Sacred: Underworld30.03.2005, Marcel Kleffmann
Sacred: Underworld

Im Test:

Eine Erweiterung zu Sacred, der eine Folge des SciFi-Films Star Gate Atlantis beiliegt? Ein seltsames Marketing-Paradoxon. Aber einem geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul. Genau angeschaut haben wir uns lieber die farbenfrohe Fantasy-Unterwelt von Sacred, die mit neuer Story, Monstern und Gegenständen lockt. Ob das Add-On unseren Abenteuerhunger stillen konnte, verrät der Test!

Dämon im Anmarsch

Der Prinz ist tot! Stimmt! Prinz Valium ähm Valor hat am Ende von Sacred das Zeitliche gesegnet. Echt schade für die

Wir grillen einen untoten Piraten.
Fantasy-Welt Ancaria, aber zum Glück lebt der Prinz in einer Parallelwelt weiter und da weit und breit kein Stargate aufzutreiben war, organisierte man sich einfach einen Zauberer, der den Parallelprinz holen sollte. Gesagt, getan - doch das Portal blieb zu lange auf: Ein böser Dämon verstand dies als Einladung und marschierte in die schöne Welt. Nach bestem King Kong-Vorbild schnappt sich der Großklotz gleich die holde "Jung"-Frau Vilya und verzog sich. Toll. Und wer darf den ganzen Schlamassel wird ausbaden? Wer darf die Frau retten und die offenen Höllenportale wieder schließen? Richtig, ein Held bzw. ihr.

Ancaria ist wunderbar

Schon die Story in Sacred war nicht gerade das Gelbe vom Ei und das Add-On macht es keineswegs besser. Die Geschichte aus der Unterwelt präsentiert sich ziemlich geradlinig und bildet so nur eine Rahmengrundlage, damit ihr die neuen Regionen von Ancaria durchforsten könnt. Dafür ist die Fantasywelt um stolze 40 Prozent gewachsen: Sumpflandschaften, Schlumpfhausen, dichte Dschungel und sogar fernöstliche Abschnitte dürft ihr bereisen. Das Highlight in meinen Augen ist aber der Besuch bei den untoten Piraten auf einer Insel. Jetzt bleibt nur die Fragen: Wo ist hier eigentlich die namengebende Unterwelt? Nachdem ihr euch erst durch die quietschbunte Oberwelt geschlagen habt, dürft ihr gegen Ende des Spiels schließlich in die Hölle abtauchen - eine vergleichsweise kurze Stippvisite.

Zwerg und Dämonin

Die AHSK (Ancaria Helden Selbstkontrolle) warnt: Um die neuen Gebiete zu betreten, müsst ihr mindestens Level 25 sein. Ihr könnt euren alten Helden importieren, sofern der auf Stufe 25 ist oder ihr greift zu einem der beiden Fertig-Helden. Diese werden zufällig aus den frisch eingeführten Charakterklassen Zwerg und Dämonin generiert.

Die Dämonin kann kurze Strecken fliegen.
Der laufende Meter präsentiert sich als Meister der schweren Waffen und Pistolen, selbst wenn viele Waffen wesentlich größer sind als der Held. Zu seinen Spezialitäten gehören das durchschlagende Kanonenrohr und ein brandheißer Flammenwerfer, mit dem ihr die Bildfläche schnell und effektreich säubern könnt. Aber seine Kampfkraft hat auch Nachteile, denn kein Zwerg kommt auf den Rücken eines Pferdes…

Die Dämonin setzt auf fiese Feuer- oder Giftzauber. Außerdem kann sie Leichen in freundliche Tentakel verwandeln, die kurzerhand an eurer Seite kämpfen. Mit ihren kleinen Flügeln auf dem Rücken kann die "Schönheit" sogar abheben und ein bisschen durch die Luft flattern. Dies empfiehlt sich vor allem an Gewässern oder Flüssen. Es ist der Dämonin sogar möglich einige Flug-Abkürzungen zu nehmen, während andere Charaktere einen langen Umweg in Kauf nehmen müssen - ob das gewollt ist? Probleme hat die Dämonin allerdings beim Handel. Sie kann trotz ihrer "Furcht einflößenden Erscheinung" handeln, bekommt aber längst nicht so gute Angebote wie ihre Charakter-Kollegen. Die Fähigkeit "Handel" ist also nicht verbesserbar.

Qwi, Qwa, Questi

Neben der mageren Hintergrundgeschichte gibt es in der Welt von Ancaria noch viele Dungeons mit bösen Obergegnern und

Die AHSK warnt: Hohes Monsteraufkommen in allen Arealen.
rund 40 Nebenquests samt Mini-Storys zu absolvieren. Hier ist es euch überlassen, ob ihr die Missionen lösen möchtet oder nicht - es ist nicht zwingend notwendig, aber durchaus zu empfehlen, da der Schwierigkeitsgrad flott ansteigt und ihr jedes bisschen Erfahrung gebrauchen könnt. Bei diesen Quests lässt World of WarCraft schön grüßen, da ihr oft eine Anzahl an Zutaten für eine Aufgabe zusammensuchen müsst.

Ancaria übergreifend wurden alle zufallsgenerierten Quests abgeschafft und durch 70 neue Aufgaben ersetzt. Somit gibt es auch in alten Regionen etwas Neues zu entdecken. Sämtliche Gegner haben jetzt endlich eine Gesundheits-Leiste spendiert bekommen und alle aktiven Zauber- und Rüstungsmodifikationen lassen sich auf Knopfdruck einblenden - auch hier schöne Grüße aus Azeroth.

Sammel-Leidenschaft

Trotz der wenig überraschenden Fantasywelt, elendig vieler Bugs und der schwachen Story konnte schon Sacred Tausende von Spielern überzeugen. Dies lag an dem stetigen Drang, seinen Charakter und die Ausrüstung verbessern zu wollen. Diesem Pluspunkt sind sich die Entwickler bewusst und haben daher Tonnen weiterer Ausrüstungsgegenstände eingebaut, darunter selbstverständlich Waffen und Rüstungen in allen Variationen sowie frische Set-Gegenstände.

Grafik & Sound

Optisch hat sich bis auf die hübschen Gegner und die prima Animationen ziemlich wenig getan. Die neue Welt fügt sich kompromisslos in die alte Engine ein, so dass der Zahn der Zeit deutlich nagt. Während die Grafik langsam immer älter wird, präsentiert sich der Sound auf hohem Niveau. Zu den ohnehin hochkarätigen Synchronstimmen kommt Wolfgang Hess (Gimli) hinzu, der dem Zwerg seine Stimme verleiht und mit witzigen Kommentaren für manch einen Lacher sorgt. Auch der orchestrale Soundtrack kann sich hören lassen.

Mehrspieler-Modus

Der Multiplayer-Modus funktioniert dank der vielen Patches mittlerweile einigermaßen und das gemeinsame Durchstreifen macht mehr Spaß als das Solo-Abenteuer. Trotzdem stören etwaige Bugs und Balancing-Probleme die Freunde, aber im Vergleich zur Erstauflage hat der Multiplayer einen Riesenschritt nach vorne gemacht.

   

Fazit

Sacred Underworld ist ein gutes Add-On - nicht mehr und nicht weniger. Mit frischen Landschaften und vielen neuen Gegenständen kommt sofort wieder der altbekannte Verbesserungs- und Erkundungs-Trieb auf. Hinzu gesellen sich zwei schöne neue Charakterklassen, die frischen Wind in die Welt bringen - vor allem der Flammenwerfer des Zwergenkämpfers hat es mir angetan. Aber dennoch gelingt es Ascaron immer noch nicht, eine wirklich stimmungsvolle Fantasykulisse zu schaffen. Zwar sieht alles hübsch, sauber und teilweise auch malerisch aus, aber irgendwie stellt sich selten das Gefühl ein, dass die Apokalypse bevorsteht. Wo bleibt die Bedrohung? Dieser Kritikpunkt ist vor allem der 08/15-Story zuzuschreiben, die quasi nicht existiert. Auch Balancing-Probleme tauchen dank der zusätzlichen Charaktere wieder auf. Daher kann man die Erweiterung hauptsächlich eingeschworenen Sacred-Fans ans Herz legen, die nach neuem Futter trachten. Alle anderen sollten ihre Zeit lieber in World of WarCraft verbringen; dort wird dem Spieler viel mehr fürs Geld geboten.

Pro

zwei neue Charaktere
deutlich vergrößerte Spielwelt
zahllose neue Gegenstände
frische Quests, auch für die alte Welt
variantenreiche Spezialfähigkeiten
viele Detailverbesserungen
tolle Sprachausgabe
sehr schöne Musik
funktionierender Multiplayer-Modus

Kontra

08/15-Story
atmosphärische Defizite
gelegentlich zu schnell steigender Schwierigkeitsgrad
veraltete Optik
Spielwelt wirkt selten lebendig
viele langweilige Massenschlachten
Balancing-Probleme
Dämonin kann im Flug stark abkürzen

Wertung

PC

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