Caesar 416.10.2006, Bodo Naser
Caesar 4

Im Test:

Wärt ihr ein guter Statthalter im Dienste Roms? Könntet ihr es schaffen, eine Stadt zu bauen, die der Metropole am Tiber ebenbürtig wäre? Könntet ihr eure aufstrebende Kolonie vor den Barbaren schützen? Diese und andere Fragen könnt ihr nun selbst beantworten, denn Caesar IV lädt alle Hobby-Gouverneure zu antiker Städteplanung inklusive Handel und Verwaltung ein. Wir haben mitregiert.

Talent, Freunde und Geld

Bevor Gaius Iulius Caesar der römischer Staatsmann und Feldherr wurde, den wir alle kennen, war er ein Niemand, dem keiner viel zutraute. Seine Familie war zwar angesehen, hatte aber weder viel Geld noch Einfluss. Bis auf ein paar Frauengeschichten hatte Caesar durch nichts auf sich aufmerksam

Derart stilecht erwartet euch das Menü, das euch zu Kampagne, Szenario oder Multiplayer geleitet.
 gemacht. Er besaß jedoch großen Ehrgeiz, einen wachen Geist, einen Draht zum Volk und konnte gut reden. Caesar brauchte eine Menge Münzen, um den kostspieligen politischen Aufstieg im Rom der Republik zu finanzieren. Zunächst heiratete er eine reiche Frau, was ihm 63 v.Chr. das Ehrenamt des obersten Priesters brachte.

Danach wurde er als Statthalter ins aufständische Spanien geschickt, wo er einen ersten Sieg gegen die Einheimischen errang und fast noch wichtiger: seine klammen Finanzen aufbesserte. Was ihm nun noch fehlte, waren die richtigen "Freunde". Er fand sie im berühmten Feldherrn Pompeius und im ehrgeizigen Patrizier Crassus , mit denen er eine politische Allianz einging. Das bedeutete noch mehr Geld und Macht, denn Crassus war der reichste Mann im damaligen Rom. 59 v.Chr. wurde Caesar mit ihrer Hilfe zum Konsul gewählt ins höchste politische Amt. In der Folge konnte er sich seinen legendären Ruf bei der Eroberung Galliens verdienen.

Spielumfang

Drei Kampagnen gibt es: Für alle Möchtegern-Prokuratoren, die noch nie eine derartige Stadt gemanagt haben, liefert die einführende Kampagne zur Zeit der römischen Könige erste wichtige Hinweise. Wer sich schon mehr zutraut, der kann gleich zur Zeit der Republik loslegen, was ihn nach Sizilien, Griechenland oder Gallien führt. Die imperiale Kampagne bringt euch an Orte, die zur Zeit der Kaiser gegründet wurden. Sie muss allerdings erst noch freigespielt werden. Ginge das nicht auch, ohne dass ihr vorher die zweite Kampagne durchspielen müsst?

Die Missionen sind in rein wirtschaftliche und auch militärische Provinzen eingeteilt, so dass ihr stets wählen könnt, was ihr lieber macht. Schön, dass die Macher euch hier nichts aufzwingen. Wenn ihr keine Schlachten mögt, dann müsst ihr auch nicht. Die paar Räuber, die vorbeischneien, könnt ihr auch mit Geld befrieden, wie das der eine oder andere Kaiser mit den Germanen gemacht hat. Es gibt außerdem noch historische Szenarien, ihr könnt aber auch eigene mit dem Editor entwerfen. Ein Multiplayer im Internet, der zwei Modi umfasst, rundet das Ganze ab. Da ihr hier Szenarien bestehen müsst, steht eher der indirekte Vergleich mit anderen über eine Bestenliste im Vordergrund.

Wie siegt ihr?

Wie bei den Vorgängern muss eure Stadt eine bestimmte Wertung erreichen, zu denen auch die Bereiche Imperium, Kultur, Sicherheit oder Reichtum gehören, damit ihr erfolgreich seid. Zusätzlich gilt es auch noch, eine vorgegebene Anzahl von Bürger anzusiedeln. Das ist meist noch das

Eure Berater informieren euch über Finanzen, Missstände und die Wertung, die ihr erreichen müsst.
einfachste, da die Bewohner relativ leicht anzulocken sind. Sehr schwer ist eine hohe Wertung für Wohlstand, da ihr hierfür möglichst ausgebaute Villen braucht und keinen Denar Schulden haben dürft. Etwas leichter ist es, den Kaiser zufrieden zu stellen, da der sich für kurze Zeit auch mit teuren Geschenken aus eurer Privatschatulle begnügt. Noch wichtiger ist, dass ihr die Wünsche Roms erfüllen könnt, das immer wieder Geld, Waren und Soldaten fordert. Diese Forderungen treten früher als bei den Vorgängern auf, sind aber zunächst problemlos machbar. Später müsst ihr dann schon mal 40 Hemden auf einmal abliefern.

Trotz dreier Schwierigkeitsgrade steigen die Anforderungen kontinuierlich von Mission zu Mission. Was zu Beginn noch in weniger als einer Stunde zu erledigen war, dafür braucht ihr mit steigender Spieldauer immer länger. Dennoch ist Caesar IV keine unendliche Geschichte, denn die Ziele bleiben stets überschaubar. Wichtig ist dennoch ein gezieltes Vorgehen, so dass ihr euch immer die Sachen aussuchen solltet, die ihr auch braucht. Was fangt ihr mit einer eigenen Weinproduktion an, wenn ihr den Trunk der Götter nur in eurer Stadt absetzen könnt? Da ist vielleicht sinnvoller ein paar Amphoren zu importieren, da die Anbaufläche oft knapp ist.

                                 

Arme, Ritter und Reiche

Größte Neuerung: Bei Caesar IV gibt es nun drei Schichten - Plebejer , Equites und Patrizier . Das spiegelt grob die Einteilung der damaligen Gesellschaft wieder, die sich eigentlich nur in arm und reich

Vorne seht ihr eine große Insula des einfachen Volks, denen es trotz der Nähe zu den Fabriken an nichts fehlt.
einteilte. Am wichtigsten sind die vermögenden Patrizier, da sie quasi die Melkkühe eurer Herrschaft sind, denn sie bringen am meisten Steuern ein. Ihnen gegenüber haust der arme Plebs in Mietskasernen, der auch mit Brunnenwasser zufrieden ist, wenn es nichts anders geht. Die Bewohner einer Villa möchten hingegen schon einen eigenen Wasseranschluss ans Aquädukt haben. Aufstände wie bei den Vorgängern gibt es aber nicht mehr.

Die Plebejer braucht ihr für einfache, aber nicht unwichtige Handarbeit wie Feld- oder Minenarbeit bzw. Dienst in den Produktionsstätten. Sie karren die Waren durch die Gegend, die Equites oder Adel zum Glücklichsein brauchen. Im Rom der Kaiserzeit wäre das klare Sklavenarbeit gewesen, die im Spiel aber nicht vorkommt. Die Equites stellen hingegen die Mittelschicht dar, denn sie halten euren Laden am Laufen. Sie überwachen die Wasserversorgung, leisten medizinische Dienste, beten als Priester im Tempel oder treten als Schauspieler im Theater auf.

Erste Schritte

Eine kleine Siedlung habt ihr schnell aus dem Boden gestampft. Wie ihr das vom Vorgänger kennt, beginnt am besten damit, ein paar Arbeiter anzusiedeln, die ihr dann mit Straßen, Wasser und Essen

Im dichten Gewirr der Häuser ist es oft gar nicht so leicht, noch die wichtigen Straßen reinzuquetschen.
versorgt. Das sind Grunddinge, die natürlich alle Bewohner haben wollen. Um die Häuser zum Wachsen zu bringen, müsst ihr noch eine Grundwaren wie Töpferwaren oder Öl anbieten. Ein Gouverneurspalast, Feuerwehr, Bauingenieure und Steuerbeamte verstehen sich von selbst und sind identisch zum Vorgänger. Die Reichweite der Gebäude ist deutlich höher, so dass auch für größere Städte eine Praetur reicht. Dass etwas abbrennt oder einstürzt, kommt nur selten vor.

Leider ist der Bau der Wasserleitungen oft ein Graus, da das eine Fitzelei ist. Wieso ist es so schwer, mal ein gerades Aquädukt zu bauen? Auch der automatische Bau der Straßen führt oft zu langen Umwegen und Schlangen, da der Platz fehlt. Das hätte man doch komfortabler gestalten können, indem alles genormt wird. Das Drehen der Gebäude ist ebenfalls umständlich, so dass die schon mal verkehrt herum in der Landschaft stehen. Der Anschluss an das Pflasterstraßennetz ist auch umständlich, so dass ihr schon mal Häuser wieder abreißen und Platz schaffen müsst.

Im- und Export

Bei Caesar IV gilt wieder das eherne Gesetz der Städtebauspiele:

Was ihr nicht selbst produzieren könnt, müsst ihr teuer importieren. Die Patrizier verlangen nach Luxus. 
Je mehr verschiedene Waren ihr anbietet, desto glücklicher wird eine Klasse sein und desto größer und schöner werden die Häuser. Ziemlich bald solltet ihr daher Waren aller Arten anbieten, um eure Bürger zu versorgen. Es gibt Nahrungsmittel, Standard- Luxuswaren und exotische Dinge, die auf einen Märkten verkauft werden. Die Produktion erfolgt in zwei Schritten, wobei eine oder zwei Rohstoffe benötigt werden. Um den Luxus Bestecke herzustellen, braucht ihr nur Eisen, für Waffen Holz und Eisen.

Die Versorgung klappt recht gut, da die Einkäufer die Waren schön auf alle Häuser verteilen. Ihr könnt sehen wie sie vom Markt mit ihrer Beute nach Hause eilen. Sollte doch mal etwas fehlen, gibt es auch noch den Warenaustausch mit anderen Städten. Dazu richtet ihr ganz simpel eine Handelsroute über Land oder Meer ein. Schiffe braucht ihr dafür aber nicht zu bauen. Auf diese Weise kommt ihr an exotische Waren wie Parfum, Elfenbein oder Gewürze. Wollt ihr nicht nur einen Schrein sondern auch einen großen Jupitertempel bauen, könnt ihr den dazu nötigen Marmor einführen.

                  

Teures Militär

Noch heute könnt ihr in Rom die Überreste der von Aurelian  begonnenen Stadtmauer bewundern, die die Urbs aber nicht vor der Plünderung durch die

Die Legionäre sind nicht nur unscharf um die Nase, ihr Herumkommandieren macht auch noch wenig Spaß. 
Vandalen beschützt hat. Ab einer gewissen Stufe fordern eure Equites also Mauern, die das Stadtgebiet ganz umschließen müssen, damit ihre Häuser weiter wachsen. Das bringt euch auch eine hohe Wertung in Sachen Sicherheit ein. Das ist aber nicht genug der Sicherheit, da öfters Feinde in eurer Provinz aufkreuzen, die  ihr vom Brandschatzen abhalten müsst. Leider müsst ihr die Tore von Hand schließen, damit sie nicht reinkommen.

So bleibt es nicht aus, dass ihr Truppen ausheben müsst, von denen Legionäre, leichte Infanterie und Hilfstruppen wie Fernkämpfer gibt. Um eine Armee zu bekommen, braucht ihr eine Kaserne, Waffen und eine Rekrutierungsstelle. Dann kommen die Soldaten wie von selbst, ohne dass eure Bevölkerung abnimmt. Das ist teuer, da ihr die Truppen auch mit Nahrung versorgen müsst, die euren Leuten wieder fehlt. Die Kämpfe sind eher langweilig, da ihr recht umständlich eure Truppen auf den Feind hetzt, das war's dann schon. Die Soldaten sehen aus der Nahansicht ziemlich grob aus.

Person des Gouverneurs

Von einem richtigen Aufstieg eures Statthalters ist wenig zu merken, da euer Privatleben trotz Privatschatulle, eigenem Palast und persönlichem Honorar keine Rolle spielt. Ihr besteht eine Mission

Ein Schiff legt an. Vielleicht bringt es den Marmor für den nächsten großen Tempel.
und gelangt zur nächsten, das war's schon, was der Identifikation nicht zugute kommt. Hier hätte man noch weit mehr machen können wie etwa die Statuen, Denkmäler oder Säulen bei Kinder des Nils, die von euren Ruhmestaten kündeten. Das wäre Balsam auf die geschundene Prokuratorenseele, die Tag und Nacht für die Bürger da ist. Die könnt ihr zur Verschönerung immer bauen. Da alles unpersönlich ist, müsst ihr nicht um euren Kopf fürchten, wenn ihr mal beim Kaiser unten durch seid.

Belohnung genug müssen euch die neuen Prachtbauten sein, die ihr bei jeder Mission neu hinzubekommt. Zu Beginn müssen eure Patrizier mit einem Besuch im Odeon oder Theater zufrieden sein, wo Schauspieler ihr Bestes geben. Dann kommt die Arena hinzu, wo sich Gladiatoren sehr zum Vergnügen des Publikums töten. Nächste Stufe ist das Kolosseum, das noch einen größeren Unterhaltungswert besitzt. Den höchsten Spaßfaktor besitzt der Zirkus, in dem Wagenrennen wie im Film Ben Hur stattfinden. Ähnlich ist es auch mit den Wohnstätten der verschiedenen Götter, von denen ihr zunächst nur die kleinen habt.

Antike Grafik

Optisch bietet Caesar IV eine solide Vorstellung, die in erster Linie aufgrund ihrer historischen Architektur überzeugt. Vieles ist realen Vorbildern aus der Antike nachempfunden, wie ihr etwa an

Caesar IV bietet vor allem schöne Gebäude aus der Ferne. Die Leute sehen aus der Nähe weniger toll aus.
 dem römischen Wohnhaus Insula seht, das erstmals in dieser Form in einem Spiel vorkommt. Die 3D-Grafik ist durchaus auf dem heutigen Stand der Technik. Highlights bilden prächtige Bauten wie Vergnügungsstätten, Palast oder Forum. Effekte wie Regen, Wetter oder Tageszeiten sorgen für Lebendigkeit, auch wenn alles statisch wirkt. Zwar lässt sich bis aufs Pflaster herunterzoomen, insbesondere aus der Nahansicht sehen die Bewohner jedoch unscharf aus, was dem positiven Gesamteindruck abträglich ist. Bis auf das Intro müsst ihr Zwischensequenzen mit der Lupe suchen.

Auch die Musik klingt verdammt römisch mit ihren Hymnen, dem Flötenspiel und den Fanfarenklängen. Geräusche, die nicht Signale für bestimmte Spielsituationen sind, sind mal wieder Mangelware. Die deutsche Sprachausgabe kommt dann zum Tragen, wenn ihr euren Beraterstab besucht oder die einzelnen Bürger anklickt, deren Kommentare aber selten von Bedeutung sind. Gerade einmal, wenn sie sich etwa darüber beschweren, dass er so wenig öffentliche Badeanstalten gibt, könnt ihr daraus Schlüsse ziehen. 

              

Fazit

Caesar IV ist ein würdiger Nachfolger der großen Serie, obwohl er praktisch ohne Neuerungen auskommt. Zwar gibt es drei neue Gesellschaftsklassen, deren Versorgung läuft aber im Wesentlichen wie bei den Vorgängern ab: Ihr sorgt für Nahrung, Wasser, Hygiene und Sicherheit und schon wachsen die Wohngebäude in die Höhe. Darüber hinaus müsst ihr für Unterhaltung, Bildung und Luxuswaren sorgen, um die steinreichen Patrizier bei Laune zu halten. Sie bringen das Geld, da sie mehr Steuern abdrücken. Das Spielprinzip wurde jedoch entschlackt, so dass sich Erfolge nun schneller einstellen. Die Mehrzahl der architektonisch beeindruckenden Gebäude dürft ihr schon von Beginn an errichten, nur ganz große wie etwa der Zirkus kommen später hinzu. Ihr Platzieren ist allerdings wie auch bei Wasserleitung und Straßen umständlich. Er gibt nur noch ein paar Rohstoffe, aus denen ihr die Waren für eure Leute herstellt. Verkauf und Fernhandel funktionieren viel besser als beim Vorgänger, so dass für 1.200 Leute ein einziger Markt reicht. Leider findet kaum Identifikation mit eurem Statthalter statt, was der hohen Motivation kaum abträglich ist, es allen zeigen zu wollen. Immer wenn Soldaten ins Spiel kommen, wird es öde, da ihr bei den Schlachten nichts zu taktieren habt und sie auch optisch nichts hermachen. Für ein Volk wie die Römer, bei dem das Militär eine derart große Rolle spielte, zu wenig. Richtige Innovationen sucht ihr so leider vergebens, da die Macher zu sehr auf Altbewährtes setzen. Im Vergleich zu CivCity: Rome oder Die Römer hat Caesar jedoch immer noch die Nase vorn.

Pro

Wahl zwischen Militär und Wirtschaft
drei römische Stände
gestrafftes Gameplay
umfangreiche Warenversorgung
schöne 3D-Gebäude
Multiplayer im Internet
einführende Kampagne

Kontra

wenig Neuerungen
öder Armeepart
zu unpersönlich
umständlicher Aquädukt
und Straßenbau
unkomfortables Drehen der Gebäude
imperiale Kampagne erst freispielen

Wertung

PC

Obwohl es kaum Innovationen gibt, insgesamt ein guter Nachfolger

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.