Test: Mord im Orient-Express (Adventure)

von Bodo Naser



Entwickler:
Publisher: JoWooD
Release:
06.12.2006
Spielinfo Bilder Videos
Konventionelle Rätsel

Die Aufgaben, die ihr lösen müsst, sind recht unterschiedlicher Natur, was sowohl Qualität als auch Umfang betrifft. Das Gros der Puzzle dreht sich um Inventargegenstände, die am richtigen Ort
Auf der Suche nach dem Mörder erwarten euch kleine und große Hürden, bei denen die Spielhilfe oft nicht weiterhilft. 
eingesetzt werden müssen. Oft ist das schnell gemacht, es gibt aber auch komplizierte Abläufe: Um einen Zettel lesbar machen zu können, benötigt Poirot Feuer und Drahtgeflecht, die ihr ihm in die Kabine bringen müsst. Natürlich geht es auch darum Spuren zu sichern, z.B. wenn ihr Fingerabdrücke nehmt, um sie dann zu vergleichen. Die Handhabung des Inventars ist dabei so umständlich wie die Ausdrucksweise mancher Passagiere.

Hin und wieder gibt auch Kombinationsrätsel, bei denen Köpfchen gefragt ist. So müsst ihr ein z.B. Kästchen knacken, das mittels eines komplizierten Mechanismus verschlossen ist. Doch diese Kopfnuss entpuppt sich schnell als Stolperstein, bei dem euch auch die vielen Tipps im Spiel nicht weiterhelfen. Wer hier hängt, dem hilft nur die Komplettlösung im Internet weiter. Immerhin sorgt die Schnellreisefunktion für eine flotte Anreise, denn ihr müsst öfters mal den Zug durchqueren. Irgendwann wird jedenfalls klar, dass ein Täter beileibe nicht ausreichte, um den Mord zu begehen...

Um die Rätsel doch etwas leichter zu gestalten, gibt es auch eine In-Game-Hilfe. Poirot erteilt auf Wunsch Hinweise, die leider nicht immer sonderlich aufschlussreich sind und daher dem Begriff "Hilfe" nicht gerecht werden. Bisweilen erzählt er nur das, was ihr ohnehin schon wisst. Bei den Knobelaufgaben werdet ihr sowieso allein gelassen. Eine Option, diese zu überspringen und sich auf die Story zu konzentrieren, gibt es nicht.

Edle Optik

Ob vor dem Bahnhof, im Zug oder im Schneegestöber: Das Adventure sieht immer edel aus. Das liegt weniger an der typischen Mischgrafik aus 2D-Hintergründen und 3D-Akteuren als an der tollen
Die Einrichtung ist schon sehr luxuriös, was in den filmreifen Videos etwas verwaschen rüberkommt.
Einrichtung, die das Innere der Eisenbahnwaggons ziert. Optisch fühlt ihr euch tatsächlich wie auf einem Trip im Luxuszug, wenn ihr kostbares Geschirr, Schnitzarbeiten oder Vasen in Augenschein nehmt. Hinzu kommen Effekte wie dynamische Schatten, aufsteigender Dampf und sogar kondensierende Atemluft. Die Darstellung kommt an Grafikperlen wie Syberia ran, ohne allerdings dessen Originalität zu erreichen.

So etwas wie Kinofeeling kommt bei den Zwischensequenzen auf, die spannende Szenen des Spiels gekonnt illustrieren. Die Render-Videos kommen immer dann, wenn ihr es erwartet - nicht zu spärlich und nicht zu üppig. Leider ist es bisweilen mit der Auflösung der Videos nicht weit her, wenn es in Szenen, bei denen viel los ist, verwaschen wird. Zudem gibt es nur eine Handvoll Schauplätze, da ihr euch fast immer im Zug aufhaltet, was natürlich der Vorlage entspricht. Gerade ein einziges Mal geht es per Schneeschuhe hinaus in die Winterlandschaft.
          

Kommentare

Riku239 schrieb am
Also ich hab mir das Spiel gekauft und schon fast durch und muss sagen, dass ich das Spiel toll finde, im Gegensatz zum vorgänger hat es sich sogar gebessert. Außerdem finde ich die meisten negativkommentare einfach lächerlich, ich glaube du magst das Spiel einfach nicht. Ich meine hätte sich am Adventure irgendetwas geändert wenn man Poirot spielt oder nicht? Außerdem will einem das Spiel ja nicht die Geschichte von Mord im Orientexpress reindrücken, sondern interaktiv im Roman mitzuwirken, ohne jedoch das Original-Ende zu verraten, oder die Hauptfigur zu spielen, wie auch im Vorgänger "Und dann gabs keines mehr..." Außerdem was soll denn bitteschön heißen das Adventure sei linear? Ich meine wie kann ein Spiel, das in einem Zug spielt nicht linear sein? Das einzige was mich gestört hat war das unübersichtliche Inventar, aber sonst ist mir nichts negatives aufgefallen. Gutes Adventure Game, mit fordernden, aber nicht zu schweren, spaßigen Rätseln. Lange Spielzeit. Es wird einem die Möglichkeit geboten, als im Roman nicht vorkommende Person mitzuwirken.
GAMERtimo schrieb am
Ein Spiel, dass zu gefallen weiß!
Meine Wertung
+ erstklassige Kulissen/Landschaften
+ Grafik geht bis ins kleinste Detail und wirkt farbecht
+ gut animierte Bewegeungen und Wetterabläufe (beispielsweise
herumfliegender Schnee, Vögel auf Ästen, bewegende Bäume,
Stürme, Wolken)
+ toller spielbarer Charakter mit kessen Sprüchen
+ atmosphärische Hintergrundsounds wie Zug- oder Windgerräusche und passende Musikuntermalungen
+ ausführliche und interessante Dialoge mit lyrischer Redensweise
+ während Gesprächen verschiedene Kameraperspektiven
+ Verdächtige sind von den Reaktionen und vom Inneren sehr unterschiedlich
+ Mimik und Gestik
+ der Flair in den 20ern kommt fabelhaft zum Ausdruck
+ Synchronisation der Personen kommt glaubhaft rüber und fesselt
+ vom Witz bis hin zur Tragödie (Emotionen, Wut, Gefühle..)
+ gelungene Geschichte
+ mehrere Möglichkeiten für die Ermittlung
+ Point&Click Steuerung generell leicht zu bedienen
+ Hilfefunktion
+ sehenswerte Zwischensequenzen
+ knackige Rätsel
+ rund 20 Stunden Spieldauer
+ Schnellfunktion von Zugräumen
+ anspruchsvolles Ende
Negatives:
- einige Logikfehler
- Inventarführung sehr gewöhnungsbedürftig
- Hilfefunktion bei einigen Kombinationen und Rätseln kaum hilfreich
- überwiegend nur die Ermittlung im Zug
- die Vielfalt an Schauplätzen etwas mager
- an einigen Stellen etwas langatmig geraten / mehr Überraschungsmomente gewünscht
Spielspaß: 82 %
FAZIT: Ein sehr solides Krimi-Adventure! Die Entwickler haben sich besonders viel Mühe mit dem Design und
der Atmosphäre gegeben. Die Story ist gut erzählt und bleibt bis zum Schluss relativ spannend, was an den sehr gut getroffenen Persönlichkeiten, die ihr eigenes Bild von sich geben, liegt. Ein bisschen mehr Überraschundsmomente hätten jedoch gut getan. Die Rätsel wissen zu gefallen! Trotzdem ist das Spiel, obwohl es rund 20 Stunden zu bieten hat, etwas mager von der Vielfalt der Schauplätze ausgefallen. Ein bisschen mehr Rästel in der Natur wären
schon von Vorteil gewesen,...
Egon Olsen schrieb am
Die meisten Spiele (in den Charts) sind Seelenlose Machwerke warum sollte diese Untugend vor dem Adenturegenre halt machen? Aber auch heute gibt es noch fantastische Ausnahmen...
Zurück zum Spiel. Mir gefällt Mord im Orienexpress recht gut. Es war einfach wunderbar sich bemütlich nach Weihnachten mit meiner Frau zusammen durch das Spiel zu klicken. Nichts anspruchsvolles, nichts dramatisches, schlicht unterhaltsam. Und genau das braucht man ja manchmal auch. :D
4P|Bodo schrieb am
Hi EvilNobdy,
ich glaube es ist ganz einfach, ihnen fehlt eine Seele. Sie sind alle mehr oder minder fantasielose Machwerke, die einen irgendwie kalt lassen. Dreamfall, Runaway 2 und Ankh sind da eher Ausnahmen, die schon mehr bewegen. Bei Tunguska machen wiederum die Rätsel Spaß.
Im Inventar musst du dich erst durch die Sachen klicken, um eines davon unter die Lupe nehmen zu können. Auch das Kombinieren von Sachen finde ich umständlich.
Gruß,
4P|Bodo
EvilNobody schrieb am
Ich habe mir schon gedacht dass das Spiel nicht der große Knaller wird. Nachdem auch schon Runaway 2 ein wenig enttäuscht hat frage ich mich: was fehlt den heutigen Adventures, dass sie es einfach nicht schaffen die Klasse eines "The longest Journey" zu erreichen? Auch wenn Tunguska wirklich gut war, ich möchte mal wieder ein 90er Jahre-Adventure spielen.
Was ist eigentlich mit "umständliches" Inventar gemeint? So ähnlich wie bei Runaway 2?
schrieb am