ArchLord09.11.2006, Marcel Kleffmann
ArchLord

Im Test:

Immer mehr Online-Rollenspiele aus dem asiatischen Raum drängen auf den ach so lukrativ gewordenen Markt in Europa und Nordamerika. Wie schon die Niete RF Online (4P-Wertung: 47%) bringt Codemasters jetzt ArchLord (ab 19,98€ bei kaufen) nach Deutschland und wer dachte, schlimmer als RF Online kann es nicht mehr werden, wird eines Schlechteren belehrt…

Was ist ein Ar(x)chLord?

Der Höhepunkt eurer Karriere in der Fantasy-Welt ist der Aufstieg zum namensgebenden ArchLord. Sobald ihr über 60 Level-Ups errungen (Level-Cap ist bei 100) und mehrere Schlachtzüge siegreich beendet habt, erhaltet ihr eine eigene Burg 

Im Gegensatz zu anderen Online-Rollenspielen dauert es Ewigkeiten bis ihr genügend XP für ein Level-Up gesammelt habt und echte Belohnungen für die Arbeit bleiben aus.
sowie einen stilvollen Drachen als Reittier und werdet mit der neuen Rüstung fast doppelt so groß wie vorher.

Zusätzlich dürft ihr das Wetter kontrollieren und die angreifenden Schergen in Massen niederzergen. "Klingt imba", was solch ein ArchLord in seiner drei Wochen dauernden Herrschaftsphase anrichten kann, aber dieser Endgame-Content ist nur den großen Gilden vorbehalten, die dann auch Schlachten oder Belagerungen organisieren können, während so gut wie alle anderen Spieler in die Röhre gucken und davon träumen, einmal ArchLord zu werden. Doch bis dahin ist es ein langer, steiniger, langweiliger, einsamer, unrühmlicher und von Frustmomenten geplagter Weg des ständigen Grindens.

GrindLord

Klassen

Menschen: Ritter, Bogenschützen, Magier

Orks: Berserker, Jäger, Zauberer

Mondelf: Waldläufer, ElementarmagierBevor ihr das Abenteuer in Chantra sucht, müsst ihr euch zwischen den drei Rassen "Mensch", "Ork" oder "Mondelf" entscheiden  und eine Klasse auswählen. Danach legt ihr euer Äußeres im dezenten Manga-Stil fest und startet in die als Spielwelt deklarierte Einöde. Dort warten rund 2.000 durchweg anspruchslose Quests, die euch quer durch die Gegend von Punkt A zu Ort B lotsen oder zum Umhauen von Monstern animieren - anfangs dürft ihr gar auf seltsame "Würfel" einschlagen, die sich weder wehren, noch animiert sind. Später laufen euch zum Glück vollständig und schön animierte Fantasy-Gestalten (Insekten, Schlangenwesen, Wildtiere, Skelette, Elementarwesen, etc.) über den Weg, die es zu erledigen gilt. Als ernüchternde Belohnung für die endlosen Kämpfe gibt es Erfahrungspunkte und wenn ihr Glück habt, hinterlassen die Gegner zwischendurch mehr oder weniger sinnvolle Items, die ihr entweder benutzen oder verscherbeln (z.B. im Auktionshaus) könnt.

Habt ihr hordenweise Monstern verprügelt, bekommt ihr nach vergleichsweise langer Zeit ein Level-Up inklusive Skillpunkt spendiert. Letzterer kann gegen einen Gold-Obolus bei den Ausbildern in eine neue Fertigkeit investiert werden - wie Kombo-Angriffe, Buff-Zauber, passive dauerhafte Verbesserungen oder sonstige klassenspezifische Talente. Erlernte Fähigkeiten lassen sich dann in die Aktionsleiste am unteren Bildschirmrand ziehen und entsprechend im Kampf einsetzen - World of WarCraft lässt grüßen. 

Ein kleines Highlight in ArchLord sind die Reittiere (ab Level 35), von denen ihr auch Attacken mit Lanzen, etc. ausführen könnt.
Trotzdem ist die hakelige Bewegungssteuerung mit der Tastatur genau so gewöhnungsbedürftig wie die Tatsache, dass ihr teilweise an Ecken oder am Boden hängen bleibt und nur mit "Springen" vorankommt.

PotionLord

An sich laufen die Kämpfe ohne viel Abwechslung ab, sofern ihr den Gegnertyp einmal kennen gelernt habt. So gibt es die stinklangweiligen wehrlosen Kästen (von denen man rund 800 umhauen muss, um auf Level 5 oder 6 zu kommen), während um die Ecke mehrere Gnoll-Gestalten warten, die vom Schwierigkeitsgrad her als "grün und problemlos angreifbar" eingestuft werden, euch jedoch locker mit ein oder zwei Schlägen aus den Stiefeln hauen - soviel zur fairen Balance. Die ersten Begegnungen mit neuen Feinden sind also pures Trial-and-Error und später verkommen die Fights zum aus asiatischen MMORPGs bekannten Potion-Spamming. Auf gut Deutsch: Die Kämpfe gewinnt ihr weniger durch eure Fähigkeiten, die Ausrüstung oder den Level, sondern durch die Anzahl der Heiltränke, die ihr dabei habt und im Kampf trinkt.

LoneLord

Chantra ist das Gegenteil einer belebten Welt. Während bei World of WarCraft zu bester Spielzeit rund 100-200 Charaktere allein vor dem Auktionshaus in Ironforge stehen, findet ihr im generisch zusammengesemmelten Chantra höchstens alle fünf Minuten einen  anderen Charakter - und dann ist schon viel los. Die ganze Freude, vielleicht sogar einen menschlichen Spieler gefunden zu haben, wird schnell getrübt, schließlich stehen Heiltrank verpulvernde "Spieler gegen Spieler"-Duelle auf der Tagesordnung.

Abo-Gebühren

-12,99 Euro pro Monat

-26,99 Euro pro Gametime Card (60 Spieltage)

Videos zu ArchLord

Video: Episode 1 (Laufzeit: 4:01 Min.)

Video: Episode 2 (Laufzeit: 3:45 Min)

Video: Cinema (Laufzeit: 0:36 min)

Video: Mensch (Laufzeit: 0:42 Min.)

Video: Ork (Laufzeit: 0:44 Min.)

Video: Mondelfe (Laufzeit: 0:41)

Video: Reittiere Menschen (Laufzeit: 0:41 Min.)

Video: Reittiere Orks (Laufzeit: 0:39 Min.)

Video: Reittiere Elfen (Laufzeit: 0:37 Min.)

Video: Khun (Laufzeit: 1:55 Min.)

Video: Silancium (Laufzeit: 2:56 Min.)

Video: Delfaras (Laufzeit: 1:55 Min.)

Video: Shinewood (Laufzeit: 2:56 Min.)Ab Level 6 könnt ihr an PvP-Aktionen teilnehmen (außerhalb der Städte), bei der die Rassenzugehörigkeit keinerlei Rolle spielt. Jeder tritt also gegen Jeden an, egal ob der Spieler gerade eine Quest löst oder Gegner bekämpft. Zumindest gibt es ein mehrstufiges Bestrafungssystem für High-Level-Leute, die grundlos Low-Level-Spieler umhauen. Das Ganking wird so einigermaßen in Schach gehalten, trotzdem kommt es häufig zu solchen unschönen Szenen. Apropos Tod: Sollte euch ein Monster oder ein Spieler besiegen, werden 3% der in diesem Level gewonnen Erfahrungspunkte als Strafe abgezogen (ihr verliert aber keine Level-Stufe) und ihr startet entweder in der letzten Stadt oder belebt euch alle 30 Minuten mit der "Sphäre der Umkehr" wieder.  

Fazit

ArchLord ist kein Online-Rollenspiel im eigentlichen Sinne, da es kaum Möglichkeiten oder Anlässe zum Rollenspiel gibt, stattdessen lässt sich das Spiel eher als "Massively Multiplayer Grind 'em Up" klassifizieren. Um die Level-Begrenzung zu erreichen, macht ihr im Grunde genommen nichts anderes als Horden von Gegnern zu verhauen. Zwischendurch gilt es Quests zu lösen, die ebenso abwechslungslos sind wie die Grinderei. Kommt es dann zu einem hart und lang erarbeiteten Level-Up, dürft ihr im unübersichtlichen Menüsystem neue Skills erlernen. Viele dieser Fähigkeiten können zwar sinnvoll gegen die Gegner eingesetzt werden, aber das einzig wichtige Kampfelement sind eigentlich die Heiltränke, die ihr in den weitgehend von der Balance befreiten Schlachten einsetzt. Und obwohl ihr von Reittieren aus angreifen und euch über gesockelte Items sowie ein Crafting-System freuen könnt, wird die investierte Spielzeit nicht annährend honoriert. Dazu gesellt sich das Frustpotenzial vom PvP-System sowie die unzureichende Gegner-Balance. Kurzum: ArchLord bedeutet harte und monotone Arbeit ohne viel Spielspaß.

Pro

halbwegs sinnvolle Fähigkeiten
Burgen, Verließe und ArchLords
Auktionshäuser und kleines Crafting-System
Aussehen lässt sich im Spiel verändern
Angriffe von Reittieren aus
Bestrafungssystem für Low-Level-Kills im PvP
recht große Welt
schöne Animationen, gute Musik

Kontra

keinerlei Abwechslung, auch bei den Quests
ständiges Dauer-Grinden
Level-Ups dauern viel zu lange
wenig Rollenspiel-Elemente
sehr große Balancing-Probleme, auch der Gegner
Kämpfe gewinnt man nicht dank Ausrüstung oder Skill, sondern durch Heiltränke
generisch aussehende Welt
Frust erzeugendes Trial&Error
zu wenige Gegenstände und Item-Modelle
Charaktere sehen sich ähnlich
gewöhnungsbedürftige Tastatursteuerung
unübersichtliche, unlogisch aufgebaute Menüs
teils derbe Übersetzungsfehler
unzureichendes Chat-System (z.B. Suche nach Gruppe)
unbelebte Welt

Wertung

PC

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