Test: Escape from Paradise City (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Release:
18.10.2007
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Eine größere Wahl habt ihr immerhin in Bezug auf die Fertigkeiten der drei Charaktere, denn ihr baut nicht nur deren Reservoir an Attacken und Verteidigungen auf, sondern greift auch auf so genannte Machtfähigkeiten zu. Dabei stehen allen "Gute-Menschen-Gaunern" dieselben Fähigkeiten zur Verfügung, weil es sich um Unterstützung seitens der NSA handelt. So könnt ihr ein Fahrzeug anfordern, Soldaten an eure Seite rufen, ein Areal mit Giftgas "reinigen" oder Autobomben platzieren. Weil ihr gegen das Bare, welches ihr nach der Übernahme von Stadtvierteln erhaltet, zudem eine Hand voll Gangster (Faustkämpfer, Schützen, Heiler oder Kundschafter) einstellen und gelegentlich den (viel zu kleinen!) Rucksack mit Medizin, Rüstung oder besseren Waffen füllen müsst, während euch kein Zeitlimit in den Rücken fällt und ihr die Viertel in beliebiger Reihenfolge übernehmen dürft, entwickelt das
Atmosphärische Tag- und Nachtwechsel begleiten euren Gangster-Alltag.
Spiel nach dem ungemütlich zähen Einstieg bald eine wohltuende Eigendynamik. Kümmert ihr euch wahlweise um die Bedürfnisse der Zivilisten und beseitigt bestimmte Verbrecher oder beschützt die Auftraggeber auf ihrem Weg zum Zielort, winken zudem mehr Zaster, zusätzliche Erfahrungs- oder Machtpunkte sowie wertvolle Gegenstände.

Flache Erzählgewässer

In diesen Zivilisten spiegelt sich allerdings die Schwäche, an der Paradise City krankt: Die Aufträge sind vom Zufall generierte Missionen ohne erzählerischen Hintergrund. Ein Textfenster, in das Aufgabenstellung und zu erwartende Belohnung im Baukastenprinzip eingefügt werden, ist alles, was sie zu bieten haben. Und genau diese Lieblosigkeit zieht sich durch die gesamte Stadt. Händler stehen als seelenlose, uniforme Figuren in Bars oder Hotellobbys am Fleck, vorbei fahrende Autos klingen wie Staubsauger, feindliche Gangster holen in der Unterzahl zwar Unterstützung, warten sonst aber regungslos darauf, angeklickt zu werden, Zivilisten plappern die immer gleichen (ausschließlich englischen) Sprüche und sind sonst nur Teil der Kulisse. Die Bosse der vielen Stadtviertel dienen ebenfalls nur als Klickfenster für Angriffe - sie unterhalten sich nicht mit euch, agieren kaum selbstständig und stellen selten eine nennenswerte Bedrohung dar. Kurz: Wo der geistige Vorgänger Gangland ein pointiertes Mafiamilieu erschuf, ist Escape from Paradise City ein müdes Action-Rollenspiel ohne Tiefe. Kurze Einsatzbesprechungen sind der Gipfel des Handlungsrahmens, doch ob ihr Bösewicht X oder Fiesling Y erledigen müsst, ist spielerisch nahezu belanglos. Und auch wenn die farbenfrohe Stadt trotz einer Fernsicht von gerade mal 200 Metern ein charmantes Comic-Bild samt stimmungsvollem Tag-, Nacht- sowie Wetterwechsel zeichnet: Dass die begrenzten Einsatzgebiete kein Vergleich zu den weiten Welten eines Loki oder Hellgate: London sind, pflichtet der erzählerischen Schwäche nur bei.

Der taffe Engel

Zumal sich Sirius auch mit technischen Mängeln von der Konkurrenz abgrenzt. So könnt ihr die Kamera von der übersichtlichen Luftansicht in eine bodennahe Perspektive wechseln - was völlig sinnfrei ist, da ihr so nicht auf den Großteil eurer Machtfähigkeiten zugreifen dürft. Warum haben es die Entwickler nicht bei ihrer "Strategieansicht" belassen und sie lediglich mit einem stärkeren Zoom nach unten versehen? Dann müsste man sich auch nicht mit der unglücklichen Steuerung des "Action-Modus" quälen.
Mit der Actionansicht könnt nah ans Geschehen fahren - gut steuern lässt sich das Action-Rollenspiel so allerdings nicht.
Denn die Figuren bewegen sich dort nicht relativ zu der per Maus gewählten Blickrichtung, sondern laufen mit einem Druck auf "vorwärts" stets nach vorne - zur Not genau in den Kameramann hinein. "3rd-Person-Action" ist den Entwicklern scheinbar kein Begriff.

Es ist zudem wenig sinnvoll, dass der jeweils oberste Gegenstand im Rucksack per Schnellwahltaste genutzt werden kann. Sprich: Ihr bestimmt die wichtige Medizin für den schnellen Einsatz im Kampf nicht, wie sonst üblich, selbst. Stattdessen wühlt ihr in den ohnehin oft unübersichtlichen und schnellen Gefechten im Inventar. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass ihr im pausierten Zustand keine Aktionen ausführen dürft... Das ist besonders ärgerlich, wenn ihr mit Boris unterwegs seid, dessen Spezialität das Anwerben und Dirigieren von Handlangern ist. Der ehemalige Polizist ist im Gegensatz zu seinen Ergebenen nämlich so verwundbar, dass ihr nach bleigeladener Hektik häufig einen Speicherstand laden werdet. Um ein Ableben der taffen Angel braucht ihr euch hingegen kaum Sorgen machen. Aber selbst die Nahkampf-Spezialistin braucht Unterstützung - so wartet ihr denn mitunter Minuten, bis sich die Leiste für den Einsatz der Machtpunkte wieder gefüllt hat und fragt euch, ob es schwierig gewesen wäre, eine Funktion zum Vordrehen der Zeit einzubauen... "Glück im Unglück" gilt für die gelegentlichen Abstürze nach Missionsende. Denn die werfen euch zwar aus dem Spiel, das unmittelbar davor allerdings einen Speicherpunkt setzt.    

Kommentare

johndoe470828 schrieb am
KnuP hat geschrieben:Dein überaus umfangreiches und wenig schmeichelhaftes Kritisieren von "Hellgate" hat jetzt genau was mit dem Test von "Escape from Paradise City" zu tun?
Das wird wohl Sabrehawks Geheimnis bleiben....hauptsache wir schreiben mal was gegen Hellgate im Escape-Test und verschwinden dann auf nimmer wiedersehen.... :roll:
Aber eins muss man ihm lassen...er trifft es vollkommen richtig was Hellgate angeht...zumindest zu 90%. Denn die Grafik ist zumindest unter DX10 und vor allem später eine Augenweide, auch wenns dann nur noch derbe am ruckeln ist was jetzt 3 Ursachen haben kann. Entweder Vista, oder Nvidiatreiber oder einfach nur schlecht programmiert. Aber trotz aller Kritikpunkte....das Game macht einen Heidenspass im MP zu zweit oder zu dritt. Vor allem wenn man sich in Teamspeak zusammen aufregt da das Game mal wieder abgestürzt ist...oder das der heutige Patch mehr Fehler brachte als er behoben hat ;)
sahel35 schrieb am
wenn du einen grünen tee trinkst und die hellgate london dvd zusammen mit der paradise city dvd in einem kartoffelsalat verarbeitest, wirst du feststellen das der zusammenhang des erstem kommentares mit dem vorangegangenen test,mehr oder weniger, überhaupt nichts zu tun hat. so wie meiner nichts mit einem sinnvollen kommentar zu tun hat.
8O boah ist mir langweilig heute
KnuP schrieb am
Dein überaus umfangreiches und wenig schmeichelhaftes Kritisieren von "Hellgate" hat jetzt genau was mit dem Test von "Escape from Paradise City" zu tun?
Sabrehawk schrieb am
Hellgate freie Welten?
Ein Fanboy Redakteur?
Ich hab schon lange nicht so langweilige Level gesehen wie in Hellgate,
da waren ja die in Diablo 2 spannender.
90% grauer Einheitsbrei mit peinlichen Fassaden von Gebäuden...
bzw Untergrund Levelschläuchen ohne große Faszination.
Dazu überirdische HArdwareanforderungen, miese Performance
auf High End Maschinen, Speicherlecks, lange LAdezeiten, langweilige
Gegenstände, ausser den Models der Charaktere, NPCs und in wenigen
Ausnahmen der Monster ist hier absolut gar nichts für Auge dabei und
fürs Ohr schon gar nicht. Bei den Skills habe ich mit Level 11 bisher
auch nichts gesehen was ausser draufhalten und wegholzen auch
nur das geringste an Skill erfordert.
Ich kann nicht nachvollziehen wie man 2.4 GHZ und 3 GB Ram
und 768 mb VRAM als Systemanforderung für so einen Titel
verlangt. Die gesamte Engine dieses Games ist dermassen
minderwertig dass es einen graust. Die Quests liest man sich
schon gar nicht mehr durch (null Sprachausgabe lol), was
auch nicht gerade von der Qualität der Story zeugt.
Monster die mit stupider Gleichartigkeit agieren, NPCs die nur
dum rumstehen und warten darauf angeklickt zu werden all
das hat man in Hellgate.
Für mich ist Hellgate ein gehyptes unfertiges Produkt ohne Tiefgang.
schrieb am