Contract J.A.C.K.21.12.2003, Paul Kautz
Contract J.A.C.K.

Im Test:

Vor gut einem Jahr sorgte Agentin Cate Archer in NOLF 2 für Action-Furore in den kunterbunten Sixties. Daraufhin sagte sich wohl Entwickler Monolith »Was George Lucas kann, können wir auch!« - und schufen mit Contract JACK ein Prequel. Ob Jack seine Waffen genauso elegant schwingt wie Cate, erfahrt ihr im Test.

Zwei Spiele, ein Preis!

John Jack ist ein Auftragskiller, wie er im Buch steht: Groß, breit, wortkarg, aber dafür schneller mit der Waffe als Lucky Luke - »Just Another Contract Killer« eben. Das Spiel beginnt mit einem Kater: Jack sitzt gefesselt auf einem Stuhl, und die durch den trüben Dunst seines Bewusstseins schleichenden Worte »Marvin, hol schon mal die Kettensäge« verbessern seine Stimmung nicht wirklich. Als 1A-Killer kann er sich natürlich befreien, seinen Möchtegern-Wärtern den Hals umdrehen und fliehen.

Bevor ihr für H.A.R.M. arbeiten dürft, müsst ihr erst einen Einstellungstest bestehen - quasi ein Zieltraining.

Kurz darauf bekommt er einen Anruf von Dimitrij Volkov – jenem schnauzbärtigen Killer, den NOLF-Spieler schon seit dem ersten Teil als Exekutive von H.A.R.M. kennen. Jener Bösewichter-Organisation, die Cate Archer in ihren Spielen bekämpft hat, und für die Jack nun einen Job übernimmt.

Die Story spielt vor den Geschehnissen in NOLF 2 . Falls ihr euch daran nicht mehr so recht erinnern könnt, solltet ihr vielleicht vor dem Spiel nochmals den Vorgänger herauskramen und durchzocken - Vivendi war so nett, der JACK-Packung die deutsche Vollversion von NOLF 2 beizulegen, so dass ihr die ganze Story in einer Box habt. Falls ihr darauf verzichten wollt, könnt ihr auch einfach loslegen – Contract JACK läuft auch ohne das »Hauptprogramm«. __NEWCOL__

Bleibt alles anders

Die beiden NOLF-Teile waren spielerisch wertvoll, die Tester stets voll des Lobes. Dennoch blieb beiden der kommerzielle Erfolg verwehrt – Monolith muss das zum Anlass genommen haben, das Spielprinzip gründlich umzustricken. Cates Abenteuer waren gespickt mit Schleich-Einlagen, Dokumenten-Sammelei, einem verrückten Waffenarsenal und neuerdings Skill-System.

Jack agiert zwar im gleichen Szenario, setzt aber auf Dauerfeuer pur. Das Finden von Geheimnissen wurde auf ein Minimum reduziert, ihr müsst nicht ein einziges Mal vorsichtig vorgehen, es gibt kein Upgrade-System mehr und damit auch keine Informationen zu finden. Ihr könnt zwar Schränke oder Kisten durchwühlen, findet dort aber nur Waffen, Munition oder Heilpäckchen. Selbst auf die tollen Gadgets der Vorgänger wurde verzichtet: Kein Feuerzeug-Schweißbrennern mehr (Schlösser werden einfach aufgeschossen), kein Robo-Pudel, nicht ein verrücktes Spielzeug.

Eure immergleichen Gegner fallen wie die Fliegen - und treten auch in vergleichbaren Mengen auf.

Dafür gibt es umso mehr Gegner: Während des Spiels bekommt ihr es mit moorhuhnigen Feind-Massen zu tun, die locker an Serious Sam -Niveau anknüpfen. Das gilt sowohl für ihre Menge als auch für die Intelligenz.

Zwar rollen sie sich auch mal zur Seite, werfen einen Tisch als Deckung um oder schlagen im Nahkampf mit dem Gewehrkolben zu. Die meiste Zeit aber laufen sie brav in´s Fadenkreuz – sehr oft reicht es, mit dem bleiernen Finger auf dem Feuerknopf stehenzubleiben und abzuwarten, die Gegner sind so freundlich, den Rest zu regeln. Selten, nur ganz selten schleicht sich unerwartet ein einsames Puzzle in das Fire-and-Forget-Prinzip, das lediglich lediglich als kurze Feuerpause dient. Das Spiel kommt Einsteigern mit einem ungewöhnlichen Weg zu Hilfe: Wer als Schwierigkeitsgrad »Easy« wählt, ist nicht nur praktisch unverwundbar, sondern kann sich zum größten Teil auch das Zielen sparen – ab einer bestimmten Distanz zum Gegner springt das Auto-Aiming in die Bresche, so dass der Spieler nur noch rudimentär zu zielen braucht. Wem das zu albern ist, der kann die Härte jederzeit anpassen.

Frei durchs All schwebend müsst ihr euch eurer Haut erwehren - eine der kreativeren Missionen des Spiels.

Zum Mond und zurück

Auf eurer sieben Kapitel währenden Jagd nach der gegnerischen Übelwicht-Organisation »Danger Danger« durchquert ihr die Tschechoslowakei, hüpft über den Mond, treibt im Raumanzug schwerelos durchs All und schießt euch durch eine ansehnliche italienische Landschaft samt lauschigem Dörfchen. Ihr müsst u.a. einen Schneemobil-Prototypen klauen, die Pläne des Gegners herausfinden, eine Rakete stibitzen und einen Wissenschaftler befreien.

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Dabei seid ihr nicht immer zu Fuß unterwegs: Mal sitzt ihr auf der Ladefläche eines LKW (und fahrt an einer verdutzt dreinschauenden Cate Archer vorbei), mal klemmt ihr euch hinter das Steuer einer schwer bewaffneten Vespa oder eines Schneemobils.

Rabatz auf der Vespa - mit dem wendigen Roller überwindet ihr schnell große Distanzen und werdet eure Feinde in Windeseile los.

Auf dem jederzeit eingeblendeten Radar könnt ihr die ungefähre Richtung eures nächsten Ziels erkennen, dennoch werdet ihr oft in die Irre geführt. Manche Levelabschnitte sind purer Selbstzweck, die keinen spielerischen Sinn haben, dafür den Spieler aber dank ewig langer Gänge erfolgreich verwirren. Darüber hinaus ist euer Betätigungsfeld sehr oft künstlich begrenzt - so mancher Zaun erweist sich als unüberwindbares Hindernis.

Ein großer Nachteil der NOLF-Reihe wurde in Contract JACK noch weiter verschlimmert: die geklonten Gegner. Über das ganze Spiel hinweg bekommt ihr es gerade mal mit einer Hand voll verschiedener Widersacher zu tun, von denen aber Dutzende in einem Level auf euch warten, was schon nach sehr kurzer Zeit extrem langweilt. Ebenso wurden die coolen Boss-Kämpfe auf ein Minimum reduziert – jetzt erwartet euch gerade mal ein dickerer Gegner, und das direkt vor dem Ende des mit rund sechs Stunden Durchspielzeit nicht eben umfangreichen Spiels.  Zu schlechter Letzt wurde auch das berühmte Waffenarsenal beschnitten: Pistolen, MGs, Scharfschützengewehr und Granaten sind Standardware.

In der Abteilung »Abgefahren« warten lediglich ein Laser-Gewehr, ein hochfuturistisches Energiegeschütz und eine mit »Korrektor« merkwürdig betitelte Schrotpistole. Ihr stockt Euer Arsenal hauptsächlich mit dem Aufsammeln der Knarren gefallener Gegner auf, wobei das nicht immer zuverlässig klappt – sehr oft müsst ihr auf Tuchfühlung mit der Waffe gehen, um sie einsacken zu können.

Weißt Du noch, wie´s früher war?

Die Optik basiert auf der NOLF2-Engine, und bietet daher nur eine Überraschung: Über weite Teile sieht Jack schlechter aus als Cate. Grottige Lager in der Tschechoslowakei, fade Räume auf dem Mond – richtig gelungen sind nur die letzten Levels in Italien. Auf der Plus-Seite stehen zwar schöne Animationen, nette Effekte und gute Echtzeit-Schatten, aber alles ist bestenfalls auf dem Niveau von vor einem Jahr – meist aber schlechter.

Besonders schlimm ist, dass das Ganze selbst auf schnellen Rechnern immer wieder zu ruckeln beginnt. Auch die coolen Echtzeit-Zwischensequenzen der Vorgänger fielen nahezu ausnahmslos unter den Tisch, stattdessen erwarten euch jetzt Textbriefings. Insgesamt ist die Optik bestenfalls überdurchschnittlich.

So nah wie hier bekommt ihr Jack nur selten zu sehen - es gibt fast keine Zwischensequenzen.

Akustisch sieht die Sache schon besser aus: Neben den bekannt gut swingenden Rhythmen in Spiel und Hauptmenü erwartet euch jede Menge deutsche Sprachausgabe.

__NEWCOL__Neben allerlei Anweisungen per Funk und seltenen Kommentaren seitens Jack hört ihr hauptsächlich die Gegner. Und auch hier gibt es sowohl Licht als auch Schatten: Positiv ist, dass die Entwickler wieder viele herrlich abgedrehte Dialoge integriert haben, die man zu hören bekommt, wenn man nicht sofort alles über den Haufen schießt, sondern in einer ruhigen Minute den Feinden zuhört – so erfahrt ihr u.a. einiges über die Gefährlichkeit von Italienern oder belauscht einen Spion, der nur bei einer bestimmten Folter zu singen beginnt.

Auf dem Mond erwarten euch nicht nur reduzierte Schwerkraftverhältnisse, sondern auch futuristische Lasergefechte.

Ein anderer Gegner entdeckt die Wunder der Radiodurchsagen für sich, und nutzt diese Plattform auch gleich, um seinem Unmut Luft zu machen, dass jeder außer ihm zum Mond fliegen darf. Auf der anderen Seite haben fast alle Gegner dieselbe Stimme, und geben immer wieder dieselben bekannten Sprüche ab.

Dieses Problem stellt sich im Multiplayermodus natürlich nicht: Bis zu acht Spieler tummeln sich via LAN oder Internet in vier Spielmodi; Deathmatch und Team Deathmatch sind bekannt und bieten auch hier nichts Spektakuläres. Im »Weltuntergang« sammelt ihr verstreute Teile einer Höllenmaschine ein, die zusammengesetzt dem Gewinnerteam einen Punkt spendiert. Und »Zerstörung« schließlich ist das altbekannte Angreifer gegen Verteidiger-Spielprinzip, in dem die eine Partei bestimmte Punkte zu sprengen versucht, während die andere das verhindern soll.

Fazit

Abigail!!! Was habt ihr nur aus dem grandiosen NOLF2-Spielprinzip gemacht? Contract JACK hat eigentlich nichts mehr mit den großartigen Vorgängern zu tun, stattdessen herrscht hier tumbes Dauerfeuer vor, optisch mäßig verpackt, mit genau null eigenständigen Ideen. Nur bei viel zu seltenen Gelegenheiten (wie den Spaß-Dialogen) blitzt die Klasse von NOLF2 durch, ansonsten dominiert hier Action von der Stange. Klar, wer mit den abgefahrenen Ideen und den Schleicheinlagen der Vorläufer nichts anfangen konnte, dürfte mit Jack seinen Spaß haben. Aber von Monolith darf man etwas anderes erwarten als »Just Another Crappy Killer-Game«. So bleibt ein Shooter wie viele andere, mit einigen netten Anspielungen und einem zugegebenermaßen sehr coolen NOLF2-Cliffhanger. Für Jack spricht eigentlich am meisten, dass Cate Nummer 2 ebenfalls in der Packung liegt – die man allerdings solo schon weitaus günstiger bekommt.

Pro

NOLF 2 liegt als Vollversion bei
läuft ohne Hauptprogramm
gute Musik
teilweise witzige Dialoge
nette Fahr-Abschnitte
witzige Cliffhanger
sehr einsteigerfreundlich

Kontra

stupides Gamedesign
teilweise verwirrende Levels
abwechslungsarme Gegnerschar
sehr kurz
keine Identifikation mit Hauptfigur möglich
grafisch veraltet
kein Skill-System mehr
nur ein Boss-Fight
teils fummelige Waffenaufnahme
mäßig intelligente Widersacher
Waffensortiment größtenteils von der Stange
Handbücher nur als pdf-File
immer gleiche Gegner-Stimmen

Wertung

PC

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