Hellgate: London06.11.2007, Mathias Oertel
Hellgate: London

Im Test:

Es gibt Spiele, die ein Genre nicht nur entscheidend prägen, sondern definieren. Diablo  gehört z.B. in diese Kategorie. Dementsprechend groß sind die Hoffnungen, wenn sich Bill Roper, der kreative Kopf hinter dem Phänomen, selbständig macht und eine neues Action-Rollenspiel ankündigt. Nach einigen Jahren ist das Ergebnis Hellgate London endlich da. Ist dies der erste Schritt in eine neue Hack&Slay-Zukunft?

Die Last mit der Altlast

Bill Roper steht unter Druck: Nach seinem Abschied von Blizzard, der darauf folgenden Gründung der Flagship Studios und der Ankündigung, sich einem neuen Action-Rollenspiel zu widmen, ist die Erwartungshaltung enorm. Immerhin hat der Meister seinerzeit mit einigen seiner Gefolgsleute den Hack&Slay-Klassiker Diablo 2 ins Leben gerufen - trotz einiger grauer Haare und aufpixelnder Helden bis heute der positive Inbegriff für das, was wir in der Redaktion mal liebevoll, mal abfällig "Kloppmist" nennen.

Die Tore der Hölle haben sich geöffnet: Und lassen neben einer schaurigen Präsentation haufenweise Monster auf euch los!

Und auch wenn mittlerweile einige Titel erschienen sind, die sich rühmen können, auf Augenhöhe mit der Teufelsjagd zu sein, dürfte Mr. Roper erst dann zufrieden sein, wenn eine Wachablösung stattgefunden und er die Konkurrenz überholt hat.

Auf dem Papier scheint dies auch beschlossene Sache: Mit ausgefeiltem Balancing von Gegenständen kennst sich das Team genau so aus wie mit der Erstellung von zufällig generierten Abschnitten. Und da man sogar einige für das Genre ungewohnte Mechaniken in der Hinterhand hat, rechnete man sich gute Chancen aus, das angestrebte Ziel zu erreichen: Die Zukunft des Action-Rollenspieles neu zu definieren. Schaun mer mal!

Aller Anfang ist schwer

Es hätte so schön sein können: Urlaub und Hellgate London (HL) im Laufwerk des PCs. Zeit genug, um dem Online-Modus auf den Zahn zu fühlen. Doch es kommt, wie es laut Murphy immer kommen muss: Nix geht! Server sind down, keine Anmeldung möglich, vom Spielen über das Internet ganz zu schweigen. Auf Nachfrage heißt es, dass die Server aller

Weitere Infos, Hilfen und umfangreiche Datenbanken zu Hellgate London findet ihr auf unserer Partnerseite Hellgate London Source .

Voraussicht nach in der Nacht an den Start gehen.

Okay: Das gibt mir Zeit, mich der Offline-Kampagne in der Hoffnung zu widmen, dass sich Hellgate London (HL) dort aufwändiger präsentiert als in der Mehrspieler-Beta.

Und schwupps wird auch schon das größte Manko aus den tiefsten Tiefen der Hölle ans Tageslicht gezerrt: Die schwache Präsentation der typischen Gut-gegen-Böse-, sprich Menschen-gegen-Dämonen-Geschichte, die man in der einen oder anderen Form schon einmal woanders gesehen hat - dutzendfach.

Auch der Wechsel des Zeitalters und des Ortes, weg von typischer Fantasy mit Elfenstadt und Orkdorf hin zu einem düsteren London der nahen Zukunft hilft nur begrenzt weiter. Denn alle interessanten Ansätze und die abgefahrenen Figuren, die euch in den U-Bahnschächten der von bösen Mächten überrannten englischen Metropole begegnen, sind angesichts der Präsentations-Mängel vergebliche Liebesmüh.

Schwache Regie

Immerhin schreiben wir das Jahr 2007. Und da sind starre Gesichter der wesentlichen NPCs ebenso Fehl am Platze wie die kaum vorhandene Sprachausgabe. Dass diese ohnehin nicht die Texte der Geschichte (außer in den Render-Cutscenes) oder die Aufgaben widergibt, sondern aus ein paar meist unzusammenhängenden Sprachschnipseln besteht, die sich häufig wiederholen sorgt nicht gerade für Atmosphäre. Da sind schon lange erhältliche Titel wie Titan Quest, Silverfall und selbst Legend mit seiner Nervelfe weiter.

Die Kulissen sind bieder, aber dennoch in sich stimmig und durch einen ganz eigenen Stil gekennzeichnet...

Offline wirken die U-Bahn-Stationen, die als letzte sichere Bastionen der Menschheit dienen, zudem sehr leblos: Es gibt kaum Bewegung, alles erinnert eher an ein Krankenhaus und im schlimmsten Fall an eine Leichenhalle. Und über allem liegt Stille...

Vom Kampf gegen das Böse

Dabei haben die Auseinandersetzungen gegen die Dämonenbrut durchaus interessante Charaktere zu bieten. Diese nimmt man aber vermutlich nur im Ausnahmefall wahr, wenn man sich tatsächlich mal den Texten widmet. Denn immerhin möchte man ja so schnell wie möglich rein in die Action, oder?

Und spätestens ab hier spielt HL seine Stärken aus: Sechs Klassen stehen zur Verfügung, die von Nahkämpfern über Figuren, die sich Helfer beschwören bzw. bauen können, bis hin zum futuristischen Äquivalent eines Zauberers reichen. Mit ihren reichhaltigen Fähigkeitenbäumen gibt es allerlei Spezialattacken, Sonderzauber und für jeden auch Heilmöglichkeiten zu erlernen, denen eines gemeinsam ist: Das ausgereifte Balancing. Bei unserer Testsessions konnte sich keine Klasse einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen sichern, wenn es im Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle zur Sache ging.

Ob als wahlweise auch zwei Klingen schwingender Schwertmeister, als Ingenieur mit seinen später ebenfalls ausrüstbaren Robot-Helfern und frei schwebenden Raketenwerfern oder als Kampfmagier, der sich auf die elementaren Dinge des Lebens und Tötens verlässt, kommt man schnell zu Erfolgserlebnissen wie ersten Stufenaufstiegen und neuen Fähigkeiten.

Vielleicht auf Dauer allerdings etwas zu problemlos: Der Schwierigkeitsgrad ist über einen Großteil der Auseinandersetzungen hinweg deutlich am unteren Ende des Spektrums angesetzt. Selbst die Kämpfe gegen die "epischen" und "seltenen" Versionen der Standardmonster, die zumeist hervorragende Beute versprechen, sind nur dann fordernd, wenn große Gegnerhorden auf euch einstürmen. Von den Bosskämpfen ganz zu schweigen, die zwar unter Umständen den einen oder anderen Tod zur Folge haben können, die aber letztlich mit ähnlichen Taktiken wie das übliche Kanonenfutter zur Strecke gebracht werden können. Hier offenbart sich Spielraum nach oben.

Waffen und Monster bis zum Abwinken... Braucht man als Hack&Slayer mehr, um glücklich zu sein? Atmosphäre und Präsentation wären nett...
Missionsflut und -Wut

Gleiches gilt für das allgemeine Missionsdesign. Von den weit über 200 Aufgaben, die insgesamt auf euch warten, bestehen gut 90 Prozent aus bekannten und bewährten Versatzstücken: Hole dies, bringe das, finde soundsoviele Monsterteile, lege X Schalter um, töte dieses oder jenes Vieh... In diesem Bereich hat sich Hellgate seit Diablo 2 nicht sehr stark weiterentwickelt. Muss es auch nicht. Denn solange die Konkurrenz sich auf dem gleichen Niveau bewegt, gibt es keine Veranlassung, die vom Spieler offenkundig so gewünschten Missionsverhältnisse umzustülpen. Und letztlich sind es genau diese niederen Primärinstinkte und -Mechanismen, die auch bei mir funktionieren und letztlich nur die Zweitmotivation bilden.

Und dann ist es doch irgendwann so weit: Von Zeit zu Zeit begegnet euch ein Auftrag, der ungewöhnlich anders und dadurch enorm erfrischend ist. So etwa, wenn ihr über eine Zentraleinheit Befehle an eine Vier-Mann-Squad gebt und ihr diese quasi in der HL-Version eines Strategiespiels light an ihr Ziel bringen müsst, während um euch herum die Hölle los ist - wortwörtlich. Oder der Moment, in dem ihr in den Verstand eines Technikers eindringen müsst und schließlich seiner multiplen Persönlichkeit als Boss begegnet und bekämpft. Oder auch die Sequenz, in der ihr an einem Stationärgeschütz einen Angriffswelle an Flugdämonen nach der anderen abwehren müsst.

Diese Ideen sind sicherlich nicht bahnbrechend und unter dem Strich auch nicht neu, doch im über die letzten Jahre eher stagnierenden Action-Rollenspiel definitiv eine Bereicherung. Zu schade, dass man sich über einen Großteil der Zeit mit den üblichen Aufgaben herumschlagen muss.

Gib mir mehr!

Was sprechen Hack&Slays an? Richtig! Zwei primäre Instinkte: Das Jagen und das Sammeln. Vor allem Letzteres hat von Diablo über Nox, Dungeon Siege und wie sie alle heißen, immer wieder dazu geführt, sich Maus und Keyboard zu schnappen und einen weiteren Abschnitt nach dem "BBI" zu durchforsten, dem "Bigger Better Item", der immer besseren Ausrüstung, die natürlich auch in HL in verschiedenen Wertigkeits- und Raritäts-Stufen zu finden ist und von einem Zufallsgenerator ausgespuckt wird.

Zufällig generierte Abschnitte sind gut und fördern den Wiederspielwert. Zu wenig Variationen innerhalb der Abschnitte sind schlecht...
Im Gegenstandssystem liegt auch die größte Stärke der Jagd auf die Höllenbrut. Die Ausschüttungsrate befindet sich in einem sehr angenehmen Bereich und man bekommt immer wieder in den richtigen Momenten seltene oder gar epische Waffen, Rüstungsteile etc. zugespielt. Dass diese natürlich nicht immer für die eigene Klasse passen und das Inventar unter dem Strich trotz zusätzlicher Lagerstation in den U-Bahn-Schächten immer wieder einen Tick zu klein zu sein scheint, liegt in der Natur der Sache. Doch diese vermeintliche Schwäche nutzt HL für seine Zwecke schamlos aus und bietet ein grenzgeniales Prinzip. Vollkommen ohne Vorkenntnisse könnt ihr nahezu alles, was ihr findet, in seine Einzelteile zerlegen, wobei seltene Gegenstände natürlich auch aus seltenen Ingredenzien bestehen.

Diese Werkstoffe könnt ihr wiederum nutzen, um eure bestehende Ausrüstung an speziellen Stationen aufzuwerten oder bei bestimmten Händlern "Gegenstände auf Abruf" herzustellen. Da bestimmte Waffen zusätzlich noch über Einschubmöglichkeiten verfügen, an denen verstärkende Batterien, Relikte etc. ein- und ausgebaut werden können, kann man sich schnell und unkompliziert eine Waffe zusammenstellen, die mit einem wächst und nicht nach drei oder vier Stufenaufstiegen wertlos geworden ist.

Natürlich wäre es wünschenswert, dass man ultraseltene Gegenstände, die nicht zur eigenen Charakterklasse passen, an eine Alternativfigur aus seinem "Stall" weitergeben könnte. Doch selbst ohne diese Möglichkeit haben wir für jede Figur, die wir gespielt haben, nach einiger Zeit eine imposante Ausrüstung beisammen gehabt - das ist natürlich sehr motivierend und ist ein weiteres Beispiel für das hervorragende Balancing

Purer Zufall

Wie Urahn Diablo setzt auch HL auf größtenteils zufällig generierte Abschnitte - alles außer den U-Bahnstationen wird ausgewürfelt. Allerdings geht Flagship noch einen Schritt weiter als man es bislang gekannt hat. Denn wo sämtliche "Zufalls-Titel" nur das Levellayout auswürfeln, gibt es bei Hellgate zahlreiche Parameter. Das beginnt bei dem verwendeten Grafikset und endet erst bei den ausgewählten Gegnern, die euch in diesem Set begegnen. So kann man sich nie sicher sein, was einem begegnet, wenn es einen entweder beim erst- oder auch beim zwei- oder dreimaligen Spiel dorthin verschlägt.

Doch die zufällige Generierung, die ab und an einen Hauch von Beliebigkeit verströmt, krankt auch bei HL an den gleichen Problemen, die auch ein Loki, ein Darkstone und selbst Diablo 2 plagten. Denn wo handgezeichnete Strukturen wie z.B. in Titan Quest oder Avencast mit sehr viel Liebe zum Detail entstanden und eine ganz gezielte Stimmung erzielen sollen, kämpft Hellgate mit genau dieser.

Zwar ist es löblich, dass man verschiedene Wege zu den einzelnen Hauptstandorten kennenlernt, doch das Baukastenprinzip merkt man ihnen zu deutlich an. Immer wieder überkommt einen der "Hier war ich doch schon mal"-Gedanke - und immer wieder wird man bestätigt. Denn letztlich bleibt die Umgebung mit zu wenigen Ausnahmen immer wieder gleich. Schon bei

Der Schwertmeister ist eine von sechs gelungenen Klassen. Loki hat dieses Problem einige Prozentpunkte gekostet. Und obwohl ähnlich wie beim Missiondesign immer wieder Abschnitte herausstechen oder Sets beim erstmaligen Betrachten zu einem kleinen "Wow" hinreißen und die Grundstimmung der Kulisse in sich rundum schlüssig und unter dem Strich ansehnlich ist, bleibt ein unangenehmer Beigeschmack zurück.

DX9, DX10, NextGen?

Da man vier der sechs Klassen in reinrassiger Ego-Ansicht spielen kann und dort angesichts von nahenden Gegnerkolonnen auch Adrenalin von der puren Dauerfeuer-Action durch den Körper gejagt wird, könnte man schnell in Gefahr geraten, einen Vergleich zu den dortigen Prachtexemplaren wie Half-Life 2, TimeShift, UT 3 oder Crysis zu ziehen.

Auch wir mussten uns immer wieder vor Augen halten, dass Hellgate London eben nicht Spielen wie Crysis den grafischen Fehdehandschuh ins Gesicht klatscht, sondern Titeln wie Silverfall, Dungeon Siege 2 oder Titan Quest den Kampf ansagt. Und auch wenn ihm der distinktive Cartoon-Stil von Erstgenanntem fehlt und die handgezeichneten Abschnitte des Letzten mehr Atmosphäre verströmen, kann man Hellgate eine gewisse Qualität und einen gewissen Reiz nicht absprechen. Die Animationen sind sauber, die Feuer- und Elektrizitätseffekte sehenswert und das Figurendesign bei NPCs und Gegnern gleichermaßen ansprechend wie abwechslungsreich - im Rahmen der üblichen Genre-Standards, in denen man angesichts von Tausenden und Abertausenden Feinden, die man bis zum Abschluss der Kampagne wieder in die Hölle zurück schickt, immer mit Wiederholungen rechnet.

Unter Vista und Direct X 10 bekommt man übrigens zusätzlich zu einer letztlich durchaus passenden Kulisse sogar Tiefenschärfe, leicht verbesserte Spezialeffekte wie Feuer und insgesamt aufgewertete Texturen sowohl auf der eigenen Figur als auch auf Gegnern und NPCs - aber insgesamt nichts, worüber wir in derart überschwänglichen Jubel ausbrechen oder gar eine andere Wertung als für die DX9-Variante geben würden. Denn dazu tun beide nur das Nötigste. Im Gegenzug gibt sich HL durch seine umfangreichen Optionen relativ hardwarefreundlich - insofern man entsprechend RAM-Riegel eingesteckt hat, da es sonst zu an den Nerven nagenden Ladezeiten kommen kann.

Egal ob draußen oder drinnen, ob on- oder offline.
Offline, Online, Elite-Service

Es wäre sinnvoll gewesen, vor allem für den Offline-Spieler etwas mehr optische Abwechslung einzubauen. Denn was wir hier hinsichtlich Kulisse und Atmosphäre (starre Gesichter etc.) bemängeln, stört online nahezu überhaupt nicht mehr. Hier ist man es als geduldiger MMO-Rollenspieler gar nicht anders gewöhnt, da viele der hiesigen Vertreter mit genau diesen Mitteln (nur Texte als Missionsbeschreibung, wenig animierte NPCs) Ressourcen sparend für Spielvergnügen sorgen.

Auch die offline verwaisten Bahnhöfe sind in der Online-Variante, die zum Schutz vor Cheatern nicht mit der Offline-Version kompatibel ist und damit keinen beständigen Ex- oder Import der Figuren ermöglicht, mit deutlich mehr Leben gefüllt. Wer will, wird in 98 Prozent der Fälle immer eine Gruppe finden, mit der die Jagd natürlich deutlich mehr Spaß macht als alleine. Wer, wie ich, auch in Titeln wie Dark Age of Camelot oder EverQuest 2 vornehmlich solo oder in kleiner Freundesgruppe unterwegs war, wird aber ebenfalls Spaß haben, da auch hier das vorbildliche Balancing hinsichtlich Gegnerstärke sowie Itemausschüttung wunderbar greift.

Bleibt noch die Frage, ob sich der Abo-Service lohnt. Derzeit würde ich sagen: Noch nicht! Mit der Betonung auf "Noch". Denn was man mit Day 1 bekommen hat, wertet das Spiel noch nicht dermaßen auf, dass man monatlich dafür abdrücken sollte. Ja: 24 Charakter-Slots statt drei sind eine nette Erweiterung und auch der deutlich vergrößerte Stauraum in den Bahnhöfen ist gern gesehen. PvP hingegen ist sowieso nicht jedermanns Sache...

Wenn es allerdings so läuft wie bei der Bugjagd -mittlerweile sind uns nur noch höchst selten Spiel beeinflussende Störungen aufgefallen, darunter allerdings zwei unerklärliche Abstürze (Speicherleck?)- sowie der Serverstabilität, kann man zuversichtlich sein. Selbst am ersten großen Wochenende nach Verkaufsstart lief das Online-Spiel ohne Probleme. Allerdings muss Flagship in den nächsten Wochen noch den Beweis abliefern, dass man sich auch um seine zahlenden Kunden kümmert und wirklich einen deutlichen Mehrwert anbietet. Denn ansonsten läuft man Gefahr, nicht nur im Offline-Bereich, sondern auch online hinter Konkurrenten wie z.B. dem kostenlos spielbaren Guild Wars zurück zu bleiben.   

Fazit

Ist Hellgate London der erste Schritt in eine neue Action-Rollenspiel-Zukunft? So leid es mir tut: Nein! Auf der einen Seite verzeichnen wir sechs Klassen, die sich allesamt erfreulich ausbalanciert präsentieren. Dazu kommt der auch nach Jahren der Hatz auf die immer bessere Rüstung und die immer durchschlagskräftigere Waffe nicht nachlassende Dauermotivator "Sammeltrieb", der durch ein nahezu perfekt a Gegenstands-Ausschüttungs-System gefördert wird wie selten zuvor. Danach jedoch wechseln sich Licht und Schatten ab: Wieso bietet man den Offline-Spielern z.B. die identische unter dem Strich nur durschnittliche Präsentation, die auch der Online-Spieler zu Gesicht bekommt - ohne Gesichtsanimationen oder adäquate Sprachausgabe? Denn so hinterlässt Hellgate London den Eindruck, dass der Fokus der Entwickler deutlich auf dem Online-Bereich lag - was nicht nur an dem Abo-Modell ersichtlich ist. Über das Internet spielt es allerdings auch ohne Elite-Service seine Stärken aus, läuft auf stabilen Servern und steht hier auf einer Stufe mit anderen Online-Spielen. Solisten jedoch könnten relativ schnell enttäuscht sein, da man hier einfach mit Ausnahme des Item-System in jeder Hinsicht etwas hinter der Konkurrenz zurück bleibt. Dennoch muss ich zugeben, dass ich enorme Schwierigkeiten habe, mich von Hellgate London loszueisen - und das, obwohl ich schon in der Mehrspieler-Beta, dann in einer Einzelspieler-Vorabversion und nun mit der finalen Fassung probiert, gekämpft und gelitten habe. Ich will immer noch mehr und nehme dabei die zufällig meist gleich aussehenden Abschnitte in Kauf. Und das ist eine Qualität, die Spiele nur selten entfachen. Trotz technischer Schwächen ist Hellgate London eine gelungene Genre-Ergänzung mit Sammelsuchtgarantie, die man aber vorzugsweise online spielen sollte... 

Pro

größtenteils zufällig generierte Abschnitte
gut ausbalanciertes Gegenstand-System
sechs gut ausbalancierte Klassen
aufrüstbare Waffen
Gegenstände können zerlegt werden
kurzweiliges Monstermetzeln
Projektilklassen in Ego-Perspektive spielbar
stabiler Online-Multiplayer
stimmungsvolle Effekte
sehenswerte Render-Cutscenes

Kontra

kaum Sprachausgabe
viele gleichförmige Missionen (Hol&Bring/Search&Destroy)
keine Gesichtsanimationen der NPCs
 
Grafiksets der Zufallsabschnitte wiederholen sich schnell
kaum Leben in den Stationen (offline)
gelegentliche Abstürze (online, nicht replizierbar)
schwache Präsentation

Wertung

PC

Motivierende Monstermetzelei und Gegenstandsjagd mit einigen Schwächen in Atmosphäre und Präsentation!

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