RTL Skispringen 200630.12.2005, Bodo Naser
RTL Skispringen 2006

Im Test:

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christkind, sondern auch die alljährliche Ausgabe des RTL Skispringens - obwohl der luftige Sport zur Zeit längst nicht mehr so viele Zuschauer anlockt wie noch in den Jahren zuvor. Die wieder von 49 Games entwickelte 2006er-Fassung des Sportspiels beweist vor allem eines: dass die Änderungen gegenüber der Vorjahresausgabe bis auf einige Aktualisierungen so ziemlich gegen Null tendieren.

Adler weiterhin flügellahm

Adler flieg! Mit der gewohnten Bedienung des Vorgängers könnt ihr auch heuer wieder auf Rekordjagd gehen. 
Skispringen ist nach der Formkrise der deutschen Springer hierzulande fast zu so etwas wie einer Randsportart verkommen, denn schon seit Januar 2004 gab es für die einstmals erfolgsverwöhnten DSV-Adler keinen Sieg mehr. Früher mit zahlreichen Topspringern wie Jens Weißflog, Martin Schmitt oder zuletzt Sven Hannawald gesegnet, hält derzeit einzig noch Michael Uhrmann die bundesdeutsche Fahne hoch. Das Traditionsereignis der Saison, die 54. Vierschanzentournee, läuft in diesen Tagen, Weltcup und Olympische Winterspiele 2006 in Turin stehen vor der Türe. Die Not scheint derart groß, dass nur noch eines helfen kann: Eine Staffel von Hobby-Springern muss sich fit machen, um die Ehre der Sportnation zumindest virtuell zu verteidigen. Als weltberühmte Vorjahreshoffnung werdet sogar ihr reaktiviert, um erneut Gold zu erfliegen...

Bedienung wie gehabt

40 verschiedene Schanzen stehen euch bei RTL Skispringen 2006 (ab 9,99€ bei kaufen) zur Auswahl, die mit drei Anlauflängen über die Austragungsorte der aktuellen Saison verteilt sind. Es gibt alle erdenklichen Wettkämpfe in drei verschiedenen Ligen, allerdings fehlen die Olympischen Winterspiele. Im Trainingsmodus könnt ihr unter den Bedingungen eurer Wahl vom Schanzentisch abspringen. Wir raten jedoch dazu, eure den Sommer über eingerosteten Kenntnisse mit dem eingebauten Tutorial aufzufrischen. Die Steuerung funktioniert ein bisschen leichter als im Vorjahr, dennoch ist sie vergleichen mit Ski Alpin nachwievor schwerer zu erlernen. Die meisten Probleme treten immer noch beim Absprung und beim Landen auf, beim Anlauf und im Flug gibt es außer Gegenlenken wenig zu tun. Ein paar Stunden braucht ihr als absoluter Neuling daher schon, bis ihr die ersten brauchbaren Sprünge abliefert. Wer schon eine der Vorjahresausgaben gespielt hat, wird dabei erfahrungsgemäß weniger Probleme haben. Endlose Weiten und Telemarklandungen sind dennoch eher selten.

Spring dich hoch

Übung macht den Meister: Habt ihr erst einmal geschnallt, wie der Hase hüpft, ist die eigene Karriere erste Wahl. 
Natürlich könnt ihr nicht nur in Oberstdorf, Bischofshofen oder Kusamo den Schanzenkönig raushängen lassen, ihr könnt euch auch mit eurem Springer von der Amateur- bis zur Profiliga hochdienen. Die Karriere macht zunächst Spaß, motiviert aber auf längere Dauer nicht ganz so stark wie bei Ski Alpin, da das Springen dann trotz Rekordjagd, Geldwetten und Wintersportquiz irgendwann zur Routine wird. Drei Schwierigkeitsgrade stehen euch dabei zur Auswahl, die in erster Linie die Geldsumme am Start betreffen. Hier könnt ihr nicht nur mit eurem Springer trainieren und seine Bretter wachsen wie beim Vorgänger, ihr könnt auch Personal dafür einstellen: Wer nicht selbst wachsen will, kann das auch automatisch machen lassen. Für Siege erhaltet ihr Punkte und Preisgelder, die ihr für Ausrüstung ausgeben könnt. Es werden weniger Gegenstände angeboten als in Ski Alpin, was aber auch an der Sportart selbst liegt. So verbessert sich euer Profi Schritt für Schritt fast wie in einem Rollenspiel. Ihr könnt auch als Bundestrainer vier Schützlinge trainieren und greift nur dann ein, wenn ihr es für nötig haltet.

               

Multiplayer

Zu mehreren will natürlich jeder aufs Treppchen, was sich motivierend auswirkt.
Da Originalnamen aktueller Springer trotz FIS-Lizenz wieder mal fehlen und ihr auch sonst nicht viel von euren Konkurrenten zu Gesicht bekommt, bleiben die Computergegner leider nur schemenhaft. RTL Skispringen 2006 lässt sich aber nicht nur allein spielen: Ihr könnt auch wieder zu mehreren an einem Rechner antreten, wobei bis zu 16 Springer teilnehmen können. Dieser Hot-Seat stellt zusammen mit der Solokarriere den interessantesten Spielmodus dar, da ihr hier den direkten Vergleich habt, wer nun besser ist. Klar dass ihr dabei immer schneller, weiter und schöner springen wollt als eure Mitspieler. Hier macht die Bestenliste dann auch wirklich Sinn. Sogar die Karriere ist mit Gleichgesinnten spielbar, wenn ihr mehrere eigene Springer erstellt und in die Liga einfügt. Jeder übernimmt dann einen Sportler, den er fast wie sein eigenes Baby aufzieht. Außerdem ist Skispringen 2006 im Internet spielbar, ein LAN-Modus fehlt allerdings.

Nette Grafik

Auch dieses Jahr vermittelt die Grafik wieder das berühmte Mittendrin-Gefühl, das durch die neu wählbare Ego-Perspektive noch verstärkt wird. Die 3D-Engine ist nahezu identisch zu Ski Alpin 2006, bietet aber einige Details mehr wie im letzten Jahr, so z.B. umher fliegende Hubschrauber. Natürlich ist die Darstellung weniger auf Effekthascherei anlegt als bei Ski Alpin, das allerdings auch weniger statisch wirkt. Es gibt verschiedene Witterungsbedingungen wie Wind, die sich auch in der Darstellung zeigen. Der berühmte Windanzeiger bläht sich auf und die Bäume wiegen sich im Luftzug. Auch die Nacht- und Sommerspringen sind überzeugend dargestellt.

Nachts springt es sich noch mal so schön.
Leider sehen die Zuschauer immer noch ziemlich künstlich aus, was der Stimmung schon etwas abträglich ist, da Skispringen als Sport auch von den Zuschauermassen lebt. Die Springer selbst besitzen dieses Mal mehr Details, bewegen sich aber immer noch ein wenig steif und ungelenk.

Skisprungsound

Schön, dass 49 Games auch seinem Skispringen wieder einen deutschen Sportkommentar verpasst hat, der für viel Atmosphäre sorgt. Ein derartig zwangsloses Geplauder über das Skispringen, das mit dem Wettbewerb meist nur wenig zu tun hat, gehört einfach dazu. Der Sportkommentator und sein hinterwäldlerischer Gastsprecher schlagen sich wacker, erreichen aber bei weitem nicht das kultige Geschwafel eines Berti Greiflinger aus Ski Alpin 2006. Die restlichen Geräusche gehen wieder in Ordnung, da sie die Stimmung beim Skispringen gut wiedergeben. Allein der Wind auf der Schanze pfeift noch nicht so richtig um die Ohren. Immerhin gibt es dieses Mal auch eine Musikuntermalung, die allerdings keine großen Akzente zu setzen vermag.

        

Fazit

Es ist alles wie im letzten Jahr: Ski Alpin ist mir auch Anno 2005 beim internen Vergleich der RTL-Wintersportspiele lieber, da einfach mehr Action geboten ist. Mit RTL Skispringen bin ich nie wirklich warm geworden, was sicher auch an der Steuerung liegt, die mir viel zu heikel ist. Die Engine kann hier leider nicht richtig zeigen, was in ihr steckt, da beim Skifliegen alles viel zu statisch ist. Die Schanzen ähneln sich natürlich sehr, so dass auch bei der eigenen Karriere die anfängliche Spannung schnell verfolgen ist. Die Motivationskurve zeigt auf längere Sicht steil nach unten, was nur durch die spaßigen Hot-Seat-Duelle wieder wettgemacht wird. Im Genre bleibt Skispringen von 49 Games weiterhin erste Wahl, da die Konkurrenz noch deutlich schwächer anschneidet. Ein echter Herausforderer fehlt hier aber. Wer sich im Vergleich zur Vorjahresausgabe tiefgreifende Veränderungen erhofft, wird enttäuscht. Auch hier gilt also das für Ski Alpin Gesagte entsprechend: Seid ihr mit der 2005-Ausgabe noch zufrieden, müsst ihr die aktuelle Version nicht unbedingt haben.

Pro

eigenen Springer ausbilden
Spiel an einem Rechner
verschiedene Wettbewerbe
Ausrüstung einkaufen
aktuelles Wintersportquiz
auch Sommerschanzen
im Detail verbesserte Grafik
auch in Ego-Perspektive spielbar

Kontra

wenig Neues
Steuerung braucht einige Übung
weniger Action als bei Ski Alpin
Olympische Spiele fehlen
keine original Springernamen
Kommentar nicht so kultig wie bei Ski Alpin

Wertung

PC

Leider kaum Neuerungen beim diesjährigen Schanzenzirkus

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