Tortuga – Two Treasures09.02.2007, Jan Wöbbeking
Tortuga – Two Treasures

Im Test:

Piraten sind in. Ob auf der Leinwand, bei Youtube oder im Computerspiel: Überall begegnen einem holzbeinige Zottelbärte mit einem Ara auf der Schulter. Nach Ubisofts Fluch der Karibik dürft ihr jetzt auch in Tortuga: Two Treasures von Ascaron ein Schiff steuern und das Schwert schwingen. Kann das Abenteuer um Freibeuter Thomas "Hawke" Blythe an die Erfolge des deutschen Softwarehauses anknüpfen?

Karibisch für Anfänger

Die Südsee ist Ascarons Spezialgebiet, bisher allerdings nur in Handelsspielen wie Piraten: Herrscher der Karibik und Port Royale. Bei Tortuga: Two Treasures dürfen jetzt Action-Fans ins virtuelle Paradies reisen. Entwickelt wurde der Titel von dem Team, das auch für die unterhaltsame Weltraum-Action Darkstar One verantwortlich ist. In den letzten Monaten vor der

Blauer Himmel, spiegelblankes Meer: Die Seeschlachten spielen sich vor malerischer Kulisse ab.
Veröffentlichung halfen außerdem ein paar Mitglieder aus anderen Teams bei der Fertigstellung mit. "Tortuga wird ein Spiel für den Casual-Gamer", erklärte Projektleiter Daniel Dumont vor ein paar Wochen auf einem Pressetermin in Hamburg. Der Spieler soll sich sofort zurechtfinden und nicht durch zu viel spielerische Freiheit die Lust verlieren. Er hat Recht behalten: Man merkt an allen Ecken und Enden, dass das Abenteuer für Gelegenheitsspieler entwickelt wurdet. Sidequests und Bewegungsfreiheit sind Fremdwörter im Tortuga-Universum. Stattdessen gibt es klare Missionsziele und ab und an eine Zwischensequenz, welche die Geschichte um Kapitän Thomas "Hawke" Blythe weiterspinnt. Als Bonus befinden sich die Vollversionen der Strategietitel Patrizier 2 Gold, Port Royale Gold und Piraten - Herrscher der Karibik auf der DVD.

Eine Seeschlacht, die ist lustig..

Ihr übernehmt also die Rolle des Piraten Hawke, welcher von seinem Mentor "Blackbeard" verraten wurde. Eure Aufgabe ist es, einen geheimen Schatz zu finden, bevor ihn euer frisch gebackener Widersacher ihn in die Finger bekommt. Und natürlich, euch an Blackbeard zu rächen, der, nebenbei bemerkt, auch euer Herzblatt ermordet hat. Da sich Blackbeard euer altes Schiff unter den Nagel gerissen hat, dürft ihr erstmal bei alten Freunden hausieren gehen. Der Bartender Dreifinger Harry lässt sich schließlich erweichen und leiht euch seine Schaluppe. Mit dieser schippert ihr zwischen den karibischen Inseln über das in der Sonne glitzernde Meer und liefert euch Seeschlachten mit anderen Piraten und Handelsschiffen. Während der Auseinandersetzungen versucht ihr stets, den eigenen Kahn so in Stellung zu bringen, dass ihr dem Gegner eine volle Breitseite verpassen könnt, er euch aber gleichzeitig nicht erwischen kann.

Diverse Items bringen sogar ein wenig Taktik in die Sache: Zu Beginn der Schlacht empfiehlt es sich, Kartätschen zu verschießen, die mit ihren Metallsplittern die gegnerische Mannschaft dezimieren. Denn das gegnerische Schiff kann sich den Gesetzen der Mathematik ebenso wenig entziehen wie ihr: Weniger Männern an Bord können die vielen Kanonen eben nicht mehr so schnell nachladen wie zuvor. Außerdem gibt es Kettenkugeln, welche die Segel beschädigen und so das

Das Gehampel der Figuren zu Lande ist trotz Physik-Engine der Marke Ageia kein Augenschmaus.
Manövrieren erschweren. Oder ihr legt euren Verfolgern ein paar Sprengfässer in den Weg, die seinen Rumpf auseinandernehmen. Besonders spaßig ist es, mit Hilfe eines Köders einen Riesenkraken heranzulocken, der eurem Feind eine wirkungsvolle Rumpfmassage verpasst. Habt ihr das gegnerische Schiff versenkt, hinterlässt es ein praktisches Fass auf der Wasseroberfläche, welches neue Items, ein Reparatur-Kit für den Rumpf oder andere nützliche Dinge enthält. Wenn die Story es vorsieht, dürft ihr auch bereit machen zum Entern.

Nichts für Landratten

Dann schaltet das Spiel in eine Schulterperspektive, in der ihr euch mit euren Protagonisten durch die gegnerische Mannschaft metzelt. Um das Schwert zu schwingen, reicht ein simpler Klick auf die linke Maustaste, mit der Rechten geht ihr in Deckung. Die zahlreichen Landgänge steuern sich übrigens ganz genau so. Wie in einem Ego Shooter lauft ihr mit den Tasten W,A,S und D umher und ändert die Blickrichtung mit der Maus. Besiegte Kämpfer hinterlassen Goldmünzen. Dank dieser Währung kommt ihr nicht an die Items für die Seeschlachten und an nützliche Gegenstände wie Pistolen für die Kämpfe an Land. Im Laufe des Abenteuers lernt ihr zwar ein paar Spezialattacken dazu, insgesamt fängt das simple Dauergeklicke aber schnell an, zu langweilen. Da wir grad beim Thema Steuerung sind: Beginnt das Spiel am besten gleich mit Maus und Tastatur. Die hektische und schlecht umgesetzte Alibi-Joypad-Steuerung lässt nur unnötigen Frust aufkommen. Sehr nervig sind übrigens auch die sporadisch eingestreuten Schleichmissionen, in denen ihr euch mit einem Beiboot an feindlichen Piratenschiffen vorbeischmuggelt.

       

Fazit

Wow, ich habe es geschafft, einen Test zu einem Piratenspiel zu verfassen, ohne auch nur einmal das Wort "Harr" zu benutzen. Ich bin stolz auf mich. [Jan, das hast du ganz toll gemacht! Anm. d. Red.] Auch Ascarons Piratenabenteuer verdient meine Anerkennung. Allerdings nur der Teil, in dem ich auf dem Wasser unterwegs bin. Dank eingängiger Steuerung, taktischem Item-Einsatz und langsam ansteigendem Schwierigkeitsgrad entwickeln sich wirklich spannende Kämpfe, die je nach Geschick sehr unterschiedlich enden. Realismus solltet ihr allerdings nicht erwarten. Der Wind hat keinerlei Einfluss auf eure Fahrtrichtung- oder Geschwindigkeit. Auch das Handeln beschränkt sich auf das Einkaufen von Hilfsmitteln für den Kampf. Die Ausflüge zu Lande sind Tortugas Schattenseite. Das gelegentliche Button-Mashing stört zwar nicht wirklich, langweilt aber schnell durch fehlende Abwechslung und altertümliche Spielmechanik. Schade, dass das Spiel derart linear ausgefallen ist. Gerade ein diesem karibischen Szenario wäre ich gerne auf Entdeckungsreise gegangen. Wenn euch die rund zehn Stunden Piraten-Action zu wenig sind, könnt ihr eines der beigelegten Strategietitel installieren, die Ascaron der Jubiläumsedition spendiert hat. Auf der Disk befinden sich die Vollversionen von Patrizier 2 Gold, Port Royale Gold und Piraten: Herrscher der Karibik.

Pro

spannende Seeschlachten
intuitive Schiffsteuerung
nettes Piraten-Flair
professionelle Synchronisation

Kontra

ödes Hack&Slay zu Lande
nervige Stealth-Missionen mit dem Beiboot
misslungene Gamepad-Steuerung
keine spielerische Freiheit

Wertung

PC

Spannende Seeschlachten und altbackenes Gekloppe zu Lande.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.