Jet Car Stunts09.05.2014, Michael Krosta
Jet Car Stunts

Im Test: Höhenflug oder Absturz?

Auf iOS zählt Jet Car Stunts von True Axis zu den absoluten Überfliegern: Die rasante Mischung aus Trackmania, dem Klassiker Stunt Car Racer und Flugeinlagen wurde nicht nur millionenfach aus dem AppStore geladen, sondern kam auch bei den Kritikern extrem gut an. Inspiriert von diesem Erfolg hat sich Grip Games an eine Umsetzung gewagt, die jetzt auf dem PC abhebt. Katapultieren sich die Flug-Autos in Wertungshöhen?

Von Trackmania bis Trials

Erinnerungen an Trackmania werden wach, wenn ich mit meinem kleinen roten Flitzer über die surrealen Pisten mit ihrem minimalistischen Grafikstil presche. Allerdings sind die Strecken im Plattform-Modus mit ihren gewaltigen Sprüngen, haarsträubenden Loopings und Rampen eher als Hindernis-Parcours und weniger als Rennstrecke konzipiert – Trials lässt grüßen! Da trifft es sich gut, dass mein Vehikel nicht zwingend auf die Bodenhaftung angewiesen ist, sondern sich nach dem Abheben dank ausklappbarer Flügel und Jetantrieb auch in der Luft kontrollieren lässt. Zwar ist die Steuerung mit dem Controller gewöhnungsbedürftig, doch entwickelt man mit der Zeit ein Gefühl dafür, wie man den Schub ideal dosiert, um nicht

Warum fahren, wenn man auch fliegen kann?!
nur große Abgründe zu überwinden, sondern auch bravourös durch Hindernisse wie Ringe in der Luft zu schweben. Mit der alternativen Tastatursteuerung hatte ich dagegen große Probleme, ein richtiges Gefühl für den Düsenantrieb zu entwickeln.

Knackiger Schwierigkeitsgrad

Doch selbst unabhängig davon sind die Herausforderungen auch mit dem Controller ganz schön knackig: Selbst bei Pisten, die als „sehr leicht“ deklariert werden, braucht es manchmal schon mehrere Anläufe, bevor man ins Ziel kommt, geschweige denn eine unfallfreie Start-Ziel-Vorstellung hinlegt. Auf späteren Strecken fragt man sich teilweise sogar, ob man überhaupt jemals im Ziel ankommen wird – hier nimmt bei den zahlreichen Neuversuchen die Motivation rasant ab. Doch das ist noch nichts verglichen mit dem Frust, der im neuen Spielmodus „Sammler“ aufkommt. Hier gilt es, Sterne einzusammeln, die meist so fies positioniert sind, dass man zunächst nicht mal eine Idee hat, wie man sie erreichen soll – und das schon in den einfachsten Stufen. Hier eine Lösung zu finden und diese mit der empfindlichen Flugsteuerung auch tatsächlich umzusetzen, mag zwar für manche Spieler eine packende Herausforderung darstellen, aber mir wurde es nach zahlreichen Ausflügen in den Abgrund schnell zu doof, mich weiter mit diesem Modus zu beschäftigen.

Besser hat mir das Zeitfahren gefallen, in dem ich auf Rundkursen die Checkpunkte passieren muss, bevor der Timer abläuft. Doch genau wie bei den Plattform-Herausforderungen leidet auch dieser Modus unter einem Problem: Zwar gibt es eine Rangliste, doch darf man diese nicht konkret einsehen. Stattdessen bekommt man lediglich die eigene Platzierung mitgeteilt und auf Wunsch automatisch den Geist eines anderen Spielers zugewiesen, der schneller unterwegs ist. Sich gezielt einen oder mehrere Gegner auszusuchen ist genauso wenig möglich wie direkte Duelle – sei es lokal im Splitscreen oder in Onlinerennen. Außerdem ist es irritierend, dass man zwar Medaillen gewinnen kann, aber im Vorfeld nicht die Voraussetzungen genannt werden, um Gold, Silber oder Bronze zu erreichen.

Kein Nachschub in Sicht

Oft schlittert man nur knapp am Abgrund und der Katastrophe vorbei.
Was im Gegensatz zu Nadeos traumhaften Baukasten hier ebenfalls fehlt: ein Editor! Gerade angesichts der überschaubaren Anzahl an Strecken und Herausforderungen wäre es klug gewesen, die Community ins Boot zu holen, um für Nachschub zu sorgen. Doch eines könnten auch die besten Modder wahrscheinlich nicht ändern: Mit der minimalistischen Darstellung kann und will man die Mobile-Wurzeln anscheinend nicht verbergen. Doch am PC wirken die groben Streckenobjekte und detailarmen Pisten nicht stylisch, sondern einfach nur billig – und das, obwohl man für die Umsetzung knapp zehn Euro verlangt, obwohl das Original im AppStore für 1,99 Euro angeboten wird. Zudem ist es angesichts der gebotenen Grafik schockierend, dass selbst unser High-End-PC stellenweise ins Schwitzen gerät und die Bildrate vor allem in Kurven deutlich einbricht.

Fazit

So schön die Idee auch sein mag, mit einer Mischung aus Wagen und Düsenjet diverse Hindernis-Parcours und Zeitrennen zu bewältigen: Diese Umsetzung ist nicht gut gelungen. Das liegt zum einen an der gewöhnungsbedürftigen Flug-Mechanik, mit der ich schon im Tutorial zu kämpfen hatte und die sich mit der Tastatur kaum bändigen lässt. Zum anderen sorgt der hohe Schwierigkeitsgrad vor allem im neuen Sammel-Modus für Frust-Attacken. Der minimalistischen Grafik mag man noch einen gewissen Stil zugestehen, doch dass hier selbst unser hochgezüchteter PC mit Performance-Problemen zu kämpfen hat, geht angesichts der detailarmen Darstellung überhaupt nicht! Hinzu kommt die halbherzige Einbindung der Online-Ranglisten sowie der komplette Verzicht auf direkte Mehrspieler-Duelle. Da inhaltlich mit wenigen Strecken und Modi nicht viel geboten wird, hätte sich außerdem ein Editor angeboten. Warum man für die PC-Umsetzung satte acht Euro mehr verlangt als für das iOS-Vorbild, wissen wohl auch nur Publisher Bitcomposer und Entwickler Grip Games...

Pro

Auto und Jet in einem
knackige Plattform- und Zeit-Herausforderungen...
Online-Rang und Geisterwagen

Kontra

gewöhnungsbedürftige Flugsteuerung
...die schnell im Frust enden
keine im Vorfeld festgelegten Ziele für Medaillen
kein Editor
wenige Strecken
Geist-Gegner werden automatisch zugewiesen
keine einsehbaren Online-Bestenlisten
ätzender Sammelmodus
keine Mehrspieler-Rennen und / oder Splitscreen
bescheidene Präsentation
Bildrateneinbrüche trotz minimalistischer Grafik
krampfige Tastatursteuerung

Wertung

PC

Die Idee von Jet Car Stunts ist witzig, doch die Umsetzung scheitert an magerer Technik, gewöhnungsbedürftiger Steuerung und halbherzigen Online-Duellen.

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