Test: Legend: Hand of God (Rollenspiel)

von Mathias Oertel



Entwickler:
Publisher: dtp/Anaconda
Release:
12.10.2007
Spielinfo Bilder Videos
Dabei ist es beim ersten Mal in einer dunklen Höhle durchaus spannend und eine willkommene Abwechslung im Erzählrhythmus, wenn man mit ihr die dunklen Bereiche ausleuchtet. Doch sobald die Gegner dann wieder auf einen zustürmen, ist man wieder im alten Hack&Slay-Rhythmus.

Und als ob das noch nicht reichen würde, wird das Sprachtalent von Cosma Shiva Hagen in der Rolle der Lichtkeife fast vollständig verschwendet: Die mit enormen Druck auf kindlich getrimmten Singsang-Kommentare wie "Schau mal! Die Kappe sieht ja toll aus! Die steht dir bestimmt gut!" oder "Wow! Denen hast du es aber gezeigt!" oder (mein Favorit) "Hier geht´s zur nördlichen Ebene! Naja, was soll auch sonst im Norden sein?" stehen in einem absoluten Gegensatz zum ansonsten erwachsen gehaltenen Abenteuer.
Abhängig von Waffe und Gegner werden neue Animationen abgespult. Als Spieler hat man darauf aber keinen Einfluss...
Denn sobald es an die Kämpfe geht, dreht Legend auf: Okay, die Angriffsschreie der Gegner wiederholen sich sehr schnell, doch das knochenbrechende "Kronk", wenn mein Zweihand-Hammer mit dem Unterkiefer eines Goblins (wieso eigentlich schon wieder der Griff in die Klischee-Gegner-Schublade?) Bekanntschaft macht, ist auch nach dem x-ten Hören markerschütternd.
Und sowohl diese Akustik als auch die Ausschüttung an roter Flüssigkeit, die für ein erwachsenes Spiel sprechen, stehen in krassem Gegensatz zu der Kindergarten-Leuchtmücke, die sich euch anschließt.
Hier wurde allzu deutlich der Kniefall vor dem "Casual"-Publikum gemacht, der ja nach Ansicht des Producers nicht durch erwachsene Unterhaltung überzeugt werden muss, sondern durch Eingängigkeit und vermeintlich schnelle Identifaktion.

Kampfsystem für Einsteiger

Anders lässt sich auch nicht das auf Dauer sehr spröde Kampfsystem erklären: So einfach und so zugänglich wie möglich, ohne großartig zu fordern. Ihr klickt einen Gegner an, haltet die Maustaste gedrückt und werft bei Bedarf über die Leertaste einen Heiltrank ein bzw. aktiviert eine der Spezialattacken oder Zauber. Viel einfacher geht´s kaum - das ist gut. Dass allerdings nur bei sporadisch erhöhtem gleichzeitigem Gegneraufkommen der Hauch einer Anforderung aufkommt ist schlecht und hat mich das letzte Mal vor Urzeiten bei Brotherhood of Steel auf Konsolen zur Weißglut getrieben. So schlimm wie damals, als ich einen Bosskampf fast ohne auf den Bildschirm zu schauen, erledigen konnte, ist es zwar nicht, doch Spannung kommt bei den Auseinandersetzungen nur im allerseltensten Fall auf. 

Fein raus

So enttäuschend das Abspulen bekannter Mechanismen inhaltlich ist, so beeindruckend ist die technische Umsetzung. Die Welt Aris wirkt in sich sehr stimmig, bietet Wüsten ebenso an wie Schneegebiete oder Heide (samt entsprechendem Kraut). Da dürfen die Figuren natürlich nicht zurückstehen. Zwar findet man mit Goblins, Wildebern, Minotauren , Riesenkäfern etc. hauptsächlich die üblichen Verdächtigen, doch die Animationen können sich durch die Bank sehen lassen.
Leider ist die Lichtelfe (unten rechts) nicht mehr als ein sprechender Cursor mit Ausleuchtfunktion - und nervig noch dazu!
Besonders der Held, der je nach ausgerüsteter Waffe und Größe des Gegners eine andere Bewegung abspult, lässt die Kämpfe dynamischer erscheinen, als sie eigentlich sind, da ich als Spieler keinerlei Einfluss auf die Animation habe, die jetzt aus der Bibliothek geholt wird. Dennoch kann man die Kulisse im Allgemeinen und die Bewegungsabläufe im Besonderen nur als gelungen bezeichnen.

Gleiches gilt für den Soundtrack, der mit teils tragenden, teils pompösen Kompositionen immer wieder Bilder einschlägiger Filme ins Gedächtnis ruft. Wenn Master Creating es jetzt noch geschafft hätte, diese stimmigen Melodien dynamisch mit dem Spielgeschehen zu verknüpfen anstatt nur eine Playlist abzuspulen, wäre die Begeisterung noch größer ausgefallen.

Doch jeglicher Versuch, sich über die Technik ins Spiel zu finden und angesichts von Animationspomp und Akustiktrara über inhaltliche Schwächen hinwegzusehen scheitert spätestens in dem Moment, in dem sich Legend - Hand of God vollkommen unmotiviert mit einer Fehlermeldung auf den Desktop verabschiedet. Die Abstürze ließen sich in den meisten Fällen replizieren und hängen mit der Autoaufnahme-Funktion der auf dem Boden liegenden Gegenstände zusammen. Was wiederum die Frage nach einer funktionierenden Qualitätssicherung unbeantwortet lässt.
In anderen Momenten verabschiedet sich Targon jedoch ohne erkennbaren Zusammenhang und lässt daher nicht nur spielerisch Wünsche offen...    

Kommentare

iface schrieb am
hab jetzt die demo angespielt und das spiel ist nichts besonderes - ich würds keinem empfehlen. aus zwei gründen:
- ersten ist die kamersicht total beknackt. im prinzip war alleine deswegen kein spielen möglich
- nur zwei slots die man mit sprüchen belegen kann? total bescheuert und auch nervig
- abstürze, womit man einen teil nochmal spielen muss
hab mir überlegt, das game für ein paar wenige euros von ebay zu kaufen - aber das ist mir nicht wert. schade. hät mich auf ein diablo-like game gefreut.
d3mon schrieb am
wieso wird ein spiel automatisch als schlecht eingestuft, nur weil es nichts neues ausprobiert, sondern sich 100%ig an alte regeln hält?
außerdem ist inovativ auch nicht gleich gut, oder?
johndoe717303 schrieb am
Kann es sein das es sich bei der Lichtelfe um Cosma Shiva Hagen handelt? Zu mindestens würde das das verblüffend ähnliche Gesicht und die Synchro von ihr erklären^^ Und warum steht davon nichts im Test? ;-)
MfG
Greg
Schaeffi schrieb am
Wer den Bonus nicht braucht: Legend gibts inzwischen auch bei Metaboli bzw. der T-Com Gamesflat...
Game&Pride schrieb am
Ich glaub ich kauf mir das Spiel trozdem mal, bin irgendwie total gespannt darauf. Finde die special-Edition ziemlich cool, da ist ordentlich Sammlerzeug drin. Auf soetwas stehe ich ja ;-)
Bild
schrieb am