Football Manager 201620.11.2015, Mathias Oertel

Im Test: Die Emotion in der Excel-Tabelle

Fußball ist Emotion. Doch wenn man jemandem erklärt, dass grafisch aufbereitete Statistiken diese Emotion mitunter besser transportieren als FIFA oder Pro Evolution Soccer, wird man schief angeschaut. Dabei schafft das Phänomen Football Manager genau das. Die nach wie vor wegen lizenzrechtlicher Probleme nur als Import erhältliche Kultserie geht in ihre alljährliche neue Runde - mehr dazu im Test.

Beinahe peinlich

Eigentlich sollte ich den Football Manager 2016 (ab 39,99€ bei kaufen) wie seine Vorgänger nur in einem dunklen Kämmerchen spielen. Denn wenn mich jemand dabei beobachtet, wie ich in den nicht einmal sonderlich aufwändig dargestellten Matches mitfiebere, Schnappatmung bekomme oder mich über falsche (und manchmal auch richtige) Schiedsrichterentscheidungen aufrege, dürfte ich in Erklärungsnot kommen. Wenn ich die Fäuste balle, mir die nervösen Linien aus der Stirn massiere oder einfach nur wie von einem Schlag in den Magen getroffen in den Stuhl sinke, weil meine Mannschaft in buchstäblich letzter Sekunde noch ein Tor gefangen hat oder den Bildschirm mit irgendwelchen Spielernamen ankeife (gelegentlich sogar anbrülle), ist es schwer, plausible Gründe darzustellen. Außer, dass es doch Fußball ist.

Statistiken, Tabellen, Zahlenkolonnen: Trotz dieser trockenen Elemente weckt der Football Manager starke Emotionen.
Dabei ist es wahrlich keine neue Situation. In den letzten Jahren, als Sports Interactive sich seit 2009 ständig Gold und für den Football Manager 2014 sogar einen Platinaward sichern konnte, war die Ausgangslage sehr ähnlich. Für einen Fußballfan wie mich, der sowohl zuhause vor dem Fernseher als auch im Stadion leiden (als HSV-Anhänger eine Grundvoraussetzung) und mitfiebern kann und auch nicht mit Kommentaren oder Verbesserungsvorschlägen hinter dem Berg hält, ist die Immersion enorm. Und dass, obwohl die Darstellung über die Jahre zwar verbessert und übersichtlicher wurde, ihr aber immer noch zu Recht das Stigma animierter Excel-Tabellen anhängt. Obwohl in der Standard-Version alle Namen von Spielern, Betreuern, Funktionären, Stadien oder Schiedsrichtern stimmen, muss man aber aus lizenzrechtlichen Gründen (EA hält die Lizenz immer noch auf Jahre exklusiv) nicht nur in der Bundesliga auf Logos etc. verzichten.

Alles fast wie immer

Wie kommt man an Logos und Spielerbilder?

Diverse Fanseiten wie z.B. www.passion4fm.com bieten Downloads an, mit denen man die spröde Darstellung aufpeppen kann.

Die Daten müssen im entsprechenden Ordner, z.B. "Dokumente/Sports Interactive/Football Manager 2016/graphics" abgelegt werden. Achtung: Evtl. muss das Verzeichnis manuell erstellt werden. Dann in den Interface-Optionen "Clear Cache" wählen, den Haken bei der Box "Reload skin when confirming changes in Preferences" setzen und den Haken bei "Use caching to decrease page loading times" entfernen. Voilá! Daten, Logos usw. sind integriert. Doch nicht nur hier scheint der Football Manager in dieser Saison eher zu stagnieren. Weder die komplette inhaltliche Verzahnung aller Elemente noch die frei nach den eigenen Vorlieben konfigurierbare Tiefe der Entscheidungen oder die grundsätzliche Wochenroutine haben im Vergleich zum letzten Jahr große Fortschritte gemacht. Möchte man meinen. Dabei lassen sich im Detail natürlich Modifikationen ausmachen. Eine der deutlichsten, aber auch unwesentlichsten ist der Editor für den Trainer/Manager, der an der Seitenlinie steht. Mit einem rudimentären und unzeitgemäßen Editor kann man versuchen, ein virtuelles Alter Ego zu kreieren, das an der Seitenlinie steht und Anweisungen gibt oder mit den Auswechselspielern auf der Bank sitzt. Braucht der FM dieses Feature, das in einer leicht anderen Form auch in den späten Ausgaben der deutschen Fussball Manager aus dem Hause Bright Future zu finden war? Nicht wirklich - auch wenn der Effekt bei der Matchdarstellung durchaus ansprechend ist. Denn viel wichtiger: Der Rest funktioniert so gut wie zuvor - in einigen Punkten sogar noch besser. So laufen Spielergespräche z.B. nicht mehr ganz so schnell aus dem Ruder und man hat ausreichend Zeit, um ggf. getätigte Versprechungen wie mehr Einsatzzeit oder Aufstellungen in der Startelf umzusetzen.

Mit Original-Logos und -Spielerbildern wird die Atmosphäre nochmals gesteigert.
Es kommt auch nicht mehr vor, dass Spieler sich nach langer Verletzung darüber beklagen, nicht gespielt zu haben. Dabei sollte man das Tagesgeschäft selbstverständlich nicht vergessen: das Training und die Suche nach der besten Taktik sowie der besten Mannschaft für den nächsten Gegner. Und alles, was das Spiel an umfangreichen Statistiken in nahezu jeder Hinsicht bietet, ist auf die Analyse der vergangenen Spiele sowie der kommenden Teams ausgerichtet, bis hin zur Videoanalyse der erledigten Spiele. Wer sich hineinknien möchte, kann haarklein die Laufwege, das Passverhalten, die "Hot Zones" (also die Bereiche auf dem Feld, auf denen der Spieler am aktivsten war) und vieles mehr studieren oder gegeneinander abwägen. Aber es gilt hier: Alles "kann", nur wenig "muss". Zumindest in die Aufstellung sollte man sich nicht reinreden lassen - ansonsten könnte man auch gleich den Urlaubs-Assistenten aktivieren, der alles automatisch ausrechnet. Form spielt eine Rolle, Fitness ebenso, wobei man hier mittlerweile zwischen der allgemeinen Kondition und Match-Fitness unterscheidet, die nur durch Einsatzzeiten aufgebaut werden kann - sowie durch ein Abstellen in die zweite Mannschaft, was von einigen Profis nicht besonders positiv aufgenommen wird. Natürlich kann man sich auch in die Weiterentwicklung der Jugendmannschaften oder der Amateure einmischen, wenn man dies nicht den dafür angestellten Coaches überlassen möchte. Man kann im Verein mit eiserner Hand regieren oder sich von den ihren Fähigkeiten entsprechend kompetenten Assistenten effektiv unter die Arme greifen lassen. Ich hätte mir beim Training zwar gewünscht, dass man nicht nur schichtweise, sondern tagesaktuell die Trainingsgestaltung beeinflussen kann, doch solange am Ende auch mit Hilfe des Individualtrainings das herauskommt, was ich mir als Ziel vorgestellt habe, kann ich darüber hinwegsehen.

Financial Fair Play

Allerdings kann man sich nicht nur darauf verlassen, dass es ständig gelingt, Spieler aus dem Nachwuchs in die Profi-Mannschaft zu integrieren. Beim Geschacher auf dem Transfermarkt wiederum muss man die finanziellen Vorgaben des Vorstands beachten, da die Jobsicherheit nicht nur vom sportlichen, sondern u.a. auch vom finanziellen Erfolg abhängt, obwohl man auf diesen Bereich keinen direkten Einfluss hat. Dementsprechend findet man je nach übernommener Mannschaft andere Möglichkeiten vor. Während man beim FC Bayern, dem BVB, oder den Clubs aus Manchester von Anfang an beinahe aus dem Vollen schöpfen kann, bin ich nach einigen Saisons mit dem HSV endlich in der Position, die Negativbilanzen der Vorjahre hinter mir zu lassen - auch dank des Pokalsieges in der dritten Spielzeit, der mir darüber hinaus die (nur kurze) Teilnahme am europäischen Wettbewerb ermöglichte. Doch zurück zum Transfermarkt: Die Verhandlungen mit anderen Vereinen und Beratern wirken im Vergleich zu den Vorjahren etwas vereinfacht. Zumindest wird einem die Tür nicht mehr so oft vor der Nase zugeknallt und Spieler lassen sich mit etwas Verhandlungs-Geschick und -Glück bei einer Vertragsverlängerung auch von ihrer angestrebten Gehaltserhöhung abbringen. Das Transfer-Verhalten anderer Klubs wirkt über die Jahre betrachtet plausibel - mit der angenehmen Nebenwirkung, dass Transfersummen hier nicht so explodieren wie in der Realität. Was jedoch auffällt: Gibt man dem Sportdirektor die Freiheit, das Betreuerteam zu verwalten, läuft es in den ersten Monaten etwas aus dem Ruder, da er den halben Verein neu aufzustellen scheint und man beinahe im Wochenrhythmus neue Kollegen begrüßen kann, bis er zufrieden ist. Man sollte hier also immer ein prüfendes Auge auf das Verhalten werfen.

Bei der Match-Darstellung stehen umfangreiche Konfigurations-Optionen zur Verfügung, darunter auch die klassische 2D-Ansicht.
Übrigens brauchen Neulinge in die Welt des Football Manager dieses Jahr weniger Berührungsängste als je zuvor haben. Nicht nur, weil die Benutzerführung überarbeitet wurde und einen nicht mehr umgehend mit Optionen erschlägt. Es gibt mehr kontextsensitive Erklärungen sowie Hinweise von den Assistenten, wenn irgendwo etwas hakt. Und eine Ad-Hoc-Anzeige, wie effektiv sich eine Änderungen der Position, z.B. beim Stürmer von "Target Man" à la Robert Lewandowski zum nimmermüden Defensivangreifer wie Ivica Olic auswirkt, hilft beim Feintuning der Mannschaft, um die Stärken jedes Einzelnen effektiv nutzen zu können. So ist man ständig auf der Suche nach der idealen Teamzusammenstellung, den bestmöglich abgestimmten Trainingseinheiten, der idealen Teamchemie und (wenn man will) mit dem neuen Editor sogar dem überraschenden Standard. Und so vergeht vollkommen unauffällig Stunde um Stunde. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Serie tatsächlich in England im Rahmen von 35 Scheidungsfällen als Grund bzw. Ursache für die angestrebte Trennung genannt wurde. Man kann sehr schnell darin versinken und mit nur ein wenig Fantasie und Fußballverrücktheit Emotionen wie im Stadion erleben.

Der berechenbare Zufall

Die 3D-Ansicht hat zwar bei Bewegungsabläufen noch Luft nach oben, doch Tempo, Spielverlagerung, Taktikvorgaben bzw. -Änderungen und andere wichtig Elemente werden glaubwürdig dargestellt.
Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Ein Spiel dauert 90 Minuten. Elf Freunde müsst ihr sein. Wenn hinten die Null steht, kannst du nicht verlieren. Jedes Spiel beginnt bei null zu null. Von diesen Phrasen gibt es Dutzende. Und nahezu alle lassen sich in der einen oder anderen Form in der alles entscheidenden Matchdarstellung wiederfinden. Die kann zwar in keinerlei Hinsicht mit den aktuellen oder auch letztjährigen Fußballspielen mithalten. Doch innerhalb der Serie, die noch vor wenigen Jahren die Spiele in 2D darstellte, ist Football Manager 2016 sehr fortschrittlich. Wobei man auch hier wie überall sehr gut skalieren kann, wie schnell die Spiele ablaufen, welche Szenen ggf. gezeigt werden oder in welcher Ansicht man das Match verfolgen möchte. Mitunter sind einige Animationen hakelig. Ab und zu scheinen die Spieler zu sehr am Ball zu kleben. Die Verschmutzung der Dienstkleidung ist zu intensiv. Und die vergleichsweise häufigen Trickpässe per Hacke scheinen ebenso wie die durcheinander clippenden Spieler auch nicht immer beabsichtigt zu sein. Doch trotz all dieser Mankos, die in der weiterhin vorhandenen 2D-Ansicht nicht so stark ins Gewicht fallen, ist die Matchdarstellung weitgehend überzeugend, es kommt immer wieder zu magischen Momenten und schnellen Spielzügen. Die Mannschaftsteile verschieben sich entsprechend ihrer Position sowie den taktischen Vorgaben. Auch kurzfristige Änderungen werden glaubwürdig umgesetzt. Das Tempo ist angemessen. Die Statistiken (inkl. Laufleistung) wirken realistisch. Und man findet immer wieder neue lebensnahe Situationen: Tore z.B., die wegen vorangegangenem Foulspiel nicht gegeben wurden. Oder auch Schiedsrichter, die nach Diskussion mit den Spielern ihre Linienrichter befragen, bevor sie eine endgültige Entscheidung treffen.

Es wird nicht an Statistiken und möglichen Vergleichswerten gespart.
Allerdings kann man in den vielen langen Stunden, die man fernab jeglicher Langeweile oder gar Eintönigkeit auf dem Platz verbringt, auch merkwürdige Nebenerscheinungen entdecken. Dazu gehören definitiv nicht die Fehlentscheidungen der Schiedsrichter bei Abseits oder manchen Elfmetern, die das Spiel nur glaubwürdiger machen. Aber wieso bekommt mein Torwart trotz zweier gehaltener Strafstöße sowie einigen anderen Glanzparaden nur eine Wertung im Siebener-Bereich? Das kann sich auch auf andere Mannschaftsteile fortsetzen und im schlimmsten Fall sogar dazu führen, dass sich die Fans wundern, wieso dieser oder jener Spieler immer wieder von mir das Vertrauen geschenkt bekommt, obwohl während des Matches keine großen Faux pas auftreten. Ebenfalls ärgerlich sind die unverhältnismäßig hohe Anzahl der Aluminiumtreffer sowie die über viele Ligen deutlich höhere Zahl an Platzverweisen. Das wird besonders dann zum Problem, wenn sich die ebenfalls überdimensionierte Verletzungsanfälligkeit der Spieler einschaltet und man urplötzlich nur noch 15 statt 18 Spieler im Kader hat und man die Verletzten bzw. Rekonvaleszenten in ein eigenes Team packen könnte. Ebenfalls schön und ein gutes Beispiel dafür, dass Sports Interactive die richtige Mischung aus dem für den Fußballsport typischen Zufall, überlegenen Fähigkeiten einzelner Spieler sowie einem Hauch Psychologie hinbekommen hat: Macht man die Probe und versucht nach einem verlorenen Spiel die fehlenden Punkte durch das Einladen eines alten Spielstandes (auch mehrfach) wettzumachen, stellt man fest, dass die jeweilige Tendenz sich schnell herauskristallisiert. Sprich: Das eigentliche Problem der Mannschaft liegt nicht in der Matchberechnung per se, sondern woanders - sei es nun fehlende Eingespieltheit bei einem neu einstudierten System, mangelnde Kondition, unzureichende taktische Einzelvorgaben, die falsche Ansprache vor oder während des Spiels bzw. einige andere Faktoren, die es durch Probieren herauszufinden gilt.  

Fehler im System

Ob es jetzt daran liegt, dass die offizielle deutsche Lizenz fehlt und man dementsprechend nicht auf bestimmte Details achtet, kann ich nicht beurteilen. In jedem Fall wird der deutsche Fußballbetrieb nicht ganz akkurat umgesetzt. So stimmen die Anstoßzeiten bzw. die Spielverteilung am Wochenende nicht immer. Mal gibt es zwei Freitagsspiele, es werden auch gerne am Samstag zwei Abendspiele angesetzt, so dass im Zweifelsfall die Standardanstoßzeit 15:30 Uhr nur von zwei oder drei Partien belegt wird. Da dies jedoch den Ruherhythmus aller teilnehmenden Mannschaften betrifft, ist dies letztlich nur ein kosmetisches Problem. Nachhaltiger wird es schon bei den als Strafe ausgesprochenen gelben und roten Karten, deren Sperren normalerweise hierzulande nur im jeweiligen Wettbewerb gelten. Es kann hier allerdings vorkommen, dass ein Spieler in der Liga vom Platz fliegt, aber wegen seiner Sperre auch im deutschen Pokal nicht antreten darf. Hier (wie offensichtlich auch bei den Terminierungen) hat Sports Interactive einfach des englische System aus der Premier League sowie dem Capital One Cup (Ligapokal) auf das deutsche Ligensystem gestülpt. Das wirkt sich zwar in Einzelfällen nachteilig aus, kann den Spaß auf lange Sicht aber in keiner Form gefährden.

Football Manager Touch ist die schnelle "Zwischendurch"-Variante, die zwar weniger Optionen bietet, aber dafür Spielstände zwischen PC und Tablets hin und her schieben kann.
Denn dafür macht der Football Manager 2016 einfach zu viel richtig - und richtig gut, nein: sehr gut. Die Illusion, die sportlichen Geschicke eines großen (oder kleinen) Fußballvereins zu lenken, ist enorm hoch. Man hat mehr als genug Statistiken und Interaktionsmöglichkeiten zur Verfügung, um die Mannschaft einzustellen. Und das nicht nur offline im Solo- oder Hotseatbetrieb. Denn wer will, kann z.B. auch das Manager-Gegenstück zu FIFAs Ultimate Draft starten, den "Fantasy Draft". Hier stellt man das zur Verfügung stehende Budget ein sowie die Anzahl an Spielern, aus denen man sein Team im Rahmen der durch die Geldmittel vorgeschriebenen Grenzen auswählt. Und dann kann man wahlweise in einem KO-System oder in kleinen Liga-Formaten wie z.B. zwei Teams, die je fünf Mal zu Hause und auswärts antreten, oder bis sechs Mannschaften, die im klassischen Liga-Betrieb je zweimal gegeneinander spielen, gegen andere menschliche Manager antreten.

Viel zu tun

Wer solo oder online schnelle Spiele bevorzugt, bei denen eine Saison (je nach Matchpräferenz und Eingriffsfrequenz) nicht zwischen fünf und 15 Stunden dauert, wendet sich der so genannten "Touch"-Variante zu. Hinsichtlich der Management-Optionen eingeschränkter und auf ein zugänglicheres Erlebnis abgestimmt, ist dieser Modus zwar nicht ganz so intensiv wie das „volle“ Spiel, aber dennoch sehr reizvoll. Zusätzlich wird es hier möglich sein, die Spieldaten mit den kommenden Tablet-Versionen auszutauschen, so dass man seine Karriere nahtlos unterwegs fortsetzen kann. Nett, aber

Derzeit gibt es über alle Mannschaften hinweg unverhältnismäßig viele Verletzungen.
nur leicht mit dem ähnlichen Modus der deutschen Fussball Manager vergleichbar ist "Create-A-Club". Beim FM von Bright Future hat man einen Verein komplett aus dem Boden gestampft und sich quasi als Präsident auch um alle möglichen wirtschaftlichen Aspekte gekümmert. Hier darf man sich zwar auch eine Stadt zur Vereinsgründung suchen, sich in vielen Bereichen (Logos, Trikots, Name, Fassungsvermögen des Stadions etc.) austoben, innerhalb eines bestimmten Budgets sein Team frei zusammenstellen und sogar eigene Spieler erstellen.

Doch ab diesem Moment wird es ein bekanntes Spiel: Man ist immer noch dem Vorstand unterstellt und hat keinerlei Einfluss auf die wirtschaftliche Ausrichtung des Clubs. Daher ist dieses Angebot in dieser Form wie der erstellte Avatar zwar nett, aber letztlich nur eine sehr individualisierte Form des mächtigen Editors, der sich in der Tools-Bibliothek von Steam finden lässt - und definitiv kein wertungsbeeinflussendes Element. Konzeptionell interessant ist auch der Online-Modus, der abseits des Fantasy Draft Mehrspielerpartien ohne Hotseat im normalen sowie im Touch-Modus ermöglicht. Die Entscheidungen finden für die Spieler parallel statt, wobei man optional auch Zeitlimits für die einzelnen Bereiche festlegen kann, bevor ein "Zwangsfortschritt" stattfindet. Allerdings bin ich ein FM-Spieler der alten Schule, weswegen ich dem Online-Spiel nicht viel abgewinnen kann und für Mehrspieler-Duelle den Hotseat bevorzuge.

Fazit

Wenn die neue, zwar immer noch nicht perfekte, aber in vielerlei Hinsicht optimierte Match-Darstellung nicht wäre, hätte man Probleme, die Unterschiede zum letztjährigen Meister-Manager zu finden. Zwar hat sich unter der Oberfläche noch einiges getan, von dem vieles das Spiel plausibler macht, z.B. die verbesserten Spielergespräche, während die mit zahlreichen Hilfen angereicherte Benutzerführung Einsteiger nicht mehr im Regen stehen lässt. Das Fundament dieser Trainer-Simulation ist so bombenfest wie eh und je, die Statistiken sowie Faktoren, die über Sieg und Niederlage entscheiden können, sind umfangreich und glaubwürdig. Die immense Tiefe ist stark skalierbar, so dass man so viel oder wenig entscheiden oder modifizieren kann, wie es einem beliebt. Es gibt allerdings auch ein paar störende Kleinigkeiten wie häufige Verletzungs- oder Disziplinarausfälle sowie die inakkurate Umsetzung des deutschen Spielbetriebs, die auch nicht davon wegdiskutiert werden kann, dass der Titel hierzulande nur über Importwege zu haben ist. Doch dessen ungeachtet sorgt der Football Manager auch in diesem Jahr wieder für Freud-, Leid- und Wutbekundungen, die man als Fußballverrückter sonst nur aus dem Stadion kennt und die bei Zeugen der mitunter in die Stunden gehenden Ausflüge auf die Trainerbank Unglaube und Fremdschämen verursachen. Fußball ist Emotion. Und der Football Manager liefert mal wieder den Beweis, dass man nicht immer eine Hochglanzkulisse à la FIFA benötigt, sondern dass diese Emotionen auch über visuell aufbereitete Zahlenkolonnen abgerufen werden können.

Pro

enormer Tiefgang
stark skalierbare Eingriffsoptionen
logische Zusammenhänge
authentische Spielerwerte
realistische Transferbedingungen, -Mechaniken und -Reaktionen
Football Manager Touch als schnelle Variante kompatibel mit Mobil-Versionen
Matchlänge und -Geschwindigkeit variabel einstellbar
Original-Namen auch in den deutschen Ligen
umfangreicher Editor
"Create-A-Team"-Modus
"Fantasy Draft" mit diversen Modi für bis zu 32 Teams
umfangreiche sowie aussagekräftige Statistiken
zahlreiche Assistenten
Steam-Workshop-Anbindung
über Community-Mods einfach mit Logos und Bildern aufzufüllen
umfangreiche kontextsensitive Hilfen
verbesserte Spielergespräche

Kontra

nativ fehlen viele Original-Logos und Spielerfotos
einige Eigenheiten der deutschen Liga-/Pokalsysteme fehlen
Hinweise des Trainerteams mitunter kontraproduktiv
keine native deutsche Textunterstützung
viele Änderungen erst in der zweiten Ebene
ungewöhnlich viele Verletzungen sowie Spielsperren durch (Gelb-)Rote Karten
kein "Tagestraining" einstellbar

Wertung

PC

Football Manager ist der alte und neue Meister. Höherer Realismus in der Matchdarstellung und glaubwürdige Zusammenhänge sorgen für starke Emotionen und eine hohe Motivation.

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