Black & White 2: Battle of the Gods06.05.2006, Marcel Kleffmann
Black & White 2: Battle of the Gods

Im Test:

Peter Molyneux ist normalerweise ein Garant für ungewöhnliche, aber hochklassige Spiele – siehe Dungeon Keeper, Fable oder The Movies. Nur bei Black & White 2 scheiterte das Design-Genie an hoch gesteckten Erwartungen, kaum vorhandener Gegner-Intelligenz sowie fehlenden Spieloptionen. Kann das erste Add-On einige dieser Schwachstellen aus der Welt schaffen?

Böse Azteken

Eden ist mein! Dieser Gedanke schoss euch am Ende der Black & White 2-Kampagne durch den Kopf, denn die Azteken konnten sich eurer göttlichen Macht nicht widersetzen. Aus Mitleid oder Arroganz wurde allerdings eine kleine Zahl an Azteken verschont. Kurzum gründeten sie einen neuen Kult und opferten fleißig die Seelen der gefallenen Kameraden. Als Folge entstand eine böse Gottheit mit Macht über die Toten. Schneller als eure Kreatur drei Einwohner verspeisen kann, stampft der neue Gott eine Skelettarmee aus dem Boden und will euch die Macht über Eden abspenstig machen - es kommt zum "Battle of the Gods".

Island-Hopping

Diese Schlacht erstreckt sich auf drei Inseln, von denen zwei gänzlich neu sind und mit gigantischen Ausmaßen protzen. Wie im Hauptprogramm gibt es neutrale Dörfer zu erobern oder friedlich zu konvertieren, leidlich interessante Minigames zu absolvieren und last but not least den Feind zu vernichten, der sich meistens auf einer höher gelegenen

Mit dem Wachstumswunder werden die Untoten in harmlose Schafe verwandelt. Nur die Katapulte bleiben übrig.
Position verschanzt hat und euch aus Spaß an der Freud mit Steinen oder andern Wurfobjekten eindeckt. Trotzdem wirkt der Gegner seltsam passiv, da er eigenständig keine neutralen Dörfer angreift und nur mit kleinen Heeren zum Angriff bläst.

Gelegentlich ruft die böse Gottheit ihrer Kreatur den Befehl "Bring mir einen Bewohner zum Opfern" zu. Erfüllt das tierisch untote Helferlein die Aufgabe, erschafft der Fiesling eine neue Skelettarmee, die übrigens ganz genau wie ihre lebenden Kollegen kämpft. Um diese Opfer-Mission vorzeitig zu unterbinden, könnt ihr eure eigene Kreatur auf Abfangkurs schicken oder ihr löst gewisse Mini-Aufgaben (z.B. Verschiebe-Puzzles), damit der Feind seine Aufgabe vergisst.

Untote ohne viel Intelligenz

Fürchten müsst ihr euch keinesfalls vor der Skelettarmee. Obwohl die künstliche Intelligenz häufiger angreift als in Black & White 2, sind ihre Attacken in der Regel vorhersehbar und nicht durchdacht. Schließt ihr beispielsweise das Tor eurer Befestigungsmauer, bleiben die feindlichen Klappergerüste vor der Mauer stehen und lassen sich von euren Bogenschützen kampflos erledigen. Sobald jedoch gegnerische Fernkämpfer oder Katapulte (selten) eintreffen, müsst ihr mit einer entsprechenden Armee reagieren, den Anti-Untoten-Flächenzauber (Wachstumswunder) verwenden oder eure Kreatur in den Kampf schicken. Etwas seltsam ist auch, dass etwaige Gebäude vor den Befestigungsanlagen von den Skeletten ignoriert werden und die Untoten lieber vor der Mauer warten als andere Bauwerke zu vernichten.

Gebäude, Zauber und Wunder

Ansonsten hat sich am eigentlichen Spielverlauf gar nichts verändert. Ihr baut eure Siedlung auf, sammelt Ressourcen, kümmert euch um die schnuckelige Kreatur und wehrt die Angriffe ab. Wiederum erweist sich die böse Gesinnung als effektiver, da ihr viel schneller eine Armee aufstellen und die Feinde mit schierer Masse überrennen könnt - Taktik ist bei den Massengefechten nicht von Nöten. Alternativ könnt ihr den "guten Weg" beschreiten und mit gigantischem Tribut die Welt friedlich übernehmen. Trotz der neuen Gebäude (Krankenhaus, Schlachthaus

Die neue Schildkröte begeistert durch niedliche Animationen und treudoofe Mimik.
und Waffenschmiede) und Verschönerungen (Fahnen, Wegweiser, Gehege, Taubenschlag) ist die gute Spielweise ein enormer Zeitfresser mit viel Leerlauf. Im Übrigen wirken sich Schlachthaus und Waffenschmiede (Upgrades für die Armeen) nicht unbedingt positiv auf die Gesinnung aus. Ähnliches gilt für die vier neuen Wunder: das neutrale Wachstumswunder (verwandelt Gegner in harmlose Tiere), ein abgrundtief böses Lavawunder, das durchaus gute Wiederbelebungswunder und das hinterhältige Todeswunder, mit dessen Hilfe ihr euch eine eigene Skelettarmee zulegen könnt.

Kreatur-Geschichten

Eure Kreatur aus B&W2 könnt ihr inklusive Gesinnung problemlos importieren oder euch für einen Neuanfang mit eines der sechs Tierchen entscheiden: Löwe, Affe, Kuh, Wolf, Tiger und Schildkröte. Letztere ist gänzlich neu, wunderschön animiert und attackiert u.a. mit einem innovativen Panzer-Splash. Der Tiger war exklusiv den Vorbestellern des Hauptspiels im EA-Shop vorenthalten, wird jetzt aber allen Spielern zur Verfügung gestellt. Fällt eure Wahl auf den Neuanfang, legt ihr anschließend eure Grundgesinnung (gut, böse und neutral) fest und bestimmt so den Spielstil, den ihr pflegen wollt. Einen Multiplayer- oder Sandkasten- bzw. Skirmish-Modus sucht ihr in diesem Add-On vergebens.   

Fazit

Mit dem Erweiterungspack Battle of the Gods braucht ihr euch keinerlei Hoffnung auf große Änderungen bei Black & White 2 machen. Weder einen dringend erforderlichen freien Spielmodus noch eine Multiplayer-Komponente fügt das Add-On hinzu, stattdessen wird auf das "bewährte" Konzept gesetzt und in Richtung Kampf verlagert. Ständig werdet ihr von aggressiven, aber furchtbar dämlich agierenden Untoten-Armeen belästigt, die liebend gerne vor verschlossenen Toren versauern als irgendwelche Gebäude in Schutt und Asche zu legen. Warum die Entwickler ausgerechnet den Fokus auf die Schlachten gelegt haben, ist mir völlig unverständlich, denn die taktischen Handlungs-Möglichkeiten sind extrem eingeschränkt, weil es zu wenig Einheitentypen gibt. Abseits dieser Schwachstellen und der zu starken bösen Gesinnung, punktet die Kreatur wieder mit viel Charme und niedlichen Animationen. Auch die etwas umständliche Siedlungsaufbau- und Management-Komponente übertrumpfen die Massenschlachten problemlos. Daher kann ich das Add-On nur den Spielern ans Herz legen, die Spaß mit Black & White 2 hatten und kein Problem mit nervenden Minispielchen, dem Kampf-Fokus und dem dämlichen KI-Gegner haben.

Pro

traumhafte Kulisse
neue Kreatur
drei große Inseln
erweiterter Gebäudepark
sinnvolle Wunder
Kreatur kann importiert werden
klasse Mimik & Gestik
umfangreiche Statistiken
gut oder böse spielbar
sehr gute deutsche Sprachausgabe
stimmungsvolles Gewissen

Kontra

nur rudimentäre Story
böse Gesinnung bietet mehr Vorteile
ziemlich schlechte Gegner-KI
hoher Kampffokus bei wenig taktischen Möglichkeiten
anspruchslose Kämpfe
einige störende Minispiele
eine weitere Insel hätte nicht geschadet
kein freier Spielmodus
kein Multiplayer-Modus
lästiges Mikromanagement
alle Kreaturen spielen sich gleich

Wertung

PC

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