Story? Nebensache!
Dass die ausgewählte Schriftart zwar gut zum Retrolook passt, aber anstrengend zu lesen und gelegentlich schwer zu entziffern ist, war irgendwann unwichtig. Die Story verlässt sich ohnehin weitgehend auf das von Castlevania eingeführte Schema: Held muss vom Tode auferstehen, um einen Boten der Finsternis ein für alle Mal in die Hölle zurückzuschicken. Das ist weder spannend noch innovativ, reicht aber hier vollkommen aus, um die Klinge in die Hand zu nehmen und in klassischer Manier meist von links nach rechts zu laufen, zu hüpfen und die Gegner in einer roten Pixelfontäne bzw. als Knochenhaufen zurückzulassen. Die Geschichte des auferstandenen Helden ist übrigens die einzige Parallele zu den Castlevanias.
In seinen besten Momenten bietet Slain nicht nur ein schickes Pixelkunst-Design, sondern auch ansprechende Arcade-Action alter Schule. Allerdings gibt es davon nur wenige...
Nach den veröffentlichten Videos hatte ich gehofft, dass Slain nicht nur eine sehr ansehnliche Pixelart-Kulisse oder einen hörenswerten Soundtrack vorweisen kann, der Heavy Metal mit anderen Stilrichtungen mixt. Sondern auch, dass mechanisch ein potentes Kampfsystem mit der Levelerforschung verbunden wird, die man von Konamis zweidimensionalen Dracula-Jagden kennt und die mit
Symphony of the Night ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Und die Kulisse enttäuscht nicht. Auf den ersten Blick der übliche Retro-Pixelbrei, bemerkt man schnell die Details, die in das Design einflossen und die überaus harmonisch wirken. Angefangen von schicken Animationen, die allerdings auf Dauer bei den Gegnern abwechslungsreicher ausfallen könnten, über Partikeleffekte wie herabtropfendes Blut oder Funken, die vom Flammenschwert nach oben treiben, hinterlässt die Kulisse einen guten Eindruck. Mitunter sogar einen sehr guten, wenn zusätzlich zu den genannten visuellen Versatzstücken dynamische Lichteffekte die Umgebung aufwerten.
Wo ist die Dynamik?
Leider lässt das Spieldesign zu viele Wünsche offen, zumal sich selbst einige Bosse mit einem simplen Trick aushebeln lassen.
Bei der Musik beginnt der Lack allerdings schon abzublättern. Während die Kompositionen, die teils sehr harte Riffs mit orchestralen Klängen vermischen und dadurch bei mir leichte Assoziationen an Rammstein, Sabaton oder Circus Maximus wecken, prinzipiell gut zu dem martialischen Gemetzel passen, fehlt leider jegliche Dynamik. Es wird der jeweilige Track nur in eine Dauerschleife gepackt. Da man sich mitunter lange in einem Abschnitt aufhalten kann, hat man die Musik trotz aller Qualität irgendwann über. Schade, dass man sich gegen eine dynamische Untermalung entschieden hat. Noch bedauerlicher ist allerdings, dass die Standardabmischung die Soundeffekte fast komplett außen vor lässt. Die Musik überlagert schlichtweg alles. Da hilft nur ein Gang ins spartanische Menü, um manuell zu justieren. Wenn die Effekte lauter und damit ein besser integrierter Bestandteil der Akustik sind, wird einem zwar bewusst, dass ihnen letztlich die Wucht fehlt, die von den Schwerthieben auf dem Bildschirm ausgeht. Doch das Klangbild ist unter dem Strich einfach harmonischer.