Im Test:
Alles beim Alten?
Gewohnheitstiere und Traditionalisten finden es gut, wenn sich die Dinge nicht ändern. Das ist super, wenn die Dinge vorher klasse waren – wie das teambasierte Multiplayer-Spielprinzip der Battlefield-Serie. Aber wenn die Dinge schon vorher schlecht waren, sollten sie dann nicht verbessert werden? Oder akzeptiert man einfach
Zen-artig das Gegenwärtige, lädt die Special Forces-Map und geht erstmal eine Pizza backen? Die Hardwareanforderungen des Vorgängers, speziell im Hinblick auf die Menge und die Geschwindigkeit des RAMs, sind mittlerweile ebenso legendär wie berüchtigt – und leider springt das Add-On auf dasselbe Pferd auf. Sprich: Ich gehöre mit meinem lächerlichen Gigabyte schnellem DDR-RAM zu der Loser-Fraktion, die auf eine Karte locker zwei Minuten warten darf – wenn alles gut geht. Wenn nicht, dann werden daraus auch mal mitgestoppte acht. Speziell die Client-Verifizierung über den nach wie vor verbuggten Ingame-Browser nimmt gefühlte Jahre in Anspruch und lässt mich glücklich fühlen, dass ich einen Nintendo DS samt Mario Kart DS neben dem Rechner liegen habe.Das Nachtsichtgerät bringt grünes Licht ins Dunkel.
Special Forces ist ein Alles-mehr-Add-On: Es gibt neue Einheiten, neue Fahrzeuge, neue Flugzeuge, neue Waffen, neue Ausrüstungsgegenstände und natürlich neue Karten. Spielerisch hat sich dankbarerweise nichts verändert, noch immer lauert unter der ebenfalls gleich gebliebenen Menüstruktur der derzeit beste Teamshooter, in dem Einzelgänger ebenso schnell erledigt sind wie Spieler auf öffentlichen Servern, wenn sie einen Helikopter fliegen wollen – leider hat sich die Kiddie-Quote im Battlefield-Sektor ebenfalls nicht verändert, was das sinnvolle Spielen mehr oder weniger auf geschlossene Server, Karten ohne Fluggerät oder LAN-Partys beschränkt. Wer sich ganz von menschlichen Störenfrieden abkapseln
will, kann auch erneut auf sechs Maps gegen Bots in drei Schwierigkeitsstufen antreten – aber warum sollte man so etwas wollen?Die KI-Soldaten stellen sich nicht schelcht an, sind trotzdem aber nur zum Üben geeignet.
Raus aus der Glitzerwelt!
Wie der Name des Add-Ons verkündet, schlüpft ihr jetzt in die tarnfarbenen Anzüge von Spezialeinheiten wie der russischen Specnaz, der britischen SAS oder den amerikanischen Navy Seals – außerdem heißen euch auch arabische Aufständische oder russische Rebellen willkommen. Jede Fraktion verfügt über größtenteils unterschiedliche Waffen und Gerätschaften, von denen einiges neu im Sortiment ist: Da wäre zum einen die Armbrust, mit der man ein Rettungsseil abfeuern und sich daran flott herabsausen lassen kann – sehr praktisch, wenn man z.B. schnell über einen Innenhof möchte. Von unten nach oben geht’s mit dem Wurfanker, mit dem man hohe Mauern problemlos überwinden kann. Neu und fies ist auch das Tränengas, welches dem hustenden Opfer nicht nur die Sicht verzerrt, sondern auch die komplette Ausdauer raubt – ein schneller Griff zur Gasmaske ist angesichts schnell näher wabernder Wolken daher oberste Spielerpflicht. Die meisten Neuerungen sind aus Balance-Gründen übrigens ausschließlich im Add-On spielbar.
Die acht neuen Karten setzen vor allem auf glaubwürdige Verfall-Szenarien, schließlich tummelt ihr euch mitten in Bürgerkriegsszenarien! Dreckige Straßenzüge mit brennenden oder zumindest qualmenden Fahrzeugwracks, Wagen mit zerschossenen Scheiben, zerstörte Häuser – sogar auf einem großen Flugzeugträger wird gekämpft. Auf einigen Karten ist es überdies stockduster, wodurch das neue Nachtsichtgerät
an Bedeutung gewinnt, welches darüber hinaus auch prima geeignet ist, um versteckte Gegner auszumachen. Zehn neue Fahr- und Flugzeuge vom Jet Ski über den flitzigen Combat ATV und schwer bewaffnete Pick-Ups bis zum rasanten Apache Longbow-Helikopter liefern mobiles Futter für alle Lauffaulen – hervorragende Erweiterungen für die eher auf Nah- denn auf Distanzkampf setzenden Karten. Leider gibt es neben all den Verbesserungen und Balancing-Verfeinerungen keine frischen Spielmodi: Noch immer ist »Conquest« die einzige Variante, Deathmatch-Fans müssen sich an andere Games halten.Die großen Levels bieten mehr als genug Platz für 64 Spieler.
Genauso wie sich spielerisch nichts verändert hat, bleibt auch die Präsentation bewährt gut: realistische Levels, toll animierte Soldaten und schöne Effekte halten die Grafikkarte gut auf Trab – sogar noch etwas mehr als beim Hauptprogramm. Akustisch gibt es jede Menge Funkkontakt in verschiedenen Sprachen (je nach Fraktion) und gut krachende Soundeffekte.
Fazit
Ein hervorragendes Add-On zu einem hervorragenden Hauptprogramm – so einfach ist Special Forces umschrieben. Die neuen Fraktionen bieten genug Abwechslung für alle Spielertypen (sogar mehr als im Original), die Leine und vor allem der Wurfhaken ermöglichen gänzlich neue Strategien. Allerdings haben die Erweiterungen auch so ihre Macken: Das Nachtsichtgerät ist z.B. prinzipiell eine coole Sache auf dunklen Maps – aber dann wirkt es inkonsequent, dass man Lichter nicht ausschießen kann. Und mit den Granaten hat es DICE etwas zu gut gemeint, denn teilweise kommt man vor lauter Tränengas und Blendgranaten kaum vorwärts. Und natürlich ist nach wie vor das Thema »Hardwareanforderungen« aktuell, sogar mehr denn je: warum das Laden und Client-Verifizieren mehrere Minuten in Anspruch nimmt, ist mit der vorhandenen Hardware-Basis nicht zu erklären. Falls ihr Battlefield 2-Fans seid und nach neuem Futter verlangt, dann sind die Special Forces ein klares Muss. Aber vielleicht solltet ihr vor dem Kauf in etwas mehr RAM investieren.
Pro
Kontra
Wertung
PC
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