Knight Rider 204.12.2004, Paul Kautz
Knight Rider 2

Im Test: Ein Mann, ein Computer, ein Auto, der Test - was taugt der digitale Hasselhoff Nummer 2?

Fast genau zwei Jahre ist es her, dass uns Daxilex die erste Knight Rider-Versoftung um die Festplatten geschmissen hat – eines der wenigen nicht bodenlos fürchterlichen Spiele des holländischen Entwicklers. Jetzt steht der Nachfolger in den Läden, und beweist überdeutlich, dass zwei Jahre Zeit kein Grund sind, irgendwas am Spiel zu ändern. Wir haben uns eine Dauerwelle geföhnt und uns hinter das unhandlichste Lenkrad der Automobilgeschichte geklemmt.

Business as usual

Ein Tag, so wunderschön wie heute: Dauerweller Michael Knight dreht eine gemütliche Landpartie, scherzt mit Wunderauto KITT und erfreut sich allgemein seines Lebens. Soweit kennen wir das auch aus den ersten zwei Minuten jeder Serienfolge. Und was passiert grundsätzlich im Anschluss? Richtig: Entweder wird der 

Ihr bekommt es immer wieder mit ballernden Herausforderungen zu tun.
arme Vater einer blonden Texasmaid von hämisch grinsenden Käppiträgern angegriffen, weil er sein Haus nicht verkaufen will, das auf einer Ölquelle steht (und somit gerettet werden muss), oder aber KITT wird unerwartet angegriffen. Das Spiel entscheidet sich für Tor B: Aus dem Nichts schwirren hartnäckige Raketen auf den versiegelten Lack unseres laberfreudigen Pontiac Trans-Am zu!

Also Vollgas und davongebraust – überraschend schwenkt die Perspektive zu einer Frontansicht, so dass ihr KITT samt Verfolgerraketen von vorne seht, und etwas verwirrt blind lenkt. Nach kurzer Fahrt dreht die Kamera zurück in eine klassische Heckperspektive, die ihr benötigt, um den folgenden Hindernissen (umfallender Baum, explodierende Brücke) mittels »Turbo Boost« aus dem Weg zu hopsen. Abschnitt Nummer 3 des ersten Levels beinhaltet den Gebrauch der Waffen – mittels Laser schmelzt ihr blockierende Eismauern, bis endlich die Verfolgung und somit auch das Tutorial ein Ende hat.

Beam mich weg, Kitti!

Genau wie der Vorgänger, ist auch Knight Rider 2 (ab 5,55€ bei kaufen) eine obskure Mischung aus Renn-, Baller- und Hüpfspiel: Einen großen Teil eurer kurzen Spielzeit rast ihr von A nach B, oft genug auch wieder von B zurück nach A, weil KITT am Ziel etwas eingefallen ist, das am Startpunkt erledigt werden muss. Dazwischen packt ihr Laser, Plasmawumme oder Raketenwerfer aus, um den gelegentlich aufkreuzenden Robotern oder ballerfreudigen Helikoptern einen Denkzettel zu verpassen. Zu mauer Letzt warten noch die Geschicklichkeitseinlagen: Dank des erwähnten Turbo Boots hüpft KITT leichtfertig wie ein Flummi über Wald und Wiese, dankbarerweise

Roboter in diversen Größen und Formen stellen sich KITT in den Weg.
haben die Entwickler die haarsträubenden Hoppeleinlagen des Vorgängers (Stichwort: von Kiste zu Kiste) eine Spur zurückgeschraubt. Dafür rollt ihr jetzt des Öfteren auf zwei Rädern umher, etwa wenn es darum geht, sich möglichst schlank an Lasersperren vorbeizuschmuggeln…

Wenn ihr bis hierher gedacht habt, dass das doch im Grunde nicht übel klingt, wollen wir die überkochenden Emotionen mal etwas abkühlen. Z.B. gibt es keinerlei Steuerungshinweise im Spiel. Wenn ihr euch also nicht die Mühe gemacht habt, vorher die Kontrolle euren Wünschen anzupassen, dürft ihr fleißig raten, mit welcher Taste ihr was macht – zumal die Optionen vom Spiel aus nicht aufrufbar sind. Nett auch, dass ihr (wie gehabt) in regelmäßigen Abständen, meist in Kombination mit Sprungeinlagen, einfach in der Landschaft hängen bleibt. Das ist den Entwicklern wohl auch aufgefallen, allerdings haben sie sich nicht die Mühe gemacht, die Kollisionsabfrage zu verbessern. Stattdessen gibt es einfach eine Taste, die euch schnurstracks wieder auf sicheres Terrain befördert. Dafür dass KITT angeblich nahezu unzerstörbar sein soll, lamentiert er bei jedem kleineren Stupser außerdem ganz schön herum – immerhin kann man seine Lackblessuren an speziellen Energiestationen in Form von aufgefüllten Batterien wieder heilen. Und natürlich dürft ihr wieder nur allein antreten; kein Mehrspielermodus weit und breit.

Alles wie gehabt

Der Story-Modus bietet als einzige Besonderheit diverse Echtzeit-Filmchen zwischen den Missionen, die eine Art Geschichte in das Spiel bringen sollen. Angesichts von lachhaften Dialogen, einschläfernder Sprachausgabe, gehäuften Schreibfehlern und groben 3D-Gesichtern wirft man sich schneller auf die Esc-Taste, als KITT »Michael, meine Sensoren orten etwas Ungewöhnliches!« murmelt. Darüber hinaus spielt ihr mit erfüllten Missionen diverse Extras frei: Kurze Videos von KITT in Aktion,

Neulich in Black Mesa: »Freeman, haben Sie dieses Auto reingelassen??«
etwas unmotiviert und vor allem unkommentiert aus der Serie geschnitten. Allerlei Hintergrundinfos, bestehend aus kurzen, schnarchigen Texten sowie niedrig aufgelösten Fotos. Und schließlich ein Quiz welches euch in zwei Schwierigkeitsgrade gestaffeltes Knight Rider-Wissen abfragt – allerdings wiederholen sich die Aufgaben schon beim zweiten Versuch häufig.

Die Optik wurde fast unverändert vom Vorgänger übernommen, und bietet mit Ausnahme von KITT simple 3D-Objekte und abwechslungsarme Locations von Wüstenstraßen über Dörfchen bis hin zu unterirdischen Labors. Flimmernde Bodentexturen, peinliche Effekte wie die fürchterlichen Explosionen und die bewährten merkwürdigen Reflektionen (auf KITTs Lack spiegelt sich all das, was vor ihm liegt) stehen ebenso auf der »Bekannt Schlecht«-Liste wie die zickige Steuerung: Gibt man Vollgas und lenkt vorsichtig dabei, dreht KITT sofort seine perfekten Kreise – egal, ob es vorwärts oder rückwärts geht. Was spätestens dann nervig wird, wenn man sich langsam an ein Terminal heranarbeiten muss, um es mittels »Micro Jam« aus Kussnähe abzutasten.     

Fazit

Zugegebenermaßen ist Knight Rider 2 nicht der größte Mist, den Davilex je entwickelt hat. Aber erstens ist es nah genug dran, und zweitens bedeutet dieses »Lob« nicht wirklich viel. Das Spiel ist dem Vorgänger derart ähnlich, dass es sogar praktisch alle Fehler wiederholt – lediglich das Dauer-Rumgehüpfe KITTs wurde dankbarerweise auf ein einigermaßen erträgliches Niveau heruntergekurbelt. Der Rest blieb unterdurchschnittlich: Grafik, Sound, Missionsdesign, selbst das extrem zickige Fahrverhalten des Rotauges kommt einem erschreckend bekannt vor. Dazu noch bewährte Schnitzer wie die miese Kollisionsabfrage oder die todlangweiligen Zwischensequenzen, fertig ist Knight Rider 2! Braucht jemand dieses Spiel? Abgesehen von Käufern der Knight Rider-DVD wohl eher nicht.

Pro

niedrige Hardwareanforderungen
preiswert
nette Extras für KITT-Fans

Kontra

zickige Steuerung
Optionen nicht im Spiel veränderbar
langweilige Missionen
alberne Geschicklichkeitseinlagen
merkwürdige Kameraperspektiven
monotone Landschaften
viel Leerlauf
schlechte Kollisionsabfrage
lächerliche Grafikeffekte
kein Wiederspielwert
kein Mehrspielermodus
dem Vorgänger extrem ähnlich

Wertung

PC

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