Deutschland sucht den Superstar03.12.2003, Paul Kautz
Deutschland sucht den Superstar

Im Test:

Laut Andy Warhol stehen jedem Menschen 15 Minuten Ruhm zu. Dank der momentanen Schwemme von Casting-Shows könnte es denn auch bald soweit sein. Ob ihr auch das Zeug zum Publikumsliebling habt, könnt ihr anhand des offiziellen Spiels zu Deutschland sucht den Superstar (ab 32,89€ bei kaufen) herausfinden.

Ich werde ein Star!

Während sich die zweite DSDS-Staffel auf RTL langsam dem Ende entgegenneigt, habt ihr im offiziellen Spiel zur Show wann immer ihr wollt die Möglichkeit, den kleinen Superstar in euch zu wecken. Nach dem Show-typischen Einstieg in Form der bekannten Jingles erschafft ihr zuerst euer Alter Singego: Nach der Wahl des Geschlechts pickt ihr ein passendes Gesicht aus dem Fundus, bestimmt Hautfarbe, Frisur, Grundoutfit und auch, wie dick euer Casting-Kandidat sein soll. Bei den weiblichen Figuren gehen die Optionen sogar so weit, dass ihr Farbe und Intensität von Lidschatten, Lippenstift und Nagellack bestimmen könnt.

Im Charakterbildschirm könnt ihr euch euren Superstar zusammenschnitzen.

Habt ihr euch noch für eine von drei Stimmen entschieden, steht der Superstar-Karriere fast nichts mehr im Weg. Vor dem großen Auftritt empfiehlt sich jedoch ein Besuch bei den »Proben«, um das Spielprinzip zu verinnerlichen. Doch wer schon mal ein typisches Tanzspiel gezockt hat, wird auch hier keine großen Probleme haben: In der Mitte des Bildschirms befindet sich ein Kreuz, aus allen vier Himmelsrichtungen fliegen kleine Pfeile in dessen Mitte. Befinden sich diese im Zentrum des Kreuzes, müsst ihr schnell die entsprechende Richtungstaste drücken, um, je nach Timing, eine mehr oder weniger gute Bewertung einzuheimsen. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, müsst ihr euch auch mit Kombinationen und weiteren Widrigkeiten herumschlagen.

Wo steckt Dieter?

Sitzt das grundlegende Spielprinzip, ist auch schon der eigentliche »Wettbewerb« nicht weit.__NEWCOL__

Der läuft prinzipiell genau wie die Fernsehshow ab: Zuerst müsst ihr ein Casting und drei Recalls überstehen. Seid ihr weiter, erwarten euch die Top 50-Show, sieben Mottoshows und natürlich die abschließende Finalrunde. Ihr könnt entweder allein oder gegen bis zu drei weitere Möchtegern-Superstars antreten, Letzteres allerdings nur hintereinander. Alle Runden laufen prinzipiell gleich ab: Ihr wählt euren Song aus einer umfangreichen Liste, bewältigt ihn mehr oder weniger gut, und bereitet euch auf die Runde vor. Das bedeutet vor allem, dass ihr zwischen den Auftritten neue Outfits ausprobiert – viele sind von Anfang an freigeschaltet, einige weitere könnt ihr im Laufe des Spiels dazugewinnen. Innerhalb des Wettbewerbs wird zwischen jeder Runde automatisch gespeichert, so dass ihr jederzeit wieder einsteigen könnt. Außerdem dürft ihr jede Runde beliebig oft wiederholen, falls ihr mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein solltet – wenn das in der echten Show möglich wäre, müssen wir wohl noch heute Küblböck´sche Gesangsversuche ertragen. Gelegentlich tretet ihr auch live gegen zwei Computergegner an, die ihr gewissermaßen an die Wand singen müsst.

Die Jury verleiht ihren Gefühlen optisch Ausdruck - momentan sind die Richter nicht begeistert.

Nach jedem Auftritt wird eure Leistung von der Jury bewertet. Während in der amerikanischen Version die tatsächlichen Juroren Simon Cowell, Paula Abdul und Randy Jackson ihren Spielpendants die kritischen Stimmen leihen, müsst ihr in Deutschland auf den virtuellen Bohlen verzichten – weder Jury noch Moderatoren werden von den bekannten Gesichtern vertont oder sehen ihnen wenigstens ähnlich.

Mit der Bürste in der Hand

Im Wettbewerb könnt ihr nicht nur an euren Superstar-Knöpfchendrück-Qualitäten feilen, sondern auch allerhand freispielen: Neben bereits erwähnten Bonus-Outfits warten auch zusätzliche Stages auf ihre Entdeckung, die in den weiteren Spielmodi zum Tragen kommen – eure Figur tummelt sich dann beispielsweise im Schlafzimmer, auf einer Dachterrasse oder in der knallbunten Disco. Wer sich einfach die 40 lizenzierten Charthits von »Angels« bis »Baby one more time« zu Gemüte führen will, ist in der »Jukebox« gut aufgehoben. Hier steht euer Kandidat unter anderem mit einer Bürste vor dem Spiegel und schmettert einen Song nach dem anderen.

Fast schon ein Superstar: In der Finalshow müsst ihr alles geben.

Der »Karaoke«-Modus ist genau das, was der Name verspricht: Hier könnt ihr leibhaftig beweisen, was eure Stimme taugt – natürlich inklusive Text und hüpfendem Karaoke-Ball. Die letzte Spielvariante ist schließlich »Party«: Hier treten bis zu vier Spieler gegeneinander an, andere Zuschauer können als Jury ihre Stimmen abgeben. Genau wie im Wettbewerb könnt ihr hier unter mehreren Schwierigkeitsgraden wählen, die Geschwindigkeit und Vielfalt der Tastenkombinationen beeinflussen.

Dancing Queen

Optisch entspricht das Spiel nicht dem beispielsweise aus Britney Spears´ Dance Beat bekannten Realitäts-Schema, sondern setzt ganz auf Comic: Sämtliche Figuren haben etwas große Köpfe, sind per Cel-Shading ansehnlich schattiert und nett designt. Lediglich die Animationen lassen zu wünschen übrig. Zwar bewegen sich eure Helden ein wenig zum jeweiligen Song, aber eben nur ein wenig. Auch die Einmarsch-Animation ist recht holprig, und passt ebenso wenig zum putzigen Ambiente wie die nur minimal animierten Gesichter – die Emotionen kochen auf Sparflamme. __NEWCOL__

Letzter Optik-Minuspunkt geht auf Kosten der etwas leeren Bühnen: Wo ist das Publikum, wo sind die Fans, wie wäre es mit Backgroundtänzern? Alles wirkt irgendwie leer und verlassen. Dafür freuen sich die Kandidaten sehr schön über einen Sieg oder teilen ihren Frust über einen vergeigten Auftritt ausdrucksstark mit. Zwischen den Shows im Wettbewerb erwarten euch auch noch grobpixelige Videos der ersten DSDS-Staffel auf RTL, die einige der Finalisten bei ihren Anfängen zeigt. Dazu gibt es noch andauernd die bekannten Video-Jingles, die jedoch mit der Zeit gehörig nerven. Übrigens ist die Wahl der Klamotten nicht nur von optischer Bedeutung: Neben der stimmlichen Leistung wird am Ende jeder Runde auch euer Geschmack und damit die gewählte Garderobe bewertet – zwar ist das nicht spielentscheidend, aber was ein echter Superstar ist, der hat auch seine Klamotten stets im Griff.

When will I be famous?

Zu der DSDS-Steuerung gibt es nicht mehr viel zu sagen, bis auf die vier Richtungstasten benötigt ihr nur noch »Enter« und »Esc«, um durch die Menüs zu navigieren. Leider wird euch eine Bedienung via Maus vorenthalten, was etwas umständlich ist.

Je nachdem, wie gut euer Timing ist, hört sich der Song mehr oder weniger gelungen an.

Viel wichtiger ist natürlich hier der Sound: Wie schon erwähnt hat Codemasters satte 40 Chartbreaker im Spiel integriert, die Freunde von Pop in Verzückung geraten lassen dürften. Allerdings werden die Tracks nicht von den Original-Sängern vorgetragen, sondern von unbekannten, aber dennoch guten Stimmen. Darüber hinaus  bestimmt ihr höchstpersönlich im Spiel, wie die Musik klingt: Codemasters hat jedes Lied drei Mal aufnehmen lassen, einmal perfekt, einmal noch gut und einmal grauenhaft. Das Ergebnis wird je nach eurem Spielgeschick in Echtzeit überblendet, so dass ihr durchaus mal absichtlich schlecht spielen solltet – das jaulende Resultat ist für einige Lacher gut.

Fazit

Klar, wer mit der Show oder dem ganzen Poprummel an sich nichts am Hut hat, wird auch mit DSDS kaum warm werden. Doch wenn man mal die störenden Scheuklappen abnimmt, erkennt man, dass man es mit einem liebevoll entwickelten Programm, und nicht mit einem dahingeschluderten Lizenz-Mist wie der offiziellen Popstars -Versoftung zu tun hat: Grafisch nett anzusehen (besonders die Figuren sind knuddelig geraten), mit simpler Steuerung, je nach Geschmack schöner Musik und vorzeigbarer Party-Tauglichkeit. Vier Spieler gegeneinander, dazu noch Karaoke-Möglichkeit und Tanzmatten-Unterstützung – eine durchdachte Sache. Allerdings ist das Spiel trotz gelegentlich aufkommender Hektik sowohl grafisch als auch spielerisch sehr gemütlich - lange nicht so schweißtreibend wie beispielsweise Britneys Dance Beat oder Amplitude auf der PS2. Doch wer Tanzspiele bzw. rhythmische Geschicklichkeitstests im Allgemeinen mag, und dazu immer mal ein paar Freunde zur Hand hat, macht mit dem offiziellen Spiel zur Show keinen Fehler. Wer auf die Show im Speziellen steht, hat sowieso keine andere Wahl als zuzugreifen.

Pro

schöne Figuren
40 lizenzierte Original-Songs
einfache Steuerung
Spiel per Tanzmatte möglich
coole Stimmanpassung
Karaoke-Modus
bis zu vier Spieler an einem PC
vielerlei Outfits
etliche Figur-Optionen
günstiger Preis

Kontra

sehr leicht
sehr gemächlich
keine Original-Jury
sehr simples Spielprinzip
allein auf Dauer langweilig
nervige Jingles
Menüs nicht per Maus bedienbar
mäßige Animationen
leere Bühnen

Wertung

PC

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.