Im Test:
Witziges Duo
Seit Ende der 50er-Jahre macht das völlig durchgedrehte Agentenduo Fred Clever und Jeff Smart, das vom spanischen Zeichner F. Ibanez kreiert wurde, die bunte Comic-Welt unsicher. Natürlich geht es auch beim ersten Computerauftritt um oberwüste Verschwörungen, streng geheime Aktionen und
behämmerte Erfindungen. Dieses Mal hat sich der skrupellose Dr. Bakterius etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um dem chronisch klammen Hauptquartier Geld zu verschaffen: Eine Maschine, mit deren Hilfe man Dinge aus Kinofilmen real werden lassen kann. Ohweh, was hat der irre Dr. Bakterius denn da rübergebeamt?
Reise in die Scheinwelt
Leider wird anstelle des erhofften Goldschatzes die eingewickelte Mumie Impoteh selbst rübergebeamt. Um die Welt ein weiteres Mal zu retten, müsst ihr dem ägyptischen Untoten das Handwerk legen, was nur mit Hilfe des Buchs der Toten zu bewerkstelligen ist. Dazu sollen Clever & Smart mit einem weiteren Apparat in die Filmwelt reisen, weshalb sich das skurrile PC-Spiel auch A Movie Adventure nennt. Leider klappt auch das nicht wie erwartet, und die Agenten landen zunächst in einem Schwarz-Weiß-Film mit Charlie Chaplin. Zu allem Überfluss ist es auch noch ein Stummfilm. Die Unterhaltung mit dem Tramp gestaltet sich daher recht schwierig...
Zu zweit spielen
Derart missliche Situationen sind sozusagen das Markenzeichen des spaßigen 2D-Comic-Adventures, das ihr auch zu zweit etwa übers Netzwerk spielen könnt. Möglich wird das dadurch, dass ihr ohne große Mühe zwischen Fred und Jeff hin und her wechseln könnt. Dass das auch bitter nötig ist, erfahrt ihr erst später, als etwa einer der beiden Chaoten am Marterpfahl landet. Um nicht von den Indianern skalpiert zu werden, muss ihn der andere befreien, wozu jeder der Agenten sogar sein eigenes Inventar besitzt. Leider ist das Abenteuer insgesamt etwas kurz geraten, denn schon nach gut zehn Stunden
haben es erfahrene Point&Click-Hasen durchgespielt.Clever & Smart sind mitten in Billy the Kids Western-Revier gelandet.
Skurrile Figuren
Neben der Westernstadt gibt es auch noch die Horrorfilm-Welt und das alte Ägypten, das mit seinen Hieroglyphen, Pyramiden und Geheimgängen natürlich für Rätselhaftes geradezu prädestiniert ist. Dort trefft ihr 50 toll gezeichnete Charaktere, zu denen auch Raubein John Wayne, noch nicht Glatzkopf Yul Brynner oder Graf Dracula gehören. Dabei müsst ihr feststellen, dass viele von ihnen völlig desillusioniert sind vom täglichen Einerlei der Scheinwelt. So entspinnen sich humorige Gespräche, die euer Zwerchfell zum vibrieren bringen. Auch bei Dialogen reagieren die Leute teils unterschiedlich auf Clever und Smart, weshalb sich öfters ein Wechsel zwischen ihnen empfiehlt.
Abgedrehte Rätsel
Glücklich mit den schrägen Puzzles dürften in erster Linie die sein, die auf den Humor von Tony Tough oder klassischer LucasArts-Adventures stehen. Meist geht es weniger um komplexe Kombinationen, als um die richtigen Gegenstände aus eurem Inventar zur rechen Zeit und am richtigen Platz. Peinlichkeiten sind dabei an der Tagesordnung. Auch wenn die beiden sich auf den Eisenbahnschienen
wiederfinden, braucht ihr allerdings nicht zu fürchten, dass sie von einer Dampflok überrollt werden. Denn sterben muss bei Clever & Smart mangels nerviger Actioneinlagen kein Held. Es ist aber immer wieder nötig, an bereits besuchte Orte zurückzukehren, da sich dort vieles erst später auftut.Graf Dracula ist ganz schön alt geworden. Was ihm wohl fehlt?
Gelungene Darstellung
Dass die quietschbunte Umgebung etwas hermacht, kann man von einem Comic-Adventure mit dem Segen von F. Ibanez eigentlich erwarten. Trotzdem haben sich die Grafiker auch darüber hinaus große Mühe gegeben, denn Effekte wie Schatten, Lichtspiegelungen oder Unschärfe verleihen der farbenfrohen 2D-Darstellung zusätzlich Filmflair. Es gibt auch Zooms und Kamerafahrten, wie es sich für einen Kinostreifen gehört. Die Comic-Grafik ohne sichtbare Pixel übertrifft die von Tony Tough um Längen und gehört zum Besten, was es derzeit in diesem überschaubaren Bereich gibt. Allerdings hätte sie ein wenig mehr Bewegung vertragen können, denn die in Comics sonst üblichen Wolken, Blitze und Explosionen findet man selten.
Waschechter Filmsound Filmreife Kamerafahrten, Hintergründe und Lichtbrechungen - so toll kann Comic-Grafik aussehen.
Unerwartet, aber wahr: Auch musikalisch kann Clever & Smart mithalten. Zum witzigen Treiben gibt es die passende Big-Band-Musik, die von Emilio de Paz komponiert wurde, der auch schon die Musik für The Westerner beisteuerte. Besonders zu loben ist weiter die fabelhafte Sprachausgabe, die aus den Toneworx Studios stammt. Dafür wurden professionelle deutsche Sprecher engagiert, von denen nicht wenige aus Film und Fernsehen bekannt sind. Übrigens ist jedes Gespräch und jeder Kommentar des Duos vertont, was die witzige Atmosphäre sogar noch steigert. Auch ansonsten ist die Lokalisierung fehlerfrei.
Fazit
Natürlich wendet sich Clever & Smart: A Movie Adventure in erster Linie an die zahlreichen Fans der beiden spanischen Geheimagenten, da das besondere Flair der abgefahrenen Comic-Hefte im Mittelpunkt steht. Eben eine ganz spezielle Mixtur aus übertriebener Agentengeschichte, globalem Abenteurertum und witzigen Begebenheiten, bei der der Funke überspringt. Das Adventure ist jedoch nicht nur etwas für Comic-Fans, sondern auch für die Freunde des klassischen Point&Click wie etwa Monkey Island 3, da es zusätzlich großen Rätselspaß zu bieten hat. Immer wieder findet ihr euch in höchst peinlichen Situationen wieder, denen es mit Köpfchen zu entrinnen gilt. Dabei läuft zur Freunde des amüsierten Betrachters auch jede Menge schief. Mit seiner kinoreifen 2D-Inszenierung und der tollen Sprachausgabe spricht es aber auch humorvolle Filmfans an, die sich auf manches Wiedersehen mit von der Leinwand bekannten Gesichtern freuen können. Und schließlich - welches Adventure kann man schon zu zweit spielen?
Pro
Kontra
Wertung
PC
Witzig gemachtes 2D-Abenteuer, das nicht nur Fans komisch finden.
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