Space Empires 528.08.2007, Bodo Naser
Space Empires 5

Im Test:

Nach dem Bug-Debakel von Master of Orion 3 versöhnte das überraschend gelungene Galactic Civilizations 2 die Fans wieder mit der rundenbasierten Weltraumstrategie. Jetzt schickt sich das bei Empire Interactive erstmals auf Deutsch erschienene Space Empires V an, den Thron des Alienherrschers zu erobern. Warum das misslingt, erklären wir im Test.

Imperium ohne Komfort

Zugegeben - komplexe Runden-Strategiespiele sind immer etwas unübersichtlich. Auf viele wirken sie auch deshalb abschreckend, weil sie einen mit staubtrockenen Statistiken, Untermenüs und Buttons beinahe erschlagen.

Zu Beginn ist alles noch einfach zu managen, später wird's dann total unübersichtlich.
Bei Europa Universalis 3, Galactic Civilizations 2 oder Civ hielt sich das in Grenzen, so dass Spielspaß nicht groß gemindert wurde. Space Empires V ist auch verwirrend, wobei es aber nicht bei der üblichen Unübersichtlichkeit bleibt. Mit steigernder Spieldauer wird es nahezu unmöglich, all die Planeten, Bauoptionen und Schiffe noch sinnvoll zu verwalten. Und das, obwohl ihr sogar einen Teil der Regierung der KI überlassen könnt.

Das liegt auch daran, dass bestimmte Funktionen schlicht viel zu umständlich sind. Das Bewegen der Raumschiffe etwa, die sich nicht einfach per Mausklick durchs in Sektoren aufgeteilte All dirigieren lassen. Hier braucht ihr immer noch ein zusätzliches Menü bzw. einen Button. Wer im virtuellen Raum auf einen Planeten klickt, gelangt nicht wie sonst üblich direkt in dessen Baumenü; auch dazu ist ein weiterer Button nötig. Auch die Menüs für Produktion könnten komfortabler sein, da sie zwar über allerhand Filter aber nicht über eine zentrale Ansicht verfügen, was gerade wo gebaut wird. Immerhin zeigt euch eine Anzeige am Rundenende, welche Schiffe noch ziehen müssen. Direkt zu ihnen wechseln, geht aber wieder nicht.

Nix Neues bei den Spocks

Ansonsten findet sich bei Space Empires V alles, was ein solches Strategiespiel ausmacht. Ihr könnt euch eine Rasse aussuchen und mir ihr dann ein intergalaktisches Reich schmieden. Ganz wie ihr es von vergleichbaren Epen kennt, könnt ihr die Geschicke des Volkes in den Belangen Schiffkonstruktion, Produktion, Forschung, Spionage, Diplomatie und Militär lenken. Leider jedoch auch ohne jegliche Überraschung, denn Neues sucht ihr vergebens. Selbst der fast zu große Forschungsbaum beinhaltet nur Technologien, die ihr schon mal irgendwo bei Civ, Alpha Centauri und Co. erforscht habt.

Zwar gibt es jede Menge verrückter Aliens von insektenartigen Schwarmwesen über fiese Eisschlangen bis hin zu friedlichen Händlern, die ihr spielen könnt, aber die 14 Völker unterscheiden sich kaum. Es ist zwar so, dass ihr zu Beginn nur die Planeten besiedeln könnt, die atmosphärisch eurem Heimatplanet entsprechen. Aber schnell habt ihr die Kolonisierung anderer Sterne erforscht, so dass es keinen Unterschied macht, ob ihr nun E.T. oder einen Erdling mimt. Ihr könnt euch allerdings auch eine eigene Rasse kreieren, bei der ihr dann Biologie, Gesellschaft und Regierung selbst festlegt.

Wo sind die Aliens?

Überhaupt gestaltet sich der Aufbau des eigenen Sternenimperiums trotz Schnellstartfunktion mehr als zäh. Bis der erste Kontakt mit anderen Außerirdischen hergestellt ist, dauert es schon eine ganze Weile. Als gäbe es keine Feinde, entdeckt ihr

Ihr kolonisiert einen Planeten nach dem anderen, der wenig beeindruckende "erste Kontakt" bleibt aber lange aus.
ein System nach dem anderen, kolonisiert heftig und baut alles voll, da der Platz auf den Raumkörpern recht begrenzt ist. Euer Reich dümpelt so vor sich hin, ohne dass es wirklich vorwärts gehen würde. Irgendwie kommt ihr euch vor, als hätte jemand die Handbremse gezogen. Bei Galactic Civ 2 ging das schon etwas schneller, auch weil das All nicht so endlos war. Wo sind nur die Anderen hin? Etwa geflüchtet, weil alles so lange dauerte?

Als ihr dann nach ein paar Stunden auf sie trefft, läuft alles recht unspektakulär ab. Obwohl das der wichtigste Moment in der langen Geschichte der Menschheit (oder wem auch immer) ist, gibt es nicht mal ein Filmchen. Immerhin sind die diplomatischen Möglichkeiten beachtlich, wenn auch wieder ziemlich unübersichtlich geraten. Kein außenpolitischer Wunsch bleibt unerfüllt, denn hier könnt ihr Verträge zu fast allen Gelegenheiten schließen. Ob der simple Austausch von Technologien, ein Handelsabkommen oder eine ausgefeilte Allianz, alles an Bord vorausgesetzt ihr habt Geduld und Spucke. Auch hier wird man jedoch den Eindruck nicht los, das alles schon mal wo gesehen zu haben. Leider verhindert ein Bug derzeit, dass die KI Verträge annehmen kann.  

              

Technologie und Konstruktion

Auch bei der Forschung gibt in punkto Umfang wenig auszusetzen, denn das Spiel protzt mit einer nahezu unendlichen Fülle an Erfindungen. Wie bereits angesprochen, sind sie nicht sonderlich neu, 

Die Forschung bietet auch nichts Neues, außer dass ihr euren Etat auf die einzelnen Erfindungen verteilen könnt.
überraschend oder gar abwechslungsreich. Aber es gibt viele aus unterschiedlichen Bereichen wie Theorie, angewandte Technik, Militär oder Kultur. Bevor ihr praktische Erfindungen machen könnt, müsst ihr erst einmal die zugrundliegende Theorie erforschen. Wenn ihr also neue Waffen wollt, müsst ihr zunächst die Militärwissenschaft erforschen. Ihr habt einen Forschungsetat, der aus eurem Labors stammt und den ihr prozentual auf die zu erforschenden Technologien verteilt.

Was dabei erforscht wird, geht praktischerweise direkt an die Konstrukteure weiter, sprich an euch, der ihr die Raumschiffe selbst entwerft. Das ist noch der einfachste Part im Spiel, denn ihr braucht nur einen Rumpf, ein paar Komponenten und los geht's. Ihr müsst eigentlich nur auf die Zuladung achten, damit das Ding auch abhebt. Jedes Schiff braucht grundlegende Sachen wie Brücke, Lebenserhaltungssystem und Kajüten. So entstehen Erkundungsschiffe, Zerstörer, Schlachtkähne und Kolonieschiffe. Als Gag könnt ihr die neuen Kreuzer testen, indem ihr sie in eine virtuelle Arena schickt. Darüber hinaus gibt es auch noch Satelliten und Raumstationen. Ältere Entwürfe lassen sich übrigens problemlos mit neuen Teilen aufwerten.

Unansehnliche Kämpfe

Trefft ihr auf einen Feind, kommt es zur unspektakulär inszenierten Raumschlacht zwischen den Schiffen, die sich auch in Flotten einteilen lassen. Hier gibt es zwei Modi: Den strategischen und taktischen. Beim ersten habt ihr wenig zu tun, überlasst der KI die exakte Gefechtsführung und gebt nur grob die Marschrichtung vor. Dann seid ihr zum Zuschauen verdammt, was öfters zur Geduldsprobe wird. Aus unerfindlichen Gründen lassen die Computer schon mal einen Gegner am Leben, obwohl er kaum noch Lebenspunkte besitzt. Die KI verhält sich öfters derart harmlos.

Da steuert ihr die in Echtzeit laufende Schlacht doch lieber selbst, was wiederum etwas umständlich geraten ist. Die Bedienung ist ganz ähnlich wie auf der in Hexfelder eingeteilten Weltraumkarte, so dass ihr wenigstens schon wisst, wie das Schiff sich bewegt. Hier gibt es verschiedene Arten des Schadens, je nach Waffenart, Technologiestufe und Feuerrate. Fällt euch gar nichts mehr ein, könnt einen Feind auch rammen, wobei auch ihr Schaden erleidet. Wenn ihr ein Schiff nicht zerstört, könnt ihr eine Besatzung rüberschicken, um es zu übernehmen. In den Kämpfe ist meist die bessere Waffentechnik oder die Größe des Schiffs entscheidend und weniger ein ausgefuchstes Vorgehen.

Multiplayer & Kulisse

Hauptmanko bei Galactic Civilizations 2 war, dass es keinen Multiplayer gab, was für viele ein Grund war, es links liegen zu lassen. Denselben Fehler macht Space Empires V zum Glück nicht, denn es ist sowohl an einem Rechner als auch im LAN

Der Weltraum war auch schon mal schöner, plastischer und realistischer. Hier gibt's nur 2D-Mageroptik, die allerdings den Rechner schont.
spielbar. 14 Spieler können sich hier gleichzeitig im All tummeln. Die Macher haben sogar so weit gedacht, dass sie einen Modus, bei dem ihr simultan zieht, und einen rundenbasierten anbieten. Angesichts der oft umfangreichen Züge ist das auch angebraucht, damit die Mitspieler nicht einschlafen, wenn der andere seinen Zug macht.

Äußerlich macht Star Empires V leider alles andere als eine gute Figur, denn optisch wirkt das Spiel etwas billig. Schmucklos ist der Ausdruck, den die Menüs verdient haben, die selbst Grafikpuristen zum Weinen bringen. Hinzu kommt, dass der Weltraum eigentlich 2D ist, denn alles spielt sich in einer Ebene ab. Scrollen ist zwar möglich aber ohne große Wirkung, aber immerhin könnt ihr um eure Sonne rotieren. Ohne Zier sind auch die ganzen Anomalien wie Nebel, Gesteinshaufen und Wurmlöcher, durch die ihr in den nächsten Sektor reist. Leider gibt es überhaupt keine Filme, die das langatmige Spiel auflockern könnten. Auch hier wird der Unterschied zu Galactic Civ 2 deutlich, das beinahe jede Aktion mit einem kurzen Video belohnte.

Auf der anderen Seite führt die Magergrafik dazu, dass es auf einem Pentium 3 mit 128 MB RAM und einer Grafikkarte mit 32 MB bereits läuft. Da wird sich manch einer mit älterem Rechner freuen.

       

Fazit

Hier hätten sich die Macher von Space Empires V mehr einfallen lassen müssen! Mit deren Ideenreichtum ist es aber anscheinend nicht weit her, wie das völlig konservative Spielprinzip zeigt. Egal ob man die Bauten auf den Planeten, die Konstruktion der Raumschiffe oder die technischen Erfindungen nimmt - alles ist schon mal so oder so ähnlich da gewesen. Allein jemand, der noch nie ein solches Spiel gespielt hat, könnte darüber noch erstaunt sein. Jedoch gibt es nichts, das überrascht, mitreißt oder gar für länger fesselt. Die Steuerung ist wenig durchdacht und Space Empires V ist auch viel zu kompliziert, um groß Spaß zu machen, da es einen mit seiner Detailfülle fast erschlägt. Hier offenbaren sich aber auch Stärken, da es wirklich viel zu lesen, einzustellen und zu erforschen gibt. Andererseits: Was nutzen all die abgefahrenen Aliens, wenn sie sich alle gleich spielen? Die Raumschlachten laufen ohne große Finesse ab und sind auch optisch wenig beeindruckend. Immerhin bietet es endlich einen Multiplayer-Modus. Unterm Strich ist dieses Spiel deutlich schlechter als Galactic Civilizations 2.

Pro

komplexe Runden-Strategie
umfangreiche Schiffsentwürfe
viele Forschungsoptionen
detailreiche Diplomatie

Kontra

<P>
keine echte Neuerungen
zäher Verlauf
mit der Zeit unübersichtlich
kaum Unterschiede zwischen den Rassen
oft harmlose KI
Diplomatie-Bug</P>

Wertung

PC

Die schmucklose Weltraumsim bietet wenig Innovatives und kommt nicht an Galactic Civ 2 ran.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.