Freelancer04.03.2003, Jörg Luibl
Freelancer

Vorschau:

1993 sorgte ein Spiel namens "Wing Commander: Privateer" für SciFi-Euphorie: Ein ganzes Universum lockte mit spielerischer Freiheit, die sowohl Kampfpiloten als auch Händler und Entdecker entzückte. Zehn Jahre später, am 17. April 2003, soll Freelancer (ab 12,99€ bei kaufen) erneut die Begeisterung der Weltraum-Simulationen entfachen. Warum das ehrgeizige Projekt auf Award-Kurs ist, verrät die Preview!

Epos im Actionpelz

Eine Weltraum-Simulation ohne Joystick-Steuerung? Automatisierte Andock-Manöver und Kämpfe mit der Maus? Auf den ersten Blick wirkt Freelancer wie ein nicht gehaltenes Versprechen, denn es präsentiert sich als leicht zugängliches Actionspiel, weniger als Simulation. Doch der Schein trügt: Hinter der kinderleichten, aber äußerst komfortablen Steuerung verbirgt sich ein Epos, das in einem gigantischen Universum spielt.

Das Team von Digital Anvil entführt Euch in eine lebendige dreidimensionale Welt mit glaubwürdigen Figuren und filmreifer Story. In der Rolle des Abenteurers Edison Trent werdet Ihr immer tiefer in die Intrigen eines Universums gezogen, das von vielen politischen Fraktionen bevölkert wird. Ihr könnt Eure Rolle dynamisch wechseln: Egal ob Kopfgeldjäger oder Händler, gesetzestreu oder kriminell.

Die vertraute Namensgebung von Planeten, Raumschiffen und Namen sorgt dafür, dass man sich sofort heimisch fühlt. Wer sich im Rheinland-Sektor herumtreibt wird es z.B. mit Planet Hamburg, Kampfschiff Walküre oder Admiral Schultzky zu tun bekommen. Hinzu kommen amerikanisch, britisch und japanisch angehauchte Nationen.

__NEWCOL__Rollenspiel im Weltraum

Freelancer bietet das süchtig machende Spielprinzip eines Rollenspiels: Mit Quests und Kämpfen gewinnt Ihr Credits, Ausrüstung und steigt im Level auf. Je weiter Ihr voranschreitet, desto bessere Waffen und Raumschiffe stehen Euch zur Verfügung. Es wird über 30 Typen geben - vom wendigen Jäger bis zum großen Frachter, alle individuell ausrüstbar. Anstatt Erfahrungspunkte zu verteilen, wird einfach der Wert Eures Schiffes in Credits bemessen. Wollt Ihr aufsteigen, müsst Ihr also fleißig Aufträge annehmen.

Das Faszinierende daran sind nicht nur die dramatischen Wendungen der Hauptstory, sondern die vielen kleinen Nebenschauplätze mit ihren selbstlaufenden Kämpfen und diplomatischen Krisen. In den Bars halten Euch Newsticker und Gerüchte auf dem Laufenden über aktuelle Ereignisse.

Und je nachdem, wie Ihr Euch verhaltet, welche Aufträge Ihr ablehnt oder durchführt, ändert sich die Einstellung von über ein Dutzend Parteien, Gilden und Konzernen zu Euch. Habt Ihr die Kopfgeldjäger verärgert, werdet Ihr in der Bar auf kalte Ablehnung stoßen.

Einfache Shooter-Steuerung

Chef-Designer Jörg Neumann und das Team von Digital Anvil haben vier Jahre investiert, um ein lebendiges und vor allem leicht zugängliches SciFi-Erlebnis zu erschaffen - das ist ihnen gelungen. Freelancer zeichnet sich nicht nur durch eine klasse Optik mit herrlichen Explosionen, wabernden Nebeln und gleißenden Warp-Effekten aus, sondern auch durch eine einfache Maus- und Tastatur-Bedienung à la Windows.

Auf den Planeten klickt Ihr Euch bequem von der Bar zum Händler oder Ausrüster, wo eine 3D-Kulisse samt animierter NPCs auf Euch wartet. Hier könnt Ihr Euch zwar nicht frei bewegen, aber mit wenigen Klicks Euer Schiff reparieren, aufrüsten oder Missionen annehmen. In den zahlreichen Bars warten immer ein paar Charaktere, die Ihr ansprechen könnt. Gestik und Mimik sind lebensecht dargestellt, nur die Begrüßungsfloskeln leiden an Abwechslungsarmut.

Diese komfortable Bedienung wird im Weltraum fortgeführt: Ihr könnt schnell Flugrouten planen, die entsprechenden Wegpunkte oder Wurmlöcher im All anwählen und diese automatisch anfliegen. Wollt Ihr irgendwo landen, reicht ebenfalls ein Tastendruck und Euer Gleiter schwenkt Richtung Dock-Station. Natürlich lässt sich das Universum auch komplett manuell erforschen - das Wegpunktesystem ist nur eine Hilfe.

Die ist manchmal auch bitter nötig, denn in den Weiten des Alls lauern überall Gefahren. Abgesehen von der Kollisionsabfrage, die Asteroidenfelder und große Schiffe zu Hindernissen macht, bedeutet auch das Eindringen in die Atmosphäre von Planeten den schnellen Tod.

__NEWCOL__Star Wars war gestern

Im Kampf werden sich Shooter-Fans sofort heimisch fühlen: Begleitet von sphärischen Klängen und Funksprüchen könnt Ihr Raumschiff und Fadenkreuz mit der Maus steuern, nach links und rechts ausweichen und mit der rechten Maustaste Lasersalven abgeben.

Das Spiel soll laut Digital Anvil übrigens auch auf schwächeren Rechnern ruckelfrei zur Geltung kommen; die Engine sei bis zur TNT 2-Karte und 800 Mhz abwärts kompatibel. Die grafische Explosions- und Texturbrillanz von Haegemonia wird trotz des stimmungsvollen Weltalls allerdings nicht erreicht.

Per Hotkey werden Raketen, Schub und Sonstiges aktiviert. Obwohl das Ganze leicht von der Hand geht, verlangen die Echtzeit-Kämpfe volle Konzentration, denn nebenbei muss man feindlichen Raketen ausweichen, seinen Schild und die Schiffsenergie im Auge behalten und notfalls Reparaturen einleiten.

Aufgrund der zahlreichen Waffen, die alle unterschiedliche Wirkung haben, kommt noch eine taktische Note hinzu: Bestückt Ihr Euer Schiff z.B. nur mit einfachen Lasern, seid Ihr gegen Plasmaschilde machtlos. Außerdem gibt es Raketen mit hoher Durchschlagskraft, aber dafür mäßiger Zielerfassung und umgekehrt. Hinzu kommen Minen, Raketen-Abwehrdronen, diverse Schilde- und Schub-Aggregate.

Der Multiplayer-Modus wird Spiele mit bis zu 64 Teilnehmern über Server ermöglichen. Ihr könnt z.B. mit Freunden kooperativ Aufträge annehmen, oder zusammen eine kleine Flotte aufstellen - einer fliegt die Handelsfregatte, die anderen die Jäger-Eskorte. Natürlich sind auch Gefechte gegeneinander möglich.

Ausblick

Freelancer ist Action, Rollenspiel und Simulation in einem. Vor allem die filmreife Story sorgt mit ihren überraschenden Wendungen und mysteriösen Verflechtungen dafür, dass die Stunden im All nur so verfliegen. Und während man sich fragt, wem man trauen kann, handelt, schießt und fragt man sich durch ein prächtiges und politisch lebendiges 3D-Universum mit Dutzenden Planeten und Fraktionen. Das Team von Digital Anvil präsentiert das Ganze mit einer bequemen Maus-Tastatur-Bedienung, die Frust erst gar nicht aufkommen lässt. Trotzdem verlangen die spektakulären Gefechte im All volle Konzentration und die richtige Taktik. Nimmt man die schier unendliche Zahl an Aufträgen, Waffen und Ausrüstungsgegenständen hinzu, kann man vor dem Suchtpotenzial dieses Weltraum-Epos nur warnen. Die fehlende Joystick-Unterstützung und sich wiederholende Sprach-Samples gehen in der Begeisterung fast unter. Unser Award wackelt jedenfalls schon.

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