Aurora Watching23.04.2005, Bodo Naser
Aurora Watching

Im Test:

Gorky Zero wurde von uns im Test mit 37 Prozent abgestraft. Beim Nachfolger Aurora Watching (ab 11,43€ bei kaufen) von Metropolis Software trefft ihr auf dümmliche Wachen, allgegenwärtige Überwachungsanlagen und die unvermeidlichen Zombies, die so überhaupt nicht in die Szenerie passen wollen. Bei den wenigsten Feinden hilft Schleichen weiter, weshalb ihr auch mehr Knarren als sonstiges Inventar mit euch rumschleppt. Warum es wieder kein richtig spannendes Stealth-Abenteuer geworden ist, lest ihr im Test.

Noch ein Sam Fisher?

White Fox lebt von Hausfriedensbrüchen in Serie. Dieses Mal verschlägt es den ungewaschenen Spezialagenten in die eisige Wüste des Nordens, wo er mysteriösen Geschehnissen im Zusammenhang mit dem Untergang eines russischen Atom-U-Boots auf den Grund gehen soll. Dafür muss der Soldat in einen streng geheimen Militärstützpunkt eindringen, in dem ein skrupelloser Forscher Experimente an Menschen vornimmt.

Der Held wie er leibt und lebt. Unrasiert, rauchend und wie immer betrunken. 
Natürlich ist der Komplex bestens bewacht. Aber bewaffnete Wachen sind nicht alles, was dort auf ihn wartet...

Wie seine berühmten Kollegen Sam Fisher, Solid Snake und James Bond soll der Trunkenbold angeblich Schleicher von Beruf sein. Allerdings besitzt er weder die Geschmeidigkeit eines Fisher noch Solids Coolness und auch nicht die brutale Eleganz von 007. Schon eher gleichen seine Spezialaufträge dem, was eine betrunkene Horde marodierender Söldner mit dem zu observierenden Gelände anrichten würde. Durch seine tumbe Art schreckt er so ziemlich jede Wache auf, die er dann mit dem reichlich mitgeführten Waffenarsenal in die ewigen Jagdgründe schicken muss.

Kein Stealth-Abenteuer

Das Ganze wäre eigentlich witzig, wenn es denn so gemeint wäre. In Wahrheit ist es jedoch nur unfreiwillig komisch, denn Aurora Watching begreift sich als bierernster Schleicher. Dabei ist das Spiel das am allerwenigsten, obwohl ihr sogar auch Fox' gelenkige Kollegin steuern dürft. Schon ist es eher ein Shooter mit ganz gelegentlichen Schleich- und Geschicklichkeitseinlagen. Wozu gibt es beispielsweise die Möglichkeit, die Widersacher niederzuschlagen? Sie verlieren nur kurzzeitig das Bewusstsein und ihr müsst sie dann hnehin erschießen. Da lasst ihr die Totenstatistik Statistik sein und ballert gleich auf alle Wachen. Für exakte Kopfschüsse gibt es zudem Bonuspunkte!

Spiel der tausend Tode

Wieso müsst ihr zu Beginn einer Mission 18 Mal hintereinander sterben,nur um zu sehen, dass ihr blitzschnell zur Seite springen sollt? Wenn der Tod so schnell kommt, wie sollt ihr da noch angemessen reagieren? Sicher liegt es auch an der Steuerung, die nicht immer so reagiert, wie ihr euch das wünschen würdet. Mittels Mausrad könnt ihr zwar drei verschiedene Fortbewegungsarten wählen, schwammig wird es aber immer dann wenn wie beim Schneemobil Reaktion gefragt wäre. Medipacks müssen mühsam eingeloggt werden, bevor ihr sie per Taste nehmen könnt. Auch ist es kaum zu schaffen, mal um die Ecke zu linsen, wie im Tutorial versprochen. Mit der entdeckerischen Freiheit ist es auch nicht viel her, da ihr ständig an unsichtbare Mauern stoßt.

                       

Unrealistische KI

Die KI der Computergegner ist alles andere als überzeugend.

So schleicht ihr eigentlich fast immer durch die triste 3D-Szenerie in Eis und Schnee.
Wachen, die sogar schon einige Schüsse mit euch gewechselt haben, beruhigen sich auf wundersame Weise wieder. Außerdem ist es relativ willkürlich, ob euch die Wachen hören, denn dies hängt nicht immer von Entfernung ab. Die ungenaue Zielfunktion soll einerseits für mehr Realismus sorgen, andererseits ist es auch nicht realistisch, wenn bei den Gegnern jeder Schuss sitzt. Zumal viele problemlos mit Maschinenpistolen über weite Entfernung treffen, obwohl die nur für den Nahkampf gedacht sind.

Um da überhaupt eine Chance zu haben, müsst ihr schon auf Unverwundbarkeits-Cheats aus dem Web zurückgreifen. Zumal die Medipacks nicht gerade oft zu finden sind. Munition gibt es hingegen genug, wobei das Snipergewehr etwas zu kurz kommt.

Außer den mit unterschiedlicher Munition geladenen Wummen gibt es noch Signalgeber, Sprengstoff und Gasfallen. Radar und Fernglas sorgen für den nötigen Durchblick. Dann hat es sich aber schon mit den technischen Spielereien - kein Vergleich also mit der Gadget-Dichte anderer Schleicher.

Durchschnittliche Erscheinung

Gefällig sind die vielen Filmsequenzen in Spielgrafik, die immer wieder die Agentenstory im Eis vorantreiben. Die Akteure sprechen deutsch, ansonsten verbreitet die Sprachausgabe aber nur die sinnfreien Kommentare aus Fox' Munde. Obwohl ihr aus Schulter- oder aus der Vogelperspektive durch die Gegend schleichen könnt, kann das 3D-Actionspiel ansonsten grafisch nicht mit Splinter Cell mithalten.

Das liegt weniger an der immergleichen Szenerie im Schnee als an den verwaschenen Texturen und den ungelenk agierenden Personen. Auch die Effekte wie Schnee oder Licht und Schatten, die Sam Fishers Einsätze regelmäßig verzaubern, fallen eher enttäuschend aus. Auch grafisch bewegt sich das Spiel also eher im unteren Mittelfeld                

Fazit

Mal ernsthaft gefragt: Wer will schon den reichlich tumb vorgehenden White Fox, wenn er den geballten Spielwitz von Sam Fisher, Thief Garrett oder Solid Snake haben kann? Die Euros für den bei Atari erschienenen Schleich-Shooter könnt ihr euch also getrost sparen, da er außer der in ansehnlichen Videos erzählten Story eigentlich nichts bietet, was eine Anschaffung wirklich lohnen würde. Ganz im Gegenteil: Während der Missionen sterbt ihr andauernd, die Gegner sind wenig intelligent, aber nervig treffsicher und schleichen müsst ihr nur alle Schaltjahre mal. Immerhin ist das Actionspiel aber nicht ganz so verkorkst wie der Vorgänger, was sicher auch an der wenigstens urchschnittlichen Grafik liegt. Es wird versucht, durch Einlagen wie Schneemobilfahren oder Charakterwechsel für etwas mehr Abwechslung zu sorgen, das gelingt in der trist inszenierten 3D-Umgebung aber kaum.

Pro

spielt auf Militärbasis im Eis
zwei Charaktere spielbar
durch Story verbundene Missionen
Einlagen wie Schneemobilfahren
in Draufsicht umschalten
Filmschnipsel erzählen Story
deutsche Sprachausgabe

Kontra

eigentlich ein Shooter
Spieltod tritt nervig oft ein
unrealistisches Gegnerverhalten
schwammige Steuerung
ungenaue Zielfunktion
Gegner treffen immer
zu wenig Spezialausrüstung
sinnfreie Sprüche von Fox
kein Multiplayer

Wertung

PC

Der Schleich-Shooter kommt nicht aus den Puschen!

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