Lifeless Planet20.06.2014, Eike Cramer

Im Test: Langeweile auf einer fremden Welt

Mit Lifeless Planet (ab 16,98€ bei kaufen) erzählen die Stage 2 Studios die Geschichte einer missglückten One-Way-Mission zu einem fremden Planeten. Kann das einsame Action-Adventure im Test überzeugen?

Faszination Einsamkeit

Die Bruchlandung in der Wüste des fremden Planeten war brutal. Alleine wache ich neben dem Wrack der Landekapsel auf. Ich habe überlebt – aber zu welchem Preis? Meine beiden Kameraden sind verschwunden, mein Raumanzug hat ein Leck und von dem Paradies, das uns die Sonden und Wissenschaftler bei dem Abflug vor 15 Jahren versprochen haben, ist weit und breit nichts zu sehen. Hier ist etwas so richtig schiefgegangen. Aber alles Weitere muss warten, denn der Sauerstoffvorrat ist bereits bedenklich niedrig. In der Ferne funkelt die Signalleuchte eines Versorgungsmoduls: meine vorläufige Rettung.

Absturz in der Einsamkeit: Der Beginn des Abenteuers kann noch überzeugen.
Der Beginn des Action-Adventures fasziniert. Nach dem Absturz streife ich zu stimmungsvollen Klängen durch die schier endlose Wüste, absolviere kleine Sprungpassagen und lasse die erdrückende Einsamkeit auf mich wirken. Spannend wird es, als ich ein russisches Dorf entdecke, das offensichtlich vor einiger Zeit verlassen wurde. Wurde ich reingelegt? War die ganze Mission vielleicht nur ein Trick? Als ich aber mit ansehen muss, wie einer meiner Kameraden stirbt und danach in einen unterirdischen Forschungskomplex vordringe, wird mir bewusst, dass die Russen wirklich hier waren. Das ist kein Trick. Das hier ist viel schlimmer.

Völlige Leere

So spannend der Beginn auch ist, so schnell verfeuert die Handlung ihre Munition: Zu schnell ist klar, das die Russen ein Portal einer alten Rasse genutzt haben, um auf den Planeten zu kommen. Zu schnell ist auch klar, dass sie schuld

Die Panoramen sind durchaus stimmungsvoll - vor allem die Musik trägt viel zur Atmosphäre bei.
an dem Verfall des Ökosystems sind – und auch die Bedrohung durch merkwürdige Pflanzenwesen ist früh entzaubert. Einzig die mysteriöse Begleiterin behält ihr Geheimnis etwas länger. Allerdings trägt dies nur bedingt zur Spannung bei, da Inszenierung und Inhalt bestenfalls Mittelmaß sind.

Auch die erdrückende Einsamkeit der fremden Wüste verliert an Faszination, was viel mit dem Spielprinzip zu tun hat: In den rund fünf Stunden des Abenteuers folge ich fast die ganze Zeit einem merkwürdigen grünen Bewuchs, der irgendwie durch die fremdartige Dame ausgelöst wird. Dabei tritt zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl der einsamen Freiheit auf wie bei Journey: stattdessen engt der lineare Pfad mich zusehends ein und lässt mir kaum Erkundungsspielraum. Zwar schafft die Kulisse ansehnliche Panoramen und die mitunter großartige Musik trägt erheblich zu einer melancholischen Stimmung bei, allerdings hat man sich trotz Feuer- und Wasser-Passagen schnell an Felsen, Wüste und kargem Bewuchs sattgesehen.

Spielerische Ödnis

Aber nicht nur die Atmosphäre leidet mit zunehmender Spielzeit, auch spielerisch fehlt es an allen Ecken und Enden. So gibt es eingestreute Sprungpassagen, die aber das gleiche triviale Niveau beibehalten und nie so richtig fordern.

Ja, die Russen war zuerst da. Nein, das ist nicht lange interessant.
Auch die immer mal wieder auftauchenden Schalter- und Schieberätsel oder Suchaufgaben sind viel zu leicht und eher lästig als spannend.

Ein Beispiel: Im letzten Drittel muss ein Portal zusammengefügt werden. Das Schieberätsel dazu besteht aus zwei Halbkreisen und vier Blöcken, die das Zusammenfügen des Kreises behindern. Ohne zu viel verraten zu wollen: Die Lösung ist an dieser Stelle dermaßen trivial, dass ich mich frage, warum man hier überhaupt versucht hat, ein Rätsel zu entwerfen. Auch das Drücken von Schaltern beim Öffnen von Toren ist ausnahmslos billiges Trial-and-Error und meist in Sekunden gelöst. Ganz schwach.

Vor allem die zweite Hälfte des Erkundungstrips wirkt auf mich wie ein unterdurchschnittlicher 3D-Plattformer: die Erkundung rückt immer weiter in den Hintergrund und wird durch langweilige Hüpfeinlagen abgelöst, während die Handlung belanglos dahinplätschert.   

Gefahrlose Fremde

Auch die außerirdische Bedrohung kann der Dramaturgie nicht helfen: die fiesen Pflanzen sind zwar in der Lage Menschen nachzuahmen und angeblich für viele Tode verantwortlich, in der Realität ist das dunkle Geäst aber dank

Komische Gebilde zum Abzapfen der Energie einer alten Rasse. Auftauchen tun die Aliens übrigens nie.
mäßiger Skripts nie eine echte Gefahr. Ja, man stirbt, wenn man frontal in die Büsche latscht. Unterlässt man dies aber, hat man nie das Gefühl einem echten Gegner gegenüberzustehen.

Zudem gibt es auch keinerlei Herausforderungen im übrigen Spieldesign: Der Sauerstoffmangel oder das Treibstoff-Management für mein Jetpack sind durchgehend geskriptet. So reicht der Extra-Treibstoff immer genau so lange, wie er für das Leveldesign wichtig ist und mein Sauerstoff wird nur dann knapp, wenn ohnehin eine Versorgungskapsel in Reichweite ist. Das wirkt nicht nur aufgesetzt, sondern auch unheimlich billig – genauso billig übrigens wie das enttäuschende Ende der Handlung, das weder mich weder überrascht noch überzeugt hat.

Fazit

Starker Anfang, wenig dahinter: Lifeless Planet hat mich schnell ernüchtert und am Ende sogar gelangweilt. Zu schnell verschießt die mit interessanten Prämissen ausgestattete Handlung ihre ganze Munition, zu schwach sind Sprungpassagen und Rätsel, zu aufgesetzt die geskriptete Ressourcenknappheit. Ja, in seinen seltenen starken Momenten schafft das Action-Adventure ein Gefühl der erdrückenden Einsamkeit, getragen von einem grandiosen Soundtrack, gutem Voiceacting und stimmungsvollen Panoramen. Zu oft will man aber in die Fußstapfen von Journey treten, ohne auch nur in die Nähe der Qualität des Meisterwerkes von ThatGameCompany zu kommen. Vor allem die aufgesetzt emotionale, plumpe und absurde Groschenroman-Science-Fiction mit Portalen, Zeitverschiebung und Umweltzerstörung macht aus einem stimmungsvollen Erkundungstrip einen unterdurchschnittlichen 3D-Plattformer.

Pro

Guter Soundtrack
stimmungsvolle Panoramen
guter Beginn

Kontra

belanglose Sprungpassagen
triviale Schalter
und Schieberätsel
schnell langweilige, belanglose Geschichte
aufgesetzt emotionale Story-Versatzstücke
kaum Erkundung möglich
gefahrlose Gegner

Wertung

PC

Starker Anfang, nichts dahinter: Das Möchtegern-Journey ist über weite Strecken ein belangloser 3D-Plattformer.

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