Fury07.12.2007, Sebastian
Fury

Im Test:

Aus Australien kommen Koalabären, giftige Tiere mit vielen Beinen und seit neuestem auch ein Online-Rollenspiel oder ist es doch ein Online-Shooter? Fury nennt sich das MMO-Experiment von Auran Games und soll nichts weniger als "die Revolution im Genre" darstellen. Ob sich die Entwickler von Down-Under eventuell ein wenig übernommen haben oder ob das Spiel wirklich so furios wie sein Name ist, klärt der Test.

Alles ist irgendwie anders, oder nicht?

Um es vorweg zu nehmen: Fury ist gewöhnungsbedürftig. Und eigentlich ist alles auf den ersten Blick wenig furios, sondern hinlänglich bekannt, nur dann in der Mischung doch nicht so ganz. Aber fangen wir mal hintenrum an: Was ist Fury nicht? Fury ist kein MMORGP im Sinne eines Everquest 2 oder Warhammer Online, es ist aber auch kein reines FPS wie UT3 oder CoD4. Am ehesten kann man Fury mit Guild Wars vergleichen, wenn man Geschichte, Stufen und den PvE-Teil weg lässt. Ansonsten dreht sich alles um Magie und Schwerter.

Das könnte auch ein klassischer "Shooter" sein - wären da nicht Schwerter, Magie und Rüstungen

Die Verwandtschaft zu den Shootern hat Fury dadurch, dass es nur und ausschließlich Gefechte Spieler gegen Spieler gibt - eine Einleitungsgeschichte gibt es zwar, aber die ist so fadenscheinig und unwichtig, dass man sie am besten gar nicht erst versucht zu verstehen. Es gibt keine Monster, sondern nur Kämpfe in verschiedenen Arenen und mit verschiedenen von Shootern bekannten Spielmodi: Deathmatch, Team Deathmatch oder Capture the Flag.

Wer braucht schon Individualität?

Mit den klassischen Rollenspielen hat Fury gemein, dass man zu Beginn einen leider mehr oder weniger stereotypen Charakter erstellt. Die Auswahl ist dabei so wenig umfangreich wie bei den meisten Asia-Grindern - hier merkt man wohl die Nähe von Australien zum asiatischen Kulturraum. Außerdem wird bereits hier die Bekanntschaft mit der "Bedienfreundlichkeit" des Spiels gemacht: Interface, Inventar und andere Menüs sind unübersichtlich und teils sehr verschachtelt.

Wer nun ein scharf getrenntes Klassen- oder Stufensystem erwartet, den wird Fury wieder überraschen: Es gibt so was nicht. Der eigene Charakter wird besser durch freispielbare Fähigkeiten, von denen es über 400 gibt. Zwar wird man sich am Anfang für einen Archetypen (Overlord, Destroyer, Healer, etc.) entscheiden, aber das ist eigentlich nur pro forma. Denn letzten Endes stehen jedem jederzeit alle Fähigkeiten zur Verfügung - sofern genug in den Kämpfen gewonnene Essenzen vorhanden sind, diese bei den Trainern zu erwerben. Daher ist die Zahl der Kombinationen von Fähigkeiten nahezu uneingeschränkt: Heiler der mit Feuerbällen um sich wirft oder ein Schwerter schwingender Magier sind kein Problem.

Warum wir kämpfen? Keine Ahnung, hauptsache immer feste druff ...

Immer feste druff

Diese Freiheit in der Zusammenstellung der Fähigkeiten (von denen 24 mit in ein Gefecht genommen werden können) ist leider schon wieder zu viel des Guten. Jeder Einsteiger wird erst einmal erschlagen von der unglaublichen Zahl an Möglichkeiten. Und wer auf gut Glück loslegen will, der darf erst einmal lange Texte lesen, Schadens- oder Boniwerte vergleichen und sich dabei über eine mittelmäßige Lokalisierung ärgern. Die Texte sind ja noch lesbar, aber die Stimmen der Sprecher würden selbst die Furien in die Flucht treiben.           

Da es - außer der Fähigkeitenflut - nichts gibt, was vom eigentlichen Sinn und Zweck des Spiels ablenkt, geht es in die nächste Kampfarena. Einfach einen War Master ansprechen und schon landet man in der Warteschleife und das Spiel sucht nach passenden Mitspielern. Meist dauert es nicht lange, da begrüßt einen der Ladebildschirm, den man leider oft und lange zu Gesicht bekommt und landet dann in der Arena. Ist die Vorbereitungszeit vorüber geht es los, ganz frei nach dem Motto: Wer schneller klickt, ist später tot.

Sieht im Standbild gut aus - im Spiel selber geht die Pracht in der Hektik unter...

Ladungen und andere Verwirrungen

Die Kämpfe sind schnell, chaotisch und gereichen an Action jedem Shooter zur Ehre, allerdings ist am Anfang an das überlegte Einsetzen von Fähigkeiten nicht zu denken. Gerade in den Deathmatch-Spielen ist geht es einfach nur darum, möglichst schnell möglichst viele Fähigkeiten hintereinander zu nutzen und dabei wie wild um den anvisierten Gegner zu hüpfen. Da das zehn Spieler in den recht kleinen Arenen gleichzeitig tun, ähnelt das Ganze einer völlig misslungenen Ballettaufführung. Taktisch geschicktes Aufsammeln von herumliegenden Powerups ist eher Zufall als Planung.

Jede Fähigkeit erstellt oder verbraucht eine oder mehrere Ladungen, von denen es vier Arten gibt. Jeweils zwei Arten von Ladungen können gleichzeitig gespeichert werden. Dabei widersprechen sich Feuer und Wasser auf der einen und Natur und Luft auf der anderen Seite. Zwar sind Fähigkeiten aller vier Typen anwendbar, aber wer Luftladungen bunkert und dann Naturfähigkeiten nutzt, der wird nur einen geschwächten Effekt erhalten. Ist ein Kampf vorbei, so gibt es noch Geld und zufällige Gegenstände, um die alle Teilnehmer des Kampfes würfeln dürfen. So verbessert sich langsam aber sicher die eigene Ausrüstung.

Es wäre alles so schön &

Die Umgebungen sehen wirklich gut aus und verbreiten sogar ein wenig Stimmung.

Da als Basis die UT3-Engine für Fury bereit stand, darf man getrost einige Erwartungen an die Präsentation stellen. Und diese werden auch erfüllt, aber leider nur teilweise: Die Städte sind schön konstruiert und atmosphärisch gelungen, aber eigentlich nur Abstellplatz für Händler, Trainer und Treffpunkte mit anderen Spielern. Wer es schafft, sich während der Kämpfe einmal die Arenen anzusehen, der wird feststellen, dass diese auch sehr ansehnlich sind - leider bleibt das im hektischen Gemetzel und hinter den aufsteigenden Zahlen für Schaden und Heilung meist verborgen. Bei den Charakteren allerdings gibt es wieder Abstriche zu machen: Diese wirken in den Bewegungen steif und oft hat man weniger das Gefühl zu laufen als zu gleiten. Wenn schon relativ wenig Monstertypen geboten werden, dann sollte man wenigstens bei den Animationen nicht sparen.     

Fazit

Fury ist ein gutes Beispiel dafür, wie derzeit das Schlagwort MMO missbraucht wird – in diesem Falle schafft sich Auran Games selber gleich eine neue Gattung: PvP MMO. Eigentlich ist Fury ein Ego-Shooter, allerdings mit Magie und Schwertern statt Gewehren und Granaten. Einzig das Freischalten von Fähigkeiten und das Verbessern der Ausrüstung unterscheidet das Spiel von Quake und Co. Fury zielt von der Ausrichtung eindeutig auf den Bereich des eSports, das zeigen auch die Community-Features wie Ligen, umfangreiche Statistiken – da hätte man sich das Deckmäntelchen des Rollenspiels eigentlich gleich sparen können. Vor allem da die Freischaltung der Fähigkeiten, ebenso wie Gold, im Fury Shop gegen harte Euros gekauft werden kann. Fury ist ein Spiel für zwischendurch oder für den Feierabend, wenn einem der zwanzigste CounterStrike-Klon langweilt. Aber knappe zehn Euro im Monat wäre mir das Spiel nicht wert.

Pro

<P>
schnelle actionreiche Kämpfe ...
schöne Arenen- und Umgebungsgrafik
viele Fähigkeiten ...</P>

Kontra

<P>
... aber für Skillumfang zu hektisch
schlechte und kleine Charakterauswahl
... aber für dein Einstieg zu viel
Figuren wirken hölzern
lieblose und überflüssige Story</P>

Wertung

PC

Ein neuartiger aber verwaschener Mix aus "Shooter", Rollenspiel ohne Story und wenig MMO

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