Im Test:
Noch ein Sam Fisher?
White Fox lebt von Hausfriedensbrüchen in Serie. Dieses Mal verschlägt es den ungewaschenen Spezialagenten in die eisige Wüste des Nordens, wo er mysteriösen Geschehnissen im Zusammenhang mit dem Untergang eines russischen Atom-U-Boots auf den Grund gehen soll. Dafür muss der Soldat in einen streng geheimen Militärstützpunkt eindringen, in dem ein skrupelloser Forscher Experimente an Menschen vornimmt.
Natürlich ist der Komplex bestens bewacht. Aber bewaffnete Wachen sind nicht alles, was dort auf ihn wartet... Der Held wie er leibt und lebt. Unrasiert, rauchend und wie immer betrunken.
Wie seine berühmten Kollegen Sam Fisher, Solid Snake und James Bond soll der Trunkenbold angeblich Schleicher von Beruf sein. Allerdings besitzt er weder die Geschmeidigkeit eines Fisher noch Solids Coolness und auch nicht die brutale Eleganz von 007. Schon eher gleichen seine Spezialaufträge dem, was eine betrunkene Horde marodierender Söldner mit dem zu observierenden Gelände anrichten würde. Durch seine tumbe Art schreckt er so ziemlich jede Wache auf, die er dann mit dem reichlich mitgeführten Waffenarsenal in die ewigen Jagdgründe schicken muss.
Kein Stealth-Abenteuer
Das Ganze wäre eigentlich witzig, wenn es denn so gemeint wäre. In Wahrheit ist es jedoch nur unfreiwillig komisch, denn Aurora Watching begreift sich als bierernster Schleicher. Dabei ist das Spiel das am allerwenigsten, obwohl ihr sogar auch Fox' gelenkige Kollegin steuern dürft. Schon ist es eher ein Shooter mit ganz gelegentlichen Schleich- und Geschicklichkeitseinlagen. Wozu gibt es beispielsweise die Möglichkeit, die Widersacher niederzuschlagen? Sie verlieren nur kurzzeitig das Bewusstsein und ihr müsst sie dann hnehin erschießen. Da lasst ihr die Totenstatistik Statistik sein und ballert gleich auf alle Wachen. Für exakte Kopfschüsse gibt es zudem Bonuspunkte!
Spiel der tausend Tode
Wieso müsst ihr zu Beginn einer Mission 18 Mal hintereinander sterben,nur um zu sehen, dass ihr blitzschnell zur Seite springen sollt? Wenn der Tod so schnell kommt, wie sollt ihr da noch angemessen reagieren? Sicher liegt es auch an der Steuerung, die nicht immer so reagiert, wie ihr euch das wünschen würdet. Mittels Mausrad könnt ihr zwar drei verschiedene Fortbewegungsarten wählen, schwammig wird es aber immer dann wenn wie beim Schneemobil Reaktion gefragt wäre. Medipacks müssen mühsam eingeloggt werden, bevor ihr sie per Taste nehmen könnt. Auch ist es kaum zu schaffen, mal um die Ecke zu linsen, wie im Tutorial versprochen. Mit der entdeckerischen Freiheit ist es auch nicht viel her, da ihr ständig an unsichtbare Mauern stoßt.
Unrealistische KI
Die KI der Computergegner ist alles andere als überzeugend.
Wachen, die sogar schon einige Schüsse mit euch gewechselt haben, beruhigen sich auf wundersame Weise wieder. Außerdem ist es relativ willkürlich, ob euch die Wachen hören, denn dies hängt nicht immer von Entfernung ab. Die ungenaue Zielfunktion soll einerseits für mehr Realismus sorgen, andererseits ist es auch nicht realistisch, wenn bei den Gegnern jeder Schuss sitzt. Zumal viele problemlos mit Maschinenpistolen über weite Entfernung treffen, obwohl die nur für den Nahkampf gedacht sind. So schleicht ihr eigentlich fast immer durch die triste 3D-Szenerie in Eis und Schnee.
Um da überhaupt eine Chance zu haben, müsst ihr schon auf Unverwundbarkeits-Cheats aus dem Web zurückgreifen. Zumal die Medipacks nicht gerade oft zu finden sind. Munition gibt es hingegen genug, wobei das Snipergewehr etwas zu kurz kommt.
Außer den mit unterschiedlicher Munition geladenen Wummen gibt es noch Signalgeber, Sprengstoff und Gasfallen. Radar und Fernglas sorgen für den nötigen Durchblick. Dann hat es sich aber schon mit den technischen Spielereien - kein Vergleich also mit der Gadget-Dichte anderer Schleicher.
Durchschnittliche Erscheinung
Gefällig sind die vielen Filmsequenzen in Spielgrafik, die immer wieder die Agentenstory im Eis vorantreiben. Die Akteure sprechen deutsch, ansonsten verbreitet die Sprachausgabe aber nur die sinnfreien Kommentare aus Fox' Munde. Obwohl ihr aus Schulter- oder aus der Vogelperspektive durch die Gegend schleichen könnt, kann das 3D-Actionspiel ansonsten grafisch nicht mit Splinter Cell mithalten.
Das liegt weniger an der immergleichen Szenerie im Schnee als an den verwaschenen Texturen und den ungelenk agierenden Personen. Auch die Effekte wie Schnee oder Licht und Schatten, die Sam Fishers Einsätze regelmäßig verzaubern, fallen eher enttäuschend aus. Auch grafisch bewegt sich das Spiel also eher im unteren Mittelfeld
Fazit
Mal ernsthaft gefragt: Wer will schon den reichlich tumb vorgehenden White Fox, wenn er den geballten Spielwitz von Sam Fisher, Thief Garrett oder Solid Snake haben kann? Die Euros für den bei Atari erschienenen Schleich-Shooter könnt ihr euch also getrost sparen, da er außer der in ansehnlichen Videos erzählten Story eigentlich nichts bietet, was eine Anschaffung wirklich lohnen würde. Ganz im Gegenteil: Während der Missionen sterbt ihr andauernd, die Gegner sind wenig intelligent, aber nervig treffsicher und schleichen müsst ihr nur alle Schaltjahre mal. Immerhin ist das Actionspiel aber nicht ganz so verkorkst wie der Vorgänger, was sicher auch an der wenigstens urchschnittlichen Grafik liegt. Es wird versucht, durch Einlagen wie Schneemobilfahren oder Charakterwechsel für etwas mehr Abwechslung zu sorgen, das gelingt in der trist inszenierten 3D-Umgebung aber kaum.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Der Schleich-Shooter kommt nicht aus den Puschen!
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.