Street Fighter 401.07.2009, Paul Kautz
Street Fighter 4

Im Test:

Vor knapp einem halben Jahr began die Phase der ausdauernden Schreie, Flüche und in Frust zerschmetterter Arcade-Sticks - nicht nur in den geweihten Hallen der 4Players-Redaktion, sondern weltweit. Denn Capcom veröffentlichte mit Street Fighter 4 (ab 3,00€ bei kaufen) einen der besten Prügler, den man derzeit für Geld auf seine 360 und PS3 hieven kann. Und ab dieser Woche auch auf dem PC.

Ich bin schöner als du!

Eine umfassende und detaillierte Beschreibung dessen, was euch in Street Fighter 4 erwartet, bekommt ihr im ausführlichen Test der Konsolenversion. Hier beschränken wir uns auf die Unterschiede

Street Fighter 4 sieht auf dem PC besser denn je aus: Figurendesign, Animationen, Mimik - alles erstklassig. Nur die drei Extrashader sind kaum der Rede wert.
und Besonderheiten in der PC-Version, die relativ schnell zusammengefasst sind: Es gibt einen Batzen frischer Grafikoptionen inkl. drei frischer Shader sowie standardmäßig eine in jeder Hinsicht völlig untaugliche Tastatursteuerung. Der Rest ist zum Konsolenoriginal absolut identisch.

Aber der Reihe nach: Spieler mit Rechnern der Mitteklasse aufwärts werden verzückt darüber sein, dass sie die Regler des Menüpunktes »PC-Einstellungen« komplett nach rechts schieben dürfen. Denn aller Grafikpracht zum Trotz verlangt Street Fighter 4 erschreckend wenig Ressourcen; sogar so wenig, dass noch genug Saft für volles Anti-Aliasing und anisotropisches Filtering übrig bleibt. Allerdings sollte man mit Ersterem vorsichtig sein: Zuviel davon, und das Spiel schaltet zwei Gänge zurück. Nein, es ruckelt nicht, sondern wird einfach langsamer - als würde man vom Doppelturbo-Modus in die normale Geschwindigkeit schalten. Aber das Game sieht auch ohne gerundete Pixeltreppen absolut fantastisch aus. In der Theorie der Entwickler auf dem PC dank dreier neuer Shader sogar besser als je zuvor, allerdings ist dieses Trio eine Mogelpackung: Egal ob »Tusche«, »Wasserfarben« oder »Poster« - das Ergebnis sieht in jedem Fall viel mehr nach andersfarbigem Dreck auf den Kämpferkörpern als nach einem echten grafischen Unterschied aus. Zum Herumexperimentieren ganz nett, spielerisch und optisch aber bedeutungslos. Das Spiel wurde übrigens für 16:9-Monitore optimiert: Zwar lässt sich ein 4:3- (und 16:10-)Modus aktivieren, aber das Interface bleibt in jedem Fall verzerrt.

Aufgepasst!

 Das Bundessehnenscheidungsministerium warnt: Spielen von Street Fighter 4 mit der Tastatur gefährdet Ihre Gesundheit! Einen »Kinderleicht«-Gegner, der  prinzipiell nur angehustet werden muss, um aus den Latschen zu kippen, kriegt man damit vielleicht noch hin. Aber niemals, niemals, nein, absolut niemals, darf man sich anmaßen, Street Fighter 4 richtig spielen zu wollen, wenn man keinen Arcade-Stick

Genießt diesen Anblick, ihr Tastaturspieler. Solche Manöver werdet ihr nie hinkriegen!
oder als kleineres Übel wenigstens ein gutes Gamepad im Haus zu haben! Es geht nicht, wirklich nicht. Mit Tastatur sind nur einfachste Hiebe und Kicks möglich, bereits ein simples Hadoken ist bestenfalls Resultat eines ungelenken Faustschlags auf die Tastatur. Tut euch das nicht an!

Um dem Zeitgeist zu entsprechen, erfordert auch Street Fighter 4 für den Online-Genuss ein Konto bei Microsofts Games for Windows LIVE-System. Das bringt nicht die von der 360 bekannten Achievements mit sich, sondern ist auch der einzige Weg, den Spielstand sowie erprügelte Erfolge zu sichern. Man hat die Möglichkeit, entweder ein schnelles Ranglisten- oder ein über mehrere Instanzen gehendes Championship-Spiel zu leisten, wobei man für beide Varianten auch selbst der Host sein kann. Was höchst empfehlenswert ist, denn der integrierte Browser lässt kaum Filtermöglichkeiten zu, was zwei Nachteile mit sich bringt: Erstens wird einem immer wieder eine zufällig scheinende Auswahl an potenziellen Gegnern vorgeschmissen. Zweitens bedeutet diese Auswahl nicht, dass auch ein Spiel zustande kommt. Ist man nicht selbst der Host, liegt die Erfolgschance bei etwa zehn Prozent - die meiste Zeit bekommt man Meldungen wie »Spiel ist voll«, »Spielen nicht möglich« oder »Verbindung zum Mitspieler verloren« zu lesen. Und selbst wenn ein Fight zustande kommt, hat man meist mit dem Lag Pech. Denn sitzt das Gegenüber nicht zufällig im selben Land oder wenigstens dem gleichen Kontinent, ist kontrolliertes Prügeln kaum möglich. Und falls doch alles gut geht und man einen Gegenspieler findet, mit dem man ernsthaft Spaß hat, ist nicht mal ein direktes Rematch erlaubt - ist der Fight vorbei, geht's zurück in die Lobby, wo das Glücksspiel von vorn beginnt. 

Fazit

In meinem Test der Konsolenfassung flehte ich die Spieler an, sich einen gescheiten Arcade-Stick anstelle der Standard-Gamepads zuzulegen, um das Spiel wirklich genießen zu können. Im Falle der PC-Version wäre das tatsächlich das geringere Übel: Bittebittebitte legt euch -wenigstens- ein 360-Pad oder Vergleichbares zu, wenn ihr ernsthafte Absichten habt, SF4 am Rechner zu spielen und kein Interesse daran habt, unsere Wertung zu zehnteln! Wenn sich jemand dieses Meisterwerk allen Ernstes mit Tastatur antut, hat das nichts mehr mit Masochismus zu tun - das ist pure Verachtung gegenüber Street Fighter! Stimmt das Equipment, ist Capcoms Edelprügler auch auf der sonst so spärlich mit guter Beat-em-Up-Kost verwöhnten Windows-Plattform ein spielerischer Hochgenuss: Die zusätzlichen Grafikfilter hätte man sich zwar sparen können, aber dank hoher Auflösung und optischer Verfeinerungen sieht das ohnehin schon wundervolle SF4 besser aus denn je - obwohl das Anti-Aliasing spürbar zu Lasten der Geschwindigkeit geht. Aber auch mit runter geregelten Details werdet ihr so schnell in keinem anderen Spiel so viel Spaß am Prügeln und verprügelt werden haben wie in Street Fighter 4! Auch wenn der Online-Modus in Sachen Zuverlässigkeit und Lag-Freiheit einiges zu wünschen übrig lässt.

Pro

hinreißender Grafikstil
exzellentes Figurendesign
wundervolle Animationen
großartiger Soundtrack...
motivierende Spielmodi

Kontra

ohne Pad oder Stick völlig unspielbar
Anti-Aliasing verlangsamt das Spiel spürbar
nervender Endgegner
...grausame Hauptmenü-Musik
unzuverlässiger, Lag-belasteter Online-Modus

Wertung

PC

Auch auf dem PC ein spielerischer und optischer Hochgenuss - allerdings nur, wenn man einen großen Bogen um die Tastatursteuerung macht!

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