Im Test:
Eine neue Saison
Auch die aktuelle Ausgabe des Radsport Managers umfasst wieder den Karrieremodus, bei dem Fans mit langem Atem ihre Mannschaft an die Spitze führen können. Wer sein Team lieber nicht managen möchte, kann aber auch nur einzelne Rennen oder Etappen nachspielen, wofür euch 45 Rundfahrten und über 60 Eintagesklassiker zur Auswahl stehen. Das Radsportjahr besteht schließlich nicht nur aus der Tour de France: Neu sind auch die sechs Meisterschaften, die ihr in der Schweiz, Australien, Portugal, Dänemark, den USA und Norwegen austragt. Darüber hinaus existiert auch ein Multiplayer, der im LAN oder übers Internet gespielt wird. Mitspieler lassen sich über das GameCenter finden, das dem Spiel beiliegt.
Realistische Fahrerwerte
Entscheidet ihr euch für eine langwierige Karriere, übernehmt ihr eines von 40 Profiteams. Wer ein namhaftes Team wählt, bekommt ein breit gefächertes Angebot an Pedaleuren vom Sprinter über den Zeitfahrer bis hin zum Bergspezialisten und ein saftiges Budget von mehreren Millionen Euro. Daraus lässt sich etwas machen. Jeder der Fahrer besitzt zwölf Eigenschaften, die sein persönliches Können in Bereichen wie Klettern, Zeitfahren, Regeneration oder Sprint widerspiegeln. Die virtuellen Fahrer entsprechen ihren realen Vorbildern: Jens Voigt ist etwa ein nicht totzukriegender Ausreißer, der schon mal über 150 km vorausfährt. Das sorgt auch für einen möglichst realistischen Ausgang, denn Flachetappen enden meist im Massensprint.
Wie beim Vorgänger dürft ihr auch wieder die Ausrüstung bestimmen. Wir fragen lieber nicht, was so ein edler Rahmen kostet.
__NEWCOL__Fehlende Originalnamen
Trotz offizieller AIGCP-Lizenz fehlen viele Team- und Fahrernamen, wozu auch große Mannschaften wie T-Mobile zählen. Stattdessen wurden diese durch veränderte Namen wie US Pystol ersetzt, was leider zu Lasten der Authentizität geht. Gegen einen gewissen Potacchi anzusprinten macht eben nur halb so viel Spaß!
Ein offizieller Patch, der alle Namen einfügt, existiert derzeit leider nicht, soll aber laut Publisher noch folgen. Bislang gibt es nur einige inoffizielle Updates, welche die Originalnamen beinhalten. Warum sich die Simulation überhaupt mit der AIGCP-Lizenz schmückt, obwohl derart viele Namen fehlen, bleibt eine berechtigte Frage.
Nebensache Management
Der Managementpart wurde erweitert, spielt sich aber immer noch recht zäh und ist mit viel Herumgeklicke durch trockene Statistiken verbunden. Neben den schon vom Vorgänger bekannten Inhalten wie Finanzielles, Sponsorensuche, Fahrerkauf und Ausrüstung verwalten sind einige neue Aufgaben hinzugekommen: Als Manager müsst ihr nun auch den Kalender der aktuellen Saison im Auge behalten, denn ihr könnt nicht mehr einfach an allen Rennen teilnehmen, da diese zum Teil zeitgleich stattfinden. Ihr müsst euch also auch um die Anmeldung zu den Rennen kümmern. Gut, dass ihr zum Erreichen eurer Saisonziele automatisch angemeldet seid. Für die Tour braucht ein kleines Team gar eine Einladung von Direktor Jean-Marie Leblanc.
Vereinfachtes Training
Entwickler Cyanide hat das Training stark vereinfacht, so dass es nun ohne großen Aufwand möglich ist, eure Fahrer gezielt zu trainieren. Wer das nicht der KI überlassen möchte, kann nun festlegen, in welchem Bereich sein Profi verstärkt üben soll. Ihr könnt stets genau ablesen, wie lange es noch bis zur nächsten Stufe dauert. Daneben wird zur Vorbereitung auf die Rennen die Fitness auf Vordermann gebracht. Ihr könnt auch Formhöhepunkte festlegen, damit euer Fahrer dann z.B. pünktlich zur Tour de France fit ist. Darüber hinaus gibt es wie beim Fußball Trainingslager in ganz Europa, bei denen sich die Fahrer z.B. im sonnigen Süden auf die anstrengende Saison vorbereiten.
Fast echte Rennen
Die spannenden Rennen waren schon beim Vorgänger recht realistisch, und sie haben dieses Jahr weiter zugelegt. Das liegt an der verbesserten KI, die sich nun agiler zeigt und Aktionen wie z.B. Ausreißversuche kontert. Leider hapert es immer noch an den eigenen Aktionen der KI, die zwar Ausreißer losschickt, aber eben oft nicht die richtigen Leute.
Die Fahrer halten dieses Mal auch mehr aus, so dass sie nicht schon nach wenigen Kilometern um Nahrung betteln. Auch das Wetter spielt nun eine größere Rolle, da die Fahrer darauf reagieren, denn viele Profis haben eine Abneigung gegen eine bestimmte Witterung. Eure Jungs haben nun auch die ein oder andere Schwächephase, die eine rot blinkende Anzeige darstellt. Leider gibt es auch dieses Mal wieder keine Möglichkeit, eurem Team als Ganzes Anweisungen zu geben.
Verändertes Zeitfahren
Die Macher haben endlich auch die Langeweile während des Zeitfahrens erkannt und versucht, sie mit Aktionsmöglichkeiten auszugleichen: Bei manueller Kontrolle könnt ihr nun sogar Blatt und Zahnkranz bestimmen, als wenn ihr selbst fahren würdet. Das macht allerdings nur bedingt Spaß, denn beim Zeitfahren in der Ebene gibt es eben nicht viel mehr zu tun, als auf volle Pulle zu stellen!__NEWCOL__Auch beim Mannschaftszeitfahren solltet ihr daher die Ausdauer eurer Fahrer im Auge behalten, ansonsten kann euer ausgepowerter Profi irgendwann nicht mehr mithalten. Wer das nicht selbst machen möchte, schaltet einfach auf Automatik.
Pure Zweckgrafik
Grafisch ist auch der diesjährige Radsport Manager keine Augenweide. Das liegt zum einen an der trockenen Präsentation, die im Managementteil von Statistiken geprägt ist. Die Rennen sind zwar zweckmäßig dargestellt, aber die 3D-Umgebung wirkt trotz der neu eingefügten Monumente immer noch zu wenig prägnant und lebendig - trotz des herabrieselnden Regens. Das liegt auch daran, dass die Landschaft in Australien oder Japan genauso aussieht wie in Frankreich. Leider wirkt auch das Drumherum künstlich, woran auch die neu eingefügten Motorräder und die stilechten Siegerehrungen mit den Mädels nicht viel ändern. Am Straßenrand stehen geklonte Zuschauer, die zombiehaft winken, als wäre man im neuesten Resident Evil.
Gesprochener Rennkommentar
Die Musik klingt fast genauso wie im letzten Jahr – flotte Chill-Out-Songs lockern das Renngeschehen auf. Leider verfügt der Radsport Manager noch immer nicht über das, was man eine richtige Geräuschkulisse nennen könnte. Gerade bei einem Radrennen gibt es eigentlich ganz typische Laute - bis auf ein paar dumpf klingende Zuschauer ist aber beinahe Stille.
Die Trikots sehen original aus, manch eine Aufschrift ist es nicht. Ist US Pystol etwa ein amerikanischer Waffenhändler?
Das Spiel verfügt jedoch endlich über einen deutschen Rennkommentar, was atmosphärisch zu begrüßen ist. Leider spricht ihn kein aus dem Fernsehen bekannter Sportkommentator. Zudem wiederholen sich die Kommentare zu oft und passen nicht immer ganz.
Fazit
Auch die diesjährige Ausgabe des Radsport Managers dürfte die Spielerschaft wieder in zwei Lager spalten: Die Leute, die mit Radsport schlicht nix anfangen können und deshalb besser die Finger davon lassen sollten. Und diejenigen, die wissen, dass ein belgischer Kreisel nicht unbedingt was mit Straßenbau in Flandern zu tun hat. Letztere werden wieder ihre helle Freude an den realistischen Rennen haben, die das Sportspiel so spannend machen. Das Team von Cyanide hat mit Hilfe der Fans viele Mängel erkannt, aber nicht alle konsequent genug abgestellt. Der Managementteil wurde zwar erweitert, reißt aber immer noch keinen vom Hocker – Wegklicken heiß hier oft die Devise gegen aufkeimende Langeweile. Auch grafisch hat sich trotz der Monumente recht wenig getan, was die 3D-Landschaft immer noch zu beliebig aussehen lässt. Ärgerlich auch, dass trotz offizieller Lizenz derart viele Originalnamen fehlen. Dennoch liefert Cyanide auch dieses Jahr wieder die derzeit beste Radsportsimulation ab. Genug der Worte – ich muss zurück zum Bildschirm und dafür sorgen, dass Jan Ullrich Paris dieses Mal im gelben Trikot erreicht!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Mir macht die Radsportsimulation Spaß. Was andere dazu sagen, ist mir egal!
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.