In Memoriam 2 - Das letzte Ritual16.11.2006, Bodo Naser
In Memoriam 2 - Das letzte Ritual

Im Test:

2003 durftet ihr euch erstmals auf die Spuren des Serienkiller mit dem Decknamen Phoenix begeben, der seine Opfer europaweit übers Internet auswählte. Jetzt geht die Suche in Das letzte Ritual - In Memoriam 2 weiter, ohne dass am nicht alltäglichen Spielprinzip etwas verändert wurde. Zur Freude alle jener, die Teils eins gut fanden, und zum Leidwesen all jener, die damit schon damals nichts anfangen konnten.

Nicht vorbei

Im ersten Teil von In Memoriam , der noch bei Ubisoft erschien, musstet ihr herausfinden, was aus dem Reporterpaar Jack und Karen geworden war, das unter mysteriösen Umständen verschwand.

Ihr seid Teil eines Netzwerks, das den ebenso gebildeten wie inhumanen Serienkiller im Internet jagt.
Sie waren einem Mörder auf der Spur und kamen ihm zu nahe. Ihr bekamt damals eine CD-ROM mit rätselhaften Hinweisen geschickt, die es zu entschlüsseln galt. Obwohl der erste Teil bereits einige Jahre zurückliegt, konnte der hyperintelligente Serienkiller nicht dingfest gemacht werden. Er treibt nach wie vor sein Unwesen, verhöhnt seine Opfer und verschickt seine perfiden Botschaften.

Leider hat Jack nach Ende des ersten Teils nicht überlebt, seine verunstaltete Leiche wurde in Schottland gefunden. Seine Kollegen wollen das nicht hinnehmen und haben eine Vereinigung gegründet, die den Mörder mit dem Decknamen Phoenix endlich hinter Schloss und Riegel bringen möchte. Wieder gibt es eine CD-ROM mit vagen Hinweisen, die dieses Mal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Halb Europa soll nun dabei helfen, dem Mörder endlich sein blutiges Handwerk zu legen. Ihr seid mit dabei, wenn er auch in Spanien und Schottland gejagt wird.

Etwas zusammenreimen

Die Nachforschungen laufen nicht im üblichen Adventure-Interface ab, da es hier so etwas nicht gibt. Vielmehr läuft alles im Kopf ab. Nachdem ihr euch für die Ermittlung angemeldet habt, erhaltet ihr

Wenn überhaupt führt intensives Suchen im Internet  ans Ziel, wo ihr nebenbei auch was über Kunst erfahrt.
vielmehr einige fiktive E-Mails auf euren Rechner, die weitere Instruktionen enthalten. Ihr solltet sie von den üblichen Spam-Mails trennen, da sonst ein heilloses Durcheinander entsteht. Immerhin könnt ihr auch Webmail verwenden. So gelangt ihr über teils fingierte Webseiten, Kataloge und Suchmaschinen zu Erkenntnissen, die euch beim Lösen der Rätsel weiterhelfen sollen.

Die Hinweise der virtuellen Kollegen sind dieses Mal zahlreicher als beim ersten Teil, jedoch nicht unbedingt eine größere Hilfe. Das liegt daran, dass ihr sie oft erst erhaltet, nachdem ihr ein Rätsel bereits mit Hängen und Würgen gelöst habt. Scheinbar wird erst durch das erste Anwählen eines Rätsels das Abschicken ausgelöst. Da euch nirgends gesagt wird, wann ihr genau ins Mail-Programm wechseln sollt, fällt so mancher Tipp unten durch. Auch nützliche Tools wie die Lupe oder das Entschlüsselungsprogramm bekommt ihr nicht von Anfang an, ihr müsst sie euch umständlich herunterladen und freischalten.

Angedeutete Puzzles

An den kryptischen Rätseln scheiden bei In Memoriam 2 wieder die Geister, die nur mit viel Intuition, Geduld und Spucke zu lösen sind. Sie sprechen eher Knobler als Logiker an, da ihr vieles einfach

Die Rätsel haben denselben morbiden Look wie bei Teil eins, sind aber oft unlösbar, da Hinweise in die Irre führen. 
 ausprobieren müsst. Meist müsst ihr ein Codewort oder eine Zahlenkombination herausfinden, damit ihr weiterkommt. Oft ist es nötig, ins Internet zu gehen, um eine Suchmaschine über ein kulturelles Thema zu befragen. Ein Beispiel bringt Klarheit: Mit Hilfe eines Lichtstrahls erkennt ihr das Foto einer mittelalterlichen Burg. Es handelt sich um El Cids Festung, dessen vollständigen spanischen Namen ihr nun herausfinden müsst. Mit Hilfe von Wikipedi und Google eher ein Kinderspiel als die übrigen Rätsel.

Optisch sind die Rätsel aufwändig und düster gestaltet, was entfernt an den gruseligen Stil der Ring-Filme erinnert. Ihr müsst meistens auf etwas drücken, etwas ziehen oder schieben, damit ihr zum nächsten Teil gelangt. So müsst ihr Schreie der Gemarterten in Schalen sortieren, je nachdem wie oft sie geschrieen haben. Leider ist vieles recht missverständlich und mehr als vage. Ihr müsst z.B. einem Opfer auf die Hände drücken, obwohl unten ein Platzhalter für die Eingabe eines Wortes steht. Wie soll ihr das ahnen, dass ihr nicht gleich was eingeben dürft? Ein Blick ins offizielle Forum zeigt, dass viele an solchen Stellen hängen. Selbst wenn ihr die Lösung kennt, sind manche Rätsel schwer nachzuvollziehen.

My Video-Stil

Auch im zweiten Teil gilt wieder das gnadenlose Prinzip: Rätsel für Filmschnipsel. Habt ihr eines der oft mehrteiligen Puzzles geknackt, erhaltet ihr als Belohnung ein viel zu kurzes fotorealistisches Video. Diese haben zwar eine etwas bessere Qualität als ein durchschnittliches YouTube-Filmchen, sind meistens auch in etwa so aufschlussreich wie eines dieser Fun-Videos. Meist sind die Szenen mit Wackelkamera festgehalten, ohne dass ihr ansatzweise versteht, was da vorgeht.

Das Problem daran ist, dass das Kopfkino nicht so recht anspringen will. Anders als bei etwa Blair Witch reimt ihr euch nicht die Geschichte selbst im Kopf zusammen, die die spärlichen Filme andeuten. Das liegt auch daran, dass zwischen den Filmchen ganz schön viel Zeit vergehen kann, wenn ihr beim Knobel der Rätsel feststeckt. Die Motivationskurve weist dann natürlich deutlich nach unten. Andererseits ist es ein kleiner Triumph, wenn ihr wieder was gelöst habt, auch wenn ihr oft nicht ganz wisst, warum es nun weitergeht. Etwas mehr und längere Filme mit einen niedrigeren Einstiegsschwelle wären wünschenswert gewesen.

               

Fazit

Ich werde mit In Memoriam auch dieses Mal nicht warm. Obwohl mir das Grundprinzip durchaus einleuchtet und auch vielversprechend erscheint, hapert es wie schon beim ersten Teil an der konkreten Umsetzung. Die Rätsel sind oft nur schwer verständlich, so dass ihr vielfach schon daran scheitert, dass ihr einfach nicht wisst, was ihr tun sollt. Viele Andeutung und Tipps sind schlicht irreführend - da helfen oft nur Forum oder Komplettlösung weiter oder es läuft aufs bloße Herumprobieren hinaus, für das ich gar nicht zu haben bin. Natürlich sind die Rätsel wieder schön morbide, wie es sich für ein französisches Mystery-Abenteuer gehört, aber die fotorealistischen Videos tragen leider kaum zur Stimmung bei. Die Beschäftigung mit der europäischen Geschichte und Kultur ist wünschenswert, findet aber nur am Rande statt. Unterm Strich bleibt ein angenehm ungewöhnliches, über weite Strecken durchschnittliches Adventure, das letztlich zu viele dramaturgische sowie inhaltliche Macken hat, um wirklich gut zu unterhalten.

Pro

innovatives Prinzip
Verbrecherjagd im Internet
Beschäftigung mit Kultur
Realität und Fiktion verwischen
schön designte Rätsel

Kontra

keine Neuerung verglichen mit Teil 1
teils verwirrende Rätsel
Lösung schwer zu durchschauen
umständliche Handhabung
nicht alle Tools zu Beginn
langweilige Videos
läuft nur mit Internet

Wertung

PC

Zwar innovative Idee, aber nicht viel besser als der erste Teil.

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