eines gleichzeitig eingebaut werden. Hier lauert die Qual der Wahl: Nehme ich lieber die Schnellfeuer-Funktion, oder doch lieber das Feuerminen-Upgrade mit? Auch globale Verbesserungen wie mehr Lebensenergie, schwächere Gegner oder mehr Sprünge können so gefunden werden. Bosse lassen entsprechende Gegenstände mit Glück ebenfalls liegen.

Moment mal. Mehr Sprünge? Ja, denn in Tower of Guns gibt es nicht nur den Doppel-, sondern auch den Quadruple-Sprung. Bis zu vier Sprünge können in der Luft verkettet werden. So erreicht man hoch liegende Areale, kann über breite Abgründe hüpfen oder den Fallschaden kurz vor dem Aufprall abdämpfen.

Übrigens: Auch die Bewegungsgeschwindigkeit lässt sich steigern und wird als Wert auf dem Bildschirm angezeigt. Alles an der Spielmechanik erinnert an die Geschwindigkeit und Präzision von Arenashootern wie Unreal Tournament oder Quake Live, was die Gefechte zu frenetischen Shootouts voller absurder Manöver macht. Leider gibt es keine Ranglisten oder Kooperative Online-Modi.

Fazit

Tower of Guns verspricht nicht mehr als es liefert: Rasante Shootouts in einem mit Fallen, Gegnern und Geschützen gespickten, zufallsgenerierten Turm. Die immer neu zusammengestellten Ebenen, Powerups, Waffen, aber auch die tolle Architektur und das charmante Artdesign, haben mich überzeugt. Aber so gut die Action auch funktioniert, so sehr hat der Entwickler mit seiner Aussage recht: Tower of Guns ist ein Spiel für die Mittagspause! die Durchgänge enden, je nach Erfolg, nach rund 30-60 kurzen Minuten und der Drang mehr als zwei Runden am Stück zu spielen, will sich trotz der guten Elemente nicht einstellen. Dazu fehlt es dem Upgrade-System an Tiefe und dem Spielablauf an Komplexität. Zudem leidet die Motivation unter dem ständigen Verlust gerade eingesammelter Powerups und Waffenverbesserungen. Zudem fehlt eine Online-Rangliste oder Koop-Modus. Dennoch hinterlässt der Ausflug in den Waffenturm insgesamt noch einen guten Eindruck.

Pro

zufallsgenerierte, abwechslungsreiche Umgebungen
riesige Bossgegner
gutes, schlüssiges Artdesign
viele Waffen und Powerups

Kontra

Verlust von Upgrades führt schnell zu Frust
viele Neustarts durch teils unfairen Schwierigkeitsgrad
kurze Dauer eines Durchgangs
keine Mehrspieler-Modi

Wertung

PC

Gute Mischung aus Arenashooter und Roguelike - allerdings fehlt es an langfristiger Motivation.

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