Im Test: Wahn und Horror im All
Stählerner Sarg
Als man seine Kälteschlafkapsel verlässt, weiß man noch nicht, was sich an Bord des beschädigten Novacore-Forschungsschiffs zugetragen hat. Laut Computer sollen aber fast alle der 350 Crew-Mitglieder tot sein. Doch was ist passiert und wer ist dafür verantwortlich? Man selbst kann sich an nichts erinnern, leidet immer wieder unter Halluzinationen und weiß nicht, wem man trauen soll.
Schritt für Schritt versucht man sich anhand von Datenbanken, Schriftverkehren und Log-Eintragungen ein Bild zu machen, Rettungsmöglichkeiten abzuwägen und Schäden zu beheben. Doch es dauert nicht lang und man muss selbst um sein Leben fürchten. Verteidigungssysteme werden aktiviert, Hilfsdroiden geraten außer Kontrolle und dann sind da noch diese merkwürdigen Kreaturen - halb Mensch, halb Maschine wie es scheint. Gegen manche kann man sich, zunächst nur mit einem Metallwerkzeug bewaffnet, noch zur Wehr setzen, bei anderen hilft nur Fliehen oder Verstecken.
Nur nicht auffallen
Die Flucht ist aber oft gar nicht so einfach, da die Verfolger mitunter sehr hartnäckig sein können, einem beim Rennen schnell die Puste ausgeht und überall zusätzliche Gefahren wie offene Strom- oder Gasleitungen lauern. Später kann man sich zwar auch mit diversen Schusswaffen zur Wehr setzen, Munition ist aber rar gesät, das Vermeiden offener Konfrontationen durch gezielte Ablenkungsmanöver meist wesentlich sinnvoller.
Zwar gibt es auch Karten für jedes der acht Decks, die lassen sich aber nicht einfach nebenher einblenden. Ein Blick darauf kostet wertvolle Zeit, die man beim Fliehen in der Regel nicht hat. Den besten Schutz liefern, anders wie bei Alien: Isolation, enge Lüftungsschächte, in denen man zumindest für einen Augenblick durchatmen kann. Die von leider nicht auf den Karten verzeichneten Speicherterminals ausgehende Sicherheit ist hingegen oft trügerisch. Um seine Fortschritte dauerhaft festzuhalten, muss man seinen Arm nämlich erst in eine Apparatur schnallen und eine Speicherbank wählen, während dessen man nach wie vor attackiert und tödlich verletzt werden kann.
Ständige Bedrohung
Auch in Fahrstühlen ist man erst sicher, wenn die Türen geschlossen und der Aufzug gestartet ist. Hinzu kommt, dass vormals sichere Orte bei einem späteren Besuch böse Überraschungen bereithalten können oder vertraute Weg plötzlich blockiert sind. Rettende Heilstationen gibt es auch keine - regenerative Injektionen und Nahrungsmittel sind ähnlich selten wie Munition oder Batterien für die Taschenlampe.
Auch die Soundkulisse trägt mal mit unerträglicher Stille, mal mit bedrohlichen Sirenen und Schreien maßgeblich zur Spannung bei. Hinzu kommen mit bestimmten Orten oder Gegnern in Zusammenhang stehende Wahrnehmungsstörungen à la Eternal Darkness, akustisches Herzrasen in Gefahrensituationen, simple, aber bei Bedrohung aufreibende Hacking-Minispiele und auch der ein oder andere gemeine Schockmoment. Es ist aber auch viel Trial-&-Error angesagt, um möglichst unbeschadet und ressourcensparend durch die zahlreichen Gefahrenbereiche zu gelangen. Da die Ladezeiten sowohl im Todesfall als auch bei Deckwechseln sehr lang und Speichermöglichkeiten mancherorts kaum vorhanden sind, können die Nerven gelegentlich fast überstrapaziert werden.
Mangelnde Sorgfalt
Aber auch Ungereimtheiten bei KI, Kollisionsabfrage, Steuerung und Aufgabendesign können für Unmut sorgen. Das hakelige Inventarsystem belegt manchmal sogar Plätze mehrfach, was im schlimmsten Fall zum dauerhaften Verlust ausgetauschter Waffen führen kann. Zudem lässt einen die im Stehen ungewöhnlich niedrige Ego-Perspektive immer wieder glauben, einen Zwerg zu spielen.
Zwar kann man sich auf die Suche nach optionalen Text-Logs mit zusätzlichen Hintergrundinformationen machen und einen damit verbundenen, sehr seltenen Erfolg einheimsen. Aber irgendwie scheinen es die Entwickler versäumt zu haben, eine entsprechend Übersicht bzw. Archiv anzubieten, so dass man gar nicht weiß, welche oder wie viele Aufzeichnungen einem überhaupt noch fehlen. Mir sind sogar verschiedene Logs mit identischem Inhalt untergekommen. Und auch sonst wirken einige Elemente unfertig oder schlampig - von versetzten Positionsangaben auf den Deckkarten über verzögerte Reaktionen bei Tastendrücken bis hin zu Bewegungen durch Wände hindurch. Auch die deutsche Lokalisierung ist trotz einbezogener Umgebungsobjekte durchwachsen, die englische Sprachausgabe gut, aber lückenhaft.
Fazit
Wer auf Nervenkitzel à la Alien: Isolation steht, wird Syndrome mögen. Das Katz-und-Maus-Spiel an Bord eines havarierenden Raumschiffs ist aufgrund übermächtiger Bedrohungen und nur spärlicher Optionen zur Gegenwehr ähnlich spannend. Allerdings ist auch viel Trial-&-Error gefragt, was in Verbindung mit den langen Ladezeiten nerven kann. Die in erster Linie von Funksprüchen, Computereinträgen und Text-Logs getragene sowie von einer aufwühlenden Soundkulisse unterstützte Handlung sorgt da wesentlich geschickter für Spannungen und Überraschungen. Doch leider drücken immer wieder auch Unzulänglichkeiten bei Technik, KI, Bedienung oder Lokalisierung auf die Stimmung. Einige Elemente wirken einfach unfertig oder mit zu wenig Sorgfalt bedacht. Trotzdem bleibt unterm Strich noch ein gutes Spielerlebnis.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Spannendes, wenn auch etwas holpriges Katz-und-Maus-Spiel an Bord eines havarierenden Forschungsraumschiffs.
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