Hektische Gefechte
Sobald eine Schlacht entbrennt kann man wenig mehr machen, als seine Horden auf den Feind zu hetzen, zu den Wegfindungsgöttern zu beten und überall einzugreifen, wo es hakt und nicht so zuschlägt, wie man will - wer die Ruhe von
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Mauererstürmung im Lemming-Stil. Wer die gegnerischen Bogenschützen nicht vorher dezimiert, wird viele Verluste hinnehmen. |
Age of Kings genossen hat, wird sich über diese seltsame Hektik im Jahr 2005 wundern. Und wer militärische Taktiken und Stellungen wie den Schildwall, die Speerreihe, den Sturmangriff, den Keil oder Ähnliches sucht, das man z.B. in
Lords of the Realm 3 (Wertung: 70%) findet, wird nicht fündig werden. Eure Truppen lassen sich lediglich auf die Verteidigung, den Angriff oder die Patrouille festlegen, aber selbst diese einfachen Befehle werden nicht immer konsequent verfolgt: Da stellt man eine Zweier-Linie Pikeniere auf und befiehlt ihnen, die Stellung zu verteidigen, aber das wird so wörtlich genommen, dass sie nicht mal darauf reagieren, wenn einen Meter neben ihnen ganze Feindhorden vorbeirauschen…
Pompöse Belagerungen
Im Belagerungsmodus dürft ihr euch als Eroberer oder Verteidiger an vielen Festungen wie Hastings, der Wartburg oder der Heuneburg versuchen, die mit authentisch angelegtem Gemäuer protzen. Das üppige Arsenal an Gemeinheiten wie siedendes Öl, Steinschläge oder brennende Holzstämme weiß zu gefallen und rettet Stronghold 2 wertvolle Punkte. Die Stämme rollen übrigens Hügel hinauf und dann gemeiner, aber erfreulicher Weise wieder tödlich zurück, was wenigstens physikalischen Realismus ins Spiel bringt. Leider wird der Jubel darüber spätestens dann gedämpft, wenn Pfeile im Dutzendpack ohne Kollision durch Mauern geschossen werden.
In diesem Modus kann man entweder als Burgherr oder als Belagerer antreten. Letzterer muss mit Sturmleitern, Rammböcken und Türmen vorfahren und sich vor Pfeilsalven schützen, was ganz schön knifflig ist. Man kann sie zwar umgehen und schnell Lücken suchen oder sich hinter Schutzwänden verstecken, aber die Projektile sind in Stronghold 2 unglaublich mächtig.
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Ein Blick in die königliche Halle - die Dächer werden automatisch ausgeblendet. |
König in Suizidgefahr
Auch wenn die Belagerungen als Solomissionen durchaus Spaß entfachen: Im Königsmacher-Modus habe ich endgültig die Lust auf die kriegerischen Scharmützel von Stronghold 2 verloren. Hier spielt ihr im Risikostil gegen KI-Gegner; die Territorien werden auf nachgeahmten Landkarten wie England, Deutschland oder Australien verteilt und liegen dicht beieinander.
Eigentlich eine gute Idee, aber aufgrund der fehlenden Diplomatie artet das schnell in ein wildes Skirmish-Chaos aus, wo jeder gegen jeden kämpft: Ich baue einen Turm, pflanze ein fettes Katapult drauf und begrüße die Festungsanlage meines Kontrahenten mit einer felsigen Streu-Attacke. Kommt ein Gegenangriff? Nein. Kann ich seine Mauern in Seelenruhe einreißen? Ja. Lohnt sich komplexer Festungsbau? Nein. Ab und zu wagen sich zwar Schwertkämpfer auf meine Seite und lassen sich, wie gehabt, von meinen Pfeilen in Igel verwandeln. Das geht sogar so weit, dass König X seine Truppen durch mein Territorium zum Angriff auf König Y kommandiert. Wer fünfzig Bogenschützen klug postiert, erlebt einen Shooter im Sekundentakt. Ich kann hier nur
Knights of Honor (Wertung: 76%) empfehlen, das zwar auch Fehler hat, aber Territorialherrscher wesentlichen besser unterhält.