Shadow Vault23.10.2005, Marcel Kleffmann
Shadow Vault

Im Test:

Hurra! Mit Shadow Vault (ab 3,03€ bei kaufen) gibt es wieder ein waschechtes rundenbasiertes Strategiespiel und dazu noch in einem postapokalyptischen Szenario à la Fallout. Ob die Vorfreude angesichts der Cover-Propaganda berechtigt ist oder es sich um einen jämmerlichen Fallout-Klon handelt, verrät der Test.

Zurück ins Paradoxon

Die Menschen in der Zukunft blicken neidvoll auf die Gegenwart, schließlich gibt es dort mehr als genug Ressourcen. Kurzum bauten sie ein Raumschiff mit Zeitreise-Vorrichtung und juckelten in die Vergangenheit – das erzeugt zwar ein riesengroßes Paradoxon, aber über solche Logikfehler kann man bei den sonstigen Schwächen des Spiels getrost hinweg sehen. Weiter in der Story: Die Reisenden kamen passend zum Kalten Krieg an und stiften solch eine Verwirrung, dass beide Seiten ihre atomaren Raketen abfeuerten. Die nukleare Katastrophe war perfekt. Anschießend landeten die Kinder des Kontingents, so 

Der Hauptdarsteller hat gerade einen Mutanten erledigt. Grauseliger als jeder Gegner im Spiel ist die hässliche Grafik-Kulisse.
der Name der Zukünftigen, und begannen mit der Invasion. Nur schade, dass sie auf der Oberfläche ungeschützt der Strahlung ausgesetzt sind und Mutationen sowieso auf der Tagesordnung stehen. So weit, so verstrahlt, aber die postapokalyptische Welt wird bald komplett aus den Fugen gebracht…

Assbach-Uralt!

Diese Story erzählt euch das Auftaktvideo mit einem halbwegs motivierten Sprecher. Nach dem abrupten Ende folgt nahtlos die erste Mission, deren Beschreibung ebenfalls vorgelesen wird. Ganz gut bisher - dann folgt der große Schock: die Grafik! Die gesamte Welt ist in triste Ocker-, Gelb- und Braun-Töne gehüllt und überzogen von einer sterilen Textur-Hülle. Sämtliche Animationen von Menschen oder Kreaturen sind hakelig und ruckartig, sofern sie überhaupt den Begriff "Bewegungsabläufe" verdienen. So sind beim Ableben einer Figur nur zwei Animationsphasen zu erkennen und zwar bewegt sich die Gestalt lediglich vom horizontalen Stand in die Vertikale – einfach lächerlich. Somit sieht Shadow Vault nur einen Tick besser aus als Fallout 2 - und das ist über fünf Jahre alt. Untermalt wird die optische Katastrophe durch unaufdringliche Techno-Musik, nette Soundeffekte und passable deutsche Sprachausgabe, obwohl man den Sprechern nicht anmerkt, dass die Lage postapokalyptisch ist. Außerdem wurde nur ein kleiner Bruchteil der Texte vertont.

Rundentaktik ohne Anspruch

Hinter der biederen Fassade versteckt sich ein simpel gestricktes Rundenstrategiespiel mit Aktionspunkten, die für Bewegungen, Schüsse, Spezialfähigkeiten etc. erforderlich sind. Hat eure Gruppe alle Punkte verbraucht, folgt unausweichlich das Rundenende. Jegliche tiefer gehende Taktik fehlt, da die Charaktere weder rennen, kriechen noch Deckung suchen können. Außerdem gibt es nur einen Munitions-Typ und der funktioniert mit jeder Waffe, egal ob es ein Maschinengewehr oder ein Granatwerfer ist. Ein Inventarsystem fehlt vollständig, wahrscheinlich um zu verhindern, dass erledigte Gegner durchsucht werden.

Von Aufgabe zu Aufgabe der insgesamt 21 Missionen langen Kampagne sammeln eure Protagonisten an Erfahrung. Die

Detaillierte Level-Objekte wie dieser Helikopter sind die Ausnahme.
Verbesserung der Attribute erfolgt automatisch und ohne euer Mitspracherecht. Ganz seltsam ist auch, dass ihr inmitten des Storywirrwarrs die Front wechselt und kurze Zeit mit den Kindern des Kontingents spielt. So wird die ohnehin schon löchrige Geschichte weiter geschwächt.

Klassenfähigkeiten

Anstatt euch mit einer Vielzahl an Fähigkeiten oder Klassen zu überhäufen, zeigt sich Shadow Vault abermals schlicht - wie eigentlich alles im Spiel. Jedoch funktioniert das Klassensystem einigermaßen gut und besticht durch ausbalancierte sinnvolle Skills (Schlachtruf, Heilung, etc.) pro Charakter. Auf der mageren positiven Seite verbucht das Spiel eine passable, aggressive und fordernde künstliche Intelligenz. Und da die KI gerne die Schwachpunkte eurer Gruppe attackiert, benötigt ihr bei den meisten Missionen mehrere Anläufe. Ein ziemlich demotivierendes Trial & Errorsystem ist die Folge. Last but not least könnt ihr eure Truppe mit einem Angriffhund erweitern, der sich in der Praxis als nutzloses Kanonenfutter erweist, da die Vierbeiner gegen Granatwerfer oder andere schwere Waffen keine Chance haben.  

Fazit

Warum hat das zu Recht vergessene Relikt Shadow Vault den Weg in den deutschen Handel gefunden? Vor vier oder fünf Jahren hätte man mit dem Spiel vielleicht einen Blumentopf gewinnen können, aber in der heutigen Zeit ist das Verfallsdatum lange überschritten, vor allem in Bezug auf die hässliche Kulisse. Darunter sieht es nicht viel besser aus, da das angepriesene taktische Gameplay nicht mal ansatzweise Tiefe oder Anspruch zeigt. Die Charaktere können sich nicht mal ducken oder hinlegen, ein Inventar-System fehlt, die Munition besteht nur aus einem Typ und die Story hat mehr Löcher als eine Schweizer Käsereibe. Selbst die aggressive KI und die netten Charakter-Fertigkeiten können das Eisen nicht mehr aus dem Feuer holen – Finger weg! 

Pro

<P>
fordernde KI
komplett lokalisiert
Skill-System</P>

Kontra

extrem simple Runden-Taktik
Rollenspiel-System bietet wenig Tiefe
nur ein Munitionstyp
logische Löcher in der Story
kein Inventar, kein Ausrauben des Gegners
Kampfhund ist spielerisch sinnlos
Trial &amp; Error-Missionen
angestaubte Grafikkulisse
potthässliche Animationen
Großteil der Texte nicht vertont
kein Handbuch

Wertung

PC

Möchtegern-Fallout mit mieser Grafik und enormen Gameplay-Schwächen.

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