Ski Alpin Racing 200724.11.2006, Bodo Naser
Ski Alpin Racing 2007

Im Test:

Diese Wintersportsaison machen RTL und JoWooD gemeinsame Sache, denn sie veröffentlichen erstmals zusammen ein alpines Skispiel. Da Ski Alpin Racing 2007 (ab 44,00€ bei kaufen) von 49 Games stammt, ist der "Herminator" allerdings der letzte prominente Rest aus dem Spiel des österreichischen Publishers. Ansonsten werden spielerisch Erinnerungen an die RTL-Ausgabe des Vorjahres wach, auch wenn es ein paar neue Disziplinen und Funktionen gibt.

In der Weißwurstpelle

Im Vergleich zur 2006er-Ausgabe gibt es einige Neuerungen, von denen die zwei zusätzlichen Disziplinen am meisten Spaß bringen: Zum einen ist es das Speed-Downhill-Rennen, bei dem ihr mit

Auch wenn's vielleicht lächerlich aussieht, Downhill ist die rasante der neuen Disziplinen. 
 weit über 200 km/h die Piste runterjagt. Dabei tragt ihr einen schmucken aerodynamischen Anzug, den Gehässige auch als Wurstpelle bezeichnen würden, da er ziemlich eng anliegt. Um wie auf Schienen den Steilhang zu bewältigen, müsst ihr stets nur ein bisschen gegensteuern. Die große Herausforderung ist das auf Dauer nicht, weshalb die Raserei schnell öde wird.

Schon eher Reaktionsvermögen fordert die zweite Rennart: der Freeride auf der Schwarzen Piste. Diejenigen, die öfter mal auf dem Weg in die Alpen im Stau stehen, wissen vielleicht, dass damit die Abfahrt bezeichnet wird, die es in sich hat und nix für Anfänger ist. Freeride bedeutet, dass ihr ohne große Markierung querfeldein fahrt und dabei allerhand ausweichen müsst, als da sind Bäume, Schilder oder Stangen. Es gibt Abzweigungen, so dass ihr euch raussuchen dürft, welche Pistenvariante ihr wählt. Ob die Wahl gut war, seht ihr dann wenn ihr an die nächste Tanne knallt - zu schnell solltet ihr jedenfalls nicht fahren.

Für Anfänger geeignet

Ansonsten ist Ski Alpin Racing so einsteigerfreundlich, wie ihr das von den beliebten Ski Alpin-Vorgängern aus dem Hause RTL gewohnt seid: Die Steuerung per Tastatur ist nach ie vor simpel, butterweich und reagiert akkurat auf eure Bewegungen, selbst wenn ihr vielleicht zum ersten Mal ein Sportspiel zockt. Ihr müsst lediglich dafür sorgen, dass euer Fahrer immer hübsch auf der Piste bleibt, wobei euch die auf den Schnee aufgemalte Ideallinie hilft. Zudem verzeiht die gutmütige Steuerung auch gröbere Schnitzer. Auch die blinkenden Richtungsweiser an den Toren sind noch einen Tick größer als beim Vorgänger, so dass sie eigentlich nicht mehr zu verfehlen sind. Derart gut präpariert kommen sogar Flachlandtiroler ins Ziel.

Für Kurzentschlossene gibt es einen Schnellstartmodus, bei dem ihr sogleich oben ins zugige Starthäuschen verfrachtet werdet, wo ihr startet. Wer vorher lieber noch ein wenig trainieren möchte, kann dies im Übungsmodus machen, wo sich so gut wie alle Bedingungen einstellen lassen. Dieses Mal ist alles sogar noch ein bisschen einfacher geworden, da ihr nach Stürzen gleich wieder weiterfahren könnt. Ebenso wie der aus Ski Racing bekannte Geisterfahrer, der euch zeigt, wie gut ihr das letzte Mal gefahren seid. All diese hilfreichen Arcade-Funktionen können trainierte Profis auch ausschalten, damit alles etwas realistischer wird.

Spiel zu mehreren

Es gibt einen Multiplayermodus, der allerdings nur über LAN und Hot-Seat wirklich praktikabel ist. Denn im Internet fehlen sowohl eigene Server als auch eine Community, so dass eine gezielte Wahl

Von der Schwierigkeit und Verlauf her sind die originalen Weltcup-Strecken ganz ähnlich wie im letzten Jahr.
der Mitspieler nicht möglich ist. Ihr müsst also ein Spiel eröffnen, damit andere teilnehmen können. Es gibt aber noch den guten alten Hot-Seat-Modus an einem Rechner, der ohnehin am meisten Spaß macht. Freilich ist es auch hier nicht ganz einfach, jemand zum Spielen zu finden, aber wer das alpine Rennen kurz angetestet hat, wird ohnehin bei der Stange bleiben. Lasst Freunde und Verwandte einfach eine Runde fahren, fragt dann verschämt nach einem Duell und geht dann gegeneinander auf Rekordjagd. Das Spiel ist daher auch gut für die Mittagspause geeignet.

Strecken

Trotzdem ist Abwechslung Trumpf: Es gibt 36 Rennen, was vier mehr als letztes Jahr sind, die sich in die Disziplinen Abfahrt, Slalom, Riesenslalom, Super-G, Speed-Rennen und Freeride aufteilen. Die Strecken liegen in den realen Orten der aktuellen Wintersportsaison wie Garmisch Partenkirchen, Sestriere oder Lake Louise. Bestimmte Disziplinen sind nur an einigen Orten zu finden: Den halsbrecherischen Downhill-Ritt gibt es nur in Aspen und die Schwarzer Piste in Kranjska Gora. Vom Schwierigkeitsgrad her sind die Strecken mit denen des Vorjahres vergleichbar, so dass andauerndes Schussfahren zu recht mit dem Abflug in der nächsten fiesen Kurve bestraft wird.

                       

Groß rauskommen

Neben eurer eigenen Laufbahn könnt ihr dieses Mal auch als Bode Miller oder Hermann Maier am Skizirkus teilnehmen. Außer den beiden Originalfahrern gibt es aber leider keine namhaften Profis. Es

Mit den hoffentlich verdienten Preisgeldern könnt ihr wieder nach Lust und Laune shoppen gehen.
 ist ohnehin viel spannender und löst auch keine Identitätskrise aus, einen Fahrer nach eurem Gusto zu erstellen, der euren Namen trägt. Hier könnt ihr euch vom Nobody zum Pistenkönig hocharbeiten, was trotz fehlender Neuerungen immer noch sehr motivierend aufgezogen ist: Drei verschieden anspruchsvolle Ligen stehen euch zur Wahl von Amateur bis Profi, ihr könnt aber auch den Schwierigkeitsgrad verschärfen, was weniger Startgeld und Patzer bedeutet, die ihr euch im Rennen leisten könnt.

Erreicht ihr eine gute Platzierung, erhaltet ihr dafür Erfahrung und Geld, womit ihr im Shop einkaufen könnt. Euros gibt es auch fürs Wetten, wobei ihr nun mehr Möglichkeiten habt. Zu Beginn stehen euch wenig Ausrüstung zur Verfügung, da ihr die erst freispielen müsst. Dafür gibt es eine interessante Liste mit Aufgaben: Fahrt ihr z.B. einen fehlerfreien Slalom, wird etwas Neues freigeschaltet. Ein weiteres Element ist das Training, für das ihr einen Trainer anstellen solltet. Nur so erreicht ihr eine kontinuierliche Steigerung eures Fahrkönnens. Ebenfalls nicht ohne ist die Geschichte mit dem richtigen Wachs, das ihr selbst auftragen könnt. Ihr könnt es der KI überlassen oder einen Wachser anstellen. Zufallsereignisse sorgen für freudige oder auch nervige Abwechslung.

Mittendrin-Gefühl

Die solide 3D-Darstellung, die ebenfalls sofort an den RTL-Vorgänger erinnert, sorgt wieder dafür, dass echtes Rennfeeling aufkommt. Die Darstellung des Fahrers und der Strecke ist sehr gelungen,

Wie ein echter Rennfahrer fühlt ihr euch immer noch, wenn ihr bei Wind und Wetter die Piste herunterheizt.
was insbesondere die glitzernde Spur zeigt, die eure Bretter im Schnee hinterlassen. Es sieht fast so aus, als werden dabei auch kleine Eiskristalle aufgewirbelt. Die Umgebung lässt aber noch einiges zu wünschen übrig, weil es synchrone Baumbewegungen, seltsame wehende Fahnen und sich gleichende Zuschauer gibt. Immerhin ist es neblig, stürmt und schneit, was aber nur wenig Auswirklungen aufs Rennen hat - ihr fahrt eigentlich immer gleich. Es gibt Hubschrauber in der Luft, johlende Fans am Rand und eine Siegerehrung. All das sorgt zusammen mit den passenden Geräuschen dafür, dass ihr euch wirklich mittendrin und nicht nur dabei fühlt.

Lahmer Berti

Was ist nur mit dem kultigen Rennkommentar los, der früher immer das Salz in der alpinen Suppe war? Seit den letzten Ausgaben hat insbesondere das, was Möchtegern-Skiass Berti Greiflinger von sich gibt, doch noch einmal erheblich an Spritzigkeit eingebüßt. Früher waren es bissige Kommentare über euren Fahrstil und seine einstigen Ruhmestaten, nun ist es nur noch leeres Gewäsch. Dazu zählt auch, dass der Reporter Berti danach fragt, ob er Hermann Maier kenne. Der Sinn hinter der Antwort erschließt sich nicht einmal bei angestrengtem Nachdenken. Obwohl 1.300 Rennkommentare aufgenommen wurden, wiederholt sich doch einiges, wie fleißige Fahrer schnell bemerken werden.

        

Fazit

Ski Alpin Racing 2007 spielt sich eher wie die diesjährige Ausgabe von RTL Ski Alpin denn wie Ski Racing - und das ist auch gut so. JoWooDs Ski Racing war immer nur zweite Wahl, was den alpinen Spielspaß anging. So sind es auch nur wenige sinnvolle Dinge, die daraus übernommen wurden: Geisterfahrer zeigen letztes Rennen an, die Form der Pfeile und die Weiterfahrt nach einem Sturz. Diese Funktionen, die es noch einsteigerfreundlicher machen, lassen sich aber auch abschalten. Ansonsten gibt es zwei neue Disziplinen, von denen insbesondere der Freeride auch längere Zeit bei der Stange hält. Der Ritt auf der Schwarzen Piste ist mal was anderes, da ihr ganz schön aufpassen müsst, um nicht an der nächsten Fichte zu kleben. Ansonsten bleibt alles beim Alten, was im Falle des immer noch spannenden Karrieremodus nur noch von Hermann Maier durchbrochen wird, den ihr sogar spielen könnt. Über das enorme Mittendrin-Feeling wurde ohnehin schon alles gesagt. Eine echte Enttäuschung stellt dieses Mal der deutsche Rennkommentar dar, der seine Spritzigkeit zur Gänze verloren hat. Statt kultiger Sprüche gibt es nur noch bemüht klingendes Gelaber über den ach so göttlichen Herminator. Was soll das denn? Dennoch ist die diesjährige Ausgabe wieder erste Wahl in Sachen Alpinskisport - und das nicht nur, weil es jetzt keine Alternative mehr gibt.

Pro

einfache Steuerung
zwei neue Disziplinen
neue Funktionen
motivierende Karriere
Hermann Maier und Bode Miller nachspielen
im Shop einkaufen
ansprechende 3D-Grafik
authentischer Sound
Hot-Seat-Modus

Kontra

kaum echte Neuerungen
nicht alle Original-Namen
Wetter spielt keine Rolle
lahmer Rennkommentar
Kommentare wiederholen sich
nervige Musik

Wertung

PC

Unterm Strich eine gelungene Mischung aus Ski Alpin und Ski Racing, mit Schwerpunkt auf dem RTL-Vorgänger.

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