Im Test:
Stadtgespräch
Über eine Stunde bin ich damit beschäftigt, mich durch Dialoge zu klicken. Mystische Stimmung? Fehlanzeige! Doch keine Bange: Das Abenteuer in Toledo entwickelt sich nicht zum langweiligen Kaffekränzchen.
Auch dort birgt ein Meister der magischen Spiele ein düsteres Geheimnis um allerlei okkulte Machenschaften. Was hat es mit der Eisentür in der Kirche auf sich, die seit Jahrhunderten nicht geöffnet wurde? Wenn die Einheimischen euch erst einmal ausführlich auf den aktuellen Stand gebracht haben, trefft ihr auch in der vierten Epdisode wieder auf jede Menge Kopfnüsse. Vorverurteilt: Der Enkel des berühmten Schwertschmiedes sitzt hinter Gittern.
Ihr schlüpft wieder in die Haut des britischen Professors Samual Hunt. Der Begriff »in die Haut schlüpfen« ist bewusst gewählt, denn ihr seht die Umgebung aus der Ego-Perspektive. Die Steuerung ähnelt der in der Myst-Reihe: Eure Umgebung besteht aus hübsch gerenderten Standbildern. Verwandelt sich der Mauszeiger in ein Pfeilsymbol, schreitet ihr per Klick ein Stückchen voran. Haltet ihr die Maustaste gedrückt, könnt ihr euch die Panoramabilder näher anschauen. Zum Glück werden diesmal wichtige Objekte auch dann mit einem Symbol gekennzeichnet, wenn ihr die Kamera bewegt. In den ersten Episoden musste das Bild erst ruhen, bevor ihr es nach Gegenständen und Hinweisen untersuchen konntet. In den hübschen Stillleben erwarten euch Passanten, die sich aus etwas klobigen Polygonen zusammensetzen. Die Einwohner sind zwar recht natürlich animiert, besitzen allerdings unschöne Schnittstellenfehler, die z.B. wie eine lange Narbe auf der Nase aussehen.
Das gestohlene Schwert
Kern der Geschichte ist das geheimnisvolle Schwert von Toledo. Es stammt aus einer altehrwürdigen Familie von Schmieden und wurde aus dem Anwesen der einflussreichsten Familie der Stadt gestohlen.
Für den örtlichen Polizisten ist der Fall klar: Er hält den Enkel des Schmieds, Francisco, gefangen, der als Bediensteter Zugang zu dem wertvollen Stück hatte. Samuel Hunt ist jedoch von der Unschuld des jungen Schmieds überzeugt. In der Rolle des Professors versucht ihr, ihm und seiner Freundin Carmen zu helfen. Denn wird Francesco nicht rechtzeitig vor dem 21. Geburtstag seiner Geliebten frei gelassen, ist sie dazu verdammt, den Sohn der bestohlenen Familie zu heiraten und verliert ihr hübsches Anwesen. Der kauzige französische Diener Hugo schlägt sich auf eure Seite und hilft euch bei den Ermittlungen.
Also streift ihr durch die schmalen Gassen der beschaulichen spanischen Stadt und versucht euch an den Kopfnüssen, die von simplen Gefälligkeits-Jobs bis hin zu komplexen und äußerst knackigen Musik-Rätseln und Chemie-Experimenten reichen. Mal öffnet ihr lediglich mit etwas Kombinationgabe ein chinesisches Kästchen, um den Polizisten mit der darin versteckten Zigarre zu bestechen. Ein anderes mal müsst ihr aufpassen wie ein Schießhund, damit euch ja kein Detail entgeht. Wenn ihr euch nichts spoilern wollt, ignoriert einfach folgende Beschreibung eines knackigen Rätsels und lest im Fazit auf der nächsten Seite weiter.
Rätselfrust?
Nachdem ihr die Spieluhr im Keller des Diez Palencia-Anwesens zum ersten mal mit dem Schlüssel aus der Schreibtischschublade gestartet habt, fällt durch einen speziellen Mechanismus ein Zettelchen aus dem Kleid der Ballerina.
Rätselkenner sollten sich davon nicht zu sehr ablenken lassen, sondern sich außerdem die Melodie gut einprägen. Das Kästchen birgt noch ein weiteres Geheimnis: Ein Ziffernschloss mit acht Rädchen. Wenn ihr später den Straßenmusikanten mit einem Keks dazu bringt, euch ein paar Lieder auf der Gitarre vorzuspielen, ist das Musikstück mit dabei. Allerdings nicht sofort, sondern erst, wenn ihr ihm das dritte Plätzchen vorbei bringt. Achtet auf den Namen des Liedes, den euch der Musiker nennt. Die hell erleuchteten Render-Kulissen sind nett in Szene gesetzt.
Diesen Titel wiederum schlagt ihr in einem Liederbuch im Keller von Diez Palencia nach und notiert euch den Nachnamen des Komponisten. Der wiederum hat nur sechs Buchstaben. Daher müsst ihr noch in den Übungsbüchern der Musikschüler herumwühlen, um herauszufinden, welcher Schüler das Stück gespielt hat. Danach notiert ihr die römische Klassen-Ziffer, die in der oberen Ecke der Seite vermerkt ist. Die Kombination aus dem Nachnamen des Komponisten und dieser römischen Ziffer ist der Schlüssel zum Geheimfach der Spieluhr.
Fazit
Wenn ihr Lust auf ein entspanntes Knobelabenteuer habt, seid ihr auch bei der vierten Agon-Episode an der richtigen Adresse. Die nicht enden wollenden Dialoge trüben zwar zu Beginn die mystische Stimmung, die in den Vorgänger-Epdisoden herrschte - andererseits kommt ihr auf diese Weise viel direkter mit den Charakteren in Kontakt. Nach einer Weile werdet ihr auch in Toledo in die Geschichte um das geheimnisvolle Schwert hineingezogen. Ihr dürft wieder nach Herzenslust in den Briefen und Büchern der Einwohner herumstöbern. Auch die ansehnlichen Renderkulissen tragen ihren Teil zur gemütlichen Knobelstimmung bei. Gelungen sind darüber hinaus die professionelle Synchronisation des Protagonisten und die ruhigen Hintergundmelodien. Die Entwickler hätten allerdings ruhig ein paar mehr neue Musikstücke beisteuern können. Außerdem liegt der Schwierigkeitsgrad mancher Rätsel wieder hart an der Frustgrenze. Erfahrene Spieler können sich aber auf einen unterhaltsamen Spanien-Trip freuen.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Idyllische Episode des Mystery-Adventures im Spanien des frühen 20. Jahrhunderts.
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