Everlight - Elfen an die Macht04.11.2007, Bodo Naser
Everlight - Elfen an die Macht

Im Test:

Das Adventure Everlight spielt in einer märchenhaften Welt, in der manches Klischee auf die Schippe genommen wird. Nicht einmal die flatterhaften Elfen sind bei Silver Style mehr das, was sie einmal waren. Allerdings werden sogleich Erinnerungen an den letzten Auftritt eines gewissen Zauberlehrlings wach.

Lässt Simon grüßen?

Seltsam: Ist das jetzt Simon the Sorcerer 5 oder gar ein eigenständiges Spiel von Silver Style? Diese Frage kann man sich durchaus stellen, wenn man unter Jahrmarktklängen durch die Gassen der mittelalterlichen Postkartenidylle streift. Derselbe putzige Grafikstil wie bei Simon 4 legt die Vermutung nahe, dass es eine Art von Fortsetzung 

Sieht schon mächtig nach Simon 4 aus, spielt sich zum Glück aber besser. Wer Simon mochte, wird auch das gut finden.
sein könnte - überall kitschige Gesichter. Allerdings existiert inhaltlich keine Verbindung, denn den chaotischen Möchtegernzauberer sucht ihr hier vergebens. Stattdessen spielt ein junger Mann namens Melvin die Hauptrolle, der aber auch gut in einen Zaubermantel passen würde. Auch ihn verschlägt es nämlich in eine Parallelwelt.

Der jugendlich-schnodderige Protagonist landet in einer Welt der Magie, in der allerhand schief läuft. Scheinbar liegt ein Fluch auf den verschrobenen Bewohnern der Stadt, die des Nachtens gerne mal die Sau rauslassen. Auch der langweiligste Zeitgenosse verwandelt sich dann in einen Partylöwen, der im einzigen Gasthof die Nacht durchzecht und beim Kartenspiel Haus und Hof verzockt. Was steckt dahinter? Leider ist es nicht ganz so einfach, Informationen zu bekommen, da die Stadtverwaltung von einem Hausmeister tyrannisiert wird. Er blockiert den Zugang, indem er wie einst beim Arbeitsamt Kärtchen mit astronomisch hohen Nummern verteilt, so dass man nie dran kommt.

Wenig damenhafte Elfe

Damit nicht genug muss sich der Held auch noch mit einer Elfe herumschlagen, die ständig über seiner Schulter schwebt. Sie befreite er zu Beginn seines über fünf Kapitel gehenden Trips und seither klebt sie an seiner Backe. Was die kurvenreiche Miniaturfrau 

Die schwebende Elfe rechts oben hilft Melvin weiter, wo's geht. Sie lästert auch gerne über die seltsamen Bürger.
von sich gibt, ist aber keinesfalls sonderlich elfenhaft. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und lästert schon mal über die Einwohner der Stadt, was sprachlich professionell klingt. Immerhin gibt sie Melvin so manchen guten Tipp in Sachen Rätsel und hilft sogar das eine oder andere Mal tatkräftig mit. Außerdem warten auf den Neuling noch ein paar mysteriöse Prüfungen, bis er ein richtiger Held ist.

Das hört sich humorig an, ist es auch aber eben nur stellenweise. Natürlich ist es saukomisch, wenn sich die hippiemäßig angehauchte Besitzerin des Zauberladens beklagt, dass die heutige Jugend zu zielstrebig sei. Auch die Wortgefechte mit der vorlauten Elfe sind meistens lustig. Andere Jokes bewegen sich leider eher auf kindischer Ebene, was auch schon früher bei Silver Style (etwa bei Simon 4) zu beobachten war. Unlustig sind leider oft die Sprüche, die Melvin selbst zum Besten gibt, der gut aber nicht überragend vertont wurde. Freilich ist das Geschmacksache, aber insgesamt kommt Everlight eine Spur lustiger rüber als Simon letzter Auftritt.

Für Anfänger geeignete Rätsel

Allerdings ist es bis zu Melvins Meisterprüfung noch ein Weilchen hin, da das Abenteuer trotz wenigen Räumen recht lang ist; vorläufig muss er sich noch mit anderen Problemen beschäftigen. Der Stadtrat beauftragt den fremden Jungen z.B. damit, nächtliche Schüsse  auf das Haus eines verdienten Bürgers aufzuklären.

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. In diesem Fall der liebe Melvin. 
Eine verworrene Kriminalgeschichte entspinnt sich, deren Spur zu einem durchgeknallten Einsiedler führt. Wie bei den meisten Rätseln ist Kommunizieren mit den Bewohnern der Schlüssel zur Lösung. Schnell wird klar, dass es zwischen den Leuten nicht ohne Gezänk abläuft. So gibt es zwei Nachbarn, die sich um einen Baum mit Gelben Rüben (!) streiten, der auf der Grundstücksgrenze steht. Hier sind einschneidende Maßnahmen gefragt...

Bei den Rätseln müsst ihr genau darauf achten, dass ihr immer alles hübsch der Reihe nach macht, denn sonst geht manches nicht. Habt ihr euch noch nicht mit einer bestimmten Person über etwas unterhalten, geht's nicht weiter. Wer das Ziehen der Karte vergisst, kommt bei den Querulanten nicht weiter. Blitzmerker sollten also immer alles fragen und alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Die linearen Puzzles sind nicht sonderlich schwer, denn ihr habt nicht sehr viele Gegenstände dabei und die Aktionsmöglichkeiten halten sich in Grenzen. Die Fortbewegung durch die verwinkelte aber kleine Stadt ist komfortabel, da es eine Schnellreisefunktion per Karte bzw. Doppelklick gibt.

Eulen und Lärchen

Auch sonst funktioniert vieles im Handumdrehen etwa der Wechsel zwischen Tag und Nacht, der die Stadt in ein schummriges Licht taucht. Nachts funktioniert vieles anders: Der Reiche ist arm, der Korrekte wagemutig und die Stadträte tummeln sich 

Die Bewohner wie die klassenkämpferische Inhaberin des Zauberladens wollen hinters Licht geführt werden, denn nur so gelangt ihr ans Ziel.
im Rotlichtbezirk. Daher kommt es öfters vor, dass ihr in die Nacht wechseln müsst, um mit einem Rätsel weiter zu kommen. Nur so lässt sich etwa ein Spielsüchtiger davon überzeugen, dass er nachts bis zum Exzess zockt. Er selbst geht davon aus, dass alles eine Lüge sei, da er sich an nichts erinnert. Auch hier ist wieder eine List gefragt, die zum Ziel führt.

Die Akteure könnten unterschiedlicher nicht sein. Da gibt es einen superreichen Sack, der arroganter ist als alle anderen. Dann den devoten Wachsoldaten, der laut Vertrag 25 Stunden- Schichten schiebt, ohne zu murren. Wie kriegt ihr den dran? Sogar der Skateboardfahrer rollt wieder durchs Bild, der aber dieses Mal pflegeleichter ist als die Kleine aus Simon 4. Ein paar Süßigkeiten und schon waltet er seines Amtes... All diesen Figuren ist aber gemein, dass sie in der Nahaufnahme etwas hölzern aussehen. Immerhin gibt es keine extremen Nahaufnahmen mehr wie bei Simon 4, bei der die Leute recht puppenhaft wirkten.

          

Fazit

Everlight überrascht doch, obwohl alles zunächst wie eine Neuauflage von Simon 4 wirkt. Das märchenhafte Adventure ist jedoch eine ganze Ecke witziger als der letzte Auftritt des Zauberlehrlings, dem es einfach an Seele mangelte. Eigentlich seltsam, denn rein äußerlich hat sich recht wenig geändert, was sich in einer putzigen Darstellung niederschlägt, die für manchen aber zu viel des Kitschigen sein dürfte. Außerdem gleitet der Humor bisweilen ins Kindische ab. Das komfortable Point&Click-Abenteuer ist allerdings dieses Mal weitgehend frei von lästigen Bugs, die Silver Styles Simon plagten. Inhaltlich gibt es viele dialogbasierte und oft lustige Rätsel, die keine unmöglichen Sachen vom Spieler fordern. Da führt man doch gerne die skurrilen Personen hinters Licht, um weiter zu kommen. Das muss aber hübsch der Reihe nach erfolgen, denn sonst geht's nicht weiter, da das Spiel keine Aktionen außerhalb der linearen Story verzeiht.

Pro

verschrobene Typen
lustige Dialoge
machbare Rätsel
recht umfangreich

Kontra

hübsch der Reihe nach
sehr ähnlich wie Simon 4
teils kindischer Humor
nicht immer witzig

Wertung

PC

Erinnert an Simon 4, ist aber eine Ecke besser.

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