Baphomets Fluch 4: Der Engel des Todes27.09.2006, Bodo Naser
Baphomets Fluch 4: Der Engel des Todes

Im Test:

Ein blonder Held, ein mysteriöse Frau und ein dunkles Geheimnis, das die beiden ergründen müssen. Der vierte Teil von Baphomets Fluch: Der Engel des Todes setzt voll auf die Zutaten seiner erfolgreichen Vorgänger, wobei jedoch auch die Action nicht zu kurz kommt - allerdings viel gezähmter als beim actionlastigen Vorgänger. Ist das der Weg zu alter Klasse?

Schöne in Not

Kommt eine schöne Unbekannte zum Privatschnüffler, um ihn um Hilfe in einer schwierigen Angelegenheit zu bitten. So beginnt nicht nur ein der typische Film noir, so beginnt

Wenn eine glutäugige Schönheit in Schwierigkeiten steckt, ist George gleich zur Stelle.
auch Baphomets Fluch 4 - allerdings mit dem einzigen Unterschied, dass der Held, George Stobbart, ein Kautionsbüro betreibt. Anna Maria, die etwas Unschuldiges an sich hat, weckt trotzdem sogleich Beschützerinstinkte in ihm. Ihm bleibt eigentlich auch nichts anderes übrig, denn muskelbepackte Finsterlinge wollen ihr an den wohlgeformten Kragen. Sie dringen bereits in Georges Büro ein und verwüsten es...

Ob diese Blondine George endgültig in den Untergang führt, müsst ihr über viele Stunden selbst herausfinden. Trotz des grabesschwangeren Untertitels sieht zunächst alles danach aus, dass er auch dieses Mal überlebt. Schließlich hat er in den Vorgängern schon ganz andere Sachen überstanden. Er scheint verliebt, denn als Anna Maria plötzlich verschwindet, riskiert er Kopf und Kragen, um sie zu finden. Ganz allmählich zeichnet sich ab, worum es eigentlich geht: Dunkle Verschwörungen, machtversessene Geheimbünde und eine biblische Plage, die die Welt ins Chaos stürzen könnte.

Unechte Action

Das Abenteuer beginnt nicht gerade so, dass euch es zum Weiterspielen animiert. Auf der Flucht vor den Schergen, hechelt ihr anfangs von einer Klettereinlage zur nächsten. Schon klar, dass Anna Maria

Das Abenteuer beginnt unvorteilhaft mit einer Hüpf- und Sammelorgie, die leicht zu steuern ist.
und George von den Mafiosi weg müssen, aber ginge das nicht auch abwechslungsreicher? So steigt ihr erst da drüber, kriecht dann dort durch, nur um anschließend gleich wieder zu balancieren. Immer wieder müsst ihr den Weg für Anna Maria freimachen, damit die Handlung weiterläuft. Dazu ist es oft nötig, alles penibel anzuschauen, einzusammeln und mit jedem zu reden. Anna Maria folgt George übrigens willenlos überall hin.

Zum Glück sind diese von passender Abenteuermusik begleiteten "Actioneinlagen" leicht zu bewältigen, da das Spiel trotz 3D-Umgebung eine herkömmliche Point&Click-Steuerung besitzt. Also keine Angst - der vierte Teil ist wieder ein klassisches Adventure. Um George zu manövrieren, müsst ihr daher nur auf einen bestimmten Punkt klicken und schon läuft er dort hin. Oder ihr müsst etwas anklicken und schon steigt der Held auf eine Kiste rauf. Wahlweise schiebt er auch was durch die Gegend, was ihr auch über ein Interface steuern könnt. Das funktioniert recht gut, so dass er nur ausnahmsweise mal irgendwo hängen bleibt.

Hatz nach Manuskript

Das Durchhalten lohnt sich allerdings, denn nach dieser Passage beginnt das eigentliche Abenteuer. Es stellt sich heraus, dass die Mafia ein mittelalterliches Manuskript haben möchte, das Anna Maria in Besitz hat. Was es damit tatsächlich auf sich hat, wird erst recht spät klar. Da "la familia" bei der Wahl   ihrer Mittel nicht zimperlich ist, gelangt sie schließlich in Besitz der antiken Handschrift. Dieses führt euch nach Istanbul, das früher noch Konstantinopel hieß. Dahinter steckt der greise Moses, der laut Spiel nicht nur ein gottesfürchtiger Mann, sondern auch ein großer Erfinder war. Eine der Plagen für den Pharao, den apokalyptischen "Engel des Todes", hat er sogar selbst kreiert.

Auf der Jagd nach dem wertvollen Schriftstück geht es hin und her, wobei der Humor nicht auf der Strecke bleibt. Schon zu Beginn ist es sehr lustig, wie George verzweifelt versucht, in Anna Marias Zimmer einzudringen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Das Zimmer liegt nicht nur in einem heruntergekommen Hotel, das von skurrilen Figuren bevölkert ist. Es wird auch noch von einem schmierigen Mafiaschläger bewacht, der einen auf Elvis macht. Na, wie ihr den Fatzke wohl in die Flucht schlagen könnt, um Anna Maria endlich über den Hintereingang rein zu lassen? Ob euch wohl der überlaunige Hotelbesitzer dabei helfen kann?

                      

Was zu tun

Die Aufgaben sind meistens machbar, so dass ihr selten in die Komplettlösung blicken müsst. Oft müsst ihr nur jemand einen bestimmten Gegenstand geben und weiter geht's. Oder

Überall warten kleine und große Rätsel auf euch, von denen die allermeisten lösbar sind. Nur ab und an wird's unlogisch. 
ihr müsst irgendwo hochsteigen, um etwas zu holen, das euch dann wieder weiterbringt. Typisch ist auch, dass ihr Gegenstände mehrmals benutzen müsst, wie etwa eine feuerfeste Decke. Sie bleiben dann einfach in eurem Inventar, das nie sonderlich voll ist. Die Laufwege halten sich dennoch in Grenzen. Bisweilen müsst ihr etwas unter Zeitdruck lösen, etwa wenn der begehrte Eiswürfel in der Sonne schmilzt. Hier müsst ihr rennen.

Leider ist die Lösung der Aufgaben nicht immer unbedingt nachvollziehbar. Wieso solltet ihr auf die Idee kommen, nach einem gelösten Rätsel Georges patentierten Golfschläger gegen eine Kiste auszutauschen, um den ausziehbaren Klopper andernorts erneut zu verwenden? In der Situation wird für die meisten leider ein lästiger Rückweg nötig, bei dem ihr auch noch über einen Vorsprung zurück balancieren müsst. Schon eher sinnvoll ist das mit den toten Klopfkäfern, die angeblich die sündhaft teure Standuhr des kettenrauchenden Hoteliers annagen wollen.

Waschechte Logikrätsel wie die Hackeraufgaben sind selten. Dabei müsst ihr euch in ein System einhacken, indem ihr das Signal vom Anfang zum Ziel leitet. Das geschieht auf einer Minikarte mittels Spiegeln, die es in einem bestimmten Winkel ablenken. Bestimmte Punkte dürft ihr dabei nicht berühren. Das ist lösbarer, als es vielleicht klingt. Andere Aufgaben macht der PC gar von alleine, wie etwa das Entschlüsseln des Manuskripts oder das Eingeben eines Codes. Das ist sicher einsteigerfreundlich, dürfte aber einigen gegen den Strich gehen, die lieber selbst rätseln wollen.

Abgefahrene Dialoge

Auch wenn es zu Beginn nicht so aussieht, ist Baphomets Fluch 4 ein recht witziges Spiel. Die Story schafft es, Mystery, Spannung und Humor unter einen Hut zu bringen. Die Unterhaltung mit einem

Ein Gespräch mit dem Mafia-Metzger ist nicht nur erhellend sondern auch noch witzig obendrein. 
Metzger der Mafia ist sehr amüsant, da der sich betont zugeknüpft und wortkarg gibt. Zwischen den Zeilen schimmert aber durch, dass wohl auch Menschenfleisch in die Salami wandert. Später gibt George Anna Maria den Tipp, nicht die Salami der zweifelhaften Firma zu essen. In der Fabrik wird dann endgültig klar, dass der schon der eine oder andere Unliebsame verwurstet wurde. Es ist daher mehr als seltsam, dass das rabenschwarze Spiel von der USK "ab 6 Jahren" freigegeben ist.

Echte Multiple-Choice-Dialoge mit mehreren Auswahlmöglichkeiten gibt es zwar nicht, aber immerhin könnt ihr das Thema einer Frage wählen. Die Antworten sind allesamt vertont, wobei die deutsche Sprachausgabe gelungen ist, auch es wenn keine Stimmen gibt, die man aus dem Kino oder Fernsehen sogleich kennen würde. Von lippensynchronem Sprechen ganz zu schweigen. Nur gelegentlich ist mal ein Tonfall eingestreut, der nicht ganz passen würde. So klingt George bisweilen wenig glaubwürdig und eher lächerlich. Leider müsst ihr die Ansprachen noch einmal anhören, wenn ihr etwas zweimal drückt. Abbrechen lassen sie sich nicht.

3D-Grafik

Baphomets Fluch 4 sieht trotz einer gelegentlichen Detailarmut zufriedenstellend aus, da es über eine moderne 3D-Grafik verfügt. Diese sorgt über weite Strecken für eine glaubhafte Darstellung des Abenteuergeschehens, das in ganz Europa spielt. Es gibt sogar ein paar Highlights, wie ein Zimmer, das sich im Spiegel an der Wand spiegelt. Es regnet und Rauch steigt auf, dazu gibt es die richtigen Geräusche wie Knarren, Wind oder Knistern. Solche Effekte sind selten, wie die nicht sonderlich ausgeprägten Schatten der Akteure zeigen. Bei den Personen gibt es erfahrungsgemäß mehr auszusetzen. Sie bewegen sich oft eckig, verhalten sich beim Treppensteigen seltsam und haben unbewegte Gesichter. Die Charaktermodelle sehen oft unförmig aus, wie etwa die in einigen Einstellungen spindeldürren Arme von Anna Maria. Auch die wenigen Pflanzen sehen eher armselig aus, wie sie da gerupft rumstehen. Hinzu kommen Clippingfehler, wenn George etwa in der Treppe und nicht drauf steht. Die Zwischensequenzen sind allesamt nur in Spielgrafik.

          

Fazit

Zu Beginn hätte mich Baphomets Fluch 4 beinahe für alle Zeiten abgeschreckt, weil es so actionlastig beginnt. Obwohl es sich bei den öden Kletterpassagen gar nicht um richtige Action handelt, weil die Steuerung wie beim Point&Click per Maus indirekt funktioniert, ziehen sie sich zäh wie Kaugummi dahin. Auch in Sachen Story werdet ihr zu Beginn allein gelassen, da ihr zwar klettern, hangeln und schieben sollt, aber partout nicht wisst wofür. Man überlegt sich also zwei Mal, ob man weitermacht. Gut wenn ihr durchhaltet, denn sonst verpasst ihr ein einsteigerfreundliches Mystery-Abenteuer, bei dem ihr wieder mal eine große Verschwörung aufdecken sollt. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Da Vinci Code gibt es natürlich schon und das Abenteuer strotzt nur so vor Anleihen wie Tempelritter, mittelalterliche Legenden und biblische Zitate. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Rätsel machbar, so dass die Frustschwelle nicht oft erreicht wird. Einige davon sind allerdings doch unlogisch. Die Rätsel sind dennoch davon entfernt, ähnlich viel Spaß zu machen wie bei Geheimakte: Tunguska. Auch die Erzähldichte kommt nicht an ein Dreamfall heran. Der große Vorteil ist, dass es wirklich witzige Passagen gibt, bei denen Freunde des skurrilen Humors auf ihre Kosten kommen. Einige Figuren der Unterwelt würden auch gut in einen Tarantino-Film passen. Optisch spielt Baphomets Fluch 4 nicht in der obersten Liga, kann sich aber durchaus sehen lassen.

Pro

Mischung aus Action und Rätseln
mysteriöse Story
machbare Rätsel
Point&Click-Bedienung
kaum Hänger
nur Action "light"
oft witzige Dialoge

Kontra

Story kommt nur langsam in Schwung
Kletterorgie zu Beginn
wenig Knobelrätsel
bisweilen arg unlogisch
eckige Bewegungen
Clippingfehler
Dialoge lassen sich nicht abbrechen
George klingt teils lächerlich

Wertung

PC

Kommt nicht ganz an die Vorgänger ran, macht aber trotzdem einigen Spaß.

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