Gunjack19.04.2016, Jan Wöbbeking

Im Test: Verteidigungsschlacht im All

Während Oculus-Rift-Besitzer bereits in Eve: Valkyrie durch den Weltraum düsen, müssen Käufer der HTC Vive vorerst mit einem simplen Arcade-Shooter im Serien-Universum Vorlieb nehmen. Macht das präzise Kopftracking die Abwehrschlacht im Geschütz trotzdem spannend?

Action fürs Köpfchen

Wer sich in Gunjack das Headset überstreift, versteht das Prinzip blitzschnell. Hier gibt es keine umständlichen Einstellungen oder Tutorials wie oft bei der Konkurrenz, sondern nur einfache Action. Im Grunde ähnelt der Spielablauf dem Oldie Space Invaders: Während Wellen von Jägern, großen Kampfschiffen und deren Beschützer angreifen, verteidigt man sein großes Minenschiff sitzend in einem Geschütz. Die schnellen Feuergefechte erinnern an die kugelrunde Kanonenkanzel des Millenium Falcon aus Star Wars: Der Spieler steuert die Schussrichtung direkt mit seinen Kopfbewegungen. Das mag seltsam klingen, funktioniert aber ausgezeichnet und sehr akkurat. Es fühlt sich sogar richtig befriedigend an, seine Gegner auf diese Weise zu zerbröseln. Zumindest, wenn man selbst unter dem Headset steckt. Von außen hagelt es derweil oft spöttische Kommentare über die zackigen Bewegungen – was sich bei VR aber allgemein schwer verhindern lässt. Abgedrückt und nachgeladen wird mit den Trigger-Tasten, davon abgesehen haben die Tracking-Controller in diesem Spiel Pause.

Das Anpeilen mit schnellen Kopfbewegungen wirkt nicht authentisch, funktioniert aber prima – es sei denn, einer der Gegner hat kurz zuvor die Steuerungs-Elektronik außer Kraft gesetzt.
Da die in Formation fliegenden Jäger vorm Spieler aus allen Richtungen angreifen, sollte man den Kopf immer in Bewegung halten. Die Feinde bieten hier viel mehr Variationen als die Bots in Space Pirate Trainer oder Xortex 26XX aus The Lab. Mal umkreisen sie das Geschütz wie an der Perlenkette aufgereiht, dann stürzen sich plötzlich ein paar Kamikaze-Krieger im Eiltempo auf die Kanzel. Oder sie feuern eine Reihe zielsuchender Raketen ab, die sich ähnlich wie in Rez aus der Luft fischen lassen. Das Prinzip bleibt also simpel, die Zusammenstellungen der Angreifer macht die Schlacht aber immerhin kurzzeitig unterhaltsam – zumal der Vorgesetzte die Gefechte immer wieder mit albernen Sprüchen auflockert: „Don't they know what time it is? It's Death o'clock!“ Für weniger Spannung sorgt der pompöse Orchester-Soundtrack, der die meiste Zeit über undynamisch und unbeteiligt im Hintergrund vor sich hin plätschert.

Schlicht aber hübsch und sauber

Da die Arcade-Schlacht im Eve-Universum spielt, hat Entwickler CCP offenbar die Engine und einige Grafiken aus Eve: Valkyrie zweitverwertet, was sich aber als clevere Idee erweist. Gunjack gehört zu den hübschesten Titeln auf der HTC Vive: Stets flüssig, sauber, effektreich und mit detailreichen Schiffen sowie schmucken Explosionen gespickt. Ansehnlich wird es z.B., wenn man ein fettes feindliches Mutterschiff und die darum kreisenden Beschützer in einer wabernden Zeitlupen-Blase einfängt. Zur Bullet-Time gesellen sich Extrawaffen wie ein fetter Laser, zielsuchende Raketen sowie das Aufsammeln von Trümmerteilen, die sich ähnlich wie in Hover Junkers als temporäres Schild anbringen lassen. Ein wenig aufgepeppt wird das Dauerballern außerdem durch das nötige Timing beim Nachladen.

Jetzt wird es hektisch...
Wenn im falschen Moment die Munition ausgeht, kann das bei einer Welle von Kamikaze-Gleitern schnell zum Game Over führen. Einige Continues sorgen allerdings dafür, dass man sich trotzdem relativ sicher fühlt. Die Entwickler hätten den Schwierigkeitsgrad ruhig noch etwas höher ansetzen können. In manchen Bosskämpfen kommt man trotzdem ins Schwitzen, z.B., wenn ein langes Raumschiff den Spieler mit einer Breitseite voller Laser traktiert. Sie schneiden ähnlich wild durch die Luft wie in Rez. Oft kommt also typische Railshooter-Stimmung auf – obgleich die Gegner hier dem Thema entsprechend deutlich klassischer und konservativer designt sind und daher weniger aufregend wirken.

Fazit

Gunjack ist (wie viele frühe Titel für HTC Vive) ein schöner Action-Snack für zwischendurch. Das Anpeilen mit Kopfbewegungen funktioniert ausgezeichnet und die flüssige Weltraumkulisse kann sich dank der technischen Nähe zu Eve: Valkyrie sehen lassen. Aber das Spiel ist nur unwesentlich komplexer als klassische Automaten-Shooter aus den Achtzigern und nach rund zwei Stunden hat man alle Gegner zerbröselt. Die Raumgleiter wuseln aber immerhin viel variantenreicher vor der Kanone herum als in anderen Vive-Shootern. Der moderate Schwierigkeitsgrad wird immerhin durch knackige Bosskämpfe aufgepeppt; zumal es für zusätzliche Motivation Bestenlisten gibt. Gegen die geplante Rez-Neuauflage für PlayStation VR dürfte es Gunjack schwer haben. Trotzdem beweist er, dass sich auch Konzepte ohne intensive Controller-Nutzung gut für die HTC Vive eignen.

Pro

gelungene Steuerung dank hochpräzisem Kopftracking
detailreiche Kulisse der Eve-Valkyrie-Engine
sehr sauber und flüssig
alberne Sprüche des Ausbilders lockern Action auf

Kontra

simples Prinzip auf Dauer etwas monoton
mitunter etwas zu leicht, auch dank der Continues
nur rund zwei Stunden kurz
Orchester-Soundtrack plätschert zu undynamisch vor sich hin

Wertung

HTCVive

Unkomplizierter Arcade-Shooter im stationären Geschütz mit präzisem Kopftracking.

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