RTL Skispringen 200504.01.2005, Bodo Naser
RTL Skispringen 2005

Im Test:

Die DSV-Adler präsentieren sich nach dem Abgang von Sven Hannawald und der Formkrise von Martin Schmitt derzeit nicht in medaillenverdächtiger Verfassung. Zu Beginn der 53. Vierschanzentournee gab eigentlich nur Georg Späth Anlass zur Hoffnung. Wer selbst einmal den Sprung aufs Treppchen wagen möchte, kann nun mit Skispringen 2005 von RTL vom virtuellen Schanzentisch jagen!

Veteranen willkommen

Skispringen 2005 ist, obwohl weniger rasant, ganz ähnlich aufgebaut wie Ski Alpin, da es von denselben Machern stammt. Wer das oder die Vorgänger von RTL schon kennt, wird sich auch beim nordischen Bruder rasch zurechtfinden. Sprungwillige finden einen Übdungsmodus, eine Karriere mit

Ganz schön zugig hier oben! Die Anzeige rechts unten hilft euch bei Anlauf, Sprung und Landung.
eigenem Springer oder Trainer sowie einzelne Skispringen im Schnellstartmodus. In verschiedenen Wettbewerben könnt ihr auch die Vierschanzentournee und andere Cups erleben, die auch im Multiplayer zur Verfügung stehen. Aufgrund der gewöhnungsbedürftigen Steuerung ist das Durchackern des in Abschnitte aufgeteilten Tutorials sehr zu empfehlen.

Harter Weg nach oben

Das Leben als Skispringer ist wahrlich kein Zuckerschlecken, wie ihr anhand der zum Weiterspringen animierenden Karriere schnell nachempfinden könnt. Bis zur Spitze der Weltrangliste ist es ein langer und steiniger Weg. Am Anfang gilt es den ersten Durchgang zu überleben und unter den letzten 50 zu landen. Wegen der miesen Ausrüstung und der begrenzten Fähigkeiten ist das schwer genug. Ganz anders als Sportskollege Jan Ullrich müsst ihr dafür beständig trainieren und auch zur Weihnachtszeit Acht auf euer Gewicht geben. Nur wer leicht ist, fliegt auch weit. Werdet ihr jedoch zu mager, bekommt euer Spargel Probleme mit dem Seitenwind.

Der persönliche Avatar

Als Grundstein legt ihr ganz ähnlich wie bei einem Rollenspiel einen Springer an, der neben seinen Werten für Anlauf-, Sprung- und Landetechnik später auch noch Popularität und Verhandlungsgeschick bekommt. Für gute Platzierungen beim Springen auf den 39 dem jeweiligen Original nachempfundenen Schanzen erhaltet ihr Erfahrung, die irgendwann zum Levelaufstieg führt. So

Ein gute Platzierung ist zu Beginn allerdings eher eine Seltenheit, da Einsteiger viel Übung brauchen. 
bekommt ihr Punkte, die ihr nach Belieben auf die Werte verteilen könnt. Eigenschaften wie Sprungkraft, Fitness, Gewicht und Größe lassen sich hingegen trainieren. Dabei ist ein Trainer hilfreich, da er Trainingseffekte verstärken kann. Ein Wachser trifft für euch die Wahl des richtigen Belags.

Übung macht den Meister

An der in Phasen ablaufenden Steuerung per Maus scheiden sich die Geister: Die einen loben sie wegen ihrer Ausgeklügeltheit, andere finden sie wieder schlicht zu kompliziert. Auf jeden Fall benötigt ihr trotz durchdachter Anzeigen für Anlauf, Flug und Landung ein paar Runden, bis ihr die Bedienung eures Skifliegers richtig verinnerlicht habt. Probleme macht immer wieder mal die Landung, da ihr am Ende der Flugphase den Nager fix nach vorne schieben müsst. So schön halb kniend wie im Fernsehen bekommt ihr es daher nur selten hin. Wem das zu hart ist, der kann sich auch als Bundestrainer versuchen, wo er vier Profis beaufsichtigt.

       

Geld regiert die Springerwelt

Die als wandelnde Litfasssäulen daher kommenden Profis zeigen es: Ohne Moos ist auch beim Skispringen nix los. Zum Glück gibt es neben den Preisgeldern für die Platzierung und Sponsorengeldern noch die Möglichkeit, zu wetten oder am eingebauten Quiz teilzunehmen, das für

Das Feilen an der eigenen Karriere macht ebenso viel Spaß wie bei SkiAlpin 2005.
RTL typisch ganz ähnlich wie bei "Wer wird Millionär?" mit vier Auswahlmöglichkeiten abläuft. Viele der Fragen sind allerdings nur etwas für Leute, die sich beim Skifliegen auskennen. Das Wetten auf einzelne Springer erfolgt nach errechneter Quote und ist in jeder Liga nach oben begrenzt. In ein paar neuen Ski, einem milkafarbenen Helm oder einem nagelneuen aerodynamischen Anzug ist das Geld sicher gut angelegt.

Multiplayer

Wem die drei Schwierigkeitsgrade beim Einzelspiel nicht ausreichen, der kann im Multiplayer auch gegen menschliche Gegner antreten. Anders als bei Ski Alpin 2005 existiert beim diesjährigen RTL Skispringen auch der für Sportspiele obligatorische Hotseat-Modus. Bis zu 16 Spieler können hier mit eigenem Springer an einem Rechner gegeneinander antreten. Der Fairmodus sorgt dabei für mehr Ausgeglichenheit unter den Springern. Auch per LAN oder Internet könnt ihr gegen andere springen, wobei bis aufs Teamspringen ebenfalls alle Wettbewerbe inklusive Vierschanzentournee und Worldcup spielbar sind.

Ordentliche 3D-Grafik

Darstellung und Präsentation ist in etwa mit Ski Alpin zu vergleichen, was nicht verwundert, da praktisch dieselbe 3D-Engine verwendet wurde. Skispringen wirkt insgesamt etwas weniger dynamisch, obwohl es auch hier Wind und Wetter gibt, wie ihr an den Bäumen seht. Der Übersicht wegen springt ihr nur aus der in mehreren Auflösungen vorliegenden Schulterperspektive. Obwohl sich der weite Blick von der Schanze sehen lassen kann, vermisst man die rasanten Abfahrtsszenen des alpinen Bruders. Die Bergwelt im Hintergrund ist hingegen ähnlich unansehnlich. Die fernsehreife

Zu authentischen Präsentation gehören auch Nachtspringen und Sommerschanzen.
Inszenierung erinnert durchaus an die RTL-Übertragung manches Neujahrsspringens, wobei eigentlich nur noch Günter Jauch fehlt.

Akustisch überzeugend

Die Kommentare der deutschen Sprecher sind hier viel abwechslungsreicher als noch zuletzt bei Ski Alpin 2005, wo sie sich ständig wiederholen. Über 800 professionell aufgenommene Kommentare wurden integriert, die auch zur jeweiligen Situation passen. Allerdings fehlt dabei der besondere Humor, der viele Kommentare bei Ski Alpin 2005 auszeichnete. Auch die wenigen Hintergrundgeräusche wie Rufe der Zuschauer sind gut getroffen, so dass akustisch eine überzeugende Atmosphäre erzeugt wird. Eine nicht unbedingt nötige Musikuntermalung fehlt allerdings.

     

Fazit

Nicht ganz so temporeich wie Ski Alpin 2005 vermittelt euch Skispringen 2005 dennoch ein Mittendringefühl auf der Schanze. Wer ganz oben auf einem windigen Sprungturm steht und die Zuschauer nur als bunte Pünktchen erkennt, kann es schon mal mit der Angst zu tun bekommen. Ein Schwachpunkt ist allerdings die mit vielen nützlichen Anzeigen ausgestattete Steuerung, die einige Übung verlangt. Anfänger werden ihre liebe Not mit der Landung bekommen, was natürlich frustrierend sein kann. Die Karriere mit eigenem Springer oder als Nationaltrainer ist ähnlich süchtig machend wie bei Ski Alpin, auch wenn Erfolge hier trotz dreier Schwierigkeitsgrade länger auf sich warten lassen. Schön auch, dass es einen Hotseat-Modus an einem PC gibt. Die diesjährige Ausgabe des RTL Skispringens spricht daher in erster Linie die an, die ein Faible fürs Skifliegen und vielleicht schon die Vorgänger gespielt haben. Wenn ich mich zwischen Ski Alpin und Skispringen 2005 entscheiden müsste, würde ich mich für den actionreicheren alpinen Bruder entscheiden. Aber dank der moderaten Preise können sich Wintersportfans locker beide zulegen!

Pro

verschiedene Wettbewerbe
süchtig machende Karriere
eigenen Springer erstellen
durchdachte Steuerung
Bundestrainer spielen
auch Sommerschanzen
Ausrüstung einkaufen
eingebautes Skisprungquiz
ansprechende 3D-Grafik
passende Kommentare
einführendes Tutorial
preisgünstig

Kontra

weniger spannend als Ski Alpin 2005
gewöhnungsbedürftige Steuerung
keine originalen Springernamen
hässliche Berghintergründe
Springer bewegen sich unnatürlich
Kommentar wenig witzig

Wertung

PC

Mit der gelungenen 2005er Ausgabe hat sich RTL Skispringen endgültig zu einer Institution gemausert.

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