F.E.A.R. Mission Perseus27.11.2007, Paul Kautz
F.E.A.R. Mission Perseus

Im Test:

F.E.A.R. - vor zwei Jahren brillant, heute mindestens noch immer sehr gut. F.E.A.R. Extraction Point - letztes Jahr nicht übel, heute dezent langweilig. Und wie werden wir wohl in einem Jahr F.E.A.R. Mission Perseus (ab 56,96€ bei kaufen) beschreiben? Denn wenn es heute schon nicht viel mehr als »nett, aber veraltet« zu sagen gibt...

Das kennen wir doch...

Prinzipiell findet sich in Mission Perseus (MP) all das, was schon im Hauptprogramm toll war: Packende Gefechte, clevere KI, eine nach wie vor beeindruckend anzusehende Zeitlupe. Das Problem ist nur: Mehr auch nicht. Das selbständig laufende Add-On, wie auch schon Extraction Point von den TimeGate Studios entwickelt, gibt sich nicht mal Mühe vorzutäuschen, etwas anderes zu versuchen, als man mittlerweile zum dritten Mal vorgekaut bekommt. Und so prima das bei Kühen funktionieren mag, so fade ist der Geschmack auf der Zunge eines Shooter-Liebhabers.

»Hallo, mein Name ist Generischer Soldat. Sie haben mich schon tausend Mal gesehen und genauso oft erledigt. Ich stehe symptomatisch für das gesamte Design von Mission Perseus.«
Symptomatisch für die Lieblosigkeit der Entwicklung ist bereits der Einstieg: Nach einer kurzen Dialog-Sequenz zur Einstimmung baumelt ihr am Fallschirm und landet - in einem Kanal. Bei Nacht. Von dort aus geht es in mehr Kanäle. Dann zur Abwechslung in eine düstere Kanalisation, die sich mit schlecht beleuchteten Kanalisationsbüros abwechselt. Danach geht's in ein Parkhaus, in dem das Licht kaputt ist - usw. usf. F.E.A.R. musste sich ja bereits (zu Recht) die Kritik gefallen lassen, den Spieler durch recht unspektakuläre Büros zu schleusen. TimeGate hat es mit Bravour geschafft, noch ödere Locations zu finden, und das ausgerechnet für den Spielbeginn - erst etwa ab der Hälfte (sprich: nach drei Stunden) wird es interessanter. Nichtsdestotrotz erwarten den F.E.A.R.-Kenner keine Überraschungen; kein Wunder, spielt MP doch parallel zu den Geschehnissen des Hauptprogramms.

Ausgegruselt

Vor zwei Jahren konnte Monolith noch Maßstäbe setzen, mittlerweile ist MP ein wunderbares Beispiel dafür, wie schnell einst brillante Technik veralten kann, wenn man sie nur lang genug sich selbst überlässt: Die linearen Levels sind steril, die Figuren zwar gut animiert, aber im Vergleich zu aktuellen Shootern erschreckend leblos. Die Hardwareanforderungen sind zwar nicht mehr so fies wie noch vor zwei Jahren, aber dennoch empfiehlt sich der Griff zum kompetenten Rechner, ohne den die Action immer wieder ins Stocken gerät. Das liegt vor allem an den Effekten, die auch heute noch State-of-the-Art sind: Die Zeitlupe ist beeindruckend wie eh und je, die Gefechte zertrümmern die Umgebung auf herrlich krachende Art und Weise, Funken sprühen,

Bratz, Bratz: Die »Lichtbogenwaffe« räumt ordentlich unter den Feinden auf, ist aber ziemlich selten verfügbar.
Wände platzen - geht gut ab! Das kann man allerdings über das einst so wegweisende Grusel-Design leider nicht mehr sagen: Ui, da fallen Körper aus einem Tunnel. Ui, da huschen rote Augen vorbei. Ui, da erscheint eine unscharfe Alma vor mir. Ui, mal wieder ein dicker Gegner, der in Zeitlupe durch eine Tür bricht. Ui, kritzelige, nicht identifizierbare Funkübertragungen. Eine gute Idee wird nicht zwangsläufig besser, indem man sie 30 Mal wiederholt.

Immerhin kann sich die KI nach wie vor sehen lassen: Die Gegner rücken in gut arbeitenden Teams vor, nutzen Deckung und Flanken gut aus. Ein paar Neulinge (fieser Zombie und rasanter Söldner mit höllisch durchschlagender »VES«-Wumme) ergänzen den vorhandenen Kader gut, darüber hinaus könnt ihr ihnen mit einigen frischen Waffen an den Kragen: Das erwähnte VES-Gewehr, mit dem sich ein halber Level zerlegen lässt und die »P4-Lichtbogenwaffe«, ein fieser Elektroschocker, kristallisierten sich dabei als Favoriten heraus. Der Rest der Bewaffnung ist bekannt, neu ist allerdings, dass ihr mit einem Teil davon Gegner wie David Copperfield verschwinden lassen könnt - ein Bug sorgt dafür, dass direkte Treffer mit Schrot- oder Scharfschützengewehr gelegentlich nur noch leere Luft und herunterfallende Wummen hinterlassen. Was nichts mit den Kürzungen der deutschen Fassung zu tun hat - die bewegen sich im Rahmen der bereits bekannten Schnitte (kein Körperzerlegen mehr, weniger Blut). Ärgerlicher ist, dass ihr auf Gedeih und Verderb der größtenteils deutschen Sprachausgabe ausgeliefert seid, die zwar an sich nicht schlecht, aber viel zu leise ist: Selbst mit hochgekurbelter Lautstärke sind die Stimmen aus Funkgerät oder Anrufbeantworter kaum zu verstehen - die ohnehin nur angedeutete Story wird dadurch endgültig zum Mysterium.    

Fazit

Jep, so schnell kann's gehen: Was 2005 noch die Speerspitze des Technik war, ist bereits 2007 Schnee von gestern! Mission Perseus wirkt angesichts von Konkurrenten wie Call of Duty 4, TimeShift oder Crysis schlicht veraltet. Auch spielerisch tritt es auf der Stelle: Den TimeGate Studios ist nichts Neues eingefallen, den Schockeffekten fehlt der Biss, die Levels sind düster und trocken wie eh und je - da hat man sich zu sehr auf alte Zutaten verlassen. Das ist nicht per se negativ zu verstehen, auch Mission Perseus hat seine Glanzmomente - die Zeitlupengefechte sind nach wie vor auch und gerade aufgrund der fabelhaften KI packend inszeniert, die gelegentlichen Auftritte von Alma sind immer wieder für einen Erschrecker gut. Und die viel zu selten eingespielte Musik ist klasse! Nichtsdestotrotz gibt es gegenwärtig nur wenig Grund, zu dieser Packung zu greifen - gerade im letzten Monat sind zu viele zu gute Shooter veröffentlicht worden.

Pro

coole Zeitlupenfights
gute KI
realistische Physikengine
gute Musik

Kontra

wirkt mittlerweile stark angestaubt
sehr linear
generisches Leveldesign
dahintröpfelnde Story
sehr ähnliche Umgebungen
sehr leise Sprachausgabe

Wertung

PC

Es hat sich ausgeFEARt: Mission Perseus ist in jeder Hinsicht durchschnittlich.

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