DarkStar One27.05.2006, Marcel Kleffmann
DarkStar One

Im Test:

Weltraumspiele sind tot! Oder doch nicht? Nach dem nicht ganz geglückten Höhenflug von X3 Reunion ist wieder ein deutscher Space-Shooter im Bildschirmall unterwegs. Aus der Sacred-Küche von Ascaron steigt Darkstar One (ab 1,75€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) empor und orientiert sich an Freelancer, Privateer & Co - allerdings mit mehr Action. Können die Gütersloher das darbende Genre retten?

Erneuter Krieg?

Viele Jahre sind seit dem galaktischen Krieg verstrichen. Seitdem leben die meisten Rassen in Frieden. In jüngster Zeit kommt es jedoch vermehrt zu Übergriffen eines zurückgezogen lebenden Volks: die Thul. Sie haben sich wohl an den Borg ein Beispiel genommen und jeglichen Widerstand für sinnlos erachtet. Die zunehmenden Angriffe erschüttern das mühsame geschaffene Gleichgewicht und die Friedensbemühungen. Das Universum ist im Umbruch und zu diesem Zeitpunkt ereilt dem jungen Piloten Kayron Jarvis ein Schicksalsschlag: sein Vater wurde ermodert und er bekommt das mit mysteriöser Alien-Technologie erweiterte Raumschiff Darkstar One vererbt. Aber wer hat seinen Vater umgebracht? Und warum? In der linearen Kampagne geht ihr diesen Fragen auf den Grund und reist quer durch das aus über 300 Sonnensystemen bestehende Universum. Der Übersicht halber sind alle Sterne in handliche Cluster mit überschaubaren Planetenzahlen unterteilt, in denen ein ähnlicher Schwierigkeitsgrad herrscht.

Geschichtliches

Erzählt wird die aus der Feder von Claudia Kern (u.a. Perry Rhodan) und Daniel Dumont (Port Royale 2) stammende SciFi-Geschichte in vielen professionell gemachten Bink-Videosequenzen (erstmals in 5.1-Sound). Trotz der namhaften Persönlichkeiten bleibt die Hintergrundgeschichte lediglich auf gutem Niveau hängen. An manchen Stellen fehlt es einfach an Glaubwürdigkeit, so schließt ihr mit dem "bösen" Jack wieder Freundschaft, nur weil ihr ihn vor fiesen Drohnen gerettet habt. Irgendwie fehlt es dem Hauptcharakter sowieso an dem gewissen Etwas. Seine Motivationen und Ansichten sind verständlich und nachvollziehbar, trotzdem fiel es mir schwer, mich mit dem blauäugigen braven Durchschnittspiloten zu identifizieren.

Über 50 Minuten solch schicker Cutscenes dürft ihr euch in der Kampagne anschauen.
Action wird groß geschrieben

Los geht’s mit dem Tutorial, in dem die Action-Komponente sofort in den Vordergrund gerückt wird. Anstatt euch lange mit der Schiffsbedienung vertraut zu machen, dürft ihr Satelliten und Piratenjäger in ihre Bestandteile auflösen. Anschließend findet ihr euch auf der Raumstation wieder und bestimmt euer weiteres Vorgehen selbst. Wollt ihr den guten und durchaus abwechslungsreichen Missionen folgen, Söldneraufträge erledigen, Schmuggeln oder Handeln? Alles ist möglich, denn wie bei Privateer oder Freelancer könnt ihr jederzeit den roten Faden links liegen lassen und euch mit allerlei profitablem Nebenkram beschäftigen. Hierbei handelt es sich um Missionen, die meist einen story-politischen Hintergrund haben und auf die gemeinsame Zerstörung größerer Ziele aus sind. Als Belohnung gibt es massig Knete und oft den Code-Schlüssel für ein verstecktes oder von Piraten besetztes System.

Diese Einsätze sowie eigentlich alle eure Handlungen wirken sich auf die Reputation innerhalb der sechs Parteien der galaktischen Union, der Neutralen oder der Piraten aus. Dieser Ruf führt bei negativem Vorzeichen zu sofortigen Angriffen im Sektor oder Landebeschränkungen und sorgt bei positiver Resonanz für gewisse globale Veränderungen. Ein Söldner bekommt bessere Preise am Auftragsterminal, ein Schmuggler wird häufiger von der Polizei überwacht und ein Kopfgeldjäger wird schneller von Rebellen attackiert. Seltsam ist allerdings, dass ihr in einem Piratensystem alle Feinde ausradieren und danach problemlos auf der systemeigenen Handelsstation andocken könntet als wäre nie etwas Geschehen.   

Handeln?

Ihr könnt auch Aufträge an den Terminals (Piraten zerstören, Fracht bergen, Gegenstand sabotieren, etc.) annehmen und Kohle scheffeln, wenn euch die sich ständigen wiederholenden Aufgabenstellungen nicht allzu sehr nerven. Alternativ könnt ihr mit geschicktem Handel reich werden. Jedes System produziert zentralisiert auf der Handelsstation fünf Waren und kauft alle anderen ein, sofern dort nicht gewisse Handelsgüter (wie Videospiele oder Drogen) illegal sind. Also könnt ihr jederzeit "Frachter-Kapitän"

Downloads & Videos

Download: Demo (899,3 MB)

Video: Trailer 1 (Laufzeit: 1:49 Min.)

Video: Trailer 2 (Story) (Laufzeit: 4:51 Min.)

Video: Trailer 3 (Laufzeit: 2:07 Min.)

Video: E3-Trailer (Laufzeit: 1:56 min)

Video: Rollenspiel-Elemente (Laufzeit: 3:11 Min.)

Video: Freies Gameplay (Laufzeit: 3:22 Min.)

Video: Gameplay 2 (HD) (Laufzeit: 0:12 Min.)

Video: Gameplay 3 (HD) (Laufzeit: 1:13 Min.)

Video: Gameplay 4 (HD) (Laufzeit: 0:23 Min.)

Video: Gameplay 5 (HD) (Laufzeit: 0:29 Min.)spielen und die Darkstar One als Handelsschiff missbrauchen. Transportiert ihr gar illegale Waren, könnte euch die Sektor-Polizei bei routinemäßigen Scans entlarven und im Handumdrehen habt ihr die Gesetzeshüter am Allerwertesten. Legt ihr euch mit der Polizei an, steigt der Fahndungslevel (GTA-like mit Sternen) und die Weltraumbullen rücken mit schweren Geschützen an. Unter solchen Taten leidet natürlich der Ruf.

Obwohl das dynamische Handelssystem von Port Royale 2 im Hintergrund läuft und die Berechnung der Preise anhand von Angebot und Nachfrage erfolgt, präsentiert sich der intergalaktische Handel extrem einfach und zugänglich. Die Suche nach einer profitablen Route geht rasant und führt flott zu Gewinn, da ihr bequem von der Galaxiskarte aus überblicken könnt, welches System was produziert und wo vermeintliche Käufer sind. Lange und zeitintensive Handelsrouten von einem Ende des Clusters zum anderen zahlen sich im Regelfall nicht aus, ganz im Gegenteil zu X3 Reunion. Die bemühte Zugänglichkeit schlägt sich jedoch auf die Abwechslung nieder. Jedes Sonnensystem ist gleich aufgebaut und alle Aktionen spielen sich auf der zentralen Handelsstation ab, was erst nach einigen Spielstunden negativ auffällt. Als Ausgleich gibt es das motivierende Raumschiff-Upgrade-System.

So sieht die Darkstar One mit komplett ausgebauten Flügel-Komponenten aus...

...und so mit maximalem Antrieb.

Raumschiff ausrüsten

Eure Darkstar One lässt sich mit Artefakten aufrüsten, die ihr über Missionen einfach so bekommt oder in gekennzeichneten Sternensystem findet. Die Suche nach den mysteriösen Objekten ist verlockend, ernüchtert aber mit der Tatsache, dass alle Artefakte in ein und demselben Asteroiden-Modell versteckt sind. Habt ihr ein oder später mehrere eingesammelt, könnt ihr jeweils einen der drei Bereiche ausbauen. Eine Rumpfvergrößerung bringt mehr Platz für (selbst schießende) Geschütztürme oder Computersysteme, ein aufgewerteter Antrieb macht das Schiff schneller und produziert mehr Energie für die Waffen, während die Flügelvergrößerung mehr Slots für Frontalschießeisen liefert. Die Artefakte schaffen also Platz für weitere Ausrüstungsgegenstände (Laser, Raketenwerfer, Reparaturdrohne, Kondensatoren, etc.), die ihr auf den Raumstationen kaufen könnt. So werdet ihr ermutigt euer Raumschiff immer weiter zu verbessern und nach euren Wünschen auszubauen. In der Anfangsphase ist z.B. die Anschaffung eines Landecomputers eine prima Idee, um euch die nervigen manuellen Landungen auf den Raumstationen zu ersparen.

Pro gefundenes Artefakt lässt sich außerdem der Plasmawerfer aufrüsten. Dies ist eine stufenweise verbesserbare Buff/Debuff-Waffe, die bei Aktivierung beispielsweise eure Feuerkraft für eine gewisse Zeit verstärkt oder den Gegner in einem Zeitfragment festhält. Anfangs macht die Artefakt-Suche noch richtig viel Spaß, entwickelt sich im Nachhinein jedoch zum lästigen Übel, da man stetig die markierten Systeme abklappert und immer in den gleichen Asteroiden suchen muss - es fehlt einfach an Abwechslung.

Weltraum-Leben

Selbst hübsche Planeten-Hintergründe, wabbelnde Nebelbänke oder bedrohlich dichte Asteroidenfelder können den gleichen Aufbau jedes Sektors nicht kaschieren. Dahingegen fällt das geschäftige Treiben der computergesteuerten Schiffe positiv auf: Raumfrachter docken an der Station an, Taxen sausen durch den Raum, Weltraumpolizisten 

Trotz guter und farbenfroher Grafik kommt Darkstar One nicht an die Prachtkulisse von X3 heran.
scannen ankommende Schiffe und unerfreute Piloten kommentieren die langen Wartezeiten auf einen Landeplatz. Zwar fliegen nicht ganz so viele Schiffe wie im X-Universum umher, dennoch hat man das Gefühl, sich in einem kleinen, bewohnten Kosmos zu befinden.

Abwechslungsreicher als das statische und immer wiederkehrende Design der Planetensysteme ist die Gestaltung der außerirdischen Rassen und ihrer Schiffe. Jede der sechs Lebensformen verfügt über eigene Modelle und legt andere rassenspezifische Kampftaktiken an den Tag. Die Terraner lieben Frontwaffen, die Mortok setzen auf viele Geschütztürme und fliegen gerne Breitseiten, während die Raptoren erst mit Schild zerstörenden Energiewaffen attackieren und danach auf Raketen setzen. Die Piraten hingegen mögen stupide Frontalattacken oder legen hinterhältige Minen, sobald sie verfolgt werden. Zwischendurch trefft ihr immer wieder auf deutlich stärkere und benannte Bossgegner (mehr Lebensenergie und Schilden) und ihre Leibgarde, bei denen sogar kleine Taktiken gefragt sind, um zu überleben. Und auch hier gilt wieder: Begegnet ihr den einzelnen Rassen oft genug in interstellaren Gefechten, arten die Kämpfe in Routine aus. Großkampfschiff-Duelle wie in Freespace fehlen fast gänzlich.

SciFi-Freunde werden außerdem viele Parallelen zu bekannten Filmen ausmachen. Die Mortok erinnern stark an die Klingonen, sowohl von den Farben als auch vom aggressiven Verhalten, die Thul scheinen von den Borg assimiliert worden zu

Im Asteroiden-Inneren sucht ihr nach Artefakten.
sein und ein Canyon-Flug mit der Zerstörung eines Turms am Ende, klingt schwer nach George Lucas. Sind diese Hommagen schlimm? Nein nicht unbedingt, so könnt ihr zwischendurch mal schmunzeln.

Steuerung

Gesteuert wird das Raumschiff mit Maus (oder Joystick) und Tastatur. Die Nager-Variante geht trotz leicht von der Hand und lässt euch fast in einen Ego-Shooter eintauchen, was wohl auch an WASD-Schubkontrolle liegt. Zusätzlich könnt ihr mit der Leertaste die Raumschiffsteuerung unterbrechen und den Cursor frei im Cockpit verwenden, um Funktionen wie die galaktische Karte, etc. aufzurufen. Am ehesten kann die Steuerung mit Aquanox verglichen werden, da ihr euch ziemlich trägheitsbefreit und wendig durch das All bewegt. Die Fracht wird übrigens nicht in den Laderaum gepackt, sondern per Container und Frachtdrohne hinter euch hergezogen, was die Wendigkeit stark beeinträchtigt. Zum Glück lässt sich die Ware beim Kampf abwerfen und danach wieder einsammeln.

Fazit

Die ersten Stunden in Darkstar One haben mich wirklich überrascht. Aufgrund der Bandbreite an Missionen, zig Nebenquests, einfachem Handel sowie dem stetigen Drang zur Schiffsaufrüstung schrie das Spiel zunächst nach einem Gold-Award. Aber nach und nach stellte sich Ernüchterung im Weltraum ein. Trotz der mit einem kleinen Schuss Taktik garnierten Kämpfe und unzähligen Feinden fehlt es überall an Abwechslung. Jedes Sonnensystem ist identisch aufgebaut, die Aufträge wiederholen sich und selbst die Artefakte sind immer in den gleichen Asteroiden versteckt. Nur ein leises Verlangen nach der Storyauflösung und die Gier nach weiteren Raumschiffupgrades haben mich bei der Stange gehalten. Auf lange Sicht vermisst man einfach mehr Variation, Überraschungen und ein etwas komplexeres Handels- und Rufsystem. Unterm Strich ein gutes Spiel und ein unterhaltsamer Actionausflug, der das Potenzial nach oben nicht vollends ausschöpft.

Pro

sehr großes Universum
schicke Videosequenzen
hoher Action-Faktor
gute Story-Missionen
motivierender Ausbau der Darkstar One
Plasmawerfer bringt etwas Taktik ins Spiel
schnell überschaubares Handelssystem
massenhaft Aufträge
sanfter Schwierigkeitsgrad
sechs Rassen mit eigenen Kampftaktiken
durchdachte Raumschiff-Steuerung
Bonus für verschiedene Verhaltensmuster
schickes Design der Sonnensysteme und Schiffe
bemüht lebendiges Universum
gute Musik
überzeugende Synchronsprecher

Kontra

kaum Abwechslung bei den Aufträgen
jedes Planetensystem ist gleich aufgebaut
leichte Story-Macken
Universum wird nur der Reihe nach freigeschaltet
Langzeitmotivation lediglich durch die Story
Handelssystem hätte komplexer sein können
oberflächliches Rufsystem
umständliches Schiffsupgrade ohne Ausrüstungsvergleich
häufige Wiederholungen der Sprachsamples in den Gefechten

Wertung

PC

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.