Company of Heroes: Opposing Fronts08.10.2007, Marcel Kleffmann
Company of Heroes: Opposing Fronts

Im Test:

Packend. Explosiv. Taktisch. Dieses Schlagworttrio beschrieb Company of Heroes aus dem letzten Jahr bestens. Die dynamischen und fordernden Schlachten krankten zwar an Kleinigkeiten, konnten jedoch im Multiplayer-Modus nach einigen Balance-Patches vollauf überzeugen. Jetzt schickt sich die ohne Vorversion spielbare Erweiterung Opposing Fronts an, die Echtzeit-Taktik aufzufrischen. Gelingt das Vorhaben?

Wieder an der Front

Da es sich um ein "Stand Alone Add-On" handelt, wird das Hauptprogramm zwar nicht benötigt, aber wenn ihr Company of Heroes  besitzt, werden die beiden alten Fraktionen "Wehrmacht" und "US-Armee" zusätzlich freigeschaltet. Ansonsten dreht sich in "Opposing Fronts" alles um die beiden neuen Streithähne, sprich "Britische Armee" und "Panzer Elite", die im Gegensatz zu Company of Heroes jeweils eine eigene Kampagne haben.

Die Wettereffekte (oder auch Tageszeiten) haben keinerlei Einfluss auf die Schlachten, sehen dafür aber sehr schick aus.

Beide Fraktionen legen erfreulicherweise unterschiedliche Kampftaktiken bzw. Ausrichtungen an den Tag und lassen sich aufgrund dieser Spezialisierungen nicht ganz so leicht kommandieren wie die Ursprungsparteien. Bis man alle Fähigkeiten und Mikro-Management-Features (besonders bei der Panzer Elite) durchblickt und die daraus resultierenden Taktiken geschmiedet hat, dauert es länger und das kann zwischendurch mit der ein oder anderen Niederlage enden. Schließlich sind beide Feldzüge kniffliger und anspruchsvoller als beim bekannten amerikanischen Pendant. An manchen Stellen überwiegt die Hektik sogar den taktischen Anspruch - schade!

Die Briten

Trotz des gehobenen Actionanteils und den schnell nötig werdenden Entscheidungen im Schlachtalltag gehören die Briten zur "Turtle"-Fraktion und  sind Meister im Verschanzen, da sie schlagkräftige Verteidigungsgeschütze errichten können -  das geht als Ausgleich ordentlich zur Last des Einheitenlimits sowie der Mobilität. Abseits der Verschanzungsmöglichkeiten kann das britische Hauptquartier abgebaut und an anderer

Die zerstörbare Kulisse mit detailliert zerfallenden Gebäuden hinterlässt selbst ein Jahr nach "Company of Heroes" einen klasse Eindruck.
Stelle wieder hochgezogen werden, was dazu führt, dass die Briten trotz kerniger Defensivwerte mobil sind. Frisch eingeflogen in die Reihen der Insulaner, und zwar aus dem Warhammer 40k-Universum, sind die Kommandanten, die Truppen im Umkreis mit einem Moral- oder Angriffs-Bonus verstärken. Verhältnismäßig schwach sind hingegen die Scharfschützen, die zu häufig verfehlen. In der Praxis sieht es so aus, dass sich die Briten bei einem Punkt verschanzen, diesen dann sichern und mit Artillerie oder den Royal Commando-Truppen, die man überall auf dem Schlachtfeld absetzen kann, den Weg zum nächsten Punkt frei räumen, um sich dort erneut zu verschanzen.

Rund um diese Stärken (und Schwächen) der Briten entwickelt sich die Kampagne, die in der Normandie beginnt und bis zur Befreiung der Stadt Caen (neun Missionen) führt. Zur Lösung der vielschichtigen Missionen mit allerhand Primär- und Sekundärzielen müsst ihr sowohl defensive als auch offensive Taktiken ausführen und manchmal den Gegner mit einem im Rücken aufgeschlagenen Camp überraschen. Ein Highlight ist hierbei der mehrteilige Flugplatz-Einsatz, der zuerst mit wenigen Einheiten infiltriert werden muss, euch dann die Verteidigung übergibt und mit dem obligatorischen Angriff endet. 

Panzer Elite -> Blitzkrieg

Wer jetzt denkt "Oh, dicke Panzer!" ist auf dem Holzweg. Der Name ist leicht irreführend, da es sich bei der Panzer Elite um eine wendige, motorisierte Infanterieeinheit der Wehrmacht handelt, u.a. mit Halbkettenfahrzeugen (von denen die Infanterie schießen kann), Unterstützungsfahrzeugen und abgerundet durch Panzer wie den Jagdpanther oder Hetzer. Kurz gesagt, die zweite Partei ist auf schnelle, effektive, überfallartige Angriffe spezialisiert, ganz ohne Bunkerbefestigungen. Und 

Das Thema "Luftunterstützung" hat sich erledigt.
da die Infanteristen über eine Reparatur-Fähigkeit verfügen, könnt bzw. müsst ihr erfahrene Einheiten (Angriffs- oder Verteidigungsbonus) wieder in Schuss bringen, denn ohne aufgewertete Truppen geht die Attacke meist in die Hose, schließlich halten die leichten Fahrzeuge kaum Beschuss aus - auch der Computergegner nutzt die Reparatur-Option. Deshalb ist mehr truppenorientiertes Mikro- und Taktik-Management angesagt und trotz des Namens wird die Panzer Elite erstaunlich  infanterieorientiert gespielt. Warum? Weil die mit einer von drei Waffen aufrüstbaren Panzergrenadiere in Kombination mit Sturmgeschützen und leichten Fahrzeugen wahrhaft schlagkräftig sind und die britischen Scharfschützen zu häufig verfehlen.

Somit steht die Panzer Elite fast im totalen Gegensatz zu den ebenfalls mobilen, aber in der Frühphase nicht ganz so schlagfertigen Briten. Der Panzer Elite-Feldzug (acht Missionen) findet vor dem Hintergrund der "Operation Market Garden" statt und umfasst zuerst einige defensiv angehauchte Einsätze, bevor ihr in das feindliche Gelände vorstoßt, um eine der letzten Brücken zu sichern. Im Gegensatz zu den Briten ist der Feldzug leichter, da man mit genügend (aufgewerteten) Panzern die feindlichen Stellungen überrennen kann, was den Briten nicht vergönnt ist. Einiges an Potenzial hat Relic allerdings bei der Brudergeschichte der Panzer Elite verschossen, da trotz tragischer Ereignisse, die Protagonisten irgendwie blass und gefühllos unlebendig wirken. Scheinbar wollten die

Operation Market-Garden war der Codename für eine gescheiterte Luft-Boden-Operation der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Sie fand zwischen dem 17. und dem 27. September 1944 in den niederländischen Provinzen Nordbrabant und Gelderland (und im äußerst geringen Umfang am Niederrhein (Deutschland)) statt und hatte das Ziel, den deutschen Westwall zu umgehen und den englischen und amerikanischen Truppen einen raschen Vorstoß ins Deutsche Reich zu ermöglichen.

Quelle: Wikipedia Entwickler die Wehrmacht nicht verherrlicht darstellen, aber zumindest in der Brudergeschichte wäre - ohne irgendetwas verraten zu wollen - sicher Platz für mehr erzählerische Freiheit gewesen.

Jede der zwei Parteien kann sich in eine von drei Doktrinen spezialisieren. So können die Briten schon mal einen Lufttransportflugzeug beladen mit Einheiten mitten im Gelände landen lassen (spektakulär) oder die durchschlagskräftige mobile Artillerie "Priest" auf das Schlachtfeld beordern, während die Panzer Elite strategische Punkte hinterhältig verminen kann oder Wirbelwind-Flakpanzer, die Henschel Hs 129 oder Fallschirmjäger ins Gefecht schickt. Positiv im Vergleich zum Hauptprogramm fällt die Wegfindung der Truppen und insbesondere Fahrzeuge auf, da die Einheiten mit komplexeren Routen besser klarkommen; gelegentliche KI-Totalaussetzer sind trotzdem zu beobachten.

 

Download: Patch v2.101 (deu.) (114 MB)

Stream: Einheiten

Stream: Entwickler-Vorstellung 1Multiplayer = unausgereift

Obwohl Company of Heroes gerade im Multiplayer-Modus für rasante spannende Schlachten sorgte, tritt das Add-On auf der Stelle und wiederholt Fehler des Hauptprogrammes. Abgesehen davon, dass die vorab angekündigten arrangierten Team-Matches und der Beobachtermodus fehlen, gibt es keinen weiteren Spielmodus, nur neue Karten. Konnektivitätslücken, Multiplayer-Lags, Verbindungsabbrüche und Probleme mit der Balance sind außerdem nicht von der Hand zu weisen, insbesondere wenn die neuen Fraktionen gegen die alten Vertreter antreten, geht die Ausgewogenheit flöten. Wenn es wie bei Company of Heroes läuft, werden sich die Entwickler innerhalb der nächsten Monate um eine bessere Balance bemühen - solche zukünftigen Pläne können wir nicht in den Test mit einfließen lassen. Es zählt einzig und allein die Verkaufsversion, die man übrigens online registrieren muss (Relic Online Account), selbst wenn man nur die Einzelspieler-Kampagne spielen will.

Fazit

Company of Heroes: Opposing Fronts ist ein gutes Add-On und bezieht seine Faszination aus den beiden neuen, unterschiedlich ausgerichteten Fraktionen. Deren Einstiegsphase nimmt allerdings mehr Zeit in Anspruch und sowohl Panzergrenadiere als auch Scharfschützen lassen in Sachen Balance zu wünschen übrig. Abseits der Parteien gibt es kaum Neues von der Front zu berichten, nur dass es jetzt zwei Kampagnen gibt. In beiden Feldzügen absolviert ihr wuchtig inszenierte und abwechslungsreiche Einsätze, wobei es allerdings beim erzählerischen Hintergrund der Panzer Elite hapert – da wäre mehr möglich gewesen. An der Präsentation ist hingegen nichts auszusetzen, die Schlachtfelder werden beeindruckend zerstört und die Wettereffekte sorgen für mehr Atmosphäre - bleiben jedoch ohne echten Einfluss. In den Gefechten stört mich die wesentlich häufiger aufkeimende Hektik, die Taktik und Mikro-Management erschwert oder gar zunichte macht. Schade ist auch, dass der Mehrspieler-Modus einen dermaßen unfertigen Eindruck macht. Abseits der neuen Karten hätte man sich zumindest einen neuen Spielmodus einfallen lassen können...

Pro

zwei unterschiedliche Parteien mit eigenen Kampagnen
sehr dichte Kriegsatmosphäre
abwechslungsreiche Missionen
packende Skript-Sequenzen
KI nutzt Schwachstellen
aggressive und defensive Kampftaktiken werden gefordert
klasse Städtekampf
dynamisches Truppenaufrüsten
erstklassige Kulisse, schöne Physik-Auswirkungen
Grundgerüst für packende Multiplayerduelle

Kontra

Kampagnen-Story zu rudimentär, besonders bei der Panzer Elite wäre mehr möglich gewesen
Hektik statt Taktik in manchen Situationen
Neuerungen halten sich in Grenzen
gelegentliche KI-Aussetzer
Wettereffekte haben keinen Einfluss auf das Spiel
Steuerung hätte verbessert werden können
keine neuen Spielmodi im Multiplayer
Balanceprobleme
schwanke Spiel-Stabilität (nicht nur im Multiplayer)

Wertung

PC

Packende WW2-Schlachten mit zwei guten Fraktionen, sonst jedoch ohne Neuerungen.

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