TrackMania (2004)02.05.2004, Paul Kautz
TrackMania (2004)

Im Test:

In einem normalen Rennspiel ist das Ziel klar: Eine bestehende Strecke wird so schnell wie möglich abgerast, wer als Erster im Ziel eintrifft, gewinnt. Das ist bei Trackmania auch nicht anders, lediglich mit einem Unterschied : wenn einem der Streckenverlauf nicht gefällt, wird er eben umgeschraubt! Ob das Ganze auch Spaß macht, erfahrt ihr unserem Test der aufgemotzten deutschen Version.

Ganz wie damals..

Im Singleplayermodus tretet ihr gegen mehrere »Geisterfahrer« an.
Im Singleplayermodus tretet ihr gegen mehrere »Geisterfahrer« an.

Wer sich noch ganz weit an die Frühzeit der PC-Rennspiele erinnern kann, wird mit dem Namen »Stunts« bzw. »4D Sports Driving« (so hieß das Spiel in Europa) etwas anfangen können. 1990 veröffentlichte Broderbund diesen 3D-Racer, der vor allem mit seinem einfach zu bedienenden, aber dennoch mächtigen Streckeneditor begeisterte - mit dem konnte man im Handumdrehen eigene Pisten pinseln, und sie auch gleich ausprobieren. Man könnte sich fragen, wieso in den vergangenen 14 Jahren kein Entwickler auf die Idee gekommen ist, dieses Spielprinzip zu kopieren. Mit Trackmania vom französischen Team Nadeo gibt es endlich ein zeitgemäßes »Revival« von Stunts.

Wer sich erst mal warmspielen will, sollte zunächst zum »Rennen« greifen. Hier erwarten euch 24 nacheinander freizuspielende Strecken, unterteilt in drei Ligen. In jedem Rennen gilt es, die Bestzeit einzufahren - je goldener die Medaille glänzt, desto mehr »Copper« staubt ihr ab, doch dazu gleich mehr. Habt ihr alle Strecken hinter euch gebracht, wird noch eure Gesamtleistung bewertet und entsprechend mit Copper honoriert. Bei den Rennen selbst tretet ihr gegen einen Computer-Fahrer an, und müsst im Grunde nur schnell alle Checkpunkte in der richtigen Reihenfolge passieren.

Die fiesesten Strecken der Welt

Im Puzzle-Modus müsst ihr den Streckenverlauf so bauen, das ihr Bestzeiten einfahren könnt.
Im Puzzle-Modus müsst ihr den Streckenverlauf so bauen, das ihr Bestzeiten einfahren könnt.

Eine fiese Herausforderung erwartet euch im »Survival«-Modus. Hier gilt das Alles-oder-Nichts-Motto: Ihr tretet auf 18 Strecken gegen drei spurtstarke KI-Raser an. Kommt ihr auf einer Strecke als Erster ins Ziel, dürft ihr zwei weitere Levels abwählen. Trudelt ihr dagegen als Letzter ein, ist das Spiel vorbei. Auch hier wird die fahrerische Leistung erneut mit Coppern belohnt. Als Letztes erwartet euch noch das innovative »Puzzle«: Hier habt ihr einen Startpunkt, ein Ziel, ein Zeitlimit und ein paar Bauteile. Mit denen müsst ihr euch die ideale Strecke selbst zusammenbauen, um möglichst schnell anzukommen. Gelegentlich müsst ihr auch komplett ohne Bauklötze auskommen, und einfach quer durch die Pampa rasen.

Habt ihr die Solo-Modi hinter euch gebracht (was nicht lange dauern dürfte), habt ihr auch endlich Verwendung für die Copper: Im beiliegenden Editor dürft ihr euch aus einem reichhaltigen Bauteile-Fundus (mehr als 200 Teile!) eure Traumstrecken zusammenbauen. Ihr wählt zuerst aus den drei Grundthemen Wüste, Eis und grüne Landschaft, und legt dann los: Geraden, Loopings, Korkenzieher, Sprungschanzen, Beschleunigungsstreifen und natürlich Checkpunkte sind normal; Löcher im Boden, herumliegende Holzblöcke, dünne Brücken oder fies platzierte Wasserhindernisse geben der Sache Pfeffer; Büsche, Windmühlen oder Bäume verzieren das Ganze schließlich. Jedes Bauteil kostet euch eine bestimmte Copper-Menge, so dass eurem Bauwahn im Grunde nur Geldmangel im Weg stehen könnte ï¿œ ansonsten könnt ihr euch fast nach Belieben austoben. Bevor ihr euer Meisterwerk auf die Menschheit loslasst, solltet ihr es natürlich Probe fahren: Ein Druck auf die Enter-Taste, schon befindet ihr euch mitten auf der Strecke und könnt loslegen. Seid ihr mit eurer Leistung zufrieden, könnt ihr die Strecke auch speichern und versenden ï¿œ die Files sind wenige Kilobyte groß.

Tumulte im Internet

Der Nachteil von viel Action: Das Fahrverhalten der anderen Vehikel sieht mekwürdig aus.
Der Nachteil von viel Action: Das Fahrverhalten der anderen Vehikel sieht mekwürdig aus.

Ein Nachteil im Einzelspielermodus ist, dass ihr quasi immer gegen Geister fahrt - es existiert keine Kollisionsabfrage, die Wagen stehen sich gegenseitig nie im Weg. Das ist für Bestzeiten natürlich praktisch, allerdings wäre zumindest ein zuschaltbarer »echter«Rennmodus eine schöne Sache gewesen. Denn das Problem gibt es auch im Multiplayermodus, dem wahren Herz des Spiels. Via Internet oder Netzwerk dürfen bis zu 255 Raser gegeneinander antreten: Die Zeitrennen sind quasi das »Free For All« der Rennspiele - jeder ist nur auf der Strecke, um eine Bestzeit abzuliefern, die natürlich jederzeit unterboten werden kann. Im Team Racing treten, nomen est omen, zwei Teams gegeneinander an - wessen Team nach einer bestimmten Zeit mehr Spieler im Ziel hat, gewinnt. Im Rundenrennen schließlich legt ein Spieler ein Bestzeit vor, die die anderen dann unterbieten müssen.

Gerade für den Mehrspielermodus ist es praktisch, dass ihr euer Auftreten in vielerlei Hinsicht personalisieren könnt: So sind eigene Skins für eure Fahrzeuge möglich, oder auch eigene Avatare (kleine Chat-Bildchen). Leider ändert das nichts daran, dass die Anzahl möglicher Fahrzeugtypen stark limitiert ist: Pro Grafikset gibt es genau einen Boliden - entweder Muscle Car, Rally-Flitzer oder Pick-Up. Pro Set dürft ihr aus zehn bis zwölf unterschiedlichen Designs wählen, die aber bis auf unterschiedliche Hupen vollkommen identisch sind. Darüber hinaus gibt es noch kleinere Probleme beim Internetspiel: Sind mehr als zehn Fahrzeuge auf einer Strecke, ist die Darstellung dauernd unterbrochen. Das klingt allerdings dramatischer als es tatsächlich ist: Da ihr nicht direkt gegeneinander antretet, ist es im Grunde wurscht, ob andere Fahrzeuge nur hoppelnd dargestellt werden - merkwürdig aussehen tut's trotzdem. Außerdem können einem gerade beim Mehrspielermodus die Checkpunkte zum Verhängnis werden.

Verpasst ihr einen, und das passiert sehr schnell, bemerkt ihr das u.U. bis zum Ende der Strecke nicht - dann allerdings dürft ihr das Ziel nicht passieren. So bleibt euch nur noch, entweder zum verpassten Punkt zurückzurollen, oder euch zum letzten »offiziell« passierten Tor zurückbeamen zu lassen. Eine einfache »Checkpunkt verpasst«-Anzeige hätte hier für weniger Verwirrung gesorgt. Ihr könnt jederzeit Replays speichern, und hinterher auch nachbearbeiten.

Alte Schule

Spielerisch sinnlos, aber dennoch witzig: die Vogelperspektive.
Spielerisch sinnlos, aber dennoch witzig: die Vogelperspektive.

Die Optik ist nicht die Stärke von Trackmania, aber beileibe nicht schlecht: Dadurch, dass die Landschaften auf gerade mal drei mögliche Grafiksets beschränkt sind, bekommt man zwangsläufig die ganze Zeit dasselbe zu sehen. Aber das ist wirklich ansehnlich und vor allem schnell: Selbst auf mittelmäßigen Maschinen ziehen Schlösser, Berge und zugeschneite Bäume rasant an euch vorbei. Ihr dürft unter acht Perspektiven wählen, von denen einige brauchbar (Heckansicht), einige witzig (Vogelperspektive) und andere schlicht Müll sind - wer will sich schon beim Fahren von vorne sehen? Besitzer von GeForce FX-Karten freuen sich über einige Optimierungen (schöneres Wasser und Gras), alle anderen über sehr kurze Ladezeiten.

Musikalisch werden im Hauptmenü sehr oldschoolige Töne im Stile des alten C64-Sounds angeschlagen. Im Spiel erwarten euch leider nur drei Musikstücke (eins pro Umgebung), die zwar für sich genommen sehr gut klingen, aber auf Dauer dann doch zu wenig Abwechslung bieten. Die Effekte passen zu den Wagen, bieten aber nichts Spektakuläres.

Fazit

Im Mehrspielermodus ist Trackmania unschlagbar: Die Jagd nach Millisekunden, das Hohnlachen ins Gesicht des Konkurrenten, wenn man Sekunden vor dem Rundenende doch noch die Bestzeit einfährt - unbezahlbar! Darüber hinaus ist schon der fantastische Editor das Geld wert, der euch mit massig Bauteilen praktisch keine Grenzen setzt - ob kurze Rennstrecke oder verknoteter Super-Highway, einfach alles ist möglich. Auf der anderen Seite ist der Singleplayermodus auf Dauer recht eintönig; außerdem gibt es dort viele kleine, aber doch störende Details. Warum kann ich z.B. im Puzzle-Modus die Strecken nicht per Joypad bauen? So muss ich dauernd zwischen Pad und Tastatur wechseln. So bleibt ein genialer Mehrspieler-Racer mit gut geeignetem Einzelspielerpart zum Üben. Wenn ihr das sucht, habt ihr mit Trackmania den spaßigsten Racer der Saison!

Pro

genialer Editor
intelligente Spielmodi
abgefahrene Streckendesigns
motivierendes Copper-System
schnelle Grafik
großartiger Mehrspielerspaß
einfache Steuerung
einfaches Fahrmodell
vielerlei Personalisierungsmöglichkeiten

Kontra

wenig Szenarien
wenig unterschiedliche Fahrzeuge
allein auf Dauer langweilig
abwechslungsarme Akustik
keine »echten« Rennen gegeneinander
störende Lags bei großen Mehrspielermatches

Wertung

PC

Grandioser Mehrspielerspaß, cooler Editor.

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