ÜberSoldier06.04.2006, Paul Kautz
ÜberSoldier

Im Test:

Gewisse Dinge gehören einfach in den Trash-Sektor, ganz von allein. »Der Angriff der 15-Meter-Frau« wäre so ein Beispiel, bei dem jeder automatisch an wackelige Papp-Kulissen und kreischende Gummimonster denkt. Wenn man ein Spiel jetzt »Mega Hyper Warrior« nennen würde, wäre der Gedankengang in einem anderen Zusammenhang ein ganz ähnlicher. Und »ÜberSoldier (ab 9,00€ bei kaufen)« ist auch nicht viel besser.

Killer-Nazi-Mörder-Mutanten aus der Hölle!

Wenn schon der Titel des Spiels böser Trash ist, dann sollte auch besser die Story Schritt halten können. Entwickler Burut hat willentlich oder unfreiwillig, nichts Genaues weiß man nicht, den Bogen locker gekriegt: Irrer Nazi-Wissenschaftler (Treffer!) experimentiert mit den leblosen Körpern gefallener Soldaten herum, die er als willenlose Zombies (Treffer!) zurück ins Leben bratzt und wieder in den Kampf schiebt. Karl Stolz (Treffer!) ist ein solch armer Tropf, der sich nicht nur an gar nichts außer seinem Namen erinnert, sondern auch noch der

Gelegentlich werdet ihr von dumpf agierenden KI-Kameraden begleitet.
ersten Person, die er nach seiner Reanimation trifft, aufs Wort gehorchen muss (Treffer!). Ärgerlicherweise ist das in diesem Falle kein bewegungsfauler Wehrmacht-Scherge, sondern eine Partisanen-Kämpferin, die danach mit Karl zusammen Deutschland entnazifiziert. Oh, und die böse Regierungsabteilung heißt übrigens »ÜberMacht« - Treffer, versenkt! Noch Fragen?

Das ganze Brimborium um die Universal Soldier des Zweiten Weltkriegs spielt im Grunde keine Rolle, deswegen wird die Story auch nur selten durch Texttafeln oder kurze Echtzeit-Zwischensequenzen (in der die vielen Schreibfehler, mäßigen Übersetzungen und nicht zuletzt die erschreckend emotionslose deutsche Sprachausgabe besonders spürbar zur Geltung kommen) weitergeführt. Was soll's auch, wir sind eh nur zum Ballern hier, die zweieinhalb Mini-Puzzles der Sorte »Bediene den Hebel, damit ein Lastentransporter warum auch immer durch eine Wand bricht« sind bestenfalls die Fingerkuppen entlastende Shooterpausen. Davon werdet ihr allerdings nicht viele haben, denn die Angriffswellen der scheinbar massenhaft geklonten Gegner rollen stetig über euch hinweg, während ihr den Rebellen waffentechnisch unter die Arme greift, Scharfschützennester aushebt, Panzer vermint oder wichtige Dokumente findet. Nicht, dass die KI-Kumpel eine große Hilfe wären: Befehle nehmen sie von einem Strubbelzombie wie euch nicht entgegen, angesichts der lemminggleichen Intelligenzleistungen wäre es aber eigentlich besser.

Der cool blubbernde Zeitschild bietet euch kurzzeitig Schutz vor gegnerischen Kugeln.
Immerhin verhalten sich die Gegner identisch doof: Da drehen Soldaten mal ihre Runden um euch, laufen an euch vorbei hin und her oder bleiben, höflich wie sie sind, im Türrahmen stehen bzw. rennen an selbigem auf der Stelle.

Sprungfauler Zombie

Wer schon ins Leben zurückgeholt wird, sollte besser auch eine Superkraft haben! Die von Karl ist der Zeitschild: Mit diesem, sehr kurzlebigen, aber in einem coolen Blau wabernden Energieschild kann er wie einst Neo in der Matrix gegnerische Kugeln in der Luft stoppen - praktisch. Schlitzt ihr mit eurem handlichen Messer in kurzem Abstand drei Gegnern eure Initialen in die Brust, wird der Schild sogar erweitert. Ähnliches passiert mit der Lebensenergieleiste, wenn ihr innerhalb eines Zeitlimits drei Feinden einen Kopfschuss verpasst - dem Jugendschutz kann's wurst sein, das Spiel hat, der völligen Blutfreiheit zum Trotz, keine Jugendfreigabe. Leider hat das Superkraft-Kontingent nicht für Sprungfedern in den Beinen gereicht, denn Karl hat nicht gerade ÜberSprungskills: Mehr als ein »Die Sohlen verlassen für eine Viertelsekunde den Boden«-Hopser ist nicht drin, was spätestens dann albern wirkt, wenn er nicht imstande ist, auf einen Steg zu hoppeln, der einen halben Meter über der Erde schwebt - nein, da muss es schon einen schrägen Aufgang geben!

Technisch kann ÜberSoldier durchaus mit den anspruchsvolleren PC-Shootern mithalten: Ihr ballert euch, von träge daher dümpelndem Atmosphärensound begleitet, durch teils recht ansehnliche 

Levels und Figuren sehen gar nicht schlecht aus.
Levelbauten, seht schöne Verzerr- und Wabereffekte, dicke Rauchwolken und fauchend herumfliegende Funken bei Querschlägern. Die Personen sind zwar teilweise sehr bizarr gestaltet, verfügen aber über ausgesprochen plastische Klamottenoberflächen und brauchbar animierte Gesichter. Allerdings ist das Ganze enorm düster, außerdem hat die Pracht auf vollster Detailstufe einen ÜberHunger nach Hardware. Selbst auf der mittleren Stufe sind einige Räume schlecht ausbalanciert: schaut ihr in die eine Richtung, läuft alles gut - schaut ihr in die andere, ruckelt alles Herz erweichend. So oder so, egal wie sehr ihr an den Einstellungen herumspielt, richtig flüssig wird das Spiel nie. Es fühlt sich jederzeit an, als würde man durch eine dünne Watteschicht hindurch zocken. Die Physikengine, so gut sie auch gemeint ist, dient eigentlich nur dazu brennende Fässer über Treppen zu rollen bzw. Tische umzuschmeißen - was sich übrigens anfühlt, als würdet ihr Pappkartons durch die Gegend treten. Darüber hinaus sind die Ladezeiten selbst mit einem GB RAM aus der Hölle, der Begriff »Quickload« ist glatter Hohn - und nicht zuletzt ist das Spiel eklig absturzfreudig.       

Fazit

Mein ÜberWitz-Kontingent habe ich in der Vorschau schon zur Genüge belastet, zum Test spare ich mir die Jokes - obwohl einige wie »ÜberHaupt nichts Besonderes« durchaus angebracht wären. ÜberSoldier ist wie so viele Shooter östlicher Entwickler technisch ansprechend und spielerisch völlig belanglos: Standard-Balleraction ohne den Hauch einer Überraschung oder Innovation. Nicht schlecht, aber auch nicht gut, Stangenware für den schnellen Actionhunger zwischendurch. Okay, Trashfreunde finden hier ein Füllhorn an Material, das jedem Entwickler mit Geschmack die Zehennägel hochklappen würde - aber ich mag's irgendwie. Die bodenlos schlechten Story-Ideen verleihen der sonst sehr zahnlosen Ballerei einen gewissen Charme, vergleichbar mit einem Ed Wood-Film. Viel mehr aber auch nicht.

Pro

ansehnliche Grafik
völlig trashige Story
einfache Steuerung

Kontra

dümmliche KI
sehr absturzfreudig
lange Ladezeiten
mäßige Übersetzung
beachtliche Hardwareanforderungen
emotionslose Sprachausgabe

Wertung

PC

Leicht trashiger, technisch ansprechender Shooter von der Stange.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.