Eva Cash22.10.2007, Paul Kautz
Eva Cash

Im Test:

Merke: Je aufwändiger die Verpackung bei einem Titel, von dem man noch nie gehört hat, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man damit etwas verbergen will. Im Falle von Eva Cash (oder wie es früher hieß D.I.R.T., aber da hatte wohl Codemasters etwas dagegen) wäre es tatsächlich besser gewesen, nur die Packung und sonst nichts in die Regale zu stellen. Aber der Reihe nach.

Einmal Seelenfolter bitte

Das Bemerkenswerte an Eva Cash ist, dass es sich von Anfang an größte Mühe gibt, den Spieler möglichst weit von sich zu halten. Die Abfolge der ersten zehn Spielminuten: Verpackungstext studiert, gegackert: »Eine tickende Bombe, bereit zur Explosion«. Brillant! CD rein, nichts passiert. Okay, Autostart gibt's nicht - kein Beinbruch, aber ungewöhnlich. Verzeichnis gesucht, exe ausgeführt, Spiel flott installiert, gestartet. Optionsmenü poppt auf. Zumindest nehme ich an, dass es das Optionsmenü ist,

Eva in all ihrer Pracht: Feinde werden hauptsächlich durch die wenig subtile Kleidungswahl ausgeschaltet.
denn ich spreche eine andere Sprache als die Entwickler: »Sperren Sie Voller Schirmanti-Aliasing« - öhm, okay. »Ermöglichen Sie Umgebender Heller Ausgleich Steuerung« - ja, aber keine Zwiebeln, dafür bitte mehr Tomaten. »Sperren Sie Stichhaltiges System« - ist schon geschehen. Denke ich zumindest. Ich hoffe, ich habe jetzt nicht gerade mein Erstgeborenes verkauft. »Beginnen Sie Spiel« - das kenne ich, das nehme ich! Lange Ladezeit. Niedrig aufgelöste Entwickler- und Publisherlogos. Hauptmenü, Spieleinstellungen. Ich versuche, die furchtbar definiert klingenden Tasten umzubelegen, das geht aber nicht - die Möglichkeit wird mir zwar angeboten, die Änderung aber nicht übernommen. Na schön, dann eben nicht, wird auch so gehen. Spielstart. Vier Schwierigkeitsgrade, zwei Spielmodi (Abenteuer, Zeit-Herausforderung), drei Personalisierungen - die Heldin darf ihren Schwerpunkt auf »Scharfschütze«, »Tarnen« und »Aggression« legen. Ich habe noch keinen Kaffee intus, wähle also »Aggression«. Lange Ladezeit. 4/4-Drums setzen ein, Bild zeigt Supermodel mit zappelndem Teddy auf dem Rücken, aus der Hose herauswachsendem Tanga und Strubbelzöpfen. Warum der Teddy? Keine Ahnung, Supermodels mit aus der Hose herauswachsendem Tanga und Strubbelzöpfen tragen das wohl heutzutage.

Eva, Auf Wiedersehn!

Tutorial beginnt. Erklärende Schrift scrollt langsam ins Bild, keine Beschleunigung möglich - drücke ich auf Enter, verschwindet der Hinweis, der nächste kommt hereingetrödelt. Ich brauche eh keine Hilfe, also klicke ich einfach mal ein bisschen herum. Hm: Laufe ich geradeaus und drücke die Ducken-Taste, hört Eva schon nach wenigen Frames mit den lästigen Schritten auf und gleitet fortan ohne jegliche Bewegung einfach so über den Boden - sie trägt wohl Hover Heels. Huch, was ist nu? Die Kamera schwenkt forsch in eine Vogelperspektive und bleibt auch da. Öhm. Nach ein paar Sekunden habe ich mich an Evas Blondschopf satt gesehen und rüttele an der Maus herum. Keine Änderung. Ich rüttele etwas mehr. Keine Änderung. Ich hole mir einen Kaffee. Keine Änderung. Ich speichere und starte das Spiel von vorn. Ah, das Speichern ist eine Mogelpackung, das

Eva stehen die Haare aufgrund der Telekinese zu Berge - dem gestraften Spieler dürften sie bereits vor lauter Gram ausgegangen sein.
Tutorial beginnt neu. Ich gleite wieder ein bisschen herum. Springen ist auch lustig, vor allem, da Eva bei jedem Hopser derart lustvoll stöhnt, dass es mich nicht wundert, dass der Titel erst ab 18 Jahren freigegeben ist. Beim Öffnen der Tür, die in den nächsten Raum führt, fällt mir die Genialität der erwähnten Tastenbelegung auf: Gesteuert wird mit WASD und Maus, zum Bestätigen der Tutorialschritte oder Öffnen von Türen muss man aber Enter drücken - okay, greife ich halt ständig um. Es wird noch besser: Nachgeladen wird mit #, gezoomt mit Ü und +. Prima, wie damals, als Shooter noch komplett per Tastatur gesteuert wurden. Wann war das zuletzt? Ach ja: So vor zwölf Jahren.

Auf zum Waffentest: Ich wechsele die Wumme und projiziere meinen Hass auf eine Zielscheibe. Der Zoom mit dem Scharfschützengewehr schwankt schlimmer als David Hasselhoff nach der dritten Pulle Jackie. Weiter in den nächsten Raum: Uh, Eva hat Superkräfte? Die kommen bestimmt vom Rucksackteddy! Via Telekinese schmeiße ich ein paar Kisten durch den Raum. Ui. Da ertönt auf einmal ein pornoeskes Stöhnen - huch, bin ich gesprungen? Nein, Eva sinkt leblos zu Boden. Warum? Weil aus dem Raum nebenan ein Gegner einen grotesk genauen Schuss abgegeben hat. Eva tot, Tutorial startet von vorn. Was? Och nee, Leute - ich habe keine Lust mehr. Ehrlich: Was für ein Scheiß!    

Fazit

Schade, dass Publisher oder Entwickler den ursprünglichen Titel jetzt in der Unterzeile versteckt haben, denn »D.I.R.T.« traf den Nagel auf den Kopf - das Spiel ist D.R.E.C.K. Nur selten hat es mir mehr Freude bereitet, die obligatorische »Bist du sicher, dass du das Spiel beenden möchtest?«-Frage mit einem von Tränen der Freude begleiteten »JA! JA! UM GOTTES WILLEN JA!!« zu beantworten. Das Game ist furchtbarer Schotter in jeder Hinsicht, lediglich die Musik lädt anfangs zum Fußwippen ein - ist aber auf Dauer so abwechslungsreich wie ein Testbild. Meidet das Spiel! Meidet es einfach, egal wie sehr das Wackel-3D-Cover auch zum Mitnehmen einlädt.

Pro

köstliche Übersetzungs-Stilblüten
schönes Wackelcover

Kontra

furchtbar in wirklich jeder Hinsicht

Wertung

PC

Beeindruckend konsequente Geld- und Zeitverschwendung.

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