Die Sims 4: An die Arbeit08.04.2015, Mathias Oertel
Die Sims 4: An die Arbeit

Im Test: Mit Arbeit zum Erfolg?

Die Sims 4 war letztes Jahr ein Stich ins Wespennest. Inhaltlich in einigen Bereichen (Stichwort: Emotionen) eine Weiterentwicklung, hatte man zu sehr mit mangelnder Risikobereitschaft, dem Vorgänger und vor allem gekürzten Inhalten zu kämpfen. Mit der ersten großen Erweiterung "An die Arbeit" möchte man nach zahlreichen Patches einen weiteren Schritt unternehmen, sich vom dritten Teil samt Add-Ons zu lösen. Im Test machen wir eine Bestandsaufnahme.

Arbeitsam

Das Sims-4-Team war seit dem Release im September umtriebig: Es wurde nicht nur eine kostenpflichtige Gameplay-Erweiterung (entspricht im Wesentlichen einem leicht aufgewerteten Accessory-Pack) namens "Outdoor-Leben" veröffentlicht. Mit zahlreichen kostenlosen Inhaltsupdates wurden neue Berufs-Pfade, Geister, Pools, Keller und haufenweise Gegenstände sowie weitere Features hinzugefügt, um die stimmgewaltige und leicht bis mittelschwer enttäuschte Fangemeinde zu beschwichtigen. Und nun wartet das erste "große" Add-On, um die interaktive Seifenoper noch attraktiver zu gestalten.

Einer der Höhepunkte der Polizei-Karriere: Das "Guter-Bulle-Böser-Bulle-Spiel" bei Verhören.
Dabei bedient man sich eines Prinzips, das bereits im Vorgänger bei der Erweiterung "Traumkarrieren" genutzt wurde und das ich beim Hauptspiel schmerzlich vermisst habe: Man kann seine Sims auf die Arbeit begleiten. Zwar nicht bei allen Karrieren, die es in Sims 4 gibt, sondern nur bei den vier neuen Berufspfaden, die hier zur Verfügung stehen - aber immerhin. Wahlweise als Arzt, Wissenschaftler, Polizist oder Entrepeneur im Einzelhandel mit eigenem Laden kann man sich mit seinem Sim die Zeit vertreiben und das Konto aufstocken. Sehr schön dabei: Im Vergleich zum semi-aktiven Arbeiten der Traumkarrieren ist man hier als Spieler stärker involviert - auch wenn man immer noch nicht in Form von Minispielen wie seinerzeit in einigen Konsolenvarianten von Die Sims 2 den Arbeitserfolg beeinflussen darf.

Deduktion und Laufband

Als Arzt muss man Krankheiten diagnostizieren und kurieren.
Für jeden Arbeitstag gibt es ungeachtet des gewählten Berufes eine Liste, die man abarbeiten sollte, um die Ziele zu erreichen. Beim Polizisten z.B. sind dies Patrouillen, Festnahmen, Tatort-Besuche, Beweisaufnahmen und -Analyse, Verhöre usw., wobei mitunter auch soziale Kontakte wie Gespräche mit dem Polizeichef oder Kollegen - quasi Sims-CSI. Das Aufklären der Fälle ist dabei in erster Linie von der Anzahl der Beweise abhängig, die man gesammelt und am Computer ausgewertet hat. Übrig bleiben dann Hinweise, die man z.B. auch auf das Kinderspiel „Wer ist es?“ anwenden könnte: Der Täter ist jugendlich, blond, trägt eine lange Hose und ist materialistisch veranlagt. Aus einem Pool an Sims kann man nun versuchen, den Gesuchten einzugrenzen oder direkt die Festnahme veranlassen. Das Problem: Erst viel zu spät muss man ins Risiko gehen, da es meist reicht, die einzige blonde Figur auf der Karte ausfindig zu machen und sie zum Verhör zu bestellen. Das wiederum ist sehr amüsant gelöst und stellt einem zahlreiche frische Aktionen zur Verfügung, die in "Guter Bulle" und "Böser Bulle" eingeteilt sind und die den Verdächtigen unterschiedlich schnell zu einem Geständnis treiben. Schade ist bei der Polizistenlaufbahn allerdings, dass häufig die Schauplätze gewechselt werden, was jeweils mit einem Ladebildschirm quittiert wird.

Als Arzt muss man auch deduktiv arbeiten, bleibt aber stärker denn als Gesetzeshüter einem Zufall unterworfen. Hier kommt es immer wieder vor, dass man alle nur möglichen Tests am Patienten vornimmt, aber keine klaren Rückschlüsse ziehen kann und schließlich vor einer 50:50-Chance steht. Verlässt einen das Glück, gibt es natürlich keinen Fortschritt auf der Karriereleiter, so dass man hier am ehesten Frustmomente bei den vier Professionen erlebt. Das wiederum ist schade, da es hier ansonsten ähnlich wie beim offensichtlich rudimentär Pate stehenden Theme Hospital (Zufall, dass dieser Titel erst vor kurzem kostenlos auf Origin erhältlich war?) zu sehr witzigen Situationen kommen kann, wenn man die Patienten aufs Laufband oder ins Röntgenlabor schickt. Dementsprechend sind die Höhepunkte dieser Erweiterung die übrigen zwei Berufszweige, denen man folgen kann.

Aliens und Wüsten-Experimente

Als Wissenschaftler wird man täglich in ein Labor in der Wüste verfrachtet, um dort Metalle, Kristalle und Pflanzen zu analysieren, Geistesblitze zu provozieren und Experimente durchzuführen. Sehr schön: Hier kann man einen der Wege zu einer Alienwelt namens Sixam freischalten, die mit ihrem minimalistischen Design an einige Spore-Umgebungen erinnert. Und mit diversen neuen Seren und Tränken, die wiederum an die Gegenstücke aus Die Sims 3: Supernatural erinnern, kann man seine Figuren zusätzlich beeinflussen. Schade ist allerdings, dass man hier wie in allen neuen Karrieren im Wesentlichen vorgegebenen Pfaden folgt und nicht frei experimentieren oder entscheiden kann. Am ehesten ist dies noch im Einzelhandel möglich. Nicht nur, weil dies der einzige Zweig ist, in dem man bauliche Änderungen an der Arbeitsumgebung vornehmen darf.

Mein Favorit: Die Einzelhandels-Laufbahn, in der man zahlreiche Einstellungen vornehmen kann, um Simoleons zu scheffeln. Und man kann dies als "Nebenjob" betreiben...
Sondern auch, weil man hier Preise festlegen, Angestellte rekrutieren, die Arbeitskluft bestimmen und Werbebudgets festlegen kann. Stellt man sich hier geschickt an, wobei man etwa 150.000 Simoleons an Grundkapital zum Einstand mitbringen sollte, kann man sich irgendwann zurücklehnen und darauf konzentrieren, in den spannenden und mitunter langwierigen Verkaufsgesprächen den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und: Man kann seiner Ambition zum Einzelhandelsmagnat auch als Zweitjob nachkommen, während man tagsüber z.B. als Wissenschaftler an einer Klonstation bastelt, mit der man das Lager kostengünstig wieder auffüllen kann. Schade ist allerdings, dass es keine Ambitionen für die Handelskarriere gibt. Zudem gehören auch noch einige altbekannte Probleme zum Sims-Alltag. Dazu gehören manche überlange Pausen zwischen Aktionsketten, Ungereimtheiten bei Wegfindung oder der Eigenversorgung der Sims - auch wenn diese Mankos im Vergleich zum Ur-Sims-4 bereits eingegrenzt wurden.

Fazit

Die kostenlosen Updates haben die Vorarbeit geleistet - und mit der ersten Erweiterung "An die Arbeit" macht Die Sims 4 einen ordentlichen Schritt nach vorne. Wie bei der "Traumkarrieren"-Erweiterung des Vorgängers hat man nicht nur einen Haufen neuer Inhalte zur Verfügung, die das Hauptprogramm aufwerten, sondern kann seine Figuren auch bei der Arbeit über die Schulter schauen. Im Gegensatz zu damals ist man jetzt sogar noch aktiver und bestimmender dabei. So kann man z.B. als Wissenschaftler irgendwann eine Alien-Welt besuchen oder über Tränke bzw. eine Klon-Station die Spielwelt beeinflussen. Auch die Polizei-Karriere mit ihren leichten Rätseln, Verhören usw. kann die Mankos wie häufiger Schauplatz-Wechsel (entspricht Nachladen) gut überspielen. Und dass man als erfolgreicher Einzelhandels-Kaufmann mit eigenem Laden sein Konto gewaltig aufstocken kann, ist auch gerne gesehen. Die Medizinkarriere ist dagegen sehr unspektakulär und darüber hinaus hinsichtlich Diagnose-Stellungen usw. leicht zufallsabhängig - schade. Denn ansonsten macht diese Erweiterung viel richtig und bringt die zum ursprünglichen Release gescholtene interaktive Seifenoper auf ein empfehlenswertes Niveau.

Pro

vier neue Karrieren (Polizei, Arzt, Wissenschaftler, Einzelhandel)...
aktives Begleiten auf die Arbeit...
viele neue Gegenstände, Interaktionen, Aufgaben
bekannt gute Steuerung
übersichtliche Benutzerführung
optional auch automatischer Arbeitsablauf wie bisher
Zugriff auf neue Alien-Welt über Wissenschafts-Karriere
Einzelhandel als "Zweitjob" möglich

Kontra

... bei der der medizinische Pfad sehr zufallsabhängig ist
... aber immer noch nicht interaktiv genug
Polizei-Karriere mit häufigem Nachladen
Wegfindungs-/KI-Probleme immer noch vorhanden

Wertung

PC

Gelungene Erweiterung, deren vier Karrieren das Hauptspiel auf unterhaltsame Weise bereichern.

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