Switchfire08.03.2007, Jan Wöbbeking
Switchfire

Im Test:

Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle – das ist nicht nur der Titel eines Italo-Kloppers, sondern auch die detaillierte Inhaltsbeschreibung zum Amiga-Klassiker SVIW. Das Wühlen in der Diskettenbox hat bei ein paar deutschen Entwicklern offenbar nostalgische Gefühle hervorgerufen und sie zum Erschaffen eines inoffiziellen Nachfolgers animiert. Macht es immer noch so viel Spaß, mit Heli und Buggy Kanonenfutter zu verheizen?

Bang Boom Bang

Wenn ich den Namen SWIV höre, denke ich an nicht enden wollende Gegnermassen. An den dicksten Laser der Computerspielgeschichte. Und an Explosionen, die zuerst das Trommelfell und dann die Lautsprechermembran zum Platzen bringen.

Auf See steigt der Buggy-Fahrer in ein Boot um. Doch auch das bringt nicht mehr Tiefgang ins Spiel.
Bereits der Vorgänger machte mich 1989 zum sabbernden Amiga-Junkie, der vom guten alten C64 nichts mehr wissen wollte. Schön, dass ich jetzt das inoffizielles Remake testen darf. Ich bin immer für einen netten Budget-Shooter zu haben, so schlimm kann es nicht geworden sein. Denkste. Bereits im Hauptmenü geht der Ärger los. Wie anno dunnemals dürfen sich zwei Freunde sich vor die Mattscheibe hocken und kooperativ ballern. Der erste steuert den Heli, der zweite nimmt im Jeep platz. So weit, so gut, aber warum darf in einem Stück Software der heutigen Zeit nur einer der beiden Spieler ein Gamepad benutzen? Der andere Teilnehmer muss sich die Finger auf der Tastatur verrenken.

Egal, rein ins Spiel, lassen wir es krachen. Aber was ist das? Sobald  ein paar Gegner auf der Bildfläche erscheinen, zuckelt das Spiel wie in Zeitlupe über den Bildschirm. Okay, also nichts wie rein ins Konfigurationsmenü. Doch sogar mit minimalen Einstellungen leidet die Spielgeschwindigkeit immer noch unter Framerateneinbrüchen. Dank fettem Streaming-Stocken bleibt das Bild außerdem gerne mal mitten in der Action stehen. Sowas gab es in der guten alten Amiga-Zeit nicht! Außerdem ließen sich die Fahrzeuge damals elegant durch die Schussalven der Gegnerschar hindurchmanövrieren. Im Remake reagiert vor allem der Heli reichlich träge. Das ist zwar realistischer, macht aber weniger Spaß, als eine exakte Digitalsteuerung. Der einzige Lichtblick sind die zwei Feuermodi, denen das Spiel seinen Namen zu verdanken hat. Mit beiden Fahrzeugen schießt ihr je nach gedrücktem Feuerknopf auf Gegner am Boden oder in der Luft. Je schneller ihr mit dem Heli Gas gebt, desto dichter schlagen die Luft-zu-Boden-Geschosse vor euch auf dem Boden ein. Diese Technik ist ungewohnt, lässt sich aber mit etwas Übung einigermaßen beherrschen. Außerdem haben die Entwickler sich den Looping aus Banshee, einem anderen Amiga-Klassiker, ausgeliehen. Während ihr das Flugkunststück vollführt, können euch die Gegner kein Haar krümmen.

...und täglich grüßt das Murmeltier

Den Zwischenboss mit vier Rotoren hat die feindliche Streitmacht im Zwölferpack gekauft.
Trotz der innovativen Baller-Technik bleibt Switchfire (ab 1,90€ bei kaufen) weitestgehend spaßbefreite Zone. Daran ist nicht zuletzt das uninspirierte Leveldesign Schuld. Eure Missionen führen euch zwar über unterschiedliches Terrain wie eine Wüste, eine lange Brücke, und ein Großstadtghetto. An einer Stelle dürft ihr sogar ein Kernkraftwerk zerlegen - einer der wenigen spaßigen Momente im Spiel. Lasst eurer Bosheit freien Lauf und ballert so lang auf den Reaktorkomplex ein, bis er in einem gewaltigen Supergau in die Luft geht und daraufhin die komplette Umgebung verstrahlt. Trotz dieser Szenario-Vielfalt wirkt das Leveldesign aber wie lieblos im Editor zusammengeschustert. Unter euren Widersachern befinden sich zwar durchaus ein paar nette Kreationen, wie der schwebende Luftkissenboss mit vier seitlichen Rotoren und ein Riesenpanzer, der wie in der guten alten Zeit über und über mit Kanonen bestückt ist. Doch dank exzessivem Gegner-Recycling werden auch diese Metallmonster spätestens dann langweilig, wenn ihr sie zum vierten mal in ihre Einzelteile zerlegt habt. Da können auch die netten grafischen Effekte und kleinen Details wie Rauchschweife hinter den Geschossen nichts an der Langeweile ändern.    

Fazit

"I feel shitty" - besser als der Abspann-Song der Band Texasmod könnte ich es auch nicht ausdrücken. Wenn ihr mal wieder richtig oldschoolig ballern wollt, dann lasst die Finger von diesem Spiel. Es sei denn ihr steht auf Ruckelorgien mit einschläferndem Leveldesign und Valium-Steuerung. Holt lieber mal wieder den Amiga aus dem Keller und füttert ihn mit dem Original-SWIV. Oder ladet euch die gelungene Budget-Ballerei Assault Heroes auf Xbox Live Arcade herunter. Oder macht halt irgendetwas anderes, aber, ich flehe euch an, steckt kein Geld in dieses Machwerk. Sonst schiebt Frogster Interactive womöglich noch einen Nachfolger hinterher und ich darf den Murks dann testen.

Pro

<P>
Jeep und Heli ergänzen sich+&nbsp;innovatives Waffensystem</P>

Kontra

<P>
arge Slowdowns
häufige Streaming-Ruckler
träge Steuerung
Leveldesign zum Einschlafen
Gegner wiederholen sich ständig
nur ein Spieler darf mit Joypad ballern</P>

Wertung

PC

Rundum misslungenes Remake der Amiga-Ballerina SWIV.

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