Ein Wust an Fehlern
Eigentlich soll die Episode nur sechs Stunden dauern; durch den allgegenwärtigen Fehlerwust dauerte es bei mir deutlich länger. Mal leidet ein Azadi-Kurier unter bizarren Stotter-Anfällen, während er wie Michael Jackson den Moonwalk tanzt, später schweben meine Kameraden reglos in der Luft oder teleportieren sich wild durch die Kulisse. Oft kann ich dank massiver Clipping-Fehler sogar komplett mit ihnen verschmelzen oder ihre Innereien betrachten.
Eine Sammlung der "schönsten" Glitches findet ihr hier im Bug-Video. Auch in Zoes Teil der Geschichte reißen die Fehler nicht ab und das Rätsel-Design wird sogar noch profaner: Oft muss ich einfach nur diverse Schlüssel finden, um sie mit den passenden Halterungen zu kombinieren und in die Kanalisation einzusteigen. Die dort hausenden Jugendlichen schicken mich danach auf Hol- und Bringdienste – unheimlich spannend!
Treppenwitz: Durch einige Objekte und Personen kann mann einfach hindurch laufen.
Ein wichtiges Thema sind natürlich wieder Zoes Ausflüge in die Traumwelt, in der sie eine wichtige Mission zu erfüllen hat. Während sie im Koma lag, half sie zahlreichen verlorenen Seelen, die in ihren Alpträumen gefangen waren. Verursacht werden die Horror-Episoden offenbar durch die Traummaschinen, mit denen die autoritäre Regierung die Bürger in der abgesperrten Stadt unter Kontrolle halten will. Auch diesmal wandelt Zoe wieder im Schlaf durch eine surreale Welt und versucht hinterher, das Erlebte mit ihrem Psychologen zu deuten.
Alte Bekannte, neue Jobs
Erzählerisch läuft das Spiel dabei wieder zur Höchstform auf. Wenn ich alte Bekannte treffen, die dank meiner Entscheidungen mittlerweile ein ganz anderes Leben führen, sorgt das für rührende Momente. Da ich Zoes hinterlistigen Ex-Kollegen den Rücken gekehrt habe, treffe ich z.B. an meinem neuen Arbeitsplatz den durchgeknallten „Shitbot“ wieder. In der ersten Episode habe ich ihm dazu verholfen, seine wahre Bestimmung als Schweißender Roboter zu entdecken, welche er jetzt in vollen Zügen genießt. Leider blockiert er mir durch seine Schweißarbeiten vorübergehend einen wichtigen Durchgang. Doch das ist schon okay: Immerhin warnt er mich pflichtbewusst davor, nicht in die Hochleistungs-Stichflamme zu treten und erklärt mir sehr anschaulich, welche meiner Körperteile sonst gegrillt würden. Reizend!
In ganz Marcuria baut die Besatzungsmacht ein geheimnsivolles Netzwerk aus Metallröhren auf.
Weniger erfreulich ist, dass Zoes Freund sich schon wieder wie ein zickiges Prinzesschen aufführt - egal mit welchen rhetorischen Tricks ich mich mit ihm versöhnen will. Später kann ich entscheiden, ob ich trotz seiner Allüren noch bereit bin, seine Zeitung mit brisanten Insider-Informationen aus Zoes politischer Kampagne zu unterstützen. Der Wahlkampf zwischen dem Populisten Wolf und den übrigen Parteien wird mit harten Bandagen geführt und Zoe stolpert im Laufe der Episode über skandalträchtige Informationen. Schön, dass ich selbst entscheiden kann, wie ich sie verwerten will – und mir auch abseits davon viele Freiheiten bleiben. Soll ich eine einflussreiche Unterstützerin über den Vorfall informieren oder sichere ich lieber die dringend benötigte Parteispende? Falls ich sie einweihe, würde sie sich später sicher erkenntlich zeigen. In solchen Momenten erinnert die Geschichte sogar ein wenig an die Machtspiele aus House of Cards.